Der Weg des Kriegers
in der Morgendämmerung
endet in der Nacht
Bild: Pixabay
Der Schüler eines großen Samurai ging nach dem Training nach Hause. Es war schon spät und der Junge müde. Also beschloss er, die Abkürzung durch den Wald zu gehen. Seine kleine Laterne spendete nur wenig Licht. Bevor er sich versah trat er auf eine Schlange, die ihn prompt biss.
Voller Panik lief der Schüler zu seinem Meister zurück. „Hilf mir, Sensei“, rief er schon von draußen, „eine Schlange hat mich im Wald gebissen!“ Der Samurai sah sich die Wunde an, die zwar schmerzhaft, aber harmlos war. Keine Spur von Gift.
Er behandelte seinen Schüler und gab ihm Medizin. Sofort fühlte der Junge sich besser. Aber die Angst blieb. „Sensei“, bat er, „kannst du mich nicht nach Hause bringen? Ich habe Angst, dass mich die Schlange wieder beißt.“
Der Samurai ging in die Küche und kochte Tee, den er in aller Seelenruhe trank. Als die Tasse leer war sah er seinen Schüler lange an. „Es gibt immer mehrere Wege, die uns ans Ziel führen“, sagte er. Ist es weise in der Finsternis durch den Wald zu gehen?“
Der Schüler schämte sich, als er die Worte hörte und ging den längeren Weg nach Hause. Dort gab es Fackeln und in vielen Häusern brannte noch Licht. Freudestrahlend kam er am nächsten Tag zum Training. „Danke, Sensei“, sagte er und verbeugte sich. „Du hast mein Leben gerettet.“
Aber nach dem Training kam seine Angst zurück und als die anderen Schüler gegangen waren, bat er den Samurai erneut um Rat. „Sensei“, sagte er, „was mache ich, wenn ich noch einmal einer Schlange begegne und die vielleicht giftig ist?“
„Wenn du ihr nicht aus dem Weg gehen kannst“, erwiderte der Samurai, „schlägst du ihr ohne zu zögern den Kopf ab. Aber entscheiden musst du, was besser für dich ist.“
Diesen Beitrag widme ich all jenen Mädchen und Frauen, die ihre Gefühle noch immer verbergen. Schon mehrfach habe ich über mein Coming Out berichtet und wie einfach es für mich gewesen ist. Aber das ist nicht die Regel. Viele lesbische Frauen haben es schwerer als ich.
Was mich so anders macht, so selbstbewusst, ist kaum mit Worten zu erklären. Zum Teil ist es meine (innere) Stärke, mein messerscharfer Verstand. Ich bin nicht das typische Girlie im Barbie-Look. Und für eine Frau bin ich doch recht aggressiv. Was kein Nachteil ist. Frauenpower braucht das Land.
Immer wieder wollen Frauen von mir wissen, wie ich mein „Lesbisch sein“ entdeckte. Aber wie kann man etwas entdecken, das schon immer da gewesen ist? Außer zu Ken und meinem Vater, habe ich niemals etwas für Mann empfunden. Und selbst als junges Mädchen war mir schon klar, dass das eine unschuldige Liebe ist.
Trotzdem war und bin ich in der Lage, auch den (Traum)Körper eines Mannes zu kommentieren. Aber ohne jede Neigung ihn jemals zu berühren. Einen schönen Körper finde ich ästhetisch. Bei Couch-Potatoes wird mir schlecht.
Frauen haben mich von jeher angezogen. Immer stärker, je älter ich geworden bin. Und doch gab es das Wort „lesbisch“ noch nicht in meiner Gedankenwelt. Sexuell bin ich die Spätstarterin. Dafür dann aber gleich mit Turbo. Und das war gut.
Täglicher Sport, Bücher, Schreiben und die Schule, waren lange mein Lebenssinn. Während andere Mädels von Männern schwärmten, haben die mich nicht umgehauen. Ich sie schon. Mit mir war nie gut Kirschen essen.
Nach dem Kuss mit Natalie und dem Gespräch mit Karin, war etwas in mir erwacht, das jahrelang geschlafen hat. Während andere Frauen von einem ungeheuerlichen Druck sprechen, der vor dem Coming Out auf ihrer Seele lastet, kannte ich diese Probleme nie. Einmal realisiert was ich bin, habe ich mich sofort mitgeteilt. Und meine Eltern damit geschockt.
Wobei Schock auch hier das falsche Wort bezeichnet. Meine Eltern wussten immer, dass ich anders bin. Aber Lesben werden in Japan quasi ignoriert. Und junge Frauen haben oft erst sehr spät den ersten Sex. Meiner war mit einer Frau. Und so war es gut.
„Sei du selbst“, möchte ich allen Mädchen und Frauen mit auf den Weg geben. „Steh zu dir und habe keine Angst. Deine Eltern werden dich auch noch lieben, wenn du dich als Lesbe erklärst. Vielleicht dauert es eine Weile, aber sie werden es akzeptieren. Und deine Geschwister und Freunde sowieso.“
So wie ich kannst auch DU leben! Offen lesbisch und mit Frau, als Partnerin. „Sei du selbst!“, möchte ich zu allen Frauen sagen. Verwirklicht euch und geht euren Weg. Egal wohin er führen mag. Hauptsache weg aus Enge und Zwang.
Neuen LeserInnen, die mehr über mich lesen möchten, empfehle ich diese Artikel:
1. – Mein Weg – mein Coming Out – Kommt Mayumi raus?
2. – Out with Dad
3. – Das Mädchen mit den blonden Haaren
4. – Die Lesbe
Das Licht von Arda
Meine Schritte werden kürzer. Ein langer Weg neigt sich dem Ende zu. Aber will ich ankommen, ist nicht immer der Weg auch das Ziel? Meine Reise hat mich um die ganze Welt geführt. Über sturmgepeitschte Meere bin ich gesegelt, längst vergangene Orte habe ich gesehen.
Ja, meine Augen haben gesehen. Die Königreiche der Menschen sind lange vergangen. Nur noch wenig erinnert an die Altvordere Zeit. Wir, die Erstgeborenen, wir sind noch immer hier. Einsam ist die Welt geworden, verlassen von den großen Helden. Wo sind sie, die Gefährten aus den alten Tagen? Wo, die Helden, die einst so ruhmreich gewesen sind. Vergangen sind die Tage. Nur ich bin noch immer hier.
Die Grauen Anfurten sind nicht mehr fern. Dort werde ich die Welt verlassen und in den nächsten Morgen gehen. Ein Schiff bringt mich in den Goldenen Westen, zurück nach Valinor. Arda ruft. Viel habe ich erlebt in meiner Zeit. Aber ohne Wehmut blicke ich auf jene Tage zurück. Ich höre die Gefährten lachen, scherzen. Nur noch Schatten der Erinnerung. Die Zeit hat mir alles genommen. Nur mir kann sie nichts tun. Elben leben ewiglich.
Licht und Dunkelheit
Winter in meiner Seele
Eisig weht der Wind
Hell brennt das Licht von Arda
Warm ist auch der Elfe Kuss
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Inspiriert vom Herrn der Ringe und meiner Elfe
Kinder sehen die Welt mit anderen Augen, für Kinder ist die Welt spannend und bunt. Aber Kinder haben auch den Wunsch erwachsen zu sein.
Ich war gern Kind, Erwachsene fand ich komisch. Klar, da waren meine Eltern, diverse Tanten und Onkel. Aber Familie und Freunde zählen nicht.
Es gibt Menschen die trauern ihrer verlorenen Jugend hinterher. Ihr Leben dreht sich stets im Kreis. Immer nur ein Blick zurück.
Kinderzeit, verlorenes Glück?
Für manche Menschen scheint die Zeit zu rasen, hiflos sehen sie dem Uhrenzeiger zu. Und die Sekunden ticken, das Leben zieht vorbei.
„Ach und könnt‘ ich doch nur ein einz’ges Mal die Uhren rückwärts dreh’n“, hat Wolfsheim einst gesungen.
Aber ganz ehrlich, warum sollte man das tun? Das Leben spielt im Hier und Jetzt und nie im Gestern. Kinder, das sind die anderen. Aber Kinder sind auch wir. Tief in unserem Inneren lebt das ewige Kind, jenes unbeschwerte Glück.
Mag jemand mit mir lachen?
„Denn wie viel von dem, was ich heute weiß, hätt‘ ich lieber nie geseh’n“, heißt es bei Wolfsheim.
Und schon flüchtet der Mensch in (s)eine eigene Welt, vielleicht sogar in eine Depression.
Aber was schließt uns von der Welt der Kinder eigentlich aus, warum können Erwachsene sie nicht sehen? Die Logik, der Verstand tötet oft das Spiel. Und unsere Herzen werden kalt.
Das Feuer der Jugend macht der Weisheit des Alters Platz. Träume verpuffen und bleiben nur noch Träume.
Ich habe das immer anders gesehen.
Als Kind war ich anders, als andere Kinder. Viel disziplinierter, aber auch unglaublich wild.
Und dann wieder verträumt im Reich der Bücher. Geschichten, ach wie wunderbar.
Mir lief die Zeit niemals davon, ich habe immer intensiv gelebt. Und das in meiner bunten Welt, im zauberhaften Feenreich.
Aber auch Feen müssen manchmal kämpfen. Genau das habe ich dann auch getan. Ich habe meine Welt verteidigt, mich und mein kleines Herz geschützt.
Feuer und Eis, beides ist in meiner Seele.
Meine Kindheit war behütet. Aber die eigentliche Wächterin war ich. Ich habe jeden Tag genossen. Intensiv und voller Mädchenglück.
Musik, Poesie und auch Karate, haben einen besonderen Menschen geformt. Und der Zen-Buddhismus hat ein übriges getan.
Es waren immer spannende Tage und keiner war ein Klischee. Statt den Regen zu meiden bin ich lieber in Pfützen gehüpft.
Angst hatten immer nur die anderen. Der Angst lache ich fröhlich ins Gesicht.
Unbeschwerte Jugend, unbeschwertes Glück.
Das Kind in mir ist stets lebendig und das wird niemals anders sein. Aber dieses Kind hat manchmal Pause. Und doch gibt es immer den Weg zurück.
Vielen Menschen gelingt das nicht. Sie entfernen sich von ihrer Kinderseele. Ich habe die meine immer behütet, wie einen kostbaren Schatz gehegt.
Geholfen dabei haben mir auch andere Menschen. Oder besser gesagt haben sie mich unterstützt.
Der wichtigste Mensch ist dabei meine Elfe. Obwohl erwachsen, ist sie auch ein großes Kind.
Vielleicht ist das eins der Geheimnisse unserer Liebe: wir nehmen uns an, wie wir sind.
Ändern wollen uns immer nur die anderen.
Kinder sehen die Welt mit anderen Augen, für Kinder ist die Welt aufregend und bunt. Aber Kinder haben auch den Wunsch erwachsen zu sein.
Ich bin gern erwachsen und ich bin noch immer gern ein Kind. Kein Widerspruch, nur mein Weg zu leben.
Und genau das ist der ganze Trick. Zu leben und nicht zu warten bis die flüchtige Zeit vergeht.
„Immer vorwärts, Schritt um Schritt es gibt keinen Weg zurück“, singt Wolfsheim und das Kind in mir schüttelt leicht den Kopf.
Es gibt immer einen Weg zurück! Mag ihn jemand mit mir gehen?
Endlose Straßen
Flimmernde Morgenhitze
Die Sehnsucht erwacht
Sanft ruft mich deine Stimme
Ich bin auf dem Weg zu dir
In meinem noch nicht allzu langen Leben habe ich schon viele Menschen getroffen.
Nicht alle waren mit mir kompatibel, nicht alle habe ich gemocht.
Fast allen gemeinsam ist eine Sache, die mich nachdenklich macht, die Unsitte zu jammern, etwas NICHT tun zu wollen, da sie ein Problem sehen.
Wie komme ich darauf, was will ich damit sagen?
Viele Menschen beginnen eine Antwort mit den Worten: „Das Problem ist …“
Und an genau dieser Stelle fange ich an laut zu schreien und möchte die Person am Kragen packen. Auf keinen Fall bin ich daran interessiert etwas über Probleme zu erfahren. Ich möchte eine Amtwort, eine Lösung haben! Das einzige Problem dieser Menschen sind sie selbst und wie sie etwas angehen. Nämlich negativ!
Aber muss das wirklich sein?
Menschen unterscheiden sich in Optimisten und Pessimisten.
Die Optimisten sind lösungsorientiert, Pessimisten sind problemorientiert. Sie haben ihr Gehirn dahingehend progammiert alles nur grau und problematisch zu sehen. Das Essen ist zu heiß und das Glas halb leer. Die Lösung? Essen abkühlen lassen, oder weniger heiß kochen und das Glas nachfüllen. Fertig.
Für den Pessimist ist der Tag dann bereits gelaufen. Er hat das ja alles bereits genau so und nicht anders erwartet. Der Optimist freut sich über die dampfenden Nudeln, gibt es ihm doch Zeit sein Glas nachzufüllen. Alles ganz einfach, alles kein Problem. Pessimismus verhindert Erfolge und schränkt unsere Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung ein. Was wir alle brauchen sind Visionen, ein klares Ziel. Dann wird auch das scheinbar Unmögliche möglich. Wenn man überzeugt ist, etwas nicht erreichen zu können, dann ist es unerreichbar.
„Das Problem sind meine dicken Oberschenkel“, sagt eine Bekannte zu mir, als sie die tolle Jeans nicht kaufen kann.
„Abnehmen“, sage ich ungerührt. „Treib Sport und iss weniger Süßigkeiten.“
„Aber das Problem sind doch meine Knie“, erwidert sie. „Ich war schon bei so vielen Ärzten …“
„Dein einziges Problem ist dein Übergewicht“, erkläre ich ihr. “ Das belastet deine Gelenke zu sehr. Beweg dich einfach mehr, fang heute damit an.“
Bin ich kalt und herzlos? Nein, ich habe nur die Wahrheit gesagt und sehe Dinge anders.
Sie wiegt locker 20 Kilo zuviel und das aus Liebeskummer. Ein Schutzpanzer aus Fett für die arme Seele und das verwundete Herz. Aber abnehmen will sie nicht. Auch dafür hat sie tausend Gründe.
„Wer etwas will findet Wege, wer etwas nicht will findet Gründe“, lautet ein Zitat. Und das sollte sich bitte jeder auf die Fahne schreiben.
Ich sehe schon die Finger auf mich zeigen und kenne die Fragen bereits.
Ja, auch ich will viele Dinge nicht. Aber ich mache daraus kein Problem.
Als bestes Beispiel dient mein Blog. Über japanische Kochrezepte soll ich schreiben. Oder noch mehr über Japan erzählen, eine ganz Serie aus meiner kleinen Reihe machen.
Kein Ding für mich. Nur habe ich dazu keine Lust. Viele Beiträge entstehen aus dem Bauch, oder beschreiben mein reales Leben, das ich gern ansatzweise mit meinen LeserInnen teile. Viel mehr wird es von mir kaum geben. Mein Widerwille gegen jede von Art von Zwang erwacht sofort, wenn Menschen (scheinbar) etwas von mir fordern. Auch, wenn es nur Bitten sind.
Auch mir sind echte Probleme wohlbekannt. Aber ich gehe sie anders an.
Ein Problem ist für mich ein Gegner. Den gilt es zu besiegen.
Ich muss und werde ihn also analysieren, um seinen Schwachpunkt, die Lösung zu erkennen. Dann erst schlage ich zu, sprich löse das Problem.
Aber was bei anderen Menschen Jahre dauert, mache ich in Minuten, Stunden, Tagen. Dann marschiere ich los und nach vorn.
Wo ist nun das Problem?
Ich soll mich selbst besiegen, höre ich LeserInnen sagen und gegen meinen Widerwillen kämpfen. Aber warum sollte ich das tun? Warum soll ich von meinen Ziel abweichen?
Mein Ziel ist klar, meine Vision ungebrochen. Wer, oder was mich daran hindert, blende ich aus. Klingt hart? Ist aber fair. Und keine Angst, ich bin kein roher Trampel.
Auf meinem Weg gibt es keine Leichen, nur Begegnungen am Straßenrand. Wer mir folgen will darf das gern machen. Nur aufhalten sollte man mich nie.
Hat wer damit ein Problem?
„Ach ich kann das alles nicht“, höre ich viele Menschen sagen und brechen dann in Tränen aus.
„Wenn du wüsstest, was ich schon alles erlebt habe“, jammern andere und laufen stets im Kreis. Freundinnen sind, oder waren unglücklich veliebt, konnten sich aber nicht trennen. „Ich liebe sie / ihn doch so sehr“, ist der Standardspruch. Und da wird mir schlecht. Das sind alles nur Gründe, um etwas nicht zu tun.
Ich helfe anderen gern, ich bin ein Optimist. Aber irgendwann hat auch meine Geduld ein Ende, irgendwann ist es auch mir genug.
Die Bekannte mit dem Liebeskummer hat das bereits gespürt. Als wir sie mieden, hat sie 5 Kilo abgenommen. Aus Kummer, wie sie sagt. Im Internet sind Dinge weniger kompliziert. Hier kann ich entscheiden, wen ich lese, was und warum. Schon vor Monaten habe nich von einigen Jammerblogs radikal getrennt. Ich konnte das weinerliche Geschreibsel kaum noch ertragen. Egal welchen Rat die Leidenden bekamen, sie schlugen ihn mit Sicherheit aus und flüchteten in ihre bekannte Hölle. Aus purer Angst vor dem unbekannten Himmel nebenan. Ihr einziges Problem: den Hintern zu bewegen und einen kleinen Schritt zu machen! Weg von der negativen Sicht.
„Das ist alles nicht so einfach“, oder „Du stellst dir das so leicht vor! Komm du mal in mein Alter!“, wird mir oft gesagt.
Ich kenne alte Menschen, die anders sind. Die wissen immer einen Rat.
Die Sichtweise dieser Menschen ist heiter. Sie stehen dem Leben positiv gegenüber.
Ich kenne eine im Rollstuhl sitzende Frau, die schon mit mir an der Uni war. Seit einem Verkehrsunfall vor einigen Jahren kann sie ihre Beine kaum noch bewegen.
Früher war sie eine ausgezeichnete Läuferin und in einem Leichtathletikverein aktiv.
Aber diese Frau jammert nicht, das habe ich noch nie von ihr gehört. Stattdessen spielt sie unverzagt Rollstuhl-Basketball und sie ist richtig gut!
Klar hat sie auch so ihre Probleme. Steigungen und Treppen gehören dazu. Aber sie findet immer einen Weg und dreht sich nie im Kreis.
Wenn, dann nur mit dem Rollstuhl und voller Übermut.
Wo also liegt für gesunde Menschen das Problem?
Ein Totschlagargument der besonderen Art ist der subtile Satz „Ich wünsche dir, dass du dich immer frei entscheiden kannst.“
Falls es dem einen oder anderen meiner Leser entgangen ist: Ich bin lesbisch und seit Oktober 2013 mit meiner langjährigen Partnerin verheiratet. Ich habe mich frei für diesen Weg entschieden. Wer glaubt, seine kleinen Problemchen seien mit denen Homosexueller zu vergleichen, der hat mein Mitgefühl. Wir erleben fast täglich Anfeindungen und Homophobie. Dicke Oberschenkel, oder Liebeskummer sind dagegen nur ein Witz. Aber trotzdem bleibt mein Optimismus ungebrochen. Ich sehe meinen Weg und gehe ihn. Ich suche und finde Lösungen, aber jammern werde ich nicht. Mag mir jemand folgen?
Der Philosoph Ludwig Marcuse hat einmal gesagt: Jeder große Pessimismus ist Ablehnung einer Zuversicht. Und damit hat er Recht.
Es ist Winter geworden in der Schweiz. Die Straßen sind verschneit. Hand in Hand wandern wir durch die Nacht, einem neuen Tag entgegen. Wir machen solche verrückten Dinge. Und oft ist es Yuki, die mich dazu motiviert. Wir sind vor einer Woche mit dem Test-Golf in in den Schnee gefahren. Ein Ausflug im Winter, Urlaub für einen kurzen und doch so langen Tag. Und wir haben geredet, wir haben uns entschieden. Wie versprochen erzähle ich davon.
Wir bleiben stehen und schauen zurück. Deutlich zeichnen Spuren unseren Weg. Und Spuren wollen wir auch auf unserem Lebensweg hinterlassen. Das war immer unser Ziel. Wir sprechen über die Zukunft, über Arbeit, Sport und Spiel. Sicherheit wird bei uns groß geschrieben, da sind wir sehr konservativ. Finanziell sind wir durch unsere Eltern abgesichert. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Aber sie sind stolz auf uns. Wir haben bereits Berufe, aber unsere Berufung waren sie nicht. Yuki sieht das wie ich. Zwei Herzen, eine Seele.
Vor einer Weile habe ich von meinem Weg ohne Zweifel geschrieben. Aber es ist eine Sache mit 300 km/h über die Autobahn zu brausen, mit Vollgas durch die Nacht. Auf der Autobahn des Lebens geht das nicht. Unebenheiten, Schlaglöcher und lange Staus sind Hindernisse, die unser Fortkommen oft erschweren. Manchmal müssen wir deshalb kleinere Schritte machen. Jeden Tag aufs Neue, jeden Tag ein Stück. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“, steht in der Bibel. Ja, auch darin habe ich gelesen. Dürfen Buddhisten das nicht?
Nach drei Jahren Vollzeit-Job sind Yuki und ich zurück auf die Universität gegangen. Wir haben ein „Leben in Luxus“ aufgegeben, um einen anderen Weg zu gehen. Den Weg der Kunst und Künstler. Nie brotlos und vor allem motorisiert. Möglich gemacht haben das unsere Eltern. Vielen Dank dafür! Noch ist unklar, wohin uns dieser Weg führen wird. Aber ist ankommen immer wichtig? Ist nicht das ganze Leben eine lange Reise?
Nach drei Jahren Uni-Pause ist alles neu. Angst habe ich keine. Lernen ist meine Passion. In den ersten Tagen schaue ich mich um. Neue Wege, neue Menschen, neue Gesichter. Wie jung sie doch noch sind. Yuki und ich fallen kaum auf. Kein Wunder, wir sehen wie Anfang Zwanzig aus. Ein Vorteil Japanerin zu sein. Und laut einem japanischen Online-Test ist das auch mein geistiges Alter. Yuki sagt sie habe immer schon gewusst, dass ich ein Kindskopf bin. Ist sie nicht eine tolle Frau?
Wir bleiben meist unter uns. Wenn wir keinen Kontakt haben müssen, meiden wir andere StudentInnen. Für uns ist die Uni lediglich Pflichtprogramm. Die Kür haben wir hinter uns gelassen. Vor drei Jahren in einer anderen Zeit. Neid kommt keiner auf, die Neugier von KommilitonInnen hält sich in Grenzen. Wir sind und bleiben Außenseiter. Nur Mann ist stärker an uns interessiert. Wir amüsieren uns über die Blicke und gehen bewusst meist Hand in Hand.
Die meisten Männer schreckt das so wenig, wie unsere Eheringe. Sie werden weiter baggern. Wir müssen den ein oder anderen Dämpfer verteilen. Danach herrscht Ruhe, ich kenne das schon. Der Weg unterm Regenbogen kann oft steinig sein. Aber ich weiche Ärger niemals aus. Meist lenke ich ihn um und ab. Mit purer Kraft gewinnt man keinen Kampf.
Unser neuer Studienweg ist etwas chaotisch. Anfangs bringen mir die beiden altem Semester Literaturwissenschaft nicht viel. Das ist Jahre her und wird nicht mehr anerkannt. Aber schon nach kurzer Zeit ist klar, dass ich das erste Semester locker in der Tasche habe. Ein Kinderspiel mit einer studierten Elfe als Frau. Ich werde 3 – 4 Semester pro Jahr machen. Alles andere wäre Zeitverschwendung. Zur Not höre ich auf zu bloggen. Wen interessiert mein Geschreibsel sch0n.
Auch Yuki hat Glück. Sie hat zwar damals abgebrochen, aber ihr werden die Scheine anerkannt. Mein Elfe wird also vor mir fertig sein, was ich ihr von ganzem Herzen gönne. Aber sie will nach dem Master auch ihren Doktor machen, wie sie mir an diesem Morgen in der Schweiz erzählt. Bachelor ist sie schon. Dann bleibt sie an der Uni. Wir werden sehen. Ich bin total stolz auf sie und werde sie unterstützen. Ich habe ja Erfahrung darin.
Es ist Winter geworden. Und nicht nur in der Schweiz. Die Straßen sind verschneit. Hand in Hand wandern wir weiter, den Blick nach vorn gerichtet. Unser Leben mag langweilig klingen, das ist mir schon klar. Wir scheinen vorgezeichnete Wege zu gehen. Aber das sind nur die Wege, die ich zeige. Die verborgenen Pfade gehören uns allein. Dorthin kann uns niemand folgen. Und das wollen wir auch nicht. Vor uns liegt ein langer Weg. Und es wird Zeit, dass wir ihn gehen. Sayonara!
Wir haben es doch schon immer gewusst: trainierte Frauen haben mehr Lust. Lust Kinder zu kriegen, Lust zu kochen, Lust dem Ehemann Lust zu bereiten … STOP! Das ist irgendwie so gar nicht lustig. Ich fange noch mal an.
Frauen in diesen Tagen haben keine Lust. Das mag am Wetter und am Hüftgold liegen. Vielleicht auch an der Psyche. Dagegen hilft Sonne, oder blaues Licht. Oder ein Workout für mehr Lust. Natürlich geleitet von der Diplom Lustologin Frau Dr. libido Landar. Das Lustradio (LR) hat ein Interview mit der Sexpertin geführt.
LR: „Guten Tag Frau Dr. Landar. Wie kommt eine junge Frau wie Sie eigentlich zum Sex?“
Ich werfe dem Fragesteller einen bösen Blick zu und er schrumpft um einige Zentimeter.
LR: „Also … äh … ich meine wie sind sie zur Sexologin geworden? Und bitte erzählen Sie doch etwas über die von ihnen entwickelte Sex-Technik.“
Das klingt schon viel besser und schmeichelt meinem Ego.
Ich spreize die Finger und mache eine wichtige Mi(e)ne, die leider sofort explodiert.
„Ich bin durch andauernde Lustlosigkeit vor einigen Jahren auf die Sextinische Kapelle gestoßen. Dort gibt es die sogenannten Sextantinnen. Das sind keine Nonnen, aber durchaus geheiligte Frauen, die sich über alles lustig machen.“
„Aber Frau Dr. Landar“, wirft der Interviewer ein. „Verwechseln sie da nicht Lust mit lustig?“
Ich schaue den Fragesteller belustigt an. Der Kerl hat von nix eine Ahnung, aber davon viel.
„Wichtig für mehr weibliche Lust ist ein gesunder Beckenboden“, fahre ich ungerührt fort. „Der sollte täglich gewienert werden. Sozusagen immer gut bescheuert sein. Ein Besuch in der von mir gegründeten Lustbude hilft da sehr! Frau wird dort von meinen Sexpertinnen auf ihre täglich zu erbringende Lustigkeit vorbereitet. Natürlich bevorzugt auf den Knien.“
Der Reporter wird rot und dann leichenblass.
Habe ich etwas falsches gesagt?
„Und … und es dürfen nur Frauen in dieser … Lustbude sein?“, stammelt er und greift sich an den vermutlich zu eng gewordenen Kragen.
„Na meinen Sie Männer seien dort willkommen?“, fauche ich ihn an. „Es geht hier um lustgeplagte Frauen.“
LR: „Ja, Entschuldigung, Frau Dr. Landar. Vielleicht wollen Sie näher auf ihren Kurs eingehen?“
Ich nicke und bin schon wieder halb versöhnt.
„Meist fangen wir mit einer Aufwärmübung an“, sage ich. „Frau wird geneigt. Also vornüber gebeugt. Das fördert ihre Launenhaftigkeit. Nach einer Weile hat sie dann so richtig Bock.“
Ich mache eine kurze Pause.
Warum steht dem Reporter nun der Schweiß auf der Stirn? Ein komischer Kerl ist das.
„Wir belassen Frau etwa eine halbe Stunde in dieser Stellung. Danach wird diese in Wohlgefallen aufgelöst. Dann folgen zwei, oder auch drei Sätze Begierde. Frau steht dabei möglichst nah an einem umgebauten Herd, der ihr das Verlangen auf die roten Wangen treibt. Um ihre Lust weiter zu fördern gibt es anschließend eine kurze Pause, in der sie eiskalt duschen muss. Dabei wird sie allein gelassen. Wie von ihrem Mann. Glauben Sie mir, die Mädels stehen voll darauf!“
Der Reporter schluckt. Es geht ihm sichtlich schlecht.
Ist der Mann etwa krank?
„Es folgt dann wieder eine halbe Stunde aktive Geneigtheit. Frau muss sich launig ihren Gelüsten hingeben. Glückstaler-Schokolade liegt ständig bereit, denn ohne Glück bückt Frau sich nicht.“
Der Typ kapiert aber auch gar nix, wie seine nächste Frage beweist.
LR: „Und das ist dann wirklich schon das ganze … äh … Rezept zur Lust?“
„Nee“, erwidere ich. „Die so belustigte Frau wird nun auf den Partner losgelassen, um ihr ins Unermessliche gestiegenes Verlangen nach Ruhe zu stillen.“
Der Reporter starrt mich entgeistert an. Endlich hat er verstanden.
„Ich glaube sie haben sich lustig gemacht“, murmelt er.“
„Es war mir ein Bedürfnis“, erwidere ich sanft.
Dann gehe ich belustigt nach Hause. Natürlich auf dem Weg zur Lust.