Am Ende bleibt nur das Vermissen

Wenn Menschen sich trennen fallen sie oft in ein tiefes Loch. Die Seele trägt Trauer, das Herz ertrinkt im Schmerz. Yuki ist weg, fort, gegangen. Ein Schritt, der lange übefällig war. Ja, der Schritt war nötig. Sie hat lange gezögert und ihn immer wieder verschoben, bis es fast zu spät gewesen ist.

Unruhe erfasst mich. Die Wohnung wirkt kalt und leer. Wo ist das helle Elfenlachen? In Gedanken sehe ich Yukis Gesicht. Mandelaugen, die tief in meine Seele blickten. Aber Dinge ändern sich. Nichts bleibt wie es einmal war.

Jeder hat ein eigenes Schicksal und muss seine eigenen Wege gehen. Zwar gibt es immer wieder andere Menschen, die uns ein Stück begleiten. Aber nichts ist für die Ewigkeit. Nur die Ewigkeit ist unendlich. Und unendlich einsam bin auch ich.

Ich analysiere meine Situation. Verlassen sitze ich hier. Wie kann ich das ändern? Fast automatisch fliegen meine Augen über neue Blogeinträge, die mich kaum aufmuntern können. Dort schreibt ein Mädel über Liebeskummer, anderswo ein melancholisches Gedicht.

Durch das offene Fenster begrüßt mich die Sonne. Oder lacht sie mich nur einfach aus? Vögel zwitschern spöttisch: „Mayumi, warum so allein?“ Ich schließe die Augen und versinke in Meditation. Die trüben Gedanken verblassen. Vor mir ist nun ein helles Licht …

„Was machst du schon wieder?“, dringt Elfchens süße Stimme an mein Ohr. „Jetzt hab ich mich extra beeilt im Bad und du träumst wieder vor dich hin! Los mach hin, sonst kommen wir zu spät!“
Ich öffne die Augen und strahle Yuki an.
„Ach ich hab dich einfach vermisst mein Schatz“, gestehe ich. „Und deshalb von dir geträumt.“
Was habt ihr denn nun gedacht?

Von Eifersucht und Leidenschaft

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer Leiden schafft. Dieses Zitat ist wohlbekannt. Ja, Eifersucht und Leidenschaft sind starke Emotionen. Vor allem unsichere Menschen neigen zu starker Eifersucht und engen den Partner gern ein. Der Mensch wird zur Marionette, zum Spielball der Gefühle. Aus den leidenschaftlichen Küssen wird dann grenzenloser Hass. Vorher so verliebte Partner stehen sich geifernd gegenüber und schreien sich nur noch an. Oder schlagen sich sogar. Im privaten Bereich kann das gern jeder mit sich selbst ausmachen. So lange ich nicht um Hilfe gebeten werde interessiert es mich meist nicht. Ausnahmen gibt es immer. Als Zeugin von Gewalt gegen andere Menschen greife ich vermutlich ein, oder rufe ganz einfach die Polizei.

Aber es gibt eine Form der Gewalt, mit der ich überhaupt nicht kann: öffentlich im Internet ausgetragene Schlammschlachten. Wieso schreibe ich von Gewalt, ein kleines Wort kann doch niemanden verletzen? Das sehe ich anders. Als Hobbyautorin weiß ich sehr genau um die Macht des Wortes. Gezielt eingesetzt kann es die Psyche eines anderen Menschen tief verletzen. Vor allem dann, wenn dieser Mensch aus Trennungsgründen leidet, oder noch mehr Probleme hat.

Solche Attacken laufen immer nach dem gleichen Muster ab. Aus der Deckung heraus wird von den Beteiligten scharf geschossen. Gern werden wortgewaltige Internet-Freunde als Verbündete gesucht. Und wenn der Betroffene nicht mehr weiterkommt, so werden es genau die schon richten. Durch die scheinbare Anonymität verlieren die Kontrahenten oft Maß und Ziel und prügeln zu guter Letzt nur noch blindwütig aufeinander ein. Das Ergebnis sind dann endlose Forenkriege, die in persönlichen Beleidigungen enden. Und manchmal vor dem Staatsanwalt.

Ich blicke auf eine lange Internet-Karriere zurück. Chats, Foren, mein Blog und Second Life. Und genau dort sind mir die Dramen dieser Welt 2.0 bereits begegnet. Beteiligte erinnern mich an zankende Kinder, die zum Schluss nach ihrer Mama schreien. Vielleicht würde es helfen ihnen kräftig auf den Po zu hauen. An die Hand nehmen, um ihnen den Weg weisen, werde ich sie zumindest nicht. Der Grund ist einfach: im Internet ergreife ich keine Partei. Und zur Not stelle ich den Kontakt mit beiden Kontrahenten ein.

Wer mit dem Feuer spielt

„Lass uns Freunde bleiben“, sagen vor allem Frauen oft bei Trennungen. Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob das nur eine Floskel ist. In vielen Fällen funktioniert das einfach nicht. Die Gefühle sind einfach noch zu frisch. Trauer, Wut, Hoffnung, verletzte Eitelkeit, Hass. Wir alle können auf ehemalige Partner blicken. Ich habe mit keiner Ex heute noch Kontakt. Nicht etwa aus Angst. Aber worüber sollte ich mit ihr sprechen? Schöne Erinnerungen teilen, verflossene Stunden? Wozu? Es gab immer einen Grund für die Trennung. Und daran hat sich nichts geändert. Vielleicht war es lediglich eine Affäre. Ohne Tiefe, ohne Bedeutung. Es passte in eben jenem Moment, jenen Stunden. Mehr war da nicht.

Ich kann schon den Aufschrei hören, die Widersprüche, die Gegenargumente. Fein. Aber es sind nicht meine Argumente. Ich empfinde anders. Und „Sex mit der Ex?“ Schon überhaupt nicht. Als Teenager und in meinen frühen Zwanzigern, hatte ich einige Beziehungen. Locker meist. Nicht alle meine Freundinnen waren reine Lesben und ich kein Kind von Traurigkeit.
Natürlich können manche Frauen Sex und Liebe trennen. Sie sind da nicht viel anders, als Männer. Ich kenne so einige Lesben, die kreuz und quer Spaß haben und auch vor Beziehungen nicht halt machen. Auch Yuki und ich sind Ziel dieser Begierde, die Mädels blitzen aber immer ab. Und ich kann da durchaus drastisch werden. So schön kann keine Schwester sein, dass ich dafür meine Ehe riskiere.

Nun sagen Wissenschaftler der Universität von Arizona, dass Sex mit der / dem Ex hälfe, die Trennung besser zu verarbeiten. Befragt wurden 137 frisch getrennte, aber noch verheiratete Paare. Für mich wenig erstaunlich ging es den Menschen am besten, die die Trennung vollkommen akzeptierten. Überraschend für mich stellten die Forscher fest, dass wer noch Sex mit dem Ex-Partner habe glücklicher als jene Menschen sei, die eine Freundschaft aufrecht hielten. Aber wie bei allen Studien, die ich nicht gefälscht habe, können das nur Einzelfälle sein. Laut der Studie liege ich also nicht völlig daneben. Und meine Frau denkt ebenso.

Ich habe mich bei Trennungen bisher nie schlecht, oder schuldig gefühlt. Das lag aber auch an der Art und Weise. Streit, Hass? Nein. Es war vorbei, wenn es vorbei war. Wann das der Fall war, habe immer ich entschieden. Das Bedürfnis in Kontakt zu bleiben empfand ich nicht. Auch, wenn es sich dabei lediglich um mein Leben, meine Lösung handelt, ist die nicht verkehrt. Wer mit dem Feuer spielt, kommt leicht darin um. Vor allem mit dem Feuer von Gefühlen. Die Leidenschaft, die Begierde entfacht vielleicht Flammen, die außer Kontrolle geraten. Und schöne Erinnerungen sollte genau das bleiben.

Wir haben uns sogar darüber unterhalten, wie wir bei einer Trennung reagieren würden. Und zugegeben war das ein sehr emotionales und schwieriges Thema. Auch, wenn ich normal sehr (selbst)sicher bin, eine Trennung von Yuki würde ich vermutlich nur schwer verkraften. Gut, das stand und steht nicht zur Debatte. Wir werden auch in 50 Jahren noch zusammen sein. Aber nur, wenn ich endlich kochen lerne, sagt Yuki und lacht. Ihre Meinung zu einer Trennung ist weniger spaßig. „Das wäre mein Tod“, hat sie gesagt. „Vielleicht sterbe ich nicht sofort, aber jeden Tag ein bisschen mehr.“ Daher wird das einzige Feuer mit dem ich jemals spiele, das des Gasbackofens sein.