Karate als Therapie

Dieser Beitrag ist noch vor unserer Abreise nach Los Angeles entstanden und hat es erst jetzt auf meinen Blog geschafft. 

Bekanntlich hatte ich meine Cousine nach Deutschland geholt, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Ihre Töchter waren begeistert und haben unsere Herzen im Sturm erobert. „Tante Yumi mach mal Spaß!“, war noch die harmlose Variante ihrer Begeisterung.

Karate ist ein Fremdwort in der Familie meiner Mutter. Diese Tradition hat sich über meinen Vater an mich vererbt. Nur mein Onkel ist als Polizist damit vertraut. Die Mädchen trainieren tapfer mit, als wir sie mit ins Training nehmen. Sie haben das schon öfter gemacht und ihre Mutter schaut immer dabei zu. Meine Cousine ist etwas älter als ich, wir hatten nie sehr innigen Kontakt. Vermutlich war ich ihr zu wild, ich habe immer nur mit Cousin Ken gespielt.

Trotzdem ist unser Verhältnis gut, in unserer Familie gibt es keinen Streit. Unsportlich war meine Cousine nie, sie hat in der Schule Leichtathletik gemacht. Aber das ist nun schon eine Weile her. Seit der Geburt der Kinder ist sie Hausfrau gewesen.

Die Mädchen zeigen uns stolz ihr Können, meine Cousine lächelt und freut sich für sie. „Was wäre, wenn du es auch versuchst?“, stelle ich die entscheidende Frage. Yuki schaut mich an, sie weiß was jetzt passiert.

Cousinchen reagiert auf typisch japanische Art, sie lächelt verlegen und hält sich die Hand schnell vor den Mund. „Ja, ja, ja, Mama!“, rufen die Mädchen im Chor und auch die anderen Frauen nicken. Die Trainerin macht sowieso was ich sage, sie war früher meine Schülerin.

Es macht nun keinen Sinn im Einzelnen auf das Training einzugehen. Geholfen hat es, was nicht immer selbstverständlich ist. Die Depression meiner Cousine ist durch den Schock des Betruges ausgelöst worden, auch wenn es schon vorher in der Ehe kriselte.

In langen Gesprächen haben wir die Wahrheit erfahren. Schon als sie 2015 zu Besuch in Deutschland war gab es kleinere Probleme. Die Details bleiben privat. Wer länger verheiratet ist, wer vielleicht selbst schon eine Scheidung hinter sich hat, wird wissend nicken. Ehekrisen sind weltweit immer gleich.

Während meine Cousine auf ihre Art um die Beziehung kämpfte, hat ihr Mann schon damals andere Frauen gehabt. Er hat es ihr gestanden, was mich in Rage brachte. Prompt habe ich gehandelt. Wie, das wisst ihr bereits.

Seit unserer Rückkehr nach Deutschland trainiert meine Cousine bei uns mit und beweist einiges Talent. Zumindest was die weiche Abwehr von Angriffen betrifft. Nur selbst zuzuschlagen fällt ihr schwer. Dabei ist die Idee fernöstliche Kampfkünste als Therapie einzusetzen nicht neu. In einer Studie hat man bereits an Parkinson Erkrankte ins Karate geholt.

Als ich meine Tante und Ken informiere, zeigen sie sich begeistert. „Barbie-Cousinchen, du bist die absolute Wucht!“, ruft er ins Telefon. „Ja klar“, erwidere ich trocken, „jetzt kann dich auch deine Schwester endlich verhauen.“

Der Psychologe in Los Angeles hat mittlerweile bestätigt, dass die Idee Früchte trägt. Meine Cousine ist auf dem Weg der Besserung. Karate als Therapie! Ich liebe es, wenn (m)ein Plan funktioniert. 

Die Wegschauer

Genaue Zuschauerzahlen sind beim Fernsehprogramm unverzichtbar. Wer welche Sendung gesehen hat, wird genau analysiert. Das Programm ändert sich, wenn Live Shows floppen. Dann wird „Das Dschungelcamp“ aus der Schublade geholt. Für die einfach gestrickte Masse, die nicht wegschauen kann.

Aber Menschen wollen unterhalten werden. Das haben schon die alten Römer gewusst und ihnen „Brot und Spiele“ gebracht. Mit durchaus taktischem Kalkül. Wer zufrieden ist, wer jubelt, der schaut bei anderen Dinger weg. In den USA funktioniert das perfekt. Dort ist Berichterstattung über Sport wichtiger, als Politik.

Deutschland schlägt in die gleiche Kerbe. Auch hier beherrschen andere Dinge das Tagesbild. Fußball, Wintersport, Leichtathletik sind der Deutschen liebstes Kind. Vielleicht noch Formel 1 und Tennis. Die Liste ist austauschbar. Politiker wissen das und nutzen die unmündig gewordenen Bürger gern für ihre Zwecke aus. Alle vier Jahre ein Kreuzchen. Vielen Dank und ab dafür.

Der Deutsche ist weitgehend unpolitisch. Das hat man ihm in vielen Jahren ausgetrieben. Bequem und mit Wohlstandsbauch, wird in die Glotze geschaut, oder am PC böse Monster weggeballert. Politik machen derweil die anderen, die dafür vorgesehen sind. Aber ob die es richtig machen? Ach egal, die sind schließlich gewählt.

Der Deutsche ist träge. Nur mit dem Mundwerk ist er der Held. Am Stammtisch, oder im Verein, wird gern über Sport und Politik gepöbelt. Jeder Deutsche ist dann Bundestrainer, oder will der bessere Bundeskanzler sein. Soll es das gewesen sein?

Noch ist es ein zaghafter Blick, ein leises Murren, aus dem schnell mehr entstehen kann. Pegida und AfD sind dabei nur zwei Begriffe, die momentan die Runde machen. Die Düsseldorfer Bürgerwehr hat noch keinen Namen. Und wie ich die Ausschreitungen im Osten bezeichnen soll, weiß auch ich noch nicht.

Aber nicht nur die Bürger haben zu lange weggeschaut. Das haben auch blauäugige PolitikerInnen gemacht. Die Frage ist nur, wie man einen Karren aus dem Dreck ziehen will, wenn sich darunter ein ganzer Sumpf verbirgt. Vielleicht ist „Das Dschungelcamp“ doch die bessere Wahl. Da kann ich wegschauen. In Deutschland kann ich das nicht.

Wenn das Grau(en) erwacht

Wenn der Sommer schlafen geht, werden auch die Menschen müde. Die Gesichter, eben noch fröhlich lachend, verwandeln sich in starre Masken. Eine Armee von Schatten schleicht durchs Land. Und düster, voller Trauer sind oft auch die Worte. Der Herbst ist angekommen. Die ersten kühlen Tage lassen die Menschen herzerweichend jammern. Komisch, wie ich finde. Bei 40 Grad im Schatten, haben sie auch gestöhnt.

Ein Blick in Blogs und Foren zeigt mir das gleiche Bild. Düstere Schwermut wohin mein Auge blickt. Die Menschen schrei(b)en ihre Not ins Land. Das Internet als Therapie? Die Bemerkung einer Freundin bringt es auf den Punkt. „Haben die ihre Antidepressiva vergessen?“ Sie darf das sagen, sie weiß wovon sie spricht. Aber sind Tabletten wirklich der Weisheit letzter Schluß?

Ein Mangel an Sonne macht uns angeblich anfälliger für Melancholie. Nüchtern betrachtet ist Dunkelheit nur das absolute fehlen von Licht. Und auch die Nacht hat gute Seiten. Ebenso der Herbst mit seinen bunten Farben. Aber für viele Menschen ist ein Glas immer halb leer. Egal, ob sie bereits daraus getrunken haben.

Jeder dritte Deutsche sei vom Herbstblues betroffen. Sagt die Statistik. Und die lügt bekanntlich nie. Nun ist es Fakt, dass Sonne gute Laune macht. Im Sommer sind Menschen aktiver. Der Herbst dagegen lockt mit der Couch. Und genau das kann ein Fehler sein. Ist das Grau(en) in der Seele erst einmal erwacht, wird es so schnell nicht mehr weichen.

Sport hilft gegen den herbstlichen Blues. Jede Art von Bewegung. Und schon höre ich die Ausreden warum dies und das nicht geht. „Ich habe doch keine Zeit“, sagen viele und verbringen selbst die Mittagspause im Büro. Klar, dort ist es mollig warm. Internet inklusive.

Yuki und ich sind immun gegen den Blues. Wir sehen die Dinge meist positiv. Es ist so einfach glücklich und aktiv zu bleiben. Wir Regenbogenmädels wissen das. Wer immer nur jammert, ist mir sowieso suspekt. Das gilt für Blogs und reale Menschen. Beide meide ich.

„Ich kann keine Minis mehr tragen,“ heult sich eine Freundin bei uns aus. Hautenge Leggins lösen das Problem der kalten Beine. Yuki und ich haben die ärmellosen Shirts mit dicken Baumwollhemden getauscht. In die kann Frau sich wunderbar kuscheln. Und warm halten sie auch. So einfach ist das mit dem Herbst.

„Draußen ist es kalt und eklig“, jammern Frauen gern. Mann rümpft über Regenwetter seine Nase und fährt lieber PKW. Dabei ist es so einfach in Bewegung zu bleiben. Joggen reicht, es muss nicht gleich Karate sein. Und selbst Nordic Walking ist besser, als Kuchen und ein Liebesfilm. Beides kann Frau sich nach dem Sport noch gönnen. Mit PartnerIn versteht sich. Gemeinsam kriegt man alles besser hin.

Doping, Eisen, dicke Muskeln – Geständnisse eines Bodybuilders

Es geht in diesem Artikel nicht darum Bodybuilding als Sport zu diffamieren. Mit Gewichten zu trainieren macht durchaus Spaß. Und diesen Spaß haben weltweit viele Millionen Menschen. Es geht um Doping, leistungssteigernde Substanzen und Lügen.

Doping im Sport zieht sich durch alle Schichten. Egal, ob Hobby- oder Profisport, die „Pille davor“ wird gern genommen. Oder Spritze, Pflaster, Gel. Die Möglichkeiten sind gewaltig. Der Zufall hat mich in Kontakt mit einem Mann gebracht, den ich so nie wahrgenommen hätte. Immerhin ist er Sportler und für einen Mann recht nett. Eisensportler, Bodybuilder, ein Hüne aus Berufung. „120 Kilo wiege ich“, sagt er und lacht. „Das meiste davon Muskeln.“ Aber sind die auch echt? Ich spreche mit einem der wenigen ehrlichen Bodybuilder. Keine geschönten Fakten. Nur seine Warheit der Dinge. Nennen möchte ich ihn Mike. Das ist weit entfernt von seinem Namen. Und den hat er in diesem Sport.

Moment mal, Sport soll Bodybuilding sein? Sind die nicht alle auf Stoff? Mike nickt und schaut mich nachdenklich an. „Natural-Bodybuilder mit 100 Kilo + Muskeln gibt es nicht“, erklärt er mir. „Im Eisensport, den vor allem sogenannte Natural-Youtuber gern bewerben, ist Lügen Pflicht.“ Namen mag er keine nennen. Zumindest nicht im Interview. „Du wirst sofort fündig, wenn du suchst. Dann achtest du auf die trockene Muskelmasse dieser Typen, das übertriebene Selbstbewusstsein und schon weißt du Bescheid.“

Mike hat mit 17 angefangen Gewichte zu stemmen. Dünn war er nie. Aber die Bilder der Veränderung vom eher schmächtigen Teenager zum Muskel-Profi sind krass. „Und ohne Testo wäre das nicht passiert.“ Mit Testo ist natürlich das männliche Sexualhormon Testosteron gemeint, das sich auch Mike regelmäßig spritzt. „Unter ärztlicher Kontrolle und in Kombination mit anderen Präparaten, um Nebenwirkungen abzufangen.“ Und diese Nebenwirkungen sind krass. Sie reichen von Hodenschrumpfung bis zum Haarverlust. Vergrößerte Prostata inklusive.

„Versteh mich nicht falsch“, fügt er dann doch hinzu. „Du kannst (als Mann) auch ohne Stoff Muskeln bekommen. Aber zumindest Nahrungsergänzungen müssen es sein. Protein, Vitamine und Amionsäuren sind Pflicht. Das Märchen von dicken Profi-Muckis durch rein gesunde Ernährung, ist nur eine schöne Legende. Die Weltmeister stoffen alle und sind kein gutes Vorbild für Nachwuchssportler.“ Er macht eine Pause und schüttelt den Kopf. „Jugendliche haben oft keine Geduld“, erzählt er weiter. „Ich arbeite als Personal Trainer und weiß das sehr gut. Am liebsten wollen sie heute mit dem Training beginnen und morgen bereits 55 Zentimeter Armumfang besitzen. Da das nicht möglich ist greifen sie zu Streroiden, runinieren sich Gesundheit und Leben und geben irgendwann auf.“

Mike ist als Teenager eher versehentlich auf Stoff gewesen. „Ich kaufte damals ein Präparat, das verbotene Substanzen enthielt (Anmerkung: Bewusst wird auf den Namen der Substanz verzichtet). Die Fortschritte waren gigantisch, die Nebenwirkungen auch. Akne, hoher Blutdruck, Haarausfall. Aber ich machte trotzdem weiter.“ Er nimmt die Baseballkappe ab und zeigt seine Stirnglatze. „Vermutlich hätte ich heute noch mehr Haare, wenn ich damals bereits aufgeklärt gewesen wäre. Ich stoffte, ohne es zu wissen. Danach kam der Fall ins tiefe Loch.“ Mit dem Loch meint er jene Phase, in der er kein Geld für Nachschub hatte. „Ich habe jeden Job angenommen, aber mir fehlte einfach die Energie um ihn auch durchzuziehen. Und meine Eltern sind nie reich gewesen.“

Mikes erstoffte Muskeln schwinden, wie die blonde Lockenpracht. „Ich hatte keine Erektion mehr“, gesteht er. „Krass gesagt bin ich eine Weile impotent gewesen.“ Kein Wunder, wenn man sich über die Wirkungsweise von Testosteron informiert und dass es extern zugeführt, die körpereigene Produktion unterdrückt. Mike bekommt Depressionen, die immer heftiger werden. „Letztlich hat meine Mutter mich zum Arzt geschleppt. Der hat schnell erkannt, was mir fehlt. Dein Körper muss die eigene Testosteron-Produktion wieder hochfahren, hat er mir gesagt. Dabei geholfen haben Antidepressiva und wieder Eisensport.“

Mike bleibt nur wenige Monate sauber. Im Studio bekommt er Kontakt zu Leuten, die richtig dicke Arme haben, wie er gesteht. Einer kennt einen guten Sportarzt, der kein Pfuscher ist. „Mein Glück“, sagt Mike. „Stell dir nur vor ich hätte ohne Arzt gestofft. Vermutlich wäre ich heute tot.“ Mikes erste Kur ist super, Nebenwirkungen gibt es kaum. „Aber mit einer Kur ist das immer so eine Sache“, erzählt er. „Setzt du ab, bleibt kaum etwa übrig. Zumindest beim Normalbürger, der vielleicht einen 8-Stunden-Tag und Stress im Privatleben hat. Passt alles, bist du nur Schüler, oder Student, hast du genug Geld, so sieht die Sache anders aus.“

Als ich nachfrage, wie er das meint, holt er zur einer besseren Erklärung aus. „Jeder Mensch hat ein Leistungspotenzial, eine genetische Grenze. Im Normalfall erreichst du die nicht im Eisensport. Stoff hilft dir diese Grenze nicht nur zu erreichen. Du überschreitest sie auch! Du lagerst Wasser ein, die Muckis werden dicker. So bewegst du mehr Gewicht, was die Muskeln wieder wachsen lässt. Setze ich dann ab, passen all meine Lebensumstände, trainiere ich möglichst hart weiter, wird ein Teil der Muskeln bleiben. Aber es sind weniger, als 50 Prozent. Viel weniger.“ Als Mike nach den ersten Kuren absetzt, hat er sich mit Supplementen (Eiweiß, Aminosäuren, Vitamine, Kreatin etc.) vollgestopft. Die hat er vom Studio bekommen, in dem er als Aushilfstrainer arbeitet.

Heute ist Mike 36 Jahre alt und wie er meint für Wettkämpfe zu alt. „Diesen Stress, dehydriert auf einer Bühne zu stehen, mag ich nie mehr erleben“, wehrt er ab, als ich ich danach frage. „Du trainierst wie blöd, bist danach auf krassester Diät, total fertig, gereizt und willst doch eigentlich nur etwas essen. Und als Lohn gibt es Applaus und einen mickrigen Pokal. Nur die absoluten Profis sahnen fette Kohle mit Werbeverträgen ab.“ Wie kommt Mike zu Geld, was hat er beruflich geleistet, will ich wissen. Mike lacht. „Du wirst es kaum glauben“, sagt er, „ich habe Sport studiert. Und einen Abschluss, was sagst du nun?“ Ich sage, dass das Gerücht des dummen Eisensportlers bei Mike ein Gerücht bleiben wird. Der „Junge“ ist ein cleverer Mann.

Auf die Natural-Bodybuilder angesprochen wird Mike dann aber laut. „Diese verlogene Bande von geldgeilen Säcken sollte sich was schämen“, wettert er. „Das sind nur Poser, die nie auf einer Bühne standen und ihr Wissen aus Büchern haben. Keiner, aber auch wirklich keiner dieser Typen ist natural! Ich traue mir zu denen das Präparat ins Gesicht zu sagen, mit dem sie stoffen. So schwer ist das nicht. Denen geht es um das schnelle Geld, das sie bevorzugt Jugendlichen aus der Tasche ziehen.“ Mike nickt auf die Frage, ob er ebenfalls etwas nimmt. „Ja,“ sagt er. „Wie sonst sollte ich 120 Kilo trockene Muskelmasse halten?“ Er zieht das T-Shirt hoch und zeigt mir seinen muskulösen Bauch. Und Oberarme, die andere als Beine haben. Er weiß, wie wenig mich Muskeln beeindrucken. Der Mensch ist als Sportler ein Tier. Schwimmen, Radfahren, Bodybuilding und sogar Karate, Mike ist überall zu finden.

„Vermutlich habe ich die Sache deshalb recht gut überstanden“, sagt er leise. „Gut, die Haare sind leider weg. Aber sonst habe ich gute Werte. Kein Leberschaden, kein Krebs. Testo wird zu sehr verteufelt, hat aber auch seine guten Seiten. Vor allem im Bett.“ Wieder lacht er und erhält prompt einen bissigen Kommentar von seiner Frau, die ebenfalls zugegen ist. Sie hat uns in Kontakt gebracht. Kennengelernt habe ich sie im Wing Chun. Das macht sie seit 5 Jahren aus Spaß. „Damit ich meinen Mike im Zaum halten kann“, wie sie schmunzelnd erklärt. Ich nenne ihn lächelnd „Chauvi“, was er geknickt akzeptiert.

„Ich will kein Vorbild für junge Sportler sein“, sagt er. „Gern helfe ich, das Training zu verbessern. Aber Tipps für Kuren gibt’s von mir nicht!“ Eine Botschaft an die „Naturalen“ gibt er mir mit auf den Weg. „Keiner von denen wird das lange machen“, sagt er überzeugt. „Ein paar Jahre Pseudo-Ruhm, dann hat man die vergessen. Aber ich werde mit 50 immer noch Eisen stemmen. Wenn meine Frau mich lässt.“ Womit wir etwas gemeinsam haben. Mit Yuki stemme ich das ganze Leben. Elfendoping nennt man das.

Schneller, höher, weiter!

Immer wieder schockieren Nachrichten von Doping-Fällen im Spitzensport die (naive) Öffentlichkeit. Aber wer sich nur ein wenig für die Fakten interessiert, austrainierte Athleten und ihre fabelhaften Höchstleistungen anschaut, wird schnell die bittere Wahrheit erkennen. Alle Sportler sind gedopt!

Alle, wirklich alle? Gibt es da nicht ein kleines Land in Europa, das vehement gegen Doping ist? Ist Deutschland nicht Vorreiter bei Anti-Doping-Kampagnen und „läuft“ daher dem Sieg stets hinterher? Einspruch, euer Ehren und ein wirklich harter Schnitt des (Lügen)Films. Die Wahrheit sieht anders aus.

Leistungssteigernde Mittelchen, haben schon in der Antike eine Rolle (im Sport) gespielt. Quacksalber erfanden z. B. Wundermittel, die auch die Libido anregen sollten. Schon Ägypter, Chinesen, Griechen und Römer wussten um den Effekt von Mohn auf Menschen und haben Opium hergestellt. Und machen es zum Teil immer noch.

Die Inkas nutzten Koka-Blätter, Mate-Tee und Kaffeebohnen. Ihre Nachkommen das Kokain. Und so geht es weiter bis zur Neuzeit hin. Und zu den Doping-Toten. Das erste nachgewiesene deutsche Doping-Opfer, war 1968 der Boxer Jupp Elze. Elze starb im Koma liegend an einer Hirnblutung. Die Obduktion war erschreckend, der Boxer hatte unter anderem das Aufputschmittel Pervitin genommen, das ihn nicht müde werde ließ.

Deutsche Wissenschaftler zeigen gern mit dem Finger auf den Osten. Die DDR, die UDSSR, waren klare Vorreiter in Sachen Doping. Und auch die angeblich so saubere USA. Der renommierte Wissenschaftler und Doping-Experte Professor Dr. Franke weiß mehr. Vom systematischen Doping in Deutschland (vor der Wende) und Aussagen noch heute lebender PolitikerInnen im Ministeramt.

Ein weiterer, tragischer Fall ist Birgit Dressel. Die Weltklasse-Leichtathletin stirbt am 10. April 1987, kurz vor ihrem 27. Geburtstag, in der Mainzer Uniklinik an einem „toxisch-allergischen“ Schock. Gedopt unter anderem mit Stanozolol. Ihr Körper hat den Missbrauch nicht vertragen. Dr. Franke liegen die Rezepte vor, auf denen auch Stromba (Stanozolol) steht. Und das ist kein Hustensaft!

Doping, der Gebrauch leistungssteigernder Mittel, ist nicht nur unter Sportlern weit verbreitet. Studenten nehmen gern Ritalin, ein Arzneistoff mit stimulierender Wirkung. Er gehört zu den Derivaten des Amphetamins. Methylphenidat findet bei der medikamentösen Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sowie der Narkolepsie Anwendung. (Quelle Wikipedia)

Ja, Ritalin wirkt auch bei normalen Menschen. Und es macht abhängig, der Mensch braucht immer mehr. Bis der Kollaps kommt. Und der kommt, wenn man eine hohe Dosis nimmt. Noch eine Prüfung, noch ein Schein! Und dann noch auf die Party, das Sportfest und und und …

Nein, Deutschland war nie unschuldig, was Doping betrifft. Und wer sich Gewichtheber, Diskuswerfer und andere Schwerathleten betrachtet, wird das sofort sehen. Gleiches gilt für Radrennfahrer. Nicht nur bei der Tour de France. Und die Bundesliga ist genauso schmutzig. Nur werden die Jungs selten erwischt.

Warum? Das ist so einfach wie genial: Mann (Frau leider auch) setzt zum richtigen Zeitpunkt ab und ist dann außen vor. Damit die Öffentlichkeit auch morgen noch über Tore jubeln kann. Von sauberen Sportlern in einem sauberen Land. Lügen, Verleumdung, höre ich die Ungläubigen rufen. Da muss ich leise lachen.

Klassische Testosteron-Produkte sind mehrere Wochen im Körper nachweisbar. Aber die Wissenschaft ist längst weiter und hat Testo-Gel, -Spray und -Pflaster erfunden. Radrennfahrer, wie Lance Armstrong, haben damit erfolgreich gedopt. 2 Stunden „bangen“ und sie werden nicht erwischt. Klar, wenn eine Tour-Etappe deutlich länger dauert. Dann gibt es noch EPO und HGH. Glaubt noch immer wer an Sauberkeit im Sport?

Im Bodybuilding ist es ganz extrem. Dort wird bereits von Normalos nachgeholfen. Mädels und Jungs mit „breitem Kreuz“, sind keine Seltenheit mehr. Und über angebliche „Natural-Bodybuilder“ kann ich nur herzlich lachen. Der einzige Unterschied zu den richtigen Muskelmonstern, sie nehmen weniger Testosteron pro Woche. Damit bauen sie „trocken“ auf, wirken weniger aufgeschwemmt und bleiben definiert.

Schneller, höher, weiter, ist in aller Munde. Im Alltag, wie im (Breiten)Sport. Aber langsamer kommt man auch ans Ziel. Dann dauern 100 Meter wieder 11 Sekunden, wo ist das Problem? Ich will sowieso keine Muskelmonster auf der Bühne sehen. Weder bei Frau noch bei Mann. Lieber ehrliche Athleten.

Doping allein macht noch keinen Sieger. Dazu bedarf es mehr. Ich habe das schon lange erkannt. Obwohl ich durchaus süchtig bein. Ich brauche meine „Droge“ täglich und gestehe hier und jetzt. Mein Dopingmittel ist … meine Elfe! Was habt ihr denn nun gedacht?

Die Wahrheit über Lesbensex

Für die meisten Menschen bedeutet Sex die Zweisamkeit von Frau und Mann. Mann dringt ein, Frau stöhnt … und lässt sich vermutlich wieder scheiden. Das wars dann nicht meine Herren. Sex ist so viel mehr. Und lesbischer Sex ziemlich anders. Aufklärung gefällig?

Um lesbischen Sex ranken sich allerlei Mythen. Die Porno-Industrie hat das schon vor Jahren erkannt und präsentiert nun (meist heterosexuelle) Darstellerinnen, die sich an die Wäsche gehen. Hocherotisch dabei die oft langen Fingernägel, die jede Lesbe vor Entzücken stöhnen lassen. Oder war es doch vor Schmerz?

Sex für Lesben ist ein tiefes Gefühl und wie sie es mit der Partnerin erlebt. Ich halte die „Penis – Vagina“ Nummer für reichlich limitiert. Und das sollten Heten genau so sehen. Wer sich rein darauf beschränkt, hat wenig Spaß am Leben. Mann vielleicht schon und ist dann irgendwann allein. Weil seine Frau ihn verlassen hat.

Sex für lesbische Frauen hat viel mit Vertrauen zu tun. Kann ich mich auf die Partnerin einlassen, mein Herz für sie öffnen? Zunge, Finger, Faust, Feeldos sind nur Spielarten, die jedes Paar individuell entscheidet. DEN lesbischen Sex gibt es nicht. Wir sind da recht flexibel.

Es gibt Frauenpaare, die durchaus rauer miteinander schlafen. Und BDSM-Beziehungen gibt es auch bei uns Mädels. Nach meiner Erfahrung gehen Frauen aber wesentlich liebevoller miteinander um. Gezickt wird dann wieder danach. Wohl der Frau, die wie ich eine Elfe hat. Mit dem 10. Dan im Kissenwurf.

Hetero-Sex wirkt auf mich immer wie eine Art von Sport, bei dem ein Ziel erreicht werden muss. Mann MUSS, Frau kann. Wird sie aber oft nicht, der Partner hat sie vor der Ziellinie überholt. Lesbischer Sex hat ein anderes Ziel. Wir haben es erreicht, wenn wir eine liebevolle Partnerin getroffen haben. Und statt Sprint laufen wir meist Marathon.

Frauen wollen sich beim Sex gut fühlen und nicht auf halber Strecke aus dem Schnellzug fallen. Dieses „Ich fühle mich gut mit dir!“, ist unser Ziel. Sollte das nicht jedermans Ziel in einer Partnerschaft sein?

Ich behaupte ganz selbstbewusst, dass Sex, dass Liebe unter Frauen erfüllender für beide Seiten ist. Die (aktive) Partnerin kommt niemals zu früh und weiß, was ihre Frau mag. Vorausgesetzt sie hat einige Erfahrung. Womit wir wieder beim Technikteil gelandet wären. Aber Technik ist nicht alles beim Sex. Nur werden das viele Männer nie verstehen.

Warum Karate nicht bei Olympia ist

Seit einigen Jahren liegt mir ein Thema am Herz, das in der Sportwelt höchst umstritten ist. Karate soll olympischer Sport werden, das ist das erklärte Ziel. Und darüber streiten mein Vater und ich. Antonio Espinos, der Präsident des Weltverbandes kämpft seit Jahren für dieses Ziel. Leider auch gegen Traditionalisten, wie meinen Vater.

Nun haben mein Vater und ich nicht wirklich Streit, wir sind nur anderer Meinung. In der Öffentlichkeit wird kaum Notiz vom Bestreben der Karateka genommen, die sich selbst nicht einig sind. Und ich werde auch erklären warum.

Klassisches Karate ist kein Wettkampf Sport. Klassisches Karate ist Kunst, Philosophie und reine Selbstverteidigung. Ich behaupte an dieser Stelle, dass die wenigsten Menschen jemals echtes Karate gesehen haben. Bei der WM in Bremen gab es Sport-Karate zu sehen. So, wie es auch Sport-Judo gibt. Und Sport-Taekwon-Do. Mit der wahren Kunst hat das wenig zu tun.

Aber was genau ist echtes Karate, was macht die Unterschiede aus? Im Sport geht es um Punkte. Der Punktbeste gewinnt. Selbst im Vollkontakt-Karate oder MMA gibt es Regeln. Die gibt es im Karate nicht. Ein Schlag, ein Tritt, der Gegner liegt. Und richig geschlagen steht er niemals wieder auf.

Aber Karateka werden das nicht machen. Nur in allerhöchster Not. Karate ist ein Lebensstil, Karate ist pure Disziplin. Kämpfen lernen, um nicht kämpfen zu müssen. Aber jeder Mensch geht seinen eigenen Weg. Genau an dieser Stelle scheiden sich dann auch die Geister. Tradition steht gegen Fortschritt.

Ich kenne beide Seiten. Im Olymppischen Kommitee ist man seit Jahren zwigespalten. Sport-Karate wirkt oft wenig attraktiv. Das daraus abgeleitete Kickboxen ist moderner, aber alles andere als Kunst. Ein Dilemma, wie man schnell erkennt. Wer will schon prügelnde Kickboxer bei Olympia sehen.

Ich bin dafür Sport-Karate zu Olympia zu bringen. Dann aber mit anderen Regeln, als sie bisher üblich sind. Und genau davor hat man beim IOC auch Angst. Was die Welt oft vergisst, auch im Judo gibt es Tritte. Nur werden die im Wettkampf nie gezeigt. So gibt es auch im Karate Hebel und Würfe, die dem Judo und Jiu-Jitsu sehr ähnlich sind.

Karate könnte also Judo die Show stehlen. Und Sport-Taekwon-Do ist ohnehin ein schlechter Witz. Nur auf Kicks zu setzen kann niemals funktionieren. Aber den Menschen gefällt das, also bleibt man auch dabei. Die Karate-Stile sind anders. Und sie unterscheiden sich auch stark.

In Deutschland ist das Shotokan-Karate weit verbreitet, aber Goyu-Ryu holt stark auf. Shotokan setzt viel zu sehr auf Kraft und das ist niemals gut. Für Männer mag das funktionieren, aber Frauen haben deutlich weniger Körpergewicht. Goyu-Ryu ist hart und weich. Wir müssen keinen Kick zum Kopf zeigen, der Gegner fällt auch so.

Aus meinen Worten mögen aufmerksame LeserInnen erkennen, wo ein weiteres Problem beim Karate ist. Es gibt kein einheitliches Karate! Außerhalb von Prüfungen, ist mein Stil ein richtig bunter Mix. Munter vermische ich Tai Chi, Hung Gar, Wing Chun (chinesiche Stile), mit Krav Maga (Israel), Karate und Aikido. Aber alles instinktiv.

Dieser Mix zeigt meine Meinung zu olympischem Karate. Ich stehe für Fortschritt und wahre trotzdem die Tradition. Und damit das so bleibt muss ich nun zu meiner Elfe und sie traditionell bekochen. Oder sie mich. Das diskutieren wir ganz fortschrittlich aus.

Adel verpflichtet

Dieser Beitrag ist einige Monate alt. Und eigentlich wollte ich ihn nicht bringen. Das Original hätte Graf Werner geoutet und ich mich um Kopf und Kragen geschrieben. Das galt es zu vermeiden. Auch eine weitere „Rote Karte“, die Yuki mir symbolisch zeigte. Also habe ich einge Passagen gestrichen und den kompletten zweiten Teil. Er war zu verräterisch. Hier also nun (m)eine kleine Geschichte, wie ich zu meinem Job als Unternehmensberaterin kam.

Ob es den Zufall wirklich gibt, haben schon viele Menschen bezweifelt. Viele nennen es Schicksal, wenn der Zufall ihr Leben verändert. Ich glaube weder an den Zufall noch an Schicksal. Nur an mich selbst. Aber die Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen wird alles verändern. Sayonara Uni, willkommen Rest meines Lebens.

Graf Werner lässt bitten, schmunzelnd führt er uns in den Salon.
„Das freut mich jetzt wirklich Sie beide wiederzusehen“, sagt er.
Von Düsseldorf aus sind wir nach Norden gefahren. Gut motorisiert mit dem 370Z und wie immmer voller Tatendrang.
Hamburg präsentiert sich diesig und ich wähle Graf Werners Nummer.
Der Termin steht schon seit einigen Tagen. Aber unangemeldet mag ich nicht.
„Meine Frau spricht oft von dem Urlaub“, lässt er uns wissen. „Sie wird sich riesig freuen.“
Japan zu Gast bei Freunden.

Bei Tee und Gebäck vergeht die Zeit im Flug. Graf Werner will den Z gern sehen.
„Denk an deine Bandscheibe“, mahnt seine Frau.
Aber der alte Unternehmer lacht.
Yuki unterhält sich weiter mit ihr, während ich den Grafen zum Nissan führe.
„Der sieht chic aus“, lobt er das Design. „Nur komme ich kaum dort rein.“
Aber der Sitz passt wie angegossen.

Fauchend erwacht der Z zum Leben und Graf Werners Augen leuchten.
„Serie ist das nicht“, stellt er mit geschultem Ohr fest.
„Nein“, erwidere ich. „Dieses Schätzchen hat über 400 PS.“
Wir rollen die Einfahrt zu Graf Werners Villa entlang und er lotst mich zur Autobahn.
„Wunderbar!“, entfährt es ihm immer wieder. „Dieses Gefühl habe ich lange vermisst.“
Freiheit kann so einfach sein.

Wir fachsimpeln über Autos, Beruf und Sport.
„Ich habe auf der Uni mal geboxt“, lässt er mich wissen. „Und Sie wollen Ihre Kunst wirklich in Vollzeit lehren?“
„Davon werde ich kaum leben können“, erwidere ich. „Aber ich habe noch andere Ideen. Nur Angestellte mag ich keine mehr sein.“
„Mit Ihren Kenntnissen könnten Sie viel Geld verdienen“, meint der Graf. „Vor allem durch ihren Titel.“
Titel, Thesen, Temperamente.

Er zwinkert mir verschwörerisch zu.
„Sie glauben kaum, wie wichtig Titel sind“, fährt er fort. „Obwohl der Adel in Deutschland offiziell abgeschafft ist, interessiert das niemanden. Sie werden als Graf ganz anders behandelt. Mir hat es den Weg geebnet und vieles deutlich erleichtert. Und irgendwann verdient sich das Geld ganz von allein.“
Understatement pur, der Mann war schon immer Multimillionär.
Aber über Geld redet man/n in diesen Kreisen nicht.

„Ein Freund von mir hat eine marode Firma gekauft“, sagt er. „Dem Inhaber fehlte es an Kapital, aber sein Produkt ist Spitze. Nun sucht er Werbestrategen und Unternehmensberater. Hätten Sie Interesse?“
Eigentlich habe ich mit BWL abgeschlossen. Aber Unternehmensberater sind durchaus kreativ. Und das traue ich mir zu.
„Warum nicht“, sage ich. „Eine Herausforderung ist es auf jeden Fall.“
Selbstbewusstsein pur. Scheitern werden nur die anderen.

Graf Werner strahlt und nickt.
„Ich mag ihren frischen Geist“, sagt er und greift zum Handy. „Wir fahren jetzt bei Fritz vorbei.“
Fritz, das ist Dr. Friedrich Holm (Name geändert), der beste Freund des alten Grafen. Und zigmal so reich wie er.
„Lassen Sie sich bloß nicht übervorteilen von dem alten Knaben“, sagt der Graf. „Der liebt es nur zu feilschen. Geld ist ihm egal.“
Wissen ist oft unbezahlbar.

Ich informiere Yuki, dass es länger dauert und erzähle ihr von dem Angebot des Grafen.
„Ja, mach“, sagt sie sofort begeistert. „Ich trinke dann noch eine Tasse Tee und schaue mir die Villa an. So eine kaufen wir dann auch, wenn wir gemachte Leute sind.“
Yuki-Humor und ich muss lachen.
Koffein brauche ich keins, jetzt gilt es einen klaren Kopf zu haben.
Logik sei mein Gast.

Dr. Holm ist sympathisch, aber skeptisch. Ein Gentleman der alten Schule. Frauen gegenüber reserviert, zeigt er mir dann doch die Bilanzen.
Graf Werner schmunzelt, als meine Blicke über die Zahlen fliegen.
Hochkonzentriert erkenne ich sofort einige Posten, die nach Streichung schreien.
BWL ist so einfach, wieso sieht Mann das nicht?
Dr. Holm prüft nach und stimmt mir zu.
Ippon! Der Punkt geht klar an mich.

„Sie haben den Job“, sagt Dr. Holm spontan und nennt mir eine Summe, für die er mich engagieren will.
Fast unmerklich schüttelt Graf Werner den Kopf und bedeutet mir mit den Fingern eine andere Zahl.
Dr. Holm schluckt, als ich sie ihm nenne und greift sich theatralisch ans Herz.
„Sie wollen einen alten Mann ruinieren“, sagt er und kann sich ein Lachen kaum verkneifen. „Aber Ihr Auftreten gefällt mir, also abgemacht.“
Die Zeche zahlen immer die anderen. Und Adel verpflichtet … nur die Besten.
Und zu denen gehöre ich.

Für Interessierte, die nicht alle Hintergründe kennen, hier die Links zur Historie:

Wie ich Graf Werner traf: Teil 1Teil 2Teil 3

Meine Selbstständigkeit: Ich, mein Selbst und das ständig

Yukis Rote Karte an mich: Eine Frau sieht Rot

Der Japan-Faktor

Japan erobert die Welt, das habe ich schon immer gewusst. Egal, ob im Karate, oder der Literatur, Japan bleibt eine führende Nation. „Moment!“, höre ich nun die Kritiker sagen, “ im Karate sind aber andere Nationen besser!“ Aber als geborene Japan-Expertin muss ich dem entschieden widersprechen.

Man sollte immer zwischen Wettkampf (Sport-Karate) und dem Geist des wahren Karate unterscheiden. Und da bleibt Japan DIE führende Nation. Schließlich haben wir Karate erfunden. Gut, Karate ist auch nur eine Form des chinesichen Wushu (Kung Fu). Aber Asiaten haben den Geist von Wushu und Karate verinnerlicht. Die anderen wollen meist nur kämpfen.

Im Sport-Karate sind die Japaner längst geschlagen. Das liegt einfach an der rein physischen Präsenz und ziemlich doofen Regeln. Bei den Kata, den Formen, bleibt Japan ganz vorn dabei und stellt regelmäßig Weltmeister. Niemand kann Karate besser zeigen.

Yuki, Ken und ich waren am Wochenende bei der WKF-Weltmeisterschaft in Bremen. Und wieder habe ich die Nachteile von Sport-Karate für ein breites Publikum gesehen. Experten haben ihre wahre Freude an Techniken und Kicks. Aber das bei Olympia präsente Taekwon-Do (koreanisches Karate), ist nun mal besser anzusehen. Selbst Kickboxen macht dem Auge mehr Spaß.

Der scheinbare Nachteil von Sport-Karate: es ist weniger publikumswirksam, aber typisch japanisch hocheffektiv. Aber in Zeiten von Mixed Martial Arts (MMA) und Ultimate Fighthing, wollen die Menschen mehr Action sehen. Das blitzschnelle, direkte Karate bleibt da außen vor. Wobei wahre Karateka um Welten besser, als die halbgaren MMA-Fighter sind. Die haben nur mehr Muskeln, Karateka dafür mehr Hirn.

Ken meint, dass traditionelles Karate-Kumite (Freikampf) seinen Höhepunkt lange hinter sich hat. Das wesentlich dynamischere Kyokushin-Karate mache einfach in Wettkampf mehr Spaß. Er hat durchaus recht und dann auch wieder nicht. Sport-Karate muss sich ändern. Und selbst mein Vater stimmt zu, dass Karate neue Wege braucht. Es muss moderner werden, wenn es überleben will.

Die World Karate Federation (WKF) versteht es leider nicht, Karate besser zu präsentieren. Einige Clips im Internet statt Live-Berichterstattung. Wie bitte soll die Masse Wettkämpfe sehen? Und wenn ich sage, dass Japan im Karate geschlagen ist, so ist das nicht wirklich wahr. Japan hat die meisten Medaillen gewonnen und damit den 1. Platz belegt. Aber (mein) Deutschland war auch gut dabei.

Die deutschen Mädels haben Gold im Frauen-Kumite geholt. Ein kleiner Wackler, hat Japan den Sieg gekostet. Wobei ich als Expertin ehrlich bin, die Kata der Japanerinnen war deutlich besser. Aber den Fehler habe ich gesehen und kann den Sieg Deutschlands nachvollziehen. Ohnehin bin ich bei solchen Ereignissen immer zwigespalten, wem nun mein Herz gehören soll. Eigentlich haben beide Teams gewonnen.

Uns haben die Tage in Bremen gut gefallen. Meine Eltern und alte Düsseldorfer Karate-Freunde waren mit. Nur nicht dabei. Wir kämpfen schon seit Jahren nicht mehr. „Weil du keine Chance hättest“, höre ich kritische Stimmen. Das sehe ich anders, da bin ich ganz selbstbewusst. Aber echtes Karate kann ich in keinem Wettkampf zeigen. Das lehre ich nur, das macht mehr Sinn.

Immerhin hat es ein anderer Japaner an die „Weltspitze“ geschafft: Der Schriftsteller Haruki Murakami! Ja, Haruki Murakami ist neuer Träger des „Welt“-Literaturpreises, vom Axel Springer Verlag. Die Jury würdigte ihn als bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Japans. Und das finde ich richtig gut! Auch, wenn ich keine Freundin der „Welt“ und Axel Springer bin.

Der Japan-Faktor hat also noch immer Erfolg. Heimlich werden wir die Welt erobern. Mit spitzer Feder und Mandelaugen-Lächeln. Ihr habt doch kein Problem damit?

Wer mehr über mein Japan, oder Haruki Murakami lesen möchte, dem empfehle ich folgende Artikel:

Über Haruki Murakami: Das Ideal der Einfachheit

Über Japan: Mein Japan – Teil 1Mein Japan – Teil 2Warum ich nicht (typisch) japanisch bin