Die Nebel von Iga – Teil 1

Wir schreiben das Jahr 1581. Der Daimyo Oda Nobunaga ist auf dem Höhepunkt seiner Macht. Aber nicht nur militärisches Geschick hat ihm dabei zu seinen Siegen geholfen. Er und die anderen Daimyo, haben sich dabei Menschen bedient, die zur Legende geworden sind. Die Rede ist von den Ninja, den Schattenkriegern, auch Shinobi genannt. Und von denen mag ich heute erzählen.

Japan im Mittelalter war keine einheitliche Nation. Verschiedene Fraktionen buhlten um die Macht. Nicht immer war offener Kampf die beste Lösung. Spionage stand damals hoch im Kurs. Wann die Ninja genau entstanden sind, das weiß heute keiner mehr. Und was sie waren, ist von Hollywood verwässert worden.

Seit vielen Jahren betreibt mein Vater Ahnenforschung. Unser Stammbaum ist lückenlos und reicht bis weit ins Mittelalter zurück. Die Namen der Ahnen klingen gut, aber nicht alle waren Samurai. Und zumindest ein Ahn war ein richtig Schwarzes Schaf. Zumindest seiner Kleidung nach. Dumm nur, dass die auch von Hollywood erfunden worden ist. Ein echter Ninja hat anders ausgesehen.

Die Reise meiner Eltern im Sommer war nicht nur rein geschäftlicher Natur. Sie hat auch zu einem Zweig der Familie geführt, den es offiziell nie gegeben hat. Oda Nobunaga ist damals mit seiner Armee nach Iga marschiert, um die dortigen Ninja-Clans zu vernichten. Sie waren zu mächtig geworden und wurden nicht mehr gebraucht. Außerdem erkannten die Clans seine Vorherrschaft nicht an. Ein weiterer Grund, sie vom Angesicht der Erde zu tilgen. Und genau das hat er getan. Auch galt es die Schmach zu tilgen, die seinem Sohn widerfahren war. Der hat beim Iga-Aufstand 1579 gegen die Ninja-Clans verloren.

Tausende lagen nach der Schlacht erschlagen umher. Die Samurai und ihre Helfer waren nach heutigen Maßstäben gemessen sehr grausame Krieger. Egal ob Kind, Greis, oder Frau, der Tod hat damals in Iga gewütet. Aber nicht alle Ninja sind umgekommen. Und auch nicht unser Ahn.

Wir wissen nicht wie er entkommen ist. Aber im Geist sehe ich einen Mann gehetzt durch die Wälder laufen. Immer im Dunkel der Bäume, unsichtbar für Tageslicht. Vielleicht haben ihn Samurai verfolgt, vielleicht hat er auch kämpfen müssen. Aber als Meister der Tarnung bekamen die ihn vermutlich nie zu Gesicht.

Sein Name tut nichts zu Sache. Aber wir wissen nun ganz sicher, dass es ihn gegeben hat. Und wir wissen auch, dass ihm als einer der wenigen Überlebenden des Massakers von Iga, die Flucht gelungen ist. Der Mann war kein einfacher Soldat. Die Chroniken sprechen von einem Bauern, der sehr wehrhaft gewesen sein soll. Aber war er wirklich ein Meister des Ninjutsu? Und was ist das überhaupt?

Hollywood hat aus den Ninja die unbesiegbaren Schattenkrieger und gedungenen Killer gemacht. Ausgestattet mit zum Teil übermenschlichen Fähigkeiten, schnetzeln sie sich durch blödsinnige Filme. Die Ninja / Shinobi waren alles andere als reine Mörder. Und Ninjutsu ist weit mehr als bloßer Kampf. Unwissende Autoren, aber auch Geschäftemacher, haben den Fokus stets auf diesen Aspekt gelegt.

Aber so wie Karate weit mehr als die Kunst ist sich selbst verteidigen zu können, so viel mehr ist das legendäre Ninjutsu. Ninja waren nicht nur Meister im Umgang mit Waffen, sie waren auch spirituell geschult. Und sie waren Strategen, Heilkundige, Schwimmer, Reiter und hatten Kenntnisse in Meteorologie und Geografie. Als Allrounder waren sie so universell einsetzbar. Und was sie nicht wussten, das haben sie sich beigebracht.

Ninjutsu bedeutete auch, die Kampfkunst des Gegners zu studieren und für die eigenen Zwecke zu gebrauchen. Ja, Ninja konnten Menschen mit einem, oder wenigen Schlägen töten. Aber wenn, so haben sie Gift, Pfeile, oder Messer benutzt. Primär waren Ninja Spione, die Informationen sammelten. Agenten, eine Art mittelalterlicher Geheimdienst. Aber der maskierte Attentäter sieht in Filmen gleich viel besser aus.

Die Samurai sahen in den Ninja Krieger ohne Ehre, da sie meist den Kampf Mann gegen Mann gemieden haben. Vielleicht steckte in dieser Verachtung aber auch eine Portion Angst. Trotz kürzerer Schwerter waren die Ninja gefürchtete Kämpfer, die so manchen Samurai zu Boden schlugen. Aber so, wie heutige Spione und Spezialkommandos, agierten die Ninja im Verborgenen. Warum also die offene Feldschlacht suchen, wenn du allein gegen hundert Krieger stehst.

Oda Nobunaga hat seinen Sieg nicht lange überlebt. Die Ninja aber sind in den Nebeln verschwunden, die Überlebenden haben sich gut getarnt. Aber Ninjutsu ging nicht völlig verloren, die Meister haben die unterschiedlichen Stile mündlich übermittelt. Aber jener vollkommene Schattenkrieger vergangener Tage, ist wohl für immer verschwunden.

Wie es weitergeht erfahrt ihr im zweiten Teil. Auch, ob wir einen Ninja gefunden haben. Oder er vielleicht uns.

Spione wie wir

Dass das Internet kein Rechtsfreier Raum ist, habe ich schon lange gewusst. Wie stark sich aber Geheimdienste für Online-Spieler interessieren, war mir neu. Laut SPON hat Edward Snowden diesbezügliche Dokumente kopieren können und diese nun der Presse zur Verfügung gestellt. Unter anderem sollen Klassiker wie World of Warcraft und die virtuelle Welt von Second Life überwacht worden sein. Letzteres macht mich besonders wütend. Zwar stammen die Berichte aus dem Jahr 2007, aber mir geht es ums Prinzip. Als (ehemalige) Nutzerin von Second Life fühle ich mich betroffen.

Zwar habe ich Cory Ondrejka alias Cory Linden bei Second Life nicht mehr erlebt, aber Snowdens Infos lassen seinen Weggang in einem anderen Licht erscheinen. Laut New York Times ist Cory Ondrejka 2007 bei der NSA vorstellig geworden und hat die Überwachung der virtuellen Welt angedient. Dass zumindest der Britische Geheimdienst Zugriff auf Nutzerdaten hatte ist mittlerweile bekannt. Und wem nun Cory Ondrejkas Name bekannt vorkommt liegt nicht verkehrt. Der Mann ist heute bei Facebook tätig. Die Vermutung liegt nun nahe, dass er nach seiner NSA-Aktion bei Second Life gefeuert worden ist. Das nach 6 Jahren noch zu beweisen dürfte eher schwierig sein.

Aber vielleicht bringen Snowdens Dokumente nun doch etwas mehr Licht ins Dunkel. Auch wenn ich dem Whistleblower schon lange nicht mehr glauben kann. Für mich ist er lediglich eine Marionette der Russen und ihres Geheimdienstes FSB. Stutzig macht mich, wie spärlich Informationen fließen und wie gezielt sie an die Öffentlichkeit kommen. So, als stecke ein System dahinter. Und das traue ich Edward Snowden nicht zu. Den Russen und ihrem Präsidenten schon.

Ich frage mich ernsthaft, wie Spione denken. Oder liegt der Fehler vielleicht bei mir? Ich weiß, dass sogenannte Hacker gern und oft Online Spiele attackieren. Aber nicht um sich gemeinsam zu verschwören. Es geht ihnen um Nutzerdaten und viel Geld. Der NSA um böse Buben. Terroristen vielleicht. Oder doch um den Atomwissenschaftler aus Absurdistan, der in seiner Freizeit gern Zauberer bei WoW spielt? Wird vielleicht auch mein Blog vom BND gelesen, mein Telefon gar abgehört?

Ich mag hier keine Verschwörungstheorien posten. Aber die Sammelwut von Behörden sollte uns stutzig machen. Dass wir auf dem Weg zum gläsernen Bürger sind ist sonnenklar und die Matrix schon lange keine Fiktion. Nur schade, dass wir keinen Neo haben. Ein Edward Snowden ist es nicht.