Die Wut der Homo-Ehe-Gegner – Wenn Argumente keine sind

Die Debatte um die Homo-Ehe ist neu entfacht. Nicht nur in der Politik wird laut gestritten, auch Volkes Zorn scheint nun erwacht. Zumindest wenn man so manche Kommentare in sozialen Netwerken und Foren zur Kenntnis nimmt. Dabei fällt immer wieder ein Argument auf, das völlig daneben ist: der Vergleich Homosexueller mit Pädophilen.

Aber Heteros scheinen noch weitaus mehr Probleme mit „Andersartigen“ zu haben, wie die Unkenntnis des Unterschiedes von Transsexuellen und Transvestiten zeigt. Während Transsexuelle lediglich im falschen Körper geboren werden und meist alles tun, um das andere Geschlecht zu bekommen, ist Transvestitismus unabhängig von der sexuellen Orientierung und kommt mehrheitlich unter Heterosexuellen vor.

„Meine Mama heißt Klaus – geht´s noch?“, hat ein Homophober in meinem Blog geschrieben und zeigt damit deutlich, wie Menschen denken. Dumm nur, die wenigsten schwulen Männer tragen Frauenkleider. Das Kind eines Männerpaares würde also zwei Väter haben. Wo ist das Problem? Den Link zum Artikel und Kommentar gibts hier: KLICK MICH, ODER LASS ES 

Homosexuelle werden auch gern mit Pädophilen gleichgesetzt. Klar, wer „anders“ ist, wird sich auch an Kindern vergehen, so die Meinung einiger Menschen. Dumm nur, dass es meist Heteros sind, die Kinder missbrauchen. Aber vermutlich finden Homo-Gegner genau den Gedanken geil und verbergen so ihre eigenen Neigungen. Denkbar wäre es. Oder warum sonst bringen sie diesen Schwachsinn aufs Papier?

Fakt ist, dass es immer mehr Kinder in Regenbogenfamilien gibt. Und denen geht es gut. Auch Yuki und ich wollen und werden Kinder haben. Unsere „Karate-Kids“, ist doch klar. Das Argument Kinder brauchen eine männliche Bezugsperson wird auch nicht greifen. Dafür sind unsere Väter da. Die streiten sich jetzt schon scherzhaft, wer wann die Kinder halten darf. Männer eben. Aber Männer, die ich mag.

Werteverfall, Aufgabe der Kultur, Abkehr von Traditionen, sind weitere (Schein)Argumente, die Gegner der Homo-Ehe vorbringen. Aber schaut man sich Kulturen an und wie diese z. B. mit Frauen umgehen, wird mir sofort wieder schlecht. In Afrika werden Mädchen noch immer grausamst verstümmelt, wenn ein offiziell verbotenes Beschneidungsritual ihre Klitoris entfernt.

In der ach so christlichen Bibel werden Menschen zu Tode gesteinigt. Auch in einigen arabischen Ländern ist das noch immer so. Ist das die Tradition, die zu erhalten ist? Sind das die Werte unserer Zeit? Dieses Verhalten ist finsterstes Mittelalter. Und in ihrer Denkweise sind Homo-Gegner davon nicht sehr weit entfernt.

Wenn alle Stricke reißen, werden noch Tiere ins homophobe Spiel gebracht. „Dann könne man auch gleich die Ehe mit Tieren erlauben“, heißt es oft. Ist das nicht ein tolles Argument? „Ich finde es widerlich, wenn sich zwei Männer küssen!“, heißt es oft von Mann. Komisch nur, als Kind hatte er damit kein Problem. Auch Homophobe haben Väter. Und diese mit Sicherheit geküsst.

„Ja, aber nicht so!“, höre ich die Gegner rufen. „Versuchs doch einfach mal“, halte ich dem entgegen. Ein Kuss kann auch unschuldig sein. Ausdruck von Freude, von tiefen Emotionen. Und so ist er gut.

Wirkliche Argumente gegen die Ehe-Öffnung gibt es keine. Lediglich einige Kirchen sehen ihr Geschäftsmodell in Gefahr. Und deshalb machen sie Front und verschweigen, dass Homosexualität in den eigenen Reihen ein großes Thema ist. Flucht nach vorn nennt man das.

Angeblich sei es von Gott gewollt, dass nur Mann und Frau heiraten dürfen, habe ich schon oft gehört. Das sei so in der Bibel vermerkt. Dumm nur, die Bibel hat kein Gott geschrieben, das waren Menschen ihrer Zeit. Steht Gott nicht für Liebe? Liebe für alle Menschen?

Beenden möchte ich diesen Artikel mit der Aussage des amerikanischen Wrestlers und Schauspielers „Stone Cold“ Steve Austin, die er zur Homo-Ehe machte und dabei die Kirche(n) ins Visier genommen hat: „Which one of these motherfuckers talked to God, and God said that same-sex marriage was a no-can-do?“ Mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Daumen hoch, lieber Steve!

Die Manipulation der Presse – Von Urteilen und Volkes Zorn

Als ich zum ersten Mal vom Missbrauch an Dylan Farrow hörte, war ich schlichtweg entsetzt. Mein Kämpferinnenherz erwachte und ich wollte Herrn Allen in den Hintern treten. Und wer mich kennt weiß, dass ich das kann. Nun ist Woody Allen sicher in den USA und ich werde kaum einen Mann wie ihn verprügeln. Was hätte ich davon? Aber symbolisch und mit Worten kann ich ihn attackieren.

Das aber habe ich bisher nicht im großen Stil getan. Im Gegenteil habe ich versucht mich zu informieren und wollte Hintergründe wissen. Denn schon einmal gab es Farrow gegen Allen, vor genau 21 Jahren. Damals die Trennung von Mia and Woody, mit anschließender Schlammschlacht. Absurd und widerlich. Ich war damals 9 Jahre alt und hatte andere Interessen. Aber wer sucht, der wird finden. Und das habe ich getan.

Meine LeserInnen wissen, dass ich keine Freundin des SPIEGEL bin und so meine Probleme mit deren Hetzkampagnen habe. Aber den Ausschlag dieses Artikels gab wieder ein Bericht im SPIEGEL, „Farrow vs. Allen: Schuld und Bühne“, von Frank Patalong. Den kenne ich schon eine Weile. Was er schreibt hat meist Hand und Fuß, selbst wenn auch er letztlich nur ein Sprachrohr des SPIEGEL ist.

Es geht mir bei diesem Artikel auch weniger um Woody Allen, sondern primär darum, wie manipulierbar wir doch alle sind. Emotionen sind von der Presse schnell geweckt. Jeder halbwegs gute Schreiber kann dies bei Lesern erreichen. Und wenn Emotionen regieren, dann handeln wir anders. Dann wird nicht nachgedacht, dann spricht „Volkes Zorn.“ Und der ist durchaus gefährlich.

Als Meisterin im Karate und Aikido weiß ich wovon ich spreche. Werde ich bei einem Gegner wütend verliere ich das Duell. Nur, wenn ich die Übersicht behalte kann ich siegen. Siegen kann bei Farrow gegen Allen keine Seite. Sowohl Mia, Dylan, wie auch Woody, haben längst verloren: die Unschuld eines reinen Herzens. Das nämlich ist besudelt mit dem Dreck, den sie gegenseitig aufeinander werfen.

Ich weiß nicht, ob es in dieser Sache einen Schuldigen gibt. Natürlich tendiere ich rein emotional zu Dylans Version, Fälle von Missbrauch sind mir bekannt. Und Gewalt gegen Frauen ist mir ein Gräuel! Da sehe ich Rot, aber gezielt! Blindwütig schlage ich niemals zu. Was gern vergessen wird bei solchen Diskussionen, dass auch Frauen Täterinnen sein können.

Aber schaut man sich die Kriminalstatistik des BKA an, so ist die recht aufschlussreich. Viele Frauen kommen da nicht vor. Wirklich nur, weil alle schweigen? Aber es gibt sie, diese Frauen, die Kinder missbrauchen, Pädophilie hat kein Geschlecht.

Ein gewisser Alexander Markus Homes hat darüber sogar ein Buch geschrieben. Dem geht es aber mehr darum, die spätere Täterrolle von Mann zu entschuldigen, der von der eigenen Mutter missbraucht worden ist. Logisch für Homes, dass Mann dann pädophil wird. Und wie kann Frau dann Mann noch verdammen, wenn “sie” es selbst tut?

Frank Patalong schreibt, dass wir zu Mitspielern einer medial vermittelten Manipulation werden. Und damit hat er natürlich Recht! Nur was macht er, was macht der SPIEGEL? Manipuliert letztlich nicht auch er? Ist es überhaupt möglich neutral zu bleiben, wenn es um Vergewaltigungen und Missbrauch bei Frauen und Kindern geht?

Ich war noch nicht geboren, als Marianne Bachmeier 1981 den Mörder ihrer Tochter erschossen hat. Als Teenager habe ich zum ersten Mal bewusst von dem Fall gehört. Ich war 13 Jahre alt und tief betroffen. War es das verletzte Herz einer Mutter, oder eiskalter Mord? Ich weiß es nicht.

Mia Farrow hat Woody Allen nicht erschossen. Und auch Dylan nicht. Aber alle Seiten sind bis an die Zähne mit Worten bewaffnet und wir als Zuschauer auf dem Schlachtfeld mit dabei. Männer, die Kinder missbrauchen, haben von mir keine Gnade zu erwarten. Sollten Yuki und ich jemals Kinder haben, werden wir sie auf diese Welt vorbereiten. Und auf die Lust von Mann. Aber auch, auf die Manipulation der Presse. Und darauf, die Dinge kritisch zu hinterfragen.

„Stellung zu beziehen, Meinungen zu bilden, Urteile zu fällen und Steine zu werfen, ist oft gerade dann die einfachere Option, wenn die Entscheidungsgrundlage fehlt“, schreibt Frank Patalong. Und da pflichte ich ihm bei. Wie er weiß ich nicht, wem man bei Farrow gegen Allen glauben kann. Daher fällt es mir schwer ein Urteil zu fällen. Das sollte wenn, die alte Dame Justitia machen. Aber die ist leider blind.