Auf der Suche nach Neuigkeiten, war ich vor einigen Tagen wieder auf der Seite des Publizisten Markus Langemann. 45 Minuten später, hatte ich erneut das legendäre Interview von Günter Gaus mit Rudi Dutschke gesehen. Wer es nicht kennt, der sollte sich dieses Stück Zeitgeschichte auf keinen Fall entgehen lassen. Selbst bei völlig konträrer Meinung ist es zumindest gute Unterhaltung und ein Beispiel von gutem Journalismus.
Eigentlich müsste die Überschrift dieses Beitrags „Die Rückkehr der echten Linken“ heißen. Nein, gemeint sind keine Kommunisten stalinistischer Prägung oder etwa die Extremisten der Antifa, die sich in Leipzig drei Tage lang Straßenschlachten mit der Polizei geliefert haben. Diese Typen verfolgen ein klares Ziel, die Gesellschaft und Deutschland zu zerstören. Mit Duldung und Schweigen eines Bundespräsidenten-Darstellers, der kein Wort über den „heldenhaften Einsatz“ der Polizei verliert. Doppelmoral pur. Helmut Schmidt würde sich im Grab umdrehen.
Der Geist der alten SPD spukt nur noch in der Erinnerung weniger, was wirklich schade ist. Aber gibt es vielleicht einen Hoffnungsschimmer am Horizont? Schon seit Monaten, noch bevor die Querdenker in Stuttgart auf die erste Demo gingen, gibt es die Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“ in Berlin. Einer der Herausgeber ist der Journalist Anselm Lenz, der sich selbst als liberalen Linken sieht. Nun bin ich stets skeptisch, wenn die beiden Worte gemeinsam vor mir sehe. Aber jeder hat eine Chance verdient.
Im direkten Vergleich mit Dutschke schneidet Lenz jedoch etwas schlechter ab. Im fehlt es an Charisma und Brillanz. Was den Mensch Rudi Dutschke betrifft, so ist es ist eine seltsame Faszination, die selbst nach dieser langen Zeit von ihm ausgeht. Ich habe das Interview schon mehrfach gesehen und bin doch immer wieder begeistert. Weniger von Dutschkes sozialistischen Utopien oder dem Fakt dass er ein Mann ist, aber von seiner Leidenschaft. Warum ist einfach zu erklären, dieses Feuer brennt auch in mir.
Wenn ich Dutschke zuhöre, kann ich die Grundlagen der GRÜNEN erkennen. Diese haben ihren vorausgesagten Marsch durch die Institutionen (fast) beendet, aber auf diesem Weg sind sie falsch abgebogen. Sie selbst bemerken das natürlich nicht und halten sich für die Retter von Klima und ungefähr 75 erfundenen Geschlechtern. Ich sage es an dieser Stelle klar, das Erwachen wird grausam sein. Ihr, liebe Ex-Freunde von den GRÜNEN, werdet bei eurer heiligen Mission vom neokapitalistischen System ausgenutzt und vorgeführt.
Anselm Lenz sieht das anders. Er glaubt, der Neoliberalismus habe ausgedient und liege in den letzten Zügen. Den „Tod“ des Neoliberalismus hat man schon bei der Bankenkrise vor 10 Jahren propagiert. Aber die Global Player haben lediglich kurz Luft geholt und munter weiter gemacht. Diese Gefahr sehe ich zur Zeit wieder.
An der Verteilung von Macht und Geld und Geld und Macht wird sich auch nach einem möglichen globalen Reset wenig ändern. Man gibt dem Kind vorübergehend einen neuen Namen, installiert vielleicht eine totalitäre Staatsform, um dann doch wieder „gute Geschäfte“ zu machen. Die Verlierer werden einmal mehr die Bürger sein. Die Gewinner finden sich wie immer auf der Forbes-Liste. Nein, der Neoliberalismus ist alles andere als tot, er macht sich nur vorübergehend unsichtbar. Das gilt es aufzudecken und zu verhindern.
Es gibt so einiges, was ich an Dutschkes Ideen mag. Der Verzicht auf Berufspolitiker ist nur ein Punkt, die ständig mögliche Abwahl von Volksvertretern ein anderer. Auch mein Gesellschaftsmodell wäre die direkte Demokratie, mit totalitären Systemen habe ich ein Problem. Genau dazu haben sich sozialistische und kommunistische Staaten stets entwickelt. Deutschland ist nur einen Schritt von einer „Hygiene-Diktatur“ entfernt. Was allerdings auch für andere Nationen gilt.
Was mich massiv stört, ist die momentane Unausgewogenheit der Querdenker und des Demokratischen Widerstands. Egal wie liberal Linke sein wollen, sie brauchen stets ein Gegengewicht. Was auch für die Konservativen gilt. Dass die Große Koalition mehr schlecht als recht funktioniert, hat verschiedene Gründe. Einer heißt Merkel, der andere ist das miserable Personal der Sozialdemokraten. GRÜNE und die Ex-SED kann man getrost vergessen. Diese Typen sind in der Mehrzahl ideologische Spinner. Einzig die von mir sehr geschätzte Sahra Wagenknecht stellt eine Ausnahme dar und mit Abstrichen bei den GRÜNEN Boris Palmer.
Dutschkes Interview wirkt in diesen Tagen fast ebenso aktuell, wie es 1967 war. Wie ist es möglich, dass sich in 53 Jahren kaum etwas verändert hat? Sein berechtigte Kritik am System, an den Parteien, gilt noch immer. Kann der Demokratische Widerstand, können die Querdenker Dutschkes Vision vollenden? Wo stünde Dutschke heute, wo würde er als dann noch junger Mann, seine Energie einbringen?