Hier nun der 2. Teil der japanischen Gespräche. Ungefiltert, ehrlich und direkt. Viel Spaß beim lesen.
Karin: „Wie stehst du zu der These einer Weltwirtschaftskrise oder eines baldigen Börsencrashs?“
Mayumi: „Die Krise ist schon längst da, aber der Crash wird von den Notenbanken verhindert. Wann sie die Blase endgültig platzen lassen weiß niemand so genau.“
Karin: „Du glaubst also, dass der Crash gesteuert wird?“
Mayumi: „Ich würde das so machen.“ (Die weiteren fachlichen und sehr trockenen Ausführungen haben wir weggelassen, sie würden den Rahmen dieses Beitrags sprengen)
Karin: „Einiges ist wirklich seltsam, da gebe ich dir recht. Du hast bestimmt vorgesorgt?“
Mayumi: „Wir haben nur in solche Projekte investiert, die auch nach einem Börsencrash mit Sicherheit weiterlaufen.“
Karin: „Magst du einige nennen?“
Mayumi: „Öffentliche Tipps werde ich keine geben.“
Karin: „Was hältst du von Kryptowährungen? Du hast doch auch dort schon spekuliert. Hast du keine Angst alles zu verlieren?“
Mayumi: „Ich habe schon vor Jahren in Bitcoin investiert und einen satten Gewinn gemacht. Die meisten Anteile habe ich daher wieder verkauft und in sichere Projekte reinvestiert. Einen kleineren Rest lasse ich stehen und freue mich, wenn die Währung steigt. Fällt sie ins Bodenlose, habe ich nichts verloren.“
Karin: „Würdest du kleinen Anlegern 2020 zum Einstieg in Kryptowährungen raten?“
Mayumi: „Ich werde keine Empfehlungen aussprechen. Außerdem hast du doch selbst BWL studiert und viel mehr Ahnung von Finanzen als ich!“
Karin: „Jetzt wo du es sagst … Anderes Thema: Auto. Du arbeitest doch immer noch für die Autoindustrie. Magst du erzählen was du genau machst?“
Mayumi: „Auto fahren.“
Karin: „Du bist doof!“
Mayumi: „Ich habe dich auch lieb. Aber gut. Wie du weißt setzt Japan beim Auto auch auf Wasserstoff. Ich habe einen Wasserstoff-Testwagen vor der Tür, der mit einem stets wechselnden Software-Setup gefahren wird. Es geht dabei um Alltagstauglichkeit, Reichweite und Haltbarkeit. Auch um Tuning. Wir werden bald wieder nach Kalifornien fliegen, um dort unter extremeren Bedingungen zu testen.“
Karin: „Magst du Details nennen?“
Mayumi: „Das geht leider nicht.“
Yuki: „Wir haben auch noch einen anderen Testwagen, der ganz normal mit Benzin betrieben wird. Da steht Porsche drauf.“
Karin: „Echt jetzt, ihr fahrt Porsche?!“
Mayumi: „Was ist so besonders daran? Es handelt sich dabei um einen modifizierten Porsche Cayman GT4, der wesentlich mehr PS als das Serienmodell hat. Der wird aber nur auf einer abgesperrten Strecke gefahren, da er keine Straßenzulassung hat.“
Karin: „Krass! Darf ich mal mitfahren?“
Mayumi: „Der Wagen hat leider nur einen Fahrersitz und ohne A-Lizenz darf den niemand fahren. Außerdem sind mir wegen der Versicherung die Hände gebunden.“
Karin: „Schade. Aber gut. Wie siehst du die Zukunft des Autos?“
Mayumi: „Deutschland macht den Fehler zu sehr auf die Elektromobilität zu setzen. Meiner Meinung nach ist das falsch. Wir werden aber noch eine ganze Weile auch den Verbrennungsmotor auf den Straßen sehen. Elektroautos für die Stadt, Wasserstoffautos und Verbrenner bzw. Hybridfahrzeuge für längere Strecken. Japanische und koreanische Firmen sind übrigens beim Wasserstoffauto schon sehr weit. Ich denke dass man in vier bis fünf Jahren Wasserstoffautos serienmäßig herstellen wird. Und das zu einem vernünftigen Preis.“
Karin: „Du hast, bzw. ihr habt in diese Firmen investiert?“
Mayumi: „Ja, schon vor einigen Jahren. Wie gesagt sind wir sehr breit aufgestellt und werden jede Wirtschaftskrise finanziell überleben. Mir tun nur die Leute leid, die keine Ahnung von Finanzen haben oder Betrügern aufgesessen sind.“
Karin: „Du hast BWL und VWL studiert und hast auch als Unternehmensberaterin gearbeitet. Wenn ich deine Blog-Beiträge lese frage ich mich immer, ob du dein Pulver nicht an der falschen Stelle verschießt. Du wärst doch vielleicht bei einem Online-Magazin besser aufgehoben.“
Mayumi: „Überlegt habe ich schon. Aber ich bin nun mal keine Journalistin und auf meinem Blog entscheide ich selbst, ob und wann ich etwas schreibe. Vor allem über was. Dann gäbe es da noch das klitzekleine Problem meiner geschäftlichen Aktivitäten, die immer mehr Zeit verschlingen.“
Karin: „Hält dich das von Karate ab? Du hast jetzt den 5. Dan. Und im Aikido hast du doch auch einen Schwarzen Gürtel. Reicht dir das oder möchtest du noch mehr?“
Mayumi: „Warum sollte mich die Arbeit davon abhalten? Ich kann das wunderbar miteinander kombinieren.“
Yuki: „Das musst du gesehen haben! Sie springt dann plötzlich auf und läuft eine Kata oder kickt durch die Gegend. Oder verhaut mich Ärmste. Gilt das eigentlich als Gewalt in der Ehe?“
Mayumi: „Glaub ihr kein Wort! Sie haut mir immer auf den Po. Angeblich um meine Reflexe zu testen.“
Yuki: „Ich liebe dich.“
Mayumi: „Ich dich auch.“
Karin: „…“
Doris: „…“
Mayumi: „Wo waren wir? Ach ja … Also ich brauche keine Gürtel um glücklich zu sein. Das unterscheidet mich vermutlich von diversen Großmeistern, die schon zu Lebzeiten den 10. Dan bekommen haben. Was ich aber festgestellt habe, dass ich mit einem hohen Dan-Grad mehr Gehör in der Community habe und dass es einfacher ist für Seminare gebucht zu werden. Dass ich überhaupt weitergemacht habe, hat auch etwas mit Respekt und Dankbarkeit für meinen Vater zu tun.“
Karin: „Er muss mächtig stolz auf dich sein!“
Mayumi (schmunzelnd): „Klar, daher verhaut er mich auch regelmäßig beim Training.“
Karin: „Nee, ist klar! Yuki, stimmt das?“
Yuki: „Was glaubst du?“
Karin: „Dass sie viel besser ist!“
Mayumi: „Jeder Meister ist stolz darauf, wenn ihn seine Schüler übertreffen. Dann hat er etwas richtig gemacht.“
Karin: „Sprach das japanische Orakel! Aber sag, du unterrichtest in deinem Dojo ausschließlich Frauen, nur bei den Kindern sind auch Jungs dabei. Magst du erläutern warum?“
Mayumi: „Die Kindergruppe ist durch Aiko entstanden. Sie braucht Freunde, das Geschlecht spielt dabei keine Rolle. Allerdings werde ich keine männlichen Teenager unterrichten. Spätestens mit zwölf Jahren ist Schluss. Aber bis dahin dauert es noch eine Weile und die wenigen Jungs sind alle sehr lieb. Bei den Frauen handelt es sich um eine neue Geschäftsidee, die ich zusammen mit einem befreundeten Ehepaar verwirklicht habe. Er ist Japaner und war im Vollkontakt-Karate aktiv, sie hat schon als Kind in Hongkong Kung Fu gelernt.“
Karin (verblüfft): „Eine japanisch-chinesische Ehe?“
Mayumi: „Was ist daran so seltsam? Grace stammt aus Hongkong und hat schon als Kind japanisch gelernt. Die privaten Beziehungen zwischen China und Japan sind nämlich nicht so schlecht, wie es die Presse gern verkauft. Ihr Vater war beruflich regelmäßig in Japan und hat sie und ihre Mutter oft mitgenommen. Bei einem dieser Besuche haben sie dann eine Koreanerin als Kindermädchen eingestellt, die neben ihrer eigenen Sprache auch Japanisch und Englisch sprach.
Wir haben Grace und ihren Ehemann Hitomi bei einem Karate-Turnier getroffen. Yuki und ich sprachen Deutsch, Hitomi versteht einige Worte. Er war als Kind mehrfach in Deutschland bei Verwandten. So kamen wir ins Gespräch. Die beiden betreiben eine Agentur für Bodyguards, vermitteln allerdings nur Frauen. Überwiegend sind das Chinesinnen. Aber seit wir mit im Boot sind, haben wir auch Japanerinnen und Koreanerinnen im Angebot.“
Karin: „Wie muss ich mir das vorstellen, was bringst du den Frauen bei und wer genau kann Bodyguard werden und warum nur Frauen?“
Mayumi: „Frauen deshalb, da potenzielle Angreifer meist Männer sind, die nicht mit einer weiblichen Security rechnen. Jede Bewerberin muss zwingend Vorkenntnisse in mindestens einer Kampfsportart haben und darf bei der Einstellung nicht älter als 25 Jahre sein. Grace übernimmt die taktische Ausbildung. Ich ergänze das mit Aikijujutsu, Kenjutsu und Karate. Cousin Ken ist übrigens auch dabei. Ob du es glaubst oder nicht, aber Ken kann ziemlich gemein sein, wenn es darauf ankommt. Die Frauen müssen gegen ihn oder Hitomi im Sparring antreten.“
Karin: „Das klingt brutal! Wie hoch ist die Durchfallquote?“
Mayumi: „Als Bodyguard muss man zur Not den eigenen Körper als Schutz einsetzen. Wer das nicht kann oder will, hat in diesem Beruf nichts zu suchen. Aber wir hatten bisher nur zwei Ausfälle. Eine der Frauen war schwanger und hat es nicht gewusst. Sie hat sich für das Kind entschieden, was ich absolut begrüße. Leider ist sie auch die beste Kendo-Kämpferin, die ich in meinem Leben gesehen habe und sollte nach der Ausbildung mit mir als Co-Trainerin arbeiten.“
Karin: „Besser als du?“
Mayumi: „Ich kann kein Kendo!“
Karin: „Ist klar, du haust nur so aus Spaß mit dem Schwert auf andere ein.“
Mayumi (mit gespielt finsterem Blick): „Kenjutsu ist der eigentliche Schwertkampf, Kendo ist nur der Sport. Im Kenjutsu, wie in allen traditionellen Kampfkünsten, gibt es keine Regeln. Daher gewinne ich im Sparring gegen Kendo-Schüler. Aber zurück zu deiner Frage. Wir werden das Mädel nach der Geburt wieder als Sensei sehen, zumindest ist das so abgemacht. Ein andere Frau ist beim Training mit Grace unglücklich gestürzt und hat sich das Schlüsselbein gebrochen. Leider so kompliziert, dass es vermutlich nie wieder so belastbar wie vorher werden wird. Damit ist sie als Bodyguard leider raus. Sie arbeitet aber mittlerweile als Assistentin für Grace und trainiert immer noch mit. Natürlich weniger hart als zuvor. Aber sie kann ganz toll kochen.“
Karin (lacht): „Grace hat sie doch kaum wegen ihrer Kochkünste genommen oder irre ich mich?“
Mayumi: „Sie ist ein Organisationstalent und nimmt uns viel Arbeit ab. Grace vergisst keine Freunde, darin sind wir uns ähnlich.“
Karin: „Wirst du auch als Bodyguard arbeiten? In Deutschland hast du das doch kurz gemacht.“
Mayumi: „Ich habe in wenigen Fällen für Privatpersonen gearbeitet. Das hatte aber eher wenig mit einer klassischen Bodyguard zu tun. Es war mehr Privattraining. Darin sehe ich keine Zukunft für mich. Ich habe mich finanziell in die Firma eingebracht und werde bei der Ausbildung neuer Frauen helfen.“
Karin: „Und dann nur noch Autos fahren? Warum machst du das eigentlich?“
Mayumi: „Ich finde die Abwechslung gut. Auch in der Kampfkunst. Nur mit Karate und Aikijūjutsu bzw. Aikido wäre ich nie glücklich geworden.“
Karin: „Magst du das genauer erklären?“
Mayumi: „Klassisches Karate dient der reinen Selbstverteidigung und kennt keinen Erstangriff. Allerdings hat man diese Art der Selbstverteidigung für kriegerische Auseinandersetzungen geschaffen. Als Kind hatte ich viel zu viel Energie und wollte immer kämpfen (Kumite / Sparring). Daher hat mir mein Vater erlaubt an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Das hat meine Neugier nur noch mehr geweckt und ich wollte weiter lernen.“
Karin: „Aber ist das nicht deinem eigentlichen Stil eher hinderlich?“
Mayumi: „Das genaue Gegenteil ist der Fall. Okinawa-Te, aus dem Karate entstand, ist von zwei Kung-Fu-Strömungen beeinflusst worden. Während mein Goju-Ryu vom Kranich-Stil / White Crane abgeleitet werden kann, dürfte es sich beim Shorin-Ryu um ein reduziertes (südliches) Shaolin-Kung-Fu handeln. Ich habe beides trainiert und noch einige Stile mehr.“
Karin: „Was genau meinst du mit reduziert?“
Mayumi: „Wenn du genau hinschaust, wirst du viele Ähnlichkeiten zwischen den Formen des chinesischen Kung Fu und den japanischen Kata erkennen. Man hat in Japan lediglich überflüssige Elemente eliminiert. Karate wirkt daher oft steifer, als die fließenden Bewegungen der Kung Fu-Stile. Das muss aber kein Nachteil sein.“
Karin: „Inwieweit helfen dir andere Stile bei Karate?“
Mayumi: „Obwohl Goju-Ryu-Karate meiner Meinung nach mit das beste Karate überhaupt ist, haben auch andere Stile gute Techniken. Ich schaue mir das an, vergleiche, wäge ab und nehme sie vielleicht in meinen eigenen Stil auf. Der sich genau aus diesen verschiedenen Stilen entwickelt hat.“
Karin: „Du kombinierst doch dieses Aikijūjutsu oft mit Karate wenn ich das richtig verstehe. Ist das dann quasi eine Art von Mayumi-Jūjutsu?“
Mayumi (lachend): „Wenn du es so nennen möchtest.“
Doris: „Ich habe mal Videos dieser Gracie-Familie gesehen. Die sagen und zeigen auch, dass sie jeden anderen schlagen können und ihr Brasilian JiuJitsu (BJJ) das Beste sei.“
Mayumi: „Ich möchte die Verdienste der Gracies nicht in Frage stellen, aber weder sind sie oder ihr BJJ unbesiegbar, noch haben sie bei der Auswahl ihrer Gegner besonderen Mut gezeigt. Die durften nämlich nur nach den sportlichen Regeln der Gracies kämpfen und haben daher verloren.“
Doris: „Würdest du dir einen Wettkampf mit einem Gracie-Schüler zutrauen?“
Mayumi: „Schon. Aber nach welchen Regeln soll das vor sich gehen? Ich kann kein BJJ, die können kein Karate.“
Karin: „Aber du kannst doch auch Hebel und Würfe?“
Mayumi: „Ja, klassisches Karate und Aikijujutsu sind voll davon. Aber im reinen Bodenkampf bin ich einer erfahrenden Wettkämpferin trotzdem unterlegen. Womit wir wieder bei den Regeln wären. Ohne Regeln sieht das anders aus, macht aber wegen der Gefahr einer Verletzung keinen Sinn. Wenn wir vielleicht nach Kickbox-Regeln sparren, sieht das schon wieder anders aus. Aber dann wird eine reine Judoka null Chancen gegen mich haben. Die bezieht die Prügel ihres Lebens.“
Karin: „Selbstbewusst wie immer, so kenne ich dich. Stichwort Wing Chun. Ich finde das toll. Würdest du mir zu einem Wechsel raten?“
Mayumi: „Sicher. Vor allem, wenn du darauf stehst finanziell ausgenutzt zu werden und jahrelang kein richtiges Training zu bekommen. Versteh mich nicht falsch, das System an sich ist recht gut, die Verbände und ihre Meister haben aber oft nur kommerzielle Interessen. Ich hatte vor Jahren das große Glück einem Sifu (chinesich für Meister) zu begegnen, der Yuki und mir alles vermittelt hat, was wir wissen und lernen wollten. Die klebenden Hände kannte ich bereits aus dem Goju-Ryu und durch Aikijujutsu war ich auch den Nahkampf gewohnt. Außerdem hatte ich mich schon vor Jahren auch mit Tai Chi beschäftigt, Wing Chun war daher weniger ein Problem, allerdings wird die Ausführung der Techniken nie so gut aussehen, wie bei reinen Wing Chun-Schülern.“
Karin: „Nutzt du es noch?“
Mayumi: „Die Techniken der verschiedenen Stile sind sich zum Teil so ähnlich, dass eine Unterscheidung schwierig ist.“
Karin: „Was würdest du jemand raten, der keine Lust mehr auf Karate hat?“
Mayumi: „Dass die Person sich vielleicht beim Taekwondo oder Thai Boxen umschauen soll, aber Karate trotzdem weiter praktiziert. Man kann dabei nur besser werden.“
Karin: „Ich habe aber gehört, dass man dabei die eigenen Fähigkeiten verschlechtert. Was stimmt denn nun?“
Mayumi: „Kein Meister der etwas von Kampfkunst oder -sport versteht, würde eine solche Aussage machen. Wer es doch macht, hat etwas zu verbergen oder verfolgt rein kommerzielle Interessen.“
Karin: „Gibt es einen besten Stil?“
Mayumi: „Gibt es ein bestes Auto?“
Karin: „Yumi! Jetzt sag, findest du Vergleiche zwischen den verschiedenen Stilen sinnvoll?“
Mayumi: „Kann man Sushi mit Currywurst vergleichen? Du magst kein Sushi, ich keine Currywurst. Jeder Stil, egal ob Kampfkunst oder -sport, hat seine Berechtigung und ist für sich gesehen gut.“
Karin: „Aber es gibt doch immer wieder mal Wettkämpfe mit Sportlern verschiedener Stile.“
Mayumi: „Ja, aber sportliche Wettkämpfe haben Regeln, die möglicherweise einen der beiden behindern und den anderen favorisieren. Darüber haben wir doch eben schon geredet. Nehmen wir Aikido. Dort werden hauptsächlich Partnerübungen gemacht, Wettkämpfe gibt es keine. Angenommen wir beide machen Sparring. Du schlägst und kickst ich verteidige mich mit Aikido. Was glaubst du geschieht?“
Karin (im Brustton der Überzeugung): „Du brichst mir die Finger!“
Mayumi: „Nee, ich knutsche dich zu Tode! Aber Spaß beiseite, diese Vergleichskämpfe sind einfach nur Mist und werden von geistig Unreifen gemacht.“
Karin: „Ach? Wie war das, als du diese MMA-Sportlerin vermöbelt hast?“
Mayumi: „Ich habe sie nicht vermöbelt, sondern ihr lediglich das Handgelenk leicht verstaucht.“
Karin: „Wie muss ich mir das vorstellen, da lässt eine vermutlich erfahrene MMA-Sportlerin dich so einfach gewähren? Kannte die deinen Hintergrund nicht?“
Mayumi: „Sie wusste nur von Karate und ging entsprechend überheblich an die Sache heran. Also habe ich sie in eine Falle gelockt und ihr quasi den Nahkampf angeboten. Als sie nach meiner Hand griff, habe ich gehandelt. Sie hat da schon fast geheult. Ein wenig Druck mehr und ihre Hand wäre Geschichte gewesen. Natürlich bin ich damit das kalkulierte Risiko eingegangen, dass sie ihrerseits etwas unternimmt.“
Karin: „Wie genau ging dieser Kampf weiter?“
Mayumi: „Sie hat beim nächsten Angriff meine Beine attackiert und ich habe sie mit dem Ellenbogen im Rücken … (kurze Pause) gekitzelt. Beides war gegen die sportlichen Regeln, ist aber Teil der traditionellen Kampfkünste. Da sind dann wirklich die Tränchen geflossen. Bei der dritten Attacke habe ich sie mit einem Hüftwurf zu Boden gebracht und angedeutet, was weiter geschehen kann. Danach gab sie auf.“
Karin: „Was wäre gefolgt?“
Mayumi: „Traditionelles Aikijujutsu ist für das Schlachtfeld gedacht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Karin: „Ich glaube ich verstehe … Trotzdem hat es dir dein Vater beigebracht. Ist das kein Widerspruch?“
Mayumi: „Mein Vater hat stets darauf geachtet, dass ich mich in einem möglichen Ernstfall verteidigen kann. Ich muss bei einer Abwehr niemand ernsthaft verletzen. Das ist im Karate ebenso. Gezielt oder dosiert eingesetzt wirkt beides Wunder.“
Karin: „Deine gezielte Dosierung habe ich schon erlebt. Da fällt mir ein, in China gibt es diesen MMA-Typen, der klassische Kampfkünstler herausgefordert und geschlagen hat. Beweist das nicht, dass es doch einen besten Stil gibt?“
Mayumi: „Das beweist lediglich, dass ein erfahrener Wettkämpfer einen im sportlichen Zweikampf unerfahrenen geschlagen hat, was ihm herbe Kritik einbrachte. Außerdem waren seine Gegner wesentlich älter als er. Im Endeffekt hat er bereits sein Gesicht verloren und ist in der Szene unten durch.“
Karin: „Du hast mal gesagt, dass es beim Kampfsport auch immer auf den Mensch ankommt.“
Mayumi: „Ja. Ein hoher Gürtel sagt wenig aus. Der beweist oft nur, dass der Träger die Techniken erlernt hat. Es gibt Schwarzgurte, die grottenschlechte Kämpfer sind und Gelbgurte, denen das Sparring im Blut liegt. Das gilt für Kampfsport und die klassischen Stile. Wobei man der Fairness halber sagen muss, dass viele Kampfkunst-Experten zwar tolle Lehrer sind, aber in einem sportlichen Wettkampf mangels Erfahrung verlieren.“
Karin: „Was denkst du über Mixed Martial Arts (MMA)?
Mayumi: „Im Endeffekt ist MMA doch auch nur die Rückbesinnung auf die klassischen Stile, aber durch sportliche Regeln abgemildert. Ich halte nichts davon. Im Endeffekt stehen da zwei Primitivlinge im Ring und hauen sich gegenseitig die Fresse ein. Wer das toll findet, gehört in die gleiche Kategorie.“
Karin: „Das sind harte Worte, aber ich denke ähnlich. Um das Thema abzuschließen, was denkst du über diese Shaolin-Mönche? Sind die wirklich unschlagbar gut oder ist nur eine Legende?“
Mayumi: „Dazu müsste abschließend geklärt werden, ob es den echten Shaolin-Stil überhaupt noch gibt. Daran bestehen zumindest Zweifel. Unschlagbar ist übrigens niemand. Ich behaupte aber, dass z. B. ein Kickboxer gegen einen echten Shaolin-Mönch keine Chance hätte. Der Unterschied liegt auch im Zeitaufwand den beide betreiben. Der Mönch lebt Kung Fu 24 Stunden am Tag. Der Kickboxer trainiert pro Woche nur wenige Stunden. Allerdings kämpfen Mönche nicht im Ring. Die es angeblich tun sind keine, sondern von der chinesischen Regierung bezahlte Wushu-Darsteller. Klar sind die gut, die machen den ganzen Tag nichts anderes.“
Karin: „Also so wie du … Wann steigst du wieder in den Ring?“
Mayumi: „Hier und jetzt mit dir?“ (Wir müssen alle lachen)
Karin: „Jetzt mal ernsthaft, hättest du keine Lust?“
Mayumi: „Welche Aussagekraft haben Titel und Pokale? Keine! Als Jugendliche habe ich das anders gesehen. Heute muss ich niemand mehr etwas beweisen. Allerdings habe ich den Wunsch (sie schmunzelt bei diesen Worten) Weltmeisterin in der Erziehung unseres kleinen Wildfangs zu werden. Das ist Herausforderung genug für mich.“
Karin: „Ist Aiko wirklich so wild? Sie wirkt so sanft und verletzlich.“
Mayumi: „Beides ist richtig. Aber sie kann sehr böse werden, wenn man sie ärgert. Von sich aus fängt sie nie Streit an! Aber sie wehrt sich sehr effektiv. Ich muss immer darauf achten nicht zu lachen, wenn ich Zeuge davon werde. Mein Papa ist begeistert von ihr, er sagt sie habe ein großes Talent, das aber in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss. Bei mir habe er ja bekanntlich versagt …“
Karin: „Das ist doch jetzt ein Witz?!“
Mayumi: „Du kennst doch den Humor meines Vaters.“
Karin: „Japanischer Humor ist manchmal schwer zu verstehen. Aber ich gebe mir große Mühe. Als Frau und Mutter kann ich deutlich sehen, dass ihr einen Narren an der Kleinen gefressen habt. Hat sich euer Leben stark verändert seit ihr sie kennt?“
Mayumi: „Was bitte sollte sich verändern? Wenn sie unartig ist, wird sie natürlich in den finstersten Keller gesperrt, das machen Japaner nun mal so. Sonst noch Fragen?“
Karin: „Du bist …!
Mayumi: „Die Tochter meines Vaters.“
Karin: „Yumi, bitte!“
Mayumi: „Ist ja gut. Aiko ist eine verletzte Seele, die ich Tag und Nacht beschützen will und werde. Sie wird ihren Weg gehen, das weiß ich. Eines Tages wird sie mich beschützen und die bessere Kriegerin sein.“
Yuki: „Das witzige daran, sie hängt an uns beiden. Mit Yumi kämpft sie gern und ich muss mit ihr schmusen. Das kann aber auch das genaue Gegenteil sein und sie hängt wie eine Klette an ihr.“
Karin: „Wollt ihr noch mehr Kinder adoptieren?“
„Mayumi: „Wollen wir Elfchen?“
Yuki: „Jaaaa!“
Karin: „Eine letzte Frage zu deinem Blog. Wie lange willst du noch schreiben?“
Mayumi (zögert kurz): „Eigentlich wollte ich ihn schon vor einer Weile schließen, aber ohne Blog fehlt mir was. Allerdings werde ich nur noch dann Beiträge schreiben, wenn mich ein Thema wirklich interessiert.“
Karin: „Gibt es immer noch Anfeindungen und Provokationen?“
Mayumi: „Sie sind seltener geworden, aber alle paar Monate taucht so ein Spinner bei mir auf.“
Karin: „Handelt es sich dabei nur um Männer?“
Mayumi: „Zum größten Teil. Testosteron scheint bei manchen eine ungeahnte Wirkung zu haben.“
Karin: „Was genau schreiben die dir?“
Mayumi: „Das ist unterschiedlich und reicht von Sex-Offerten bis zu persönlichen Angriffen.“
Karin: „Ich glaube ich habe das schon einmal gefragt, aber belastet dich das nicht?“
Mayumi: „Was soll mich daran belasten, wenn mir ein völlig Fremder an die Wäsche will? Das sind alles Maulhelden, die nur an der Tastatur eine große Klappe haben.“
Karin: „Und Frauen? Was schreiben dir dir so?“
Mayumi: „Das ist subtiler. Wobei einige schon richtige Zicken sind. Ich lese, lache und lösche das meist unkommentiert. Einigen bin allerdings auf die Zehen getreten. Wer wirklich diskutieren möchte, hat keine Attacken nötig. Leider gibt es in Deutschland keine richtige Streitkultur. Statt sachlich zu bleiben, werden viele persönlich.“
Karin: „Das kenne ich nur zu gut! Aber nur mal angenommen jemand steht vor deiner Tür, wie gehst du dann damit um?“
Mayumi: „Ich biete ihm vielleicht einen Tee an bevor ich ihn ins Jenseits schicke.“
Karin, Doris und Yuki im Chor: „Du bist unmöglich!“
Mayumi (lachend): „Das habt ihr doch bereits gewusst.“
Ende
Ich hoffe, dass damit alle (Un)Klarheiten beseitigt sind, die Aiko, Yuki und mich betreffen. Vielleicht wird es irgendwann eine Fortsetzung geben. Bis dahin sage ich auch im Namen von Yuki, Karin und Doris: Vielen Dank fürs lesen.