Bewusst habe ich den Titel des Beitrags provokativ gewählt, aber weder werde ich zur Mörderin noch stoße ich mir selbst ein Messer in den Bauch. Ganz im Gegenteil stemme ich die Hände in die Hüften und rufe allen DrehbuchautorInnen und RegisseurInnen laut zu „Lasst die Lesben leben!“ Und ich erkläre auch wo und warum.
Wenn ich lesbische Liebesfilme schaue, gehen mir immer viele Dinge durch den Kopf. Einerseits bade ich in den Emotionen, die eine gute Lovestory auslösen können. Ich mag die Geschichten, die Dramen, die oft wunderschönen Bilder. Aber primär ist es die Frage, ob manche RegisseurInnen auf einem heiligen Kreuzzug gegen Lesben sind.
Schon zu Beginn des lesbischen Films vor einigen Jahrzehnten konnte und durfte es viel zu oft kein Happy End für die Frauen geben. Klar, die Homophobie war damals noch weit verbreitet und RegisseurInnen begaben sich auf einen steinigen Weg. Aber heute im 21. Jahrhundert sollten die Uhren doch anders ticken.
Leider ist das ein Irrglaube, wie die klischeehaften Todesfälle von Lesben immer wieder zeigen. Zwar hat es Homosexualität durchaus in die normale Fernsehunterhaltung geschafft. Aber meist mit tödlichen Konsequenzen. Lesben, so offenbar die Meinung der Drehbuchautoren, verdienen kein allzu langes Glück.
Gut, es gibt positive Beispiele und wunderbare Liebesfilme, die ein Frauenpaar Hand in Hand am Ende sehen. Aber viel zu oft gibt es die Verbeugung von Drehbuch und Regie vor der heiligen Kuh Heterosexualität. Dann wird die Pistole ausgepackt, oder der Lesbe Krebs in den Bauch gedichtet. Und schon stirbt sie den einsamen Tod.
Von Freundinnen weiß ich, wie sie zu lesbischen Toden im Kino und TV-Programm stehen. Zusammengefasst ist es eine Mischung aus Wut und Trauer, wenn eine unserer Heldinnen stirbt. „Das ist wie ein tiefer Schnitt in die Haut“, hat meine Freundin Karin mir gesagt. „Kaum ist der verheilt, reißt die Wunde wieder auf, wenn ein neuer Lesbentod zu sehen ist.“
Liebe Autoren und Regisseure, Lesben schauen sich Liebesfilme an, um Abstand von einem zum Teil noch immer homophoben Alltag zu haben. Sie suchen nach Vorbildern, Heldinnen, mit denen sie sich identifizieren können. Aber die Todesbotschaft in solchen Filmen stößt sie regelmäßig vor den Kopf.
Das trifft vor allem auf junge und noch unsichere Frauen zu, die zaghaft ihre ersten Schritte als Lesbe machen. Sollen die nun etwa aus dem Fenster springen? Ist das die Intention hinter dem medialen Lesbentod?
Ich frage mich immer, ob es Absicht oder pure Dummheit ist, wenn wieder eine Lesbe sterben muss. Vielleicht liegt es an der beschränkten Sichtweise mancher AutorInnen, die nie über den Tellerrand reicht. Ich nenne es homophobe Kurzsichtigkeit. Und dagegen gibt es leider kein Rezept.