The One

Unser Aufenthalt in Schweden liegt nun schon einige Zeit zurück. Kurz hatte ich überlegt, ob ich darüber schreiben soll. Aber dieses Jahr war Arbeit angesagt und für Spaß blieb wenig Zeit. Der Bericht wäre eine Sammlung von Datenblättern geworden und ein Loblied auf automobile Kunst. Und das will niemand lesen.

Aber so völlig ohne heiße Schlitten, wird das Leben lahm. Daher gibt es zumindest den Anfang der Reise. Ohne Technik versteht sich. Dafür mit Elfe. Was habt ihr denn nun gedacht?

You are my person

I will love thee to the end

Yukiko means Love

Elfchen strahlt, als sie die Worte hört. Ich habe sie ihr ins Ohr geflüstert. Und auch wenn sie „The One“ für mich ist, heute muss die diesen Titel teilen. Mit einem Kerl, was für ein Skandal! Aber Yuki lacht und nimmt mir frech die Schlüssel ab. „Ich fahre!“, sagt sie bestimmt. „Du darfst dann im Auto bloggen.“

Wer nun glaubt in Yuki eine ängstliche Fahrerin zu sehen, wird schnell eines Besseren belehrt. Elfchen hat wie ich die A-Lizenz und fährt einen heißen Reifen. Objekt der Begierde ist erneut ein Nissan GT-R. Das neue Nismo Modell, mit schlappen 600 PS.

Der GT-R ist ein Traum und lässt die Herzen höher schlagen. Vor allem, wenn Hand angelegt worden ist. Graf Werner, mein väterlicher Freund und Mentor, hat zur Autoshow gebeten. „Frau Landar, ich zähle auf Sie“, hat er gesagt. „Eine Überraschung wartet schon!“ Und ich bringe ebenfalls eine mit.

Die Fahrt ist lang, wir spielen Steuer(frau) wechsel dich. „Liebe, die sich auf der Strecke zeigt“, sinniere ich und gebe lässig Gas. „Wir sind wirklich viel unterwegs“, sagt Yuki. „Zu viel?“, will ich sofort wissen. „Nö“, erwidert Yuki und schaut mich frech an. „Das Hausmütterchen gibt’s nebenan!“

„Ey, das ist mein Spruch!“, protestiere ich sofort, aber Elfchen lacht mich aus. „Den Grafen haben wir lange nicht gesehen“, stellt sie fest. „Wie es dem alten Mann wohl geht.“ Yuki sorgt sich viel mehr um andere Menschen, als ich das scheinbar mache. Aber das trügt. Auch ich kümmere mich. Nur anders.

In meinem Herzen steht ein Tempel.
Der Schönheit hab ich ihn geweiht,
Der Göttertochter, die erhaben
Gebietet der Unendlichkeit.

„Georg Heym“, stellt Yuki fest, als sie die Zeilen hört. Wo hast du den nun wieder ausgegraben?“ Wir sprechen über DichterInnen, Kunst und Literatur. Ein Mercedesfahrer will mich provozieren, ich schaue ihn mitleidig an. Wieder so ein Kerlchen, dem Papa das Auto finanziert. Vermutlich als Potenzverstärker, um Größe bei der Damenwelt zu zeigen.

Ihn deckten Staub und Spinneweben,
Lang stand er in die Nacht versenkt,
Da nahtest du, vor deinen Augen
Klafften die Tore, freigesprengt.

„Heym war schon ein toller Dichter“, sagt Yuki. „Ich mag den auch gern lesen. Dich natürlich auch! Worüber schreibst du heute?“ „Über dich, uns“, erwidere ich wahrheitsgemäß. „Um zu teilen unser Glück, damit alle neidisch werden.“

Ein Frührot strahlet meinem Tempel.
Herrin, du kommst, ich harre dein,
Der Göttin Tempel steht dir offen,
Willst du die Priesterin mir sein?

Elfchens silberhelles Lachen, ist Musik für meine zarten Ohren. Wir albern herum und die Minuten eilen. Ein Porsche überholt uns. Autobahnpolizei, die sich nun vor uns setzt. „Folgen“, erscheint auf dem Leuchtband. Das hat uns noch gefehlt. „Guten Tag, Fahrzeugkontrolle. Ihre Papiere bitte“, heißt es auf dem Rastplatz dann.

Natürlich finden Beamten kein Vergehen, aber sie halten uns unnötig lange auf. „Ich muss sie warnen“, sagt ein Polizist abrupt. Wenn sie zu diesem illegalen Cannonball Rennen wollen …“ „Davon ist mir nichts bekannt“, unterbreche ich ihn. „Wir wollen nach Hamburg. Können wir jetzt fahren?“

Ein finsterer Blick bohrt sich in meinen. Was, oh Mann ist dein Begehr? „Passen Sie mal auf, junge Frau“, poltert der Beamte los. „Ob Sie fahren können entscheide immer noch ich! Und …“ Das Funkgerät unterbricht seinen Redefluss. Ein Raser, der gegen die Fahrtrichtung fährt. Gegen den Strom schwimme auch ich. Mainstream, das machen nur die anderen.

„Du kannst Menschen Angst machen mit deinen Augen“, flüstert Yuki als die Polizisten fahren. „Auch wenn ich dich schon lange kenne, vor diesem Blick fürchte ich mich. Fühl mal! Ich habe total die Gänsehaut.“

Hamburg präsentiert sich kühl, der alte Graf ist leicht erkältet. Aber in seinem Gesicht geht die Sonne auf, als er den Nissan sieht. „Ich wäre gern dabei in Schweden“, sagt er leise. „Leider wird dieses Jahr daraus nichts. Aber Sie müssen unbedingt mit in die Scheune kommen. Da steht ein wahrer Augenschmaus!“

Was Graf Werner als Scheune bezeichnet, ist in Wirklichkeit eine geflieste Halle mit viel Licht. Dort stehen einige Kostbarkeiten, die ich nicht nennen mag. Ich kenne sie schon, wir waren schon mehrfach zu Besuch. Aber die AC Cobra ist neu und hat mindestens so viele Pferdestärken, wie der unbehandelte Nissan GT-R.

Ich bin den Wagen gefahren und habe mich neu verliebt. Zumindest für eine halbe Stunde. Als ich wiederkomme wartet Yuki schon auf mich und mein Herz schlägt schneller. Mir wird wieder bewusst, dass, egal wie toll andere Fahrgestelle sind, niemand meine Elfe übertrifft. Sie bleibt „The One“ für mich.

Speed-Dating – Wenn Leidenschaft auf Schönheit trifft

Unter Speed-Dating versteht man eine ursprünglich aus den USA stammende Methode, schnell neue Flirt- oder Beziehungspartner, aber auch Geschäftskontakte zu finden. (Quelle Wikipedia) Ich habe ein Speed-Dating der anderen Art. In Stahl gepresste Leidenschaft trifft Mensch. Die Emotionen kochen. Fünf schnelle Frauen, fünf schnelle Autos. Da ist sofort Spaß dabei. Ausgedacht hat sich das Wolf, der Mann für schnelle Runden. Der Hintergrund ist einfach: Ein Vergleichstest der besonderen Art. Gesucht wird der beste Sportwagen für Frauen.

Auch Graf Werner und Dr. Holm, sowie die Nissan-Tuningschmiede sind an diesem Date beteiligt. Irgendwer muss das Ganze finanzieren. Und die haben alle Geld.
Der Test ist Teil eines Seminars, das ich für die Frauen halte. Immer nur BWL ist auch Managerinnen zu trocken. Und menschlich kommt Frau sich durch Spaß viel näher. Es fördert gute Zusammenarbeit.
Neben Yuki ist auch eine lustige Französin dabei, deren Akzent mich an Cyndie Allemann erinnert. Aber Carole hat dunkle Haare und lebt mit Mann und Kind im hohen Norden.
„Isch ‚abe schon loangö keinön schnellön Wagön mähr gefahrön“, erklärt sie fröhlich. „Abör frühör war isch Rallö gefahrön. ‚eute renne isch immör meinör Tochtör ‚inter’ör.“
Sie zeigt uns Bilder und schon ist die Arbeit vergessen. Kinderlachen, was will Frau noch mehr?
Einen Sportwagen zumindest nicht. Carole fährt SUV.

Ellie – Elisabeth – hat grüne Katzenaugen, rote Haare und überall Sommersprossen. Die perfekte Hexe mit Hang zum Zauberstab, wie sie schmunzelnd erzählt.
Gemeint ist natürlich der Schalthebel eines Wagens, den sie in Sommer offen fährt.
„Privat fahre ich Kleinwagen“, sagt sie fast verschämt. „Der hat weniger als 100 PS. Wozu im Alltag rasen? Aber gern oben ohne, das kühlt die heiße Stirn.“
Die Frauen lachen, das Band der Freundschaft zieht sich enger. Sympathie ist wichtig in diesen trüben Tagen.

Simone ist eine kühle Blonde, die uns alle um Längen überragt. Mit 1 Meter 81 ist sie wirklich eine große Frau. Und sie ist Graf Werners Enkelin, das kann sie nicht verhehlen.
„Eigentlich bin ich Leichtathletin“, stellt sie sich vor. „Aber von Opa Werner habe ich die Liebe zu schnellen Autos geerbt. Und nun auch noch die Firma.“
Was untertrieben ist, Simone ist Graf Werners Augenstern. Schon am Telefon war sie sympathisch. Sie hat verstanden und mir zugehört.
Fünf schnelle Frauen, fünfmal geballte Power. Und nun liebe LeserInnen sind die Herren dran.

Für mich steht ein alter Bekannter bereit, der von mir bereits gerittene „Wilde Mann.“
„840 PS hat der Godzilla jetzt“, wird mir von einem Nissan-Techniker gesagt. „Und er hat einige Kilo abgespeckt.“
Das ist leider nötig bei dem GT-R, auch Sportwagen haben oft Übergewicht.
Elfchen bekommt den Audi A1 im Super RS Look. Aus Wettbewerbsrechtlichen Gründen darf ich die Pferdestärken nicht nennen, aber es ist Power pur.
„Miss Ralley“, necke ich sie frech und bekomme prompt die Zunge gezeigt.
Die Frauen lachen. Sie wissen, dass wir verheiratet sind.

Für Carole steht der Ölprinz bereit, der nun endlich standfest ist. 400 Diesel-Turbo-PS treiben ihn voran. Ob der Wagen hält? Die Frisur der Französin bestimmt.
„Isch werdö den Auto nüscht kapütt fa’rön“, verkündet Carole und lacht.
Wolf grinst und zeigt auf mich.
„Die da aber schon“, sagt er und flüchtet, als ich ihm mit einem Kick in den Hintern drohe.
„Rote Karte, hohes Bein!“, ruft er aus der Baracke. Vermutlich geht er Fußball checken.

Auch ein Amerikaner hat sich in die Liga der schnellen Wagen gemogelt.
Als der Mustang GT Shelby an den Start rollt leuchten Ellies Katzenaugen.
Fast werde ich neidisch, als der V8 munter röhrt. Knapp 700 Turbo-PS soll er haben und das ist keine Zauberei.
Nur vom Fahrwerk ist Ellie wenig begeistert.
„Da sind meine Beine besser“, lästert sie.
Und da hat das Mädel recht.

Ein weiteres Mannsbild gibt sich die Ehre. Kein Poser und er hat auch keine Lederhosen an.
Der BMW M5 aus München steht fast bescheiden neben dem Shelby GT. Aber seine aufgeladenen 620 PS lassen nun Simone strahlen.
„Den moag i'“, sagt sie mit bayrischem Akzent und zwinkert. „Aber jeden Tag fahren? Das sollen andere machen.“
Privat fährt Simone Golf. Wenn auch einen GTI. Getunt versteht sich, aber nur dezent.
Schnelle Frauen braucht das Land.

Der Godzilla und der Shelby sind die wahren Konkurrenten. Die anderen Wagen kommen bei dieser Power kaum mit.
Wer will 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h schlagen? Auch der Shelby kann das nicht.
Der GT-R ist eine Rakete und irgendwie aus einer anderen Welt. Aber ausgereizt ist anders. Es gibt Wagen mit über 1000 PS.
Ich prügele den Boliden über Stock und Stein. Das ist Geschwindigkeit, so muss das sein.
Aber pure Kraft bleibt selten Sieger. Auf Dauer hilft nur Bescheidenheit.

Keiner der anderen Wagen erreicht die Werte des GT-R, was keine Überraschung ist. Selbst ich fühle mich mit dem Supercar fast überfordert.
Die Lenkung zerrt an meinen Armen und der Motor schreit mich böse an. Ziemlich entnervt fahre ich zur Messbaracke.
Das ist kein Tuning, wie ich es mag.
Wolf steht bereit, um die Daten zu besprechen. Sein besorgter Blick trifft meine Augen.
„Das Monster ist kein Alltagsauto“, sagt er leise. „Lass mal die anderen Fraun ran.“
„Klar“, sage ich und lache schon wieder. „Her mit den kleinen Fummlerinnen!“
Prompt tippt sich meine Elfe an die Stirn.

Auch Yuki winkt nach nur einer Runde im Godzilla ab. Der GT-R ist nicht ihr Ding.
„Zu groß, zu laut, zu schnell“, ist ihr Fazit. „Das ist kein Auto für eine Frau.“
Unterdessen bin ich den Mustang Shelby gefahren und habe ihn auf Herz und Nieren geprüft. Nur der Sound des V8 hat mich überzeugt, Abstimmung und Fahrwerk sind wenig europäisch.
Der BMW kann alles gleich viel besser, begeistert zerstöre ich fast den ersten Reifensatz. Aber der Bayer fährt sich (für mich!) trotzdem wie auf Schienen. Und das sehen auch die anderen Frauen so.
Wir wechseln munter die Boliden und tauschen uns darüber aus.
„Isch findö dön kleinön Audi sähr süß“, strahlt Carole nach ihrem Date. „Shölby und BMWö mag üsch abör nüscht.“
Dafür mögen wir die lustige Französin, die uns am Ende des Tages alle zu sich nach Hause einlädt.

Der Ölprinz ist der wahre Star des Tages. Die dieseligen Turbo-PS lehren im Alltag weitaus höher motorisierte Wagen das Fürchten.
Selbst Yuki mag den Verwandten des RS6, Erinnerungen an unsere Fahrten kommen auf.
Auch Ellie und Simone finden lobende Worte, präferieren aber den BMW.
Zwei stimmen für den Ölprinz, eine für den A1 und zwei für den BMW.  was unter dem Strich Audi zum Sieger macht.
Wie war das mit den Ringen der Macht?

Leider endet der Tag dann noch sehr spektakulär. Ellie verunglückt mit dem kleinen Audi und muss ins Krankenhaus. Der Wagen ist Schrott, sie hat überlebt.
Achsenbruch und Reifenplatzer bei 210 km/h standen auf keinem Papier.
Die Entwarnung kommt schnell, Ellie geht es gut. Noch im Krankenhaus plant sie das nächste Date. Diesmal ganz klassisch mit Mann.
Nur schnell soll das nicht vonstatten gehen. Mit Geduld kommt Frau auch ans Ziel.
Aber das habe ich schon vor einer Weile für mich erkannt.

Fünf Frauen, fünf schnelle Wagen und ein Wolf. Nicht im Schafspelz, aber immer gut für ein (Speed)Date, der besonderen Art.

 

Mehr über meine erste Begegnung mit dem „Wilden Mann“ gibt es hier zu lesen: Der wilde Mann

Den Ölprinz können Interessierte ebenfalls bei mir entdecken: Der Ölprinz

Die erste Begegnung mit einem Boliden gibt es an dieser Stelle nachzulesen: Mit Vollgas durch die Nacht

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – Teil 2

Japans Zauber muss noch warten. Übermüdet gehen wir zu Bett.
Sanft schlummere ich in Yukis Armen ein und träume klar.
Ich laufe durch einen Kirschblütenhain. Auch Karin und Natalie sind da. Alle meine lieben Menschen und Yuki geht mit mir Hand in Hand.
Klar zu träumen, den Traum selbst zu bestimmen, das ist nicht jedem Mensch gegeben. Ich kann es seit ich bewusst denken kann.
Alpträume haben nur die anderen. Mein Schlaf ist stets erfrischend. Wenn er nur länger gewesen wäre.
Und ich kann ziemlich zicken, wenn man meine Ruhe stört.

Vom Gefühl her sind nur Minuten vergangen, als Ken lautstark ins Zimmer stürmt.
„Aufstehen!“, ruft er immer wieder. „Es ist schon spät!“
Er reißt uns die Decke weg und Tante Kazumi schimpft ihn aus.
Mein Kick trifft ihn leicht in den Bauch und lachend fällt er auf den Hosenboden.
„Raus du Verrückter“, sage ich bestimmt und versuche böse zu schauen. Aber das ist alles Spaß, ein altes Ritual seit Kindertagen.
Er rappelt sich auf und läuft noch immer lachend davon. Ich höre „Schlafmütze!“ und Yuki wirft ein Kissen nach ihm.
Treffer, versenkt. Meine Elfe wirft nie daneben. Das hat er nun davon.

Fukuoka präsentiert sich noch immer europäisch. 27 Grad, bewölkt, Regenrisiko 30 Prozent.
Es ist ein großes Hallo an diesem Tag, wir verteilen die Geschenke. Auch der Onkel ist da und freut sich riesig mit und über uns.
Gefühle zeigen nicht immer nur die anderen. Und das finde ich richtig gut.
Meine Cousinen nehmen mich in Beschlag. Bis auf wenige Mails haben wir kaum Kontakt. Sie haben Familie, sie leben ihr eigenes Leben. Aber Deutschland steht für beide auf dem Reiseplan.
Natürlich haben wir sie eingeladen. Und wenn irgend möglich, werden wir ihnen unsere andere Heimat zeigen.
Ich schmuse mit meiner kleinen Nichte und Yuki schaut mich seltsam an.
Ahnt ihr was sie denkt?

Der Tag vergeht mit viel Reden und noch mehr Neuigkeiten. Irgendwann sehnt sich mein Körper nach Sport.
Ken deutet meinen Blick richtig und rettet unser Leben. Die Sportsachen sind schnell gepackt und gemeinsam verlassen wir das Haus.
Wir fahren in sein Dojo, der Sensei erinnert sich an uns.
„Willkommen“, sagt er. „Ich freue mich sehr. Ihr dürft gern mit uns trainieren.“
Stolz erzählt Ken von meinem 1. Aikido-Dan. Er ist ein kleines Plappermaul.
„Der wahre Meister schweigt von seiner Kunst“, wird er vom Sensei prompt getadelt. „Dann zeig uns bitte, was du dagegen kannst.“
Ken schaut leicht belämmert, stimmt aber zu.
Ich lache. Endlich darf ich meinen Cousin werfen!

Er gibt sich Mühe und Yuki feixt. Auch der Meister schmunzelt. Alle haben Spaß.
Ein Novum im Dojo. Aber der Mann ist wirklich nett und sehr westlich aufgeschlossen. Und auch die Schüler erinnern sich und lachen mit.
„Bleib weg von ihr“, rät der Sensei Ken. Aber der will nicht hören und versucht immer wieder Schläge und Kicks.
Er gibt auf, als ich ihm mehrfach den Schwung nehme. Es macht sich nicht gut am Boden zu sein.
„Du bist gemein“, lässt er mich wissen und macht ein schmollendes Gesicht. Spaß im Übermaß der Gefühle. Ken ist eine Marke für sich.
In Wirklichkeit ist Ken ein Meisterschüler, aber selbst wenn er es könnte, er schlägt seine Cousine nicht.

Der Unterricht wird ernst, ich genieße die Stunde.
Ich mag den Sensei, er ist sehr gut in dem was er tut. Und der Sport bringt mir die Energie zurück.
Wir haben ausgemacht, dass wir zweimal pro Woche in dem Dojo trainieren. Und der Sensei mag gern mein Aikido sehen.
Ich werde die ein oder andere Stunde leiten und meine Kunst vermitteln. Auch das ein Novum, aber der Sensei will es so.
Natürlich sind einige Schüler skeptisch. Aber ohne vorzugreifen, sie haben mich akzeptiert.
Auch das Bild der Frau in Japan ändert sich. Vor allem, wenn sie überzeugen kann.

Für Yuki ist Kyokushin-Karate fremd. Aber Angst hat sie keine. Und die Erinnerung an den Vorfall vor einem Jahr ist lange vergessen.
Und wer mag schon ernsthaft mit einer Elfe kämpfen?
Das mache ich und prompt kitzelt sie mich.
„Du machst dich gut mit einem Kind im Arm“, lässt sie mich plötzlich wissen. „Du solltest das viel öfter tun.“
Ich ahne was sie mir sagen will. Aber bin ich, sind wir wirklich schon dazu bereit?
Frauen sind schon seltsame Wesen, findet ihr nicht?

Entspannt fahren wir nach Hause. Ken plappert unentwegt.
Er erzählt von seiner Arbeit und mag von unserem Studium wissen. Natürlich auch von meiner Selbstständigkeit.
„Ich habe leider wenig Zeit“, lässt er uns wissen. „Sonst wäre ich schon wieder bei euch dort. Die Projekte stapeln sich und das ist gut.“
„Was hast du mit dem Skyline gemacht, dem alten Wagen?“, frage ich. „Den hast du doch nicht etwa verkauft?“
Ken lacht herzlich. „Bin ich denn verrückt? Der steht in der Tiefgarage und wartet auf neue Turbolader. Dann wird er richtig schnell.“
Ich erzähle vom getunten GT-R und seine Augen leuchten.
Auch Ken hat Benzin im Blut.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse.
Ja, ich fühle mich zu Hause. Ja, ich fühle mich gut. Wir sind in Japan angekommen. Deutschland ist ein Name geworden, ein halb vergessener Traum.
Ich werde meinen Traum von Japan träumen. Zusammen mit meiner Elfe. Zusammen in einem verzauberten Land.
Sayonara!

The Need for Speed

Geschwindigkeit ist keine Hexerei. Und das in allen Lebenslagen. Geschwindigkeit ist stets das Ergebnis harter Arbeit. Und wenn es nur die Kolben sind. Aber um Motoren und Autos dtehen sich diese Zeilen weniger. Auch, wenn sie Teil meines Lebens sind.

Es gibt Menschen, die immer auf der Überholspur fahren. Egal wo sie sind, egal was sie auch machen. Ohne Sinn und Verstand legen sie los und kommen irgendwie an. Und das war nie mein Ding. Zum Überholen gehört für mich eine Rennlizenz. Aufs Leben übertragen sind das Diplome. Aber selbst die machen noch nicht schnell.

Was vielen Menschen fehlt, ist der unbedingte Wille zu siegen. Und das entsprechende Talent. Mein absoluter Wille hat mich immer schon nach vorn gebracht. Egal ob im Karate, oder in der Schule, ich wollte stets die Beste sein. Das aber nie auf Kosten anderer Menschen und nie mit absoluter Verbissenheit.

Mein Weg durchs Leben war immer von Spaß geprägt. Die nüchterne Ernsthaftigkeit vieler Menschen, geht mir fast völlig ab. Nur wenn ich wirklich möchte, so wird bei mir die Logik regieren. Dann werde ich zum „eiskalten Engel“, der andere dominiert. Und das wollt ihr nicht wirklich sehen.

Nun ist es nicht so, dass ich ungebremst durchs Leben brause. Selbst ich muss mich an gewisse Regeln halten. Und ohne Treibstoff bleibt auch mein Turbo kalt. Mit Autos verglichen sind Yuki und ich Kleinwagen und Sportcoupe. Wobei, seit sie mich kennt, nun auch ihre Karosse schneller fährt. Und ich trete manchmal auf die Bremse. Damit meine Elfe mir folgen kann. Und gemeinsam fährt es sich viel besser.

Aber Geschwindigkeit ist für mich so wichtig, wie für andere das tägliche Brot. Nur nach wirklich langen Nächten, ist meine Elfe vor mir wach. Und mit wenig Schlaf stottert dann auch mein Motor. Aber als Kind des Sommers starte ich bei Sonne richtig durch. Heute war ich bereits im Z unterwegs, den ich nicht mehr missen möchte.

Selten hat mich ein Wagen derart begeistert, wie dieser Porsche Abfangjäger. Nur der GT-R war noch eine Spur besser. Aber selbst eine Turbobiene wie ich, muss auf dem Boden bleiben. Mein Entschluss steht daher fest, der Auris wird noch dieses Jahr dem Z weichen. Und Geld ist nicht das Problem. Frau gönnt sich ja sonst nichts.

In Sachen Unternehmensberatung läuft es auch sehr gut. Mein Konzept trägt erste Früchte, die von mir betreute Firma schwimmt sich langsam frei. Zahlen können so einfach sein, wenn man Konsequenzen zieht. Zu verdanken habe ich den Job Graf Werner, bei dem wir vor einigen Wochen zu Gast gewesen sind. Aus den bekannten Gründen wird es darüber vorerst keinen Artikel geben.

Eine zweite Firma aus dem Norden, hat mittlerweile angefragt. Wieder auf Vermittlung des Grafen, dem ich dafür dankbar bin. Mir macht es großen Spaß nun mein BWL so völlig anders einzusetzen. Kreativ, ungewöhnlich und schnell. Ich zaubere Ideen und Vorschläge aus der Hosentasche, die dort offenbar im Dutzend liegen, in Wirklichkeit aber auch das Ergebnis meines Studiums sind.

The Need for Speed wird mich hoffentlich auch weiterhin begleiten und mein Leben interessanter machen. Gemächlich fahren nur die anderen. Und nun muss ich weiter, Liebe tanken. Damit mein Sommer nie zu Ende geht.

Gebt mir ein Z!

„Z“ ist nicht nur der letzte Buchstabe des Alphabets, es wird auch für andere Dinge gern genommen. Die Werbung hat das „Z“ schon längst für sich entdeckt und die japanische Automarke Nissan auch. Unser Ausritt im GT-R trägt Früchte. Zu allererst eine Entschuldigung. Die getunte Variante wies wirklich Fehler auf. Abstimmung und Fahrverhalten waren anders geplant. Die Tücken der Technik spielten leider einen Streich. Als Bonbon wird uns ein neuer Langzeittest in Aussicht gestellt. Aber nur, wenn wir das wirklich wollen. Und das kam so:

Wolf ruft an.
„Guten Morgen meine Süßen“, meldet er sich voll guter Laune. Er darf das zu uns sagen, seine Töchter sind fast so alt wie wir.
„Süßholz gibt’s im Feinkostladen“, lasse ich ihn wissen. „Und die passende Raspel gleich dazu. Also sag an, was Sache ist.“
Sein herzliches Lachen wirkt ansteckend. Der Mann beweist Humor.
„Die Daten für den GT-R kamen gut an“, sagt er und erzählt von dem Problem. „Sie hätten gern einen weiteren Test.“
„Wieder mit diesem Mörderteil?“, frage ich.
„Nein“, erwidert Wolf. „Der ist zur Zeit außen vor. Aber sie haben noch mehr auf Lager. Getestet werden soll ein 370Z.
„Solange man selbst redet, erfährt man nichts“, hat Marie von Ebner-Eschenbach einmal gesagt. Und mir verschlägt es glatt die Sprache.

Wolf interpretiert mein Schweigen falsch.
Yuki sieht mich fragend an. Mein Gesichtsausdruck muss höchste Verzückung gewesen sein.
„Wenn ihr nicht wollt sage ich ab“, meint Wolf.
Aber ich unterbreche ihn schnell.
„Was heißt hier nicht wollen?“, sage ich freudig erregt. „Immer her mit dem Teil!“
„Es soll ein Langzeit Test werden, Mayumi“, gibt Wolf prompt zu bedenken. „Das heißt ihr müsstet nun zwei Wagen fahren. Den Q3 und den Z.“
„Ist an dem Wagen irgendwas besonderes?“, will ich wissen. „Auch so ein Tuningteil, oder Serie?“
„Serie machen nur die anderen“, sagt Wolf und lacht dabei. „Er hat einige Besonderheiten und kommt mit knapp 400 PS. Ach ja und als Roadster. Also oben ohne bei Bedarf.“
Können Kerle nur das Eine denken?

„Und das lässt Männerherzen höher schlagen“, kontere ich ihn aus. „Chauvinist, Macho, Spanner!“
Yuki feixt und Wolf lacht noch mehr.
„Kann ich das als Ja werten?“, will er wissen.
Ich bitte ihn um eine Minute und erzähle Yuki von dem Angebot.
„Für wie lange wäre das?“, fragt sie. „Wir haben nicht unendlich Zeit.“
„Bis Ende August“, erklärt mir Wolf, als ich ihn frage. „So lange „oben ohne“ möglich ist.“
Prognose, Aussicht, Diagnose: Wir haben einen Deal!

Der 370Z ist quasi der kleine Bruder des GT-R. Auch er hat einen V-6 Motor, Hubraum 3,7 Liter. Serie sind 328 PS und 363 Newtonmeter. Unser Wagen hat mehr.
Dafür aber nur 2 Sitze und einen äußerst kleinen Kofferraum. Und das ist weniger, als im Q3. Aber Frau gönnt sich ja sonst nichts.
Das Wetter ist kühl. Zur Sicherheit haben wir warme Jacken und Baseballkappen dabei. Tomboy-Look mit langen Haaren.
Tiefschwarz steht der 370Z in der Morgensonne. Eine freundlich lächelnde Frau davor. Sie ist Model, wie sie uns erzählt und darf später für den Wagen werben.
Ein Fotograf schießt Bilder. Soll er. Von Yuki und mir aber nicht. Das mache ich nachhaltig klar, als er auch uns in Pose setzen will. Sofort ist er beleidigt und wird laut.
Wolf schlichtet und beendet den Disput autoritär. Er ist der Chef, der Fotograf nur Gast.
Manchmal darf auch Mann gern schimpfen. Vor allem, wenn er fast wie ein Vater ist.

Yuki fährt den Q3 nach Hause und ich ihr offen hinterher.
Wir sprechen uns kurz ab und sie packt in Windeseile eine Reisetasche.
Düsseldorf wir kommen! Und das hat einen Grund.
Aufgeregt nimmt Yuki neben mir Platz.
„Lass krachen, Dicke!“, fordert sie mich auf und ich starte schmunzelnd den Motor.
Getunte 400 PS und über 450 Newtownmeter schieben den Wagen brachial nach vorn.
Der Z grollt und faucht, wie sonst nur legendäre Drachen. Und ungehobelt ist er auch.
Leise sein ist anders.

Meine Eltern haben keine Ahnung, dass wir auf dem Weg zu ihnen sind. In letzer Zeit haben wir sie öfters überrascht.
Ursprünglich hatten sie ihr Haus verkaufen wollen, aber der Deal ist in letzter Sekunde geplatzt.
Nun bleiben sie an einem Ort, der seit fast 26 Jahren ihre Heimat ist. Und das hat auch mit dem homophoben Gehabe im Ländle zu tun.
Und auch wir machen uns darüber Gedanken. Davon in Zukunft mehr.
Aber heute leben wir in der Realität. Und genau darüber schreibe ich.
Vorwärts, vorwärts, vorwärts! Unzerstörbar zieh’n wir unsere Bahn!

Dank anderem Fächerkrümmer, 400-Zellen-Sportkatalysatoren und Edelstahl-Abgasanlage ist die Stimme des Z noch tiefer geworden. Und er hält sich nicht zurück.
Die Serie ist bei 250 km/h abgeregelt. Unser Exemplar kann mehr. Nur mag niemand mit weit über 200 km/h offen fahren. Spaß ist anders.
Wir ernten neugierige Blicke von Mann. Ein anderer Z ist neben uns. Aber da steht ein „BMW“ auf der Front. Und der kann dem Nissan kaum das Wasser reichen.
Der Typ versucht zu flirten und mir wird schon wieder schlecht. Mein Fuß zuckt und schon sind wir vorbei.
„Unsere Körper sind der Motor, unser Wille das Benzin“, kommt mir ein Songtext in den Sinn. Dann sind wir auf und davon, der BMW kann uns nicht folgen. Japanpower pur!
Der Makel des 370Z sei, dass er nicht aus Deutschland käme, hat vor Jahr und Tag ein Journalist geschrieben. Aber darüber lache ich nur.
Langsam ist eben anders. Wir streben ungebremst voran.

Weder Audi, Porsche noch BMW können vergleichbares bieten. Vorsprung durch Technik? Eher durch den Preis. Und der ist bei deutschen Autos viel zu hoch.
Nissan kann es besser. Und das ohne ein Billigheimer zu sein.
Und ein Z für ist für uns wirklich anders. Nicht der letzte Buchstabe im Alphabet. Eher ein neuer Anfang, ein Ausflug in die freie Welt der Sportlichkeit.
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“, hat Goethe einst geschrieben. Und das gilt auch für den 370Z, wenn man ihn mit einem Mensch vergleichen mag.
Porsche-Abfangjäger hat eine Autozeitschrift den 370Z einst genannt. Und das ist alles andere, als ein reiner Spruch.
Der Z ist Spaß und Ehrlichkeit in reinster Form. So und nicht anders muss ein Auto sein.
Folgt uns, wenn ihr könnt!

Das Lenkrad rüttelt und zerrt an meinen Armen, aber der Ritt auf der Kanonenkugel ist keine Gefahr. Ausgelassen folgen wir der Spur von 1000 anderen Wagen. Und wenn es zu langsam wird, so gleiten wir lässig vorbei. Immer im Fluß, immer zu einem Lachen bereit. Und immer der Sonne entgegen, immer auf der Straße des Glücks. Mit dem Blick nach vorn und nie zurück. Wir haben längst eine Entscheidung getroffen und auch die wird wieder richtig sein. Fehler machen nur die anderen. Also gebt Yuki das D und auch das (kleine) R. Lasst sie die Nächste im elitären Bunde sein. Aber mir gebt ein(en) Z! Damit die rasante Fahrt durchs Leben niemals endet. Das wünsche ich mir. Und noch so viel mehr. Aber meine Träume werden wahr, das habe ich schon immer gern bewiesen.

Der wilde Mann

Wenn ich sage ich sei noch nie intim mit Mann gewesen, so muss ich das nun korrigieren. Mit Zustimmung und im Beisein meiner Frau ist es geschehen. Ja, meine Elfe war dabei bei unserem flotten Dreier. Und der war wirklich gut! Der Typ war Wahnsinn pur, tiefschwarz und einfach toll gebaut. Austrainierte Sportlichkeit, Muskeln im Überluss. Welche Frau kann da schon wiederstehen? Und erst sein ach so männlicher Geruch, der brachte mein Näschen zum erbeben. Ich gab mich hin und habe es genossen. Und ich würde es immer wieder tun.

Der Mann ist übrigens Japaner. Sozusagen ein „Beast from the East.“ Wer sonst sollte auch mein neuer Lover sein? Er ist noch jung und steht da wie eine Eins. Noch nie zuvor hat mich etwas oder jemand so erregt. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick. Auch Yuki ist begeistert von seiner Kraft. Selbst zwei Frauen sind für diesen Kerl kein wirkliches Problem. Als die Ältere darf ich mit dem Ritt beginnen und stöhne voller Lust, als er orgiastisch zum Leben erwacht. Lässig schwingt er sich auf Touren und lässt Zeit und Raum vergehen. Ich hole tief Luft und gestehe es: Gemeinsam sitzen wir im neuen Nissan GT-R Black Edition. Was bitte habt ihr denn nun gedacht?

Alles fing ganz harmlos an und mit einem Anruf von Yukis Vater. Dass der ein Schlitzohr ist, habe ich schon oft erwähnt. Yuki gleicht ihm in der Beziehung bis aufs Haar. Aber sie sieht viel besser aus.
„Tochter, hier ist dein geliebter Vater“, beginnt das Gespräch standesgemäß. Zumindest hat Yuki es mir so erzählt.
„Was soll ich für dich tun?“, fragt sie prompt und ich falle von der Couch vor Lachen. Nur ich bin zu meinem Papa frecher.
„Du darfst ein Auto testen“, hat Yukis Vater ihr gesagt. „Aber was sage ich, ich frage meine andere Tochter.“
Mit der anderen Tochter bin natürlich ich gemeint. Frechdachs Mayumi, die er ebenso liebt.
Männer sind komisch, ich glaube ich muss frecher sein.

„Ja, Väterchen?“, spreche ich zuckersüß in den Hörer. „Was kann ich gegen dich tun?“
Diesmal hält sich Yuki den Bauch vor Lachen.
Mit gespieltem Ernst, aber lachendem Unteron, erzählt mein Schwiegervater mir von einem Deal unter Männern.
„Wir haben euch verkauft“, sagt er und räuspert sich dabei auffällig oft. „Und gehorsame Töchter machen immer, was ihre Väter wollen.“
„Klar doch“, erwidere ich. „Vor allem da wir noch im Mittelalter leben.“
Yuki hört mit und drückt prompt die Freisprechtaste.
„Lieber Papa“, flötet sie, „sag sofort worum es geht.“

Der Deal unter Männern erweist sich als absoluter Übercoup. Die Firma meines Schwiegervaters hat einen Nissan GT-R zum Test bekommen.
„Das Problem war der Ausfall der beiden Werksfahrer“, eröffnet er uns. „Die Firma unserer Geschäftspartner hat keinen Ersatz, niemand dem sie wirklich vertrauen. Und da kommt ihr ins Spiel. Ihr habt doch noch Ferien. Und es wäre wirklich wichtig. Darf ich auf euch zählen?“
Es gibt wenige Dinge auf dieser Welt, die mir die Sprache verschlagen können. Aber der GT-R gehört dazu.
Satte 550 PS treiben den Wagen voran, er hat doppelte Turbokraft und 632 Newtonmeter Drehmoment. Der Motor ist ein V6 mit 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG). Spitze 315 km/h, von 0 auf 100 in unter 3 Sekunden. 97.500 Euro ist dieser Wagen wert. Der neue Porsche Turbo S kostet gleich doppelt so viel. Was ihn nur teurer, aber nicht viel schneller macht.

Überhaupt haben Audi und Porsche ein Problem mit ihren Preisen. Billig sollen nur die anderen sein. Bewusst hat man sich im exklusiveren Marktsegment postiert. Aber teurer muss nicht immer besser sein. Und der GT-R ist gut! Kein Wolf im Schafspelz, er ist in Stahl gepresste Leidenschaft. Und der Clou: Der Wagen wird in zwei Ausbaustufen kommen. Als Serienfahrzeug und Tuning-Bolide. Dann hat er weit über 700 PS. Und das ist alles andere als normal. Wenig normal sind auch die Tests, auf die Wolf verweist.
„Porsche ist stets der Sieger“, erklärt Wolf mit süßsaurem Gesicht.
Wer das glaubt, wird seelig.

Wolf mit Team hat natürlich auf uns gewartet. Direkt auf der Strecke. Fast ehrfürchtig schleichen die Männer um die beiden GT-R, die sich tiefschwarz in der milden Sonne präsentieren. In der Barracke ziehen wir die Overalls und Helme an. Sicherheit ist angesagt. Nur Vollidioten fahren ohne. Der erste Nissan ist bereits verkabelt, das Team hat Motor und Reifen vorgewärmt. Das ist sonst nur im Rennsport üblich und da sehe ich mich nicht. Im Unterschied zu einer Cyndie Allemann fehlen mir auf dem Rundkurs deutliche Sekunden. Die Cyndie bremst auch nie, die steht lieber in der Kurve quer. Und das ist hohe Kunst. Aber dafür sehe ich noch besser aus als sie. Und das ist nicht gelogen.

Was folgt ist ein Gedicht japanischer Motorenkunst. Mit dem GT-R hat sich Nissan mehr als einmal übertroffen. Nie zuvor hatte ich solche Lust auf einen Wagen. Und von mir aus darf der auch total männlich sein. Das schmälert weder Aussehen noch Top-Speed. Und beides ist der Überhammer. Der GT-R ist laut, wild und schüttelt sich. Ein echter Kerl halt. Zahm ist anders. Es röhrt und dröhnt, dann schießt der Wagen in einem Atemzug auf 100 km/h. Gut, es bleibt bei deutlich über 3 Sekunden. Daran ist laut Yuki mein (nicht vorhandener!) Hüftspeck schuld. Aber wer mag schon einer Elfe widersprechen?
2,7 Sekunden sollen es laut Werksangaben sein, aber diesen Beweis blieb der GT-R bisher schuldig. Auch allein im Wagen erreiche ich die nicht. Also kommt meine Elfe wieder mit und jauchzt vor Freude, wenn die brutale Beschleunigung eintritt.

Der Wagen fährt sich hart, direkt und ohne Kompromisse. Der Verbrauch ist hoch, 10 Liter SuperPlus auf 100 km nur eine Illusion. 20 plus kommt der Wahrheit näher. Und 30 Liter sind auch kein Problem. Aber wer will mit diesem Supercar vernünftig sein?
Das DSG schaltet gut und ohne Zeitverlust. Wir wechseln beim Fahrwerk zwischen Komfortmodus und Sport. Und die Rundenzeiten werden schneller.
Eine gute Stunde sind wir unterwegs. Auch Yuki darf natürlich und stellt sich quer. Mit dem Auto, wie auch sonst?
Sie schimpft auf japanisch über den Godzilla, der Spitzname dieses Supercars.
Aber auch Elfen können driften.

Nach einigen Runden hat sie den Bogen raus und zerstört prompt den ersten Reifensatz.
Wolf feixt und Yuki ist gespielt beleidigt, als der Abschlepper kommt.
„Macht gleich weiter mit dem anderen Wagen“, bittet er. „Aber ultravorsichtig, das Teil ist nicht normal.“
Der Ritt in diesem GT-R gleicht dem Ritt auf einer Highspeed-Kugel. Hat schon der normale Motor gebrüllt, so schreit dieser uns nur noch an. Aber egal was ich versuche, die Hinterräder drehen beim Start stets durch. Allrad falsch verteilt. Gefühlte 80 % Kraft an der Hinterachse kommen bei mehr als 700 PS nicht gut. Wie lange sollen diese Reifen halten?
Gute 850 Newtonmeter schieben uns vehement um die Kurven. Und selbst ich stehe öfter quer. Wir bekommen Tritte und Stöße auf unsere zarten Knochen, die jedem Allkämpfer zur Ehre gereichen sollten. Dieser Wagen überzeugt mich nicht. Schlecht abgestimmt ist das Fazit nach nur wenigen Runden. Den mag fahren wer will, beherrschbar ist anders. Die sollen doch die Cyndie rufen.

„Es soll noch eine 600 PS Variante von dem Wagen geben“, erzählt uns Wolf zum Schluss. „Dank Carbonteilen ist der GT-R dann auch 50 kg leichter. Zu schade, dass er noch nicht verfügbar ist.“
Ziemlich durchgeschwitzt nehmen wir eine schnelle Dusche. Yuki, die Fürsorgliche, hat Unterwäsche zum wechseln mitgebracht. Und einen Deostick hat die Frau von heute sowieso dabei.
Frech haut mir Yuki auf den Po, als ich in die bequeme Cargohose steige.
„Das war dann aber auch unser letzter Ritt mit diesem wilden Mann“, lässt sie den Spruch vom Stapel, der mich zu diesem Text verleitet hat.
Und auch da mag ich ihr nicht widersprechen. Aber den normalen GT-R-Godzilla würde ich immer wieder reiten. Dumm nur, dass ich keine 97.500 Euro habe.
Dafür eine Elfe. Und das ist ausreichend und gut.