Abenteuer Japan – Teil 3: Der große Buddha

Religion, Zen-Buddhismus, hat meinen Lebensweg mit geprägt. Aber im Gegensatz zu den sanften Buddhisten, bin ich mehr die militante Verfechterin. Gut, das ist allein meine Sache und mindert nicht meine Gläubigkeit. Nur wird mich niemand schlagen, so lange ich mich wehren kann.

Schon seit ich ein Kind bin stehe ich für andere auf und habe sie tapfer verteidigt. Ganz in der Tradition der Samurai, die ebenfalls Schwächere schützten. Diese martialischen Krieger sind sehr oft auch Dichter, Künstler gewesen. Mit Worten, Gemälden, Kalligrafie.

Wir sind noch immer in Kamakura. Ganze 65 Tempel und 19 Schreine kann der Gläubige dort besuchen. Etwas viel für uns. Die Hauptattraktion in Kamakura ist der Daibutsu, eine riesige bronzene Buddhastatue. Sie steht in Hase, im Westen der Stadt, auf dem Gelände des Tempels Kotoku-in.

Die aus Bronzeplatten zusammengesetzte Statue ist 11,40 Meter hoch und wiegt 850 Tonnen. Also ein wirklich schwerer Mann. Elfchen ist auch beim Glauben auf meiner Linie. Buddhistin mit durchaus kämpferischen Flair. Aber um Yuki böse zu machen bedarf es mehr. Bei mir reicht schon ein Funke und mein Pulver explodiert.

Aber Zen-Buddhismus, Karate und eiserene Disziplin, haben diese möglichen Explosionen in gezielte Bahnen gelenkt. Vom Wildfang meiner frühen Jugend bin ich in diesen Tagen weit entfernt.

Wir fahren zum Tokei-ji-Tempel, der vor allem sehenswert wegen seiner großartigen Gartenanlagen ist. Dort blüht es fast immer. Natur, wie sie der Japaner mag. Die Menschen denen wir begegnen sind meist Frauen. Einige wirken bedrückt, die meisten sind sehr still.

Tokei-ji ist 1285 als Nonnenkloster gegründet worden und war stets ein Zufluchtsort für Frauen. Wer sich drei Jahre lang als Nonne im Tempel aufhielt, galt als rechtmäßig geschieden. Tempel, Kirchen sind für mich Orte der Besinnung. Dort finde ich mich selbst. Und jene Ruhe, die der Alltag nicht immer bieten kann.

Wir fahren dann doch in Richtung Daibutsu. Unser Ziel ist Kannon, die wohl berühmteste buddhistische Gottheit. Bewusst sage ich Gottheit. Kannons Geschlecht – eigentlich heißt sie Avalokiteshvara – ist nicht eindeutig geklärt. Ich zumindest sehe eine Frau in ihr. Das Sinnbild, der „Großen Mutter.“

Kannons 11 Gesichter ermöglichen es der Göttin, in alle Richtungen zu schauen und jeden wahrzunehmen, der ihrer Hilfe bedarf. Angeblich stammt die Statue aus dem 9. Jahrhundert und gehört mit mehr als 9 Metern Höhe, zu den größten Holzstatuen Japans. Ich schließe die Augen und fühle die Verbundenheit mit ihr.

„Vielleicht sollten wir Nonnen werden“, denke ich laut nach. „Und wer kocht dir dann dein Essen?“, kontert Yuki frech. „Ohne mich verhungerst du doch.“ Der große Buddha scheint bei diesem Satz zu lächeln. Ist ja mal wieder typisch Mann! Aber es sei ihm verziehen. Und Elfchen weiß, dass ich besser (vor Wut) kochen kann.

Teil 4 Der Reise bringt uns zurück nach Iga. Großvater Satoshi bittet zum Tee.

Von Elfen, Liedern und der Liebe

Hallo Welt, hier schreibt Yuki!

Seit mehr als einem Jahr gibt es den Blog meiner Frau. Seit mehr als einem Jahr schreibt sie dort auch über mich. Und nicht nur seit diesem Jahr zieht sie mich in ihren Bann. Sie sagt immer, dass ich sie verzaubert habe. Aber wenn Liebe Zauberei ist, so haben wir uns gegenseitig verzaubert. Und das täglich und immer wieder. Dafür mag ich ihr an dieser Stelle öffentlich danken.

Ich schreibe diese Zeilen spontan, während Elton Johns Lied „Your Song“ in der Interpretation der fantastischen Ellie Goulding läuft. Ich habe den Text des Liedes leicht verändert, Elton möge mir verzeihen. Aber ich bin mir sicher er wird. Und Ellie sowieso. Ich singe leise mit und Mayumi lacht.

„It’s a little bit funny, this feeling inside
I’m not one of those who can easily hide“

Gefühle zu zeigen schickt sich nicht für eine Japanerin. Darin bin ich recht gut. Ein Lächeln, eine Maske der Vernunft. Aber im Gegensatz zu Mayumi bin ich ein offenes Buch. Im Gegensatz zu ihr kann ich Gefühle schlecht kontrollieren. Aber durch sie habe ich viel gelernt. Auch über mich.

„I don’t have much money, but girl if I did
I’d buy a big house where we both could live“

Es ist unser Traum ein eigenes Haus zu haben. Ein Haus mit Garten, vielleicht einem kleinen Teich. Mit Bäumen und Büschen und allerlei Getier. Die Frage ist nur wo. Japan lockt. Trotz aller Nachteile für ein lesbisches Paar, ist Japan noch immer unsere Heimat. Wir sind dort geboren und wenn wir es wirklich wollen, so werden wir dort auch leben können. Aber wollen wir das?

„I know it’s not much, but it’s the best I can do
My gift is my song, and this one’s for you“

Scherzhaft hält sich Mayumi die Ohren zu. Und ich blamiere sie nun dafür. Dabei kann ich wirklich gut singen! Na ja fast. Aber zur Liebe gehört auch Unvernunft. Und manchmal mag auch ich einfach nur unvernünftig und verrückt sein. Das habe ich von ihr gelernt. Nicht immer nur Kontrolle. Einfach den Tag genießen. Spontan zu sein. Vor allem aber niemals aufzugeben und für meine Träume einzustehen. Durch Mayumi haben meine Träume Gestalt bekommen. Ihre Gestalt! Und sie malt täglich mit ihrer Liebe, ihren Worten neue Bilder für mich, für uns!

„I hope you don’t mind, I hope you don’t mind that I put down in words
How wonderful life is while you’re in the world“

Durch sie und mit ihr ist mein Leben noch lebenswerter geworden. Und ich bin mehr als stolz darauf ihre Frau zu sein. Oder ihre Elfe, wie sie mich gern nennt. Für all die Jahre, all diese wunderbare Zeit mag ich diese Zeilen schreiben. Auch für unsere Zukunft. Vielleicht auch für unsere Kinder. Denn einen besseren Menschen als sie, den finde ich nicht. Aber eigentlich ist sie kein Mensch, eigentlich ist sie meine Feenkönigin. Und zusammen leben und lieben wir im Elfenhain. Für immer.

Vielen Dank fürs lesen!

Yuki