Das Angebot steht, der Vertrag liegt vor mir auf dem Tisch. Traumjob mit Topgehalt, ihre Hoheit lassen bitten. Yuki blickt fassungslos auf die Zahlen und schüttelt immer wieder den hübschen Kopf. Ich schenke ihr ein Lächeln und einen sanften Kuss. Erfolg kommt manchmal über Nacht. Aber nie ohne Fleiß. Das habe ich immer schon gewusst.
Graf Werners Angebot erreicht mich wenig überraschend. Seit Monaten spricht er davon. Nun hat der alte Herr Nägel mit Köpfen gemacht und ließ den Worten Taten folgen. Natürlich freue ich mich, aber aufgeregt sein ist anders. Entspannt analysiere ich die Situation.
Die puren Fakten: Selbstständige Unternehmensberaterin mit Doktortitel und A-Lizenz, Vertrag mit einer Tuning-Firma. Auch für meine Eltern bin ich tätig. Alles vertraglich abgesichert, alles legal. Nebenbei gebe ich Privatstunden in Selbstverteidigung und lehre Kinder. Mein Einkommen sichert unser Auskommen locker, Geldsorgen hatte ich noch nie.
ManagerInnen haben keine festen Arbeitszeiten. Dafür aber meist ein Traumgehalt. Und sie müssen oft Dinge entscheiden, die nicht immer sofort nachvollziehbar sind. Als Selbstständige habe ich die Freiheit NEIN zu sagen, wenn ich genau diesen Auftrag nicht will. Und das ist richtig gut.
Mein neues Leben soll zwischen Hamburg, Berlin und München sein. Zu Hause wäre ich selten bis nie. Eine Wochenenbeziehung, ein Leben ohne Elfe? Undenkbar für mich. Die Kinderpläne, der Master, werden Yuki an Stuttgart und später Düsseldorf binden. Zeit mir zu assistieren bleibt kaum. Aber der Rubel rollt.
Im Grunde genommen liebe ich mein jetziges Leben. Unabhängig, beraten hier, Auto testen dort. Und nebenbei ein wenig bloggen. Und die große Liebe ist stets dabei. Was will Frau noch mehr? Im Büro gibt’s vermutlich scharfe Miezen und den ein oder anderen Flirt.
Ich sehe Angst in Yukis Gesicht. Auch, wenn sie sich meisterhaft beherrscht. Sofort nehme ich sie in den Arm.
„Alles wird gut mein Schatz!“, sage ich zu ihr und weiß, wie ich sie beruhigen kann.
Lächelnd legen ich den Vertrag zur Seite und hole die Autoschlüssel.
„Lass uns zu den Drachenzwergen fahren“, sage ich gut gelaunt. „Heute sind die Prüfungen dran.“
An das Angebot denke ich keine Sekunde mehr. Andere Dinge sind mir wichtiger.
(Selbst)Disziplin ist alles. Und die ist nicht wirklich schwer. Soll ich sie euch lehren?
Am Abend, auf der Fahrt nach Hause, streichelt Yuki immer wieder meine Hand. So schweigsam ist Elfchen sonst kaum.
„Wie kannst du nur so locker über Dinge hinweg gehen“, sagt sie leise. „Ich kenne dich schon so lange, aber manchmal machst du mir damit Angst. In meinem Kopf schwirrt es. Dabei bin ich noch nicht mal schwanger!“
Sie lacht schon wieder bei den letzten Worten und mir wird sofort warm ums Herz.
„Es ändert doch nichts, wenn ich mir Gedanken um Dinge mache, die weder spruchreif noch zu ändern sind“, erwidere ich. „Im Gegenteil lenken sie mich nur ab. Das Hier und Jetzt ist wichtiger, als ungelegte Eier.“
Gack gack gack, ihr Hühner!
„Aber das Angebot ist schon toll“, fährt Yuki fort. „Der Graf mag dich wirklich. Er hätte auch viel weniger Gehalt einsetzen können. Ich glaube ich bin eifersüchtig!“
Natürlich ist das nur ein Scherz. Eifersucht ist ein Fremdwort für meine Elfe.
„Willst du, dass ich annehme?“, frage ich lässig. „Stell dir das nur vor, ich berockt im Einzelzimmer, mit blonder Assistentin.“
Do you want to go down on me?
Yuki überlegt und nickt nach einer Weile.
„Ja klar, wir halten uns dann auch Geliebte, die uns die langen Nächte versüßen. Vielleicht scharfe Bois (lesbischer Slang KLICK MICH), mit Strapon-Dildo?“
„Super Idee!“, erwidere ich. „Ich kanns kaum erwarten den zu spüren.“
„Du bist so doof“, sagt Yuki und wir fangen beide an zu lachen. Nein, albern sind wir wirklich nicht.
Ich schlafe gut in dieser Nacht. Mein Fokus ist stets auf das Wesentliche gerichtet. Egal ob beim Kochen oder Karate. In beiden Fällen können Fehler schmerzhaft sein. Das Angebot ist nur ein Stück Papier für mich. Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen. Aber mein Weg wird stets mit Elfe und ohne Dildo sein. Was habt ihr denn nun gedacht?