Ein Hauch von Zen III

Mein Vater hat mich als kleines Mädchen Zen gelehrt. Und natürlich habe ich am Anfang wenig verstanden. Bringt ihr mal einem Wildfang das meditieren bei. „Warum ist das so?“, wollte ich wissen. „Warum soll ich still sitzen und dies oder jenes tun?“

Großmeister Papa hat meist geschmunzelt, wenn ich wieder meine 5 Minuten hatte. Zwar streng was das Training betraf, hat er unglaubliche Geduld bewiesen und mir immer wieder alles ganz genau erklärt. Dabei hat er auch Zitate von Kodo Sawaki benutzt, dem ruppigen, alten Mann des Zen.

Gern hätte ich diesen alten Grantler kennengelernt, aber als ich geboren worden bin, war er schon eine Weile tot. Und vermutlich hätten wir uns herrlich gestritten, oder einfach nur schallend gelacht. Japanischen Humor werden viele nie verstehen.

Bekanntlich habe ich BWL studiert und darin auch meinen Abschluss gemacht. Das war Taktik und hat viel Disziplin erfordert. Aber einen kreativen Freigeist in Tabellen und Zahlen einzuengen, wird oft in einer Katastrophe enden.

Nur mein jahrzehntelanges Training hat mich vor dem Verlust meiner Identität geschützt. Ich kann problemlos zwischen eiskalter Logik und purer Leidenschaft umschalten. Aber wo bleibt da der Hauch von Zen?

Als selbstständige Unternehmensberaterin, Karate Sensei und Testfahrerin für eine Tuning-Firma, bin ich gewohnt die Dinge im Voraus zu planen. So gebe ich oft am Wochenende Firmenseminare, auf die ich aus verständlichen Gründen nicht weiter eingehen will. Allzu private Dinge gehören in keinen Blog.

BWL erfordert Strategien. Und eine Firma zu retten ist oft schwer. Im Karate erstelle ich Pläne für meine Schülerinnen und wie ich ihnen die Kunst vermitteln kann. Nur als Fahrerin folge ich den Plänen anderer und lebe für den Augenblick. Aber was hat das nun mit Zen zu tun?

Menschen suchen nach der Wahrheit und nach ihrem Glück im Augenblick. „Was ist Zen?“, fragen sie, „wie kann ich mit Zen das Glück erreichen?“ Die Gedanken zur Ruhe bringen, ist der erste Schritt. Was interessiert mich jetzt das Mittagessen von übermorgen? „Atme und sitz still!“ Das ist Zen.

Zen bedeutet zu tun, was der Augenblick verlangt, ohne schon an das nächste oder größere Ziel zu denken. Wenn ich fahre, oder unterrichte, ist das Zen für mich. Zen bedeutet, im Augenblick zu leben. Und so ist es gut.

Wer mehr Zen möchte, wird hier fündig:

Ein Hauch von Zen

Ein Hauch von Zen II

Am Anfang war das Wort

Freundinnen haben mich auf meinen Blog angesprochen. „Wo sind unsere Themen?“, haben sie empört gefragt. Aber was sind „unsere Themen“, was genau meinen sie damit? Meine Antwort gibt es literarisch aufgearbeitet auch als Worte für die Öffentlichkeit.

Die ursprüngliche Intention meines Blogs war klar feministisch, lesbisch. Ich wollte mit meinen Erfahrungen anderen Frauen helfen, den für sie richtigen Weg zu gehen. Feminismus und lesbische Themen sollten dabei im Vordergrund stehen.

Sehr schnell habe ich erkannt, dass ich mich damit in eine Ecke stelle. Aber Lesben haben viel zu lange ein Schattendasein gefristet und sind von der Gesellschaft verachtet worden. Das wollte ich klar anders machen. Außerdem gibt es bereits genug Seiten zum Thema. Und ich bin keine Kopie.

„Du schreibst Mainstream!“, kommt der Vorwurf und das hübsche Näschen wird gerümpft. Aber ist das wirklich so? Ich stehe mitten im Leben. Eine Japanerin in Deutschland, die beide Sprachen spricht und mit Karate und BWL gewappnet ist.

Ich gehöre in keine Nische in die mich ohnehin nur die anderen stellen. Homophobe und religiöse Fanatiker ersticken meist selbst an ihrem Hass. Aktuelle Themen, wie „Die Affäre Böhmermann“, oder Kritik an der Kanzlerin, betreffen alle Menschen. Warum also soll ich schweigen?

Einige lesbische Feministinnen verrennen sich oft in einer Art lesbischer Ideologie. Alles was nicht lesbisch ist, wird klar abgelehnt. Mit meiner scheinbaren Anpassung an die Gesellschaft, haben sie ein mittelschweres Problem. Sie wittern Verrat an unserer Sache, was blanker Unsinn ist.

„Ich finde es aber wichtig klare Positionen zu beziehen“, sagt eine Kritikerin zu mir. Aber genau das mache ich. Mein Blog spricht immer wieder reine Frauenthemen an, mit denen Männer wenig können. Und doch lesen sie tapfer mit. Auch wenn ich ihre Zähne knirschen höre. Danke Jungs. Gut gemacht!

Die frühe Lesbenbewegung hat natürlich nach einer Nische gesucht und sie zum Teil mit Büchern und wunderbaren Filmen gefunden. Aber Bücher und Filme sind nicht auf ein exklusives Publikum beschränkt. Ein Karateschüler hat mir vor einigen Jahren grinsend gestanden, dass auch er die Serie „L-Word“ kennt.

Auch heute gibt es noch Lesben, die totale Männerhasserinnen sind. Ich habe meinen Frieden mit Mann gemacht. Klar stichele ich, oder rufe gern „Chauvi!“ in die Runde. Wo ist das Problem? Männer erzählen auch Blondinenwitze. Nur wer mit dumm kommt, hat ein 1,62 Meter großes Problem.

Lesben, das sage ich ganz selbstbewusst, sind mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Sie sind ein Teil des Ganzen und müssen sich nicht länger verstecken. Und genau aus diesem Grund, ist dies kein rein feministisch, lesbischer Blog.

Mein Ziel, meine Vision, ist eine Welt, die keine Unterschiede kennt und in der wir alle Schwestern und Brüder sind. Eine Welt, die in Frieden miteinander lebt, mit Respekt und Toleranz für jeden. Danke fürs lesen!

Gestatten, Dr. Sommer! – Teil 3: Freundinnen

Nachdem wir Tee getrunken und Kekse genascht haben, ist Karin bereit weiter Rede und Antwort zu stehen. „Wie ist das Yumi plötzlich als Freundin zu haben?“, will ich wissen. „So, als ob dich ein Wirbelsturm durchgerüttelt hat“, erwidert Karin. „Aber du fällst nicht. Du fliegst und wenn du wieder landest, ist sie da und fängt dich auf.

Nach diesem Tag haben wir viel und oft geredet. Am Anfang war ich skeptisch, ob mich ihre Clique akzeptiert. Es war vor allem Nati (Natalie, Yumis verstorbene Freundin), die mir viel geholfen hat. Sie war ein besonderer Mensch. Ein Engel auf Erden.“

Wieder verspüre ich diesen Kloß im Hals, aber ich kenne keine Eifersucht. Natalie bin ich mehrfach begegnet und habe Yumis Liebe zu ihr gespürt. Die beiden waren wie Schwestern, was Karin mir schon mehrfach bestätigt hat.

„Drei sind normalerweise immer einer zuviel“, sagt sie. „Aber irgendwie hat sich das so ergeben. Ich war mit Yumi und Nati total befreundet und wir haben so gut wie alles zusammen gemacht. Das dynamische Trio“, sagt sie und alles lacht. „Aber deine Frau war der Turbo. Ihre Energie, hat uns nach vorn gebracht.“

„Batterie leer, klick“, murmelt meine Süße mit geschlossenen Augen. „Ich, klick, brauche, klick, Küsse! Mindestens 100, besser 1.000.“ „Wie wäre es mit kitzeln?“, meint Karin und greift nach Yumis Füßen. „Wehe!“, faucht sie und giftet Karin gespielt böse an. Aber das ist nur Show. Karin darf fast alles bei ihr machen. Nur ich natürlich mehr.

„Wir haben Nati damals oft mit in Szene Clubs genommen“, fährt Karin fort. „Sie stand zwar nur auf Männer, aber hatte immer Spaß in unserer Gruppe. Leider hat sie dann diesen Tom genommen. Ich hielt das nie für eine gute Idee.“

Tom, das war Natalies Ehemann. Die beiden haben noch auf der Uni geheiratet. Vielleicht zu jung, aber die Liebe hat eigene Gesetze. „Warst du in Nati verliebt?“, will ich von Karin wissen. Wieder schüttelt sie den Kopf. „Nicht so, wie in Doris, oder andere Freundinnen.

Die Leute glauben immer, dass Lesben jede Frau anmachen. Das zeigt, wie wenig sie von Homosexualität und Liebe wissen. Ich frage Frauen dann immer, ob sie sich in jeden Mann verlieben. Meist folgt dann betretenes Schweigen und sie verstehen. Nati war eine Freundin, mehr war da nie. Aber sie mit einem Mann zu sehen tat mir weh.

Sie hätte jedes Mädel aus der Szene haben können. Ihre ganze Erscheinung, ihre Zerbrechlichkeit, ihr Wesen, haben sie für viele Frauen interessant gemacht. Sie hat immer nur gelacht und dankend abgelehnt, wenn Mädels sie daten wollten.“

Beim Thema Tom, wird Yumi noch immer böse. Immerhin hat er wegen ihr Düsseldorf verlassen. Angeblich lebt er irgendwo im Ruhrgebiet. Mich hat das nie interessiert. Aber ich zumindest weiß genau, was ihn zu dieser Flucht veranlasst hat. Aber wenn, so wird meine Süße vielleicht darüber schreiben. Die Wahrheit kommt immer ans Licht.

Ich werfe einen Blick auf Yumi und wieder läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken. Es kommt nur selten vor, aber ihr plötzlich eisiger Blick, diese totale Finsternis in ihren Augen, ängstigt mich immer wieder. Auch Karin sieht das und beißt sich auf die Unterlippe. Thema wechseln ist angesagt.

„Warum habt ihr BWL studiert?“, frage ich weiter. „Es gibt so viele Fächer und Themen, warum dieser trockene Stoff?“ „Nenn es Taktik, Faulheit, oder Cleverness. Du kannst BWL für alles brauchen. Und den Doktortitel sowieso.“

„Wirst du oft wegen deinem Namen gehänselt?“, will ich wissen und spiele auf das Dr. Sommer Team der BRAVO an. „Ständig“, gibt Karin zu und lächelt dabei verschmitzt. „Vor allem von deiner Ehefrau. Die macht sich sogar in ihrem Blog über mich lustig. Und du hältst ihr noch zu. Ihr seid beide Biester!“

„Freundinnen müsste man sein“, singt Yumi unvermittelt und wir halten uns die Ohren zu. Aber genau das sind wir. Nichts und niemand wird uns jemals trennen.

Freundinnen müsste man sein, dann könnte man über alles reden
Über jeden geheimen Traum

Freundinnen müsste man sein, dann könnte man über alles lachen
Viele Sachen zusammen tun

Man könnt sich neue Schuhe kaufen und auf Partys gehen
Man könnte durch die City laufen und auf gute Musik stehen

Und man könnte die Nacht durchtanzen ohne auszuruhen
Man wäre unbeschwert und den ganzen Tag gegen Einsamkeit immun

(Songtext von Queen Bee – Freundinnen müsste man sein)

Danke fürs lesen, sagt Yuki. Dieses Interview zu schreiben, hat Spaß gemacht.

Mayumi schreibt: Wie fast alle persönlichen Texte, ist auch dieser nicht völlig 1:1 übernommen und literarisch aufgearbeitet. Aber wir haben versucht, den Dialog so originalgetreu wie möglich zu bringen. Wer Natalie ist und auch über Karin gibt es eigene Artikel. Wer sie noch nicht kennt und lesen mag, der darf gern hier klicken:

Das Mädchen mit den blonden Haaren

Die Lesbe

Gestatten, Dr. Sommer! – Teil 1: Karin kommt raus

Interviews zu führen macht eine Menge Spaß. Bekanntlich haben wir das schon öfter gemacht und selbst ich war ein dankbares Opfer. Interviewt hatten mich damals meine Frau und meine beste Freundin. Jetzt drehe ich den Spieß um und Frau Dr. Karin Sommer muss Rede und Antwort stehen.

Um fair zu bleiben überlasse ich Yuki die Fragen. Ich kenne Karin viel zu gut. Zwar haben wir das Interview gemeinsam geschrieben, aber hinter „Ich“ verbirgt sich nun meine Frau. Wieder haben wir auf allzu persönliche Dinge verzichtet. Die sind und bleiben privat.

Yuki scheibt: Karin Sommer, ist eine besondere Frau für mich. Sie ist Mayumis beste Freundin und spielt auch in meinem Leben eine große Rolle. Ich kann sie nämlich über meine Süße ausfragen, was zu Beginn unserer Beziehung immens geholfen hat. Mit Insiderwissen kocht man jeden Eisblock weich. Yumis gespielt bösen Blick ignoriere ich gekonnt. Die Dicke hat jetzt Sendepause.

Vor mir sitzt eine Frau, die keinem Klischee entspricht. Schon lange hat Karin die kurzen Haare gegen eine wilde Mähne getauscht. Nur bei den Kleidern bleibt sie eigen. Der Hosenanzug passt ihr wie angegossen. Aber zu Hause mag sie es leger. „Wartet mal eben, ich ziehe mich schnell um“, ruft sie und ist ins Schlafzimmer verschwunden.

„Das kann jetzt dauern“, lästert Yumi, die ihre beste Freundin kennt. Doris, Karins Frau nickt. „Die Ärmste hat nie etwas anzuziehen.“ „Ich habe das gehört!“, kommt es von nebenan und nun müssen wir alle herzlich lachen. Mit ihren Töchtern im Gefolge taucht Karin in Jogginghosen und T-Shirt wieder auf. Doris ist die leibliche Mutter, was man auch deutlich sieht. Karin liebt die beiden Mädchen abgöttisch. Und natürlich ihre Frau.

Familie, Haushalt, Kinder, die beiden managen das wirklich gut. Doris ist nach der Geburt zu Hause geblieben und arbeitet nun von dort aus wieder halbtags als Juristin. Karin ist zur Zeit noch Account Managerin in einer Bank, hat aber schon über die Selbstständigkeit nachgedacht.

„Ich möchte mehr Zeit für meine Familie“, erklärt sie. „Die beiden Süßen sind nur einmal jung.“ Ihre Töchter lachen frech und sind wieder in ihre Zimmer verschwunden. Vorher nehmen sie uns noch das Versprechen ab, mit ihnen Karate zu üben. Auch auf sie ist der Virus übergesprungen.

Karins Willensstärke hat sie zu der Frau gemacht, die sie heute ist. Und ihr Kontakt zu Yumi. Aber darum geht es heute nicht. Ich will etwas anderes wissen. „Sag, Karin“, beginne ich, „wie war das damals bei dir, wann hast du gewusst, dass du lesbisch bist?“

1,78 Meter Verlegenheit schauen mich an und Yumi kann nicht mehr vor Lachen. Sie hat mich zu dieser ersten Frage gebracht, um ihre Freundin zu schocken. „Ihr seid so doof!“, sagt Karin und lacht dann mit. „Ich habe das schon immer gewusst. Wobei gewusst der falsche Ausdruck ist. Ich war immer schon anders.“

Anders zu sein, hat sich bei Karin früher in schrillen Klamotten ausgedrückt. Erst war sie Punk, dann Gothic Chick und später trug sie nur noch Leder. Und einen Irokesenschnitt hatte sie einst auch. Und anders ist sie immer noch. Eine Powerfrau, die doch schwache Momente hat.

„Oh sei bloß still damit!“, sagt Karin, als sie sich erinnert. „Das war so eine Phase, die lange vergessen ist.“ „Ich mag ihre langen Haare viel besser“, sagt Doris und zerzaust sie ihr. „Jetzt schau dich nur an“, stichelt Yumi sofort, „voll die Schlampe!“

Karin wirft ihr bitterböse Blicke zu und schmollt. Aber das ist alles nur Spaß, den Außenseiter kaum verstehen. „Ich war lange eine Einzelgängerin“, erzählt Karin. „Meist habe ich in der Schule abseits gestanden und geraucht. Cool sein war damals in!“ „Wie jetzt, damals?“, will Yumi wissen. „Du bist doch meine Lieblings Butch.“

Ich muss stets lachen, wenn meine Süße solche Bemerkungen macht. Sie kommen, wie aus der Pistole geschossen. Aber nicht jeder kann mit ihrem Humor. Wobei der nie böse ist. Aber manche Menschen haben das Lachen verlernt.

„Wann hattest du dein Coming Out?“, frage ich. „Und war es schwer für dich?“ Karin nickt langsam.  „Ja“, sagt sie. „Ich muss so 15 gewesen sein, als ich auf der Klassenfahrt dieses zwei Jahre ältere Mädchen traf. „Es hat bei mir eingeschlagen wie ein Blitz und wir haben uns die ganze Nacht geküsst.“

Nun ist es bei Frauen nicht so ungewöhnlich, dass sie im gleichen Bett schlafen, oder die beste Freundin küssen. Meist um für Mann zu üben. Karin schüttelt energisch den Kopf. „Ich hatte nie was mit Mann!“, sagt sie bestimmt. „Nach dieser Nacht wusste ich, was ich bin und habe mich meiner Mutter anvertraut.“

Was so einfach klingt, ist meist ziemlich kompliziert. Karin hat es sich nicht leicht gemacht. „Ich ahnte es schon früher“, fügt sie noch hinzu. „Aber ich konnte es noch nicht in Worte fassen. Und mit wem redest du darüber? Ich habe mich geschämt.“

Viele Eltern sind entsetzt, wenn ihre Kinder sich als schwul, oder lesbisch outen. Wer Karins Mutter kennt bekommt schnell eine Idee davon, wie diese Frau tickt. Alleinerziehend, ohne Mann, war sie mehr der burschikose Typ. Nie ungerecht, aber doch recht dominant, hat sie die kleine Familie ernährt.

„Meine Mutter ist mir sehr ähnlich“, erzählt Karin. „Oder ich ihr. Ich hatte ziemliche Angst, es ihr zu sagen. Geredet haben wir immer. Nur hatte sie viel zu wenig Zeit. Ständig auf Achse, Termine, Konferenzen. Als kleines Mädchen, war zum Glück noch meine Oma für mich da. Später war ich oft allein, das durfte aber keiner wissen.

Als ich nach Hause kam und beichtete, hat meine Mutter tief Luft geholt und sich gesetzt. Ich hatte echt Angst, dass sie böse auf mich ist. Aber sie hat mich einfach ganz fest gedrückt.“

Karins Augen schimmern feucht, als sie sich erinnert. In der Regel haben Frauen weniger Glück bei ihren Eltern. Karin putzt sich das Näschen. Plötzlich fühle auch ich einen Kloß im Hals. Nur Yumis Gesicht bleibt ausdruckslos. Sie hat eine Disziplin, die selbst meiner überlegen ist.

„Ach Süße, hat meine Mama damals gesagt“, fährt Karin fort, „ich wusste das schon immer. Aber du musstest es mir sagen, ich konnte da wenig tun. Aber der Hammer kam einige Tage später, als wir uns intensiver mit dem Thema befassten. Ich habe dir auch etwas zu beichten, sagte sie. Und hat mir ihre Freundin vorgestellt.“

Im zweiten Teil plaudert Karin weitere Details aus. Auch über Mayumi. Stay tuned, wenn es wieder heißt: Gestatten, Dr. Sommer!

Kalkulierte Liebe

Liebe, so heißt es, sei unkalkulierbar. Und der Mensch nur Sklave seiner Triebe. Aber stimmt das wirklich, sind wir alle nur Geschöpfe in einem biologischen Prozess? Mit vererbtem „Samurai-Gen“ und einem abgeschlossenen Studium in BWL sehe ich die Dinge anders. Liebe geht auch mit Kalkül. Wie, das erkläre ich gern.

Düsseldorf vor einigen Jahren. Die Begegnung mit Yuki ist noch fern. Mein Stern am Lesbenhimmel strahlt. Ich genieße das Leben, aber Liebe sieht anders aus. Gezielt suche ich nach Frauen, die mein Interesse wecken. So auch die als unnahbar geltende Leonie.

Leonie ist älter als ich, schon Ende Dreißig. Sie steht in Clubs meist allein. Wenn sie spricht, dann leise. Aber in ihren Augen brennt ein waches Licht.
„Lass bloß die Finger von der“, warnt Karin. „Die ist eine Nummer zu groß für dich.“
Mein Lächeln könnte japanischer kaum sein und Karin verdreht die Augen.
„Mach doch was du willst“, schnauft sie und geht tanzen. „Du wirst schon sehen, was du davon hast.“
Schnell überdenke ich die Fakten. Und dabei hilft mir BWL.

Eine Aktion muss her. Wer wartet, hat schon verloren. Nun hat jede Aktion eine Menge von Alternativen und die zugehörigen Erfolge. Will ich küssen, oder scheitern? Was ist hier und jetzt der beste Weg?

Keine Lösung ohne Formel. Aber diese Aufgabe ist schwer. Ich bewerte, wäge ab und kalkuliere. Aber ein Erfolg sieht anders aus. Um das Unternehmen, wie bagggere ich Leonie gekonnt an, zu realisieren, braucht es einen guten Plan. Oder zwei.

Ich will ehrlich sein, ich habe es ganz ohne BWL geschafft. Mit den Worten „Magst du tanzen?“, habe ich das Eis gebrochen. Danach trank ich Wasser und sie noch ein Bier. Für die große Liebe hat es nicht gereicht. Und doch war das Ziel kalkuliert.

Elfchens frecher Kommentar zu diesen Zeilen: „Und ich bin die Summe deiner Erfolge?“ Dann schmollt sie gekonnt und lacht dabei. Ich habe sie in den Arm genommen und „Ich liebe dich“, gesagt. Das ist ehrlich und ganz ohne Kalkül.

Der Kommentar in der Entscheidungstheorie

In meinem heutigen Artikel, werde ich einen kleinen Ausflug in die Entscheidungstheorie machen. Der Hintergrund sind die (versteckten) Attacken aus nunmehr fast 3 Jahren Blog, die viel von anderen Menschen zeigen.

Dabei geht es weniger um mich. Ich lese viel und werde immer wieder Zeugin von Worten, die völlig daneben sind. Ob kalkuliert, oder ungeschickt formuliert, spielt dabei keine Rolle. Das Ergebnis bleibt sich gleich.

Als Menschen treffen wir bewusst Entscheidungen und sind uns möglicher Folgen bewusst. Wir planen und schauen voraus. Aber zu jeder Entscheidung gibt es mindestens zwei Alternativen: a. kommentieren, b. kein Kommentar. Falls a., ergeben sich wieder mindestens zwei Alternativen: friedlich bleiben, oder zicken.

Womit ich einen Bogen zur Kritik schlage und dem Verhalten mancher Menschen. Niemand muss seine Meinung verschweigen, aber Kommentare dürfen keine persönlichen Angriffe sein. Und genau das geht vielen ab.

Ich für mein Teil, habe einen Hang zur Ironie. Sarkasmus, der verbale Angriff auf andere Menschen, ist weniger mein Ding. Nur PolitikerInnen überziehe ich gern mit einer Mischung aus beiden. Das ist böse, oder nicht?

Zurück zu den Alternativen, die stets vorhanden sind. Wir unterscheiden die natürlichen und solche, die wir (er)finden. Dabei sollte uns allen die Regel im Bewusstsein brennen, dass jede Aktion, jede Entscheidung, jede Alternative, stets Risiken birgt. Im Fall eines (negativen) Kommentars, wird es die passende Antwort sein.

Nun dürfen wir einen Kommentar nie als realitätsfernes Konstrukt ansehen Auch wir, als BloggerInnen, sind Teil der Welt. Auch wir treffen Entscheidungen, die zielgerichtet sind. Auch wir haben die Freiheit Alternativen zu finden und Dinge zu ignorieren. Und so manchen Kommentar sollten wir vielleicht genau dort belassen, wo ihn WordPress auch gern sieht: im Müll.

Ich will noch kurz den Hintergrund von (bösartigen) Kommentaren beleuchten, die zum Teil auch durch Missverständnisse entstehen. Jede Aktion, jede Entscheidung, hat ein Ziel und einen Nutzen. Das Ziel mag die a. einfache Antwort sein, oder b. (s)eine Duftmarke beim Verfasser zu setzen. Die Intention hinter b. wäre dann wieder interessant.

Aber mit Antworten ist das immer so eine Sache. Viele schießen über das Ziel hinaus. Dem Verfasser eines Artikels wird gern die eigene Meinung aufgezwungen. Weil „man“ Dinge gleich viel besser weiß. „Man“ ist schließlich schon älter und verfügt über sehr viel Wissen. Nur wie „man“ richtig Kritik übt, haben diese Menschen nie gelernt.

Womit meine LeserInnen nun vor der Entscheidung stehen, was sie mit diesen Zeilen machen. Ich wähle die Alternative und gehe mit meiner Elfe shoppen. Nutzen und Ziel sind dabei klar. Nur die Kosten sind noch versteckt.

Abenteuer Japan – Teil 1: Der Tokio Deal

Wenn Menschen Urlaub machen, packen sie gern Sonnencreme und Bikinis ein. Wir reisen anders. In Tokio selbst gibt es keinen Strand. Bei der Tante sind wir nur 2 Tage, dann geht die Reise weiter. Per Flugzeug versteht sich. Mit dem Auto sind 1.000 Kilometer viel zu weit.

Der Grund? Neugier, aber auch Business. Ich vertrete meinen Vater bei einer Transaktion, die uns ein gutes Einkommen bringt. Überhaupt hat er mir Vollmacht für seine Geschäfte übertragen. „Ich ziehe mich davon zurück“, erklärt er mir. „Du wirst Oberhaupt der Familie werden. Ich nur ein Sensei und so ist es gut.“

Schon allein dieser Satz sorgt für einen Lachanfall bei mir. Humor made by Papa. Selbst meine Mama schmunzelt. Meine Eltern werden länger in Japan bleiben. Sogar an eine völlige Rückkehr wird gedacht. Aber Deutschland ohne meinen Vater? Das kann nur daneben sein.

Von den Flügen gibt es wenig zu berichten. Stewards und Stewardessen waren vor mir sicher. Ich war so brav, wie Yuki neben mir. Tokio ist toll, es ist mein zweiter Besuch in dieser Stadt. Quirliges Leben und JapanerInnen satt. Wenige Touristen stechen aus der Menge hervor. Wir tauchen ein und schwimmen mit. Kann man als Japanerin eine Fremde sein?

Ein Taxi bringt uns zur Nobeladresse. Nun wird es ernst. Leben, wie ich es mag. Yuki ist aufgeregt. Sie spielt die Assistentin. Chic im sündhaft teuren Kleid, der Hosenanzug steht mir besser. Ein älterer Herr erwartet uns. Umgeben von einem halben Dutzend Typen. Anwälte, Schleimer, ein Bodyguard.

Mein Vater hat mich vor Herrn Haruno (Name geändert) gewarnt. „Er ist ein Schlitzohr, das zu handeln versteht“, hat er gesagt. Aber (ver)handeln kann ich gut, das liegt in meinen Genen. Und ich kann sehr überzeugend sein.

Förmlichkeiten und Etikette bestimmen das Treffen. Es wird Tee gereicht und vom Wetter gesprochen. Nur ernst nimmt mich der alte Knabe nicht. Sein Fehler. Malen nach Zahlen kann ich besser. Sein Angebot ist versuchter Raub. Prompt erhöhe ich die Summe.

Ich schockiere die Runde mit der Zahl, eisiges Schweigen folgt als Antwort darauf. Verwirrt blättern die Männer in den Papieren. Das Biest hat (k)eine falsche Zahl genannt. Wir feilschen wie Pferdehändler auf dem Markt im Mittelalter. Es macht mir Spaß die Typen vorzuführen.

Yuki ist sehr still, sie fühlt sich unwohl in der Runde. Ich trumpfe auf und werde immer besser. Das ist mein Spiel, BWL gemixt mit Persönlichkeit. Aber der graue Mann will eigensinnig bleiben. Kalte Augen mustern mich. Eine Spur von Wut kann ich in darin lesen. Er beherrscht sich, aber auch das kann ich gut.

„Vielleicht rede ich doch besser mit Ihrem Vater“, sagt er und fixiert mich dabei. „Von Mann zu Mann spricht es sich viel besser.“ Die Beleidigung prallt an mir ab, ich schenke dem Rüpel ein zuckersüßes Lächeln. Das verwirrt jeden Mann.

„Ich werde ihm berichten“, sage ich und stehe auf. „Genießen Sie den Tag.“ Meine Worte sitzen, die Botschaft ist angekommen. Ich nicke Yuki zu und langsam gehen wir zur Tür. Taktik, wie ich sie liebe. Auf halbem weg erreicht mich eine Stimme. „So warten Sie doch!“, holen mich Worte zurück. Ein Anwalt wedelt mit Papieren. „Wir akzeptieren!“

Ich unterzeichne. Alles ist gut, der Deal ein Erfolg. „Sie sind die Tochter Ihres Vaters“, gibt mir Herr Haruno zum Abschied mit. Und das bin ich, sonnenklar. Kopfschüttelnd und lachend hängt Yuki in meinem Arm, als wir wieder durch die Straßen gehen. „Wie hast du das nur gemacht?“, will sie wissen. „Ich dachte die fressen uns jeden Moment!“

„Na ja“, erwidere ich. „Niemand, der weiter Geschäfte machen will, mag Ärger mit meinem Papa haben. Auch ein Herr Haruno nicht. Das habe ich ihm zu verstehen gegeben. Er hätte viel Geld verloren, wenn er heute nicht unterzeichnet hätte. Das wusste er und doch hat er den Preis zu drücken versucht.“

„Ich bin dafür, dass du mich jetzt drückst“, sagt Elfchen frech und gibt mir einen Kuss. „Damit unser Urlaub ein echtes Abenteuer wird.“ Und genau das habe ich gemacht.

Der Rest des Artikels ist mein Posting vom Montag. Auf Details verzichte ich. Im zweiten Teil geht es ans Meer. Oben ohne versteht sich … im Cabriolet. Was habt ihr denn nun gedacht?

Das Interview

Interviews mit Freunden zu führen, hat immer einen besonderen Reiz. Noch interessanter, wenn die eigene Frau die Fragen stellt. Und nicht nur Yuki hat mich in der Mangel. Meine beste Freundin Karin ist auch mit von der Partie. Hier nun, was sie dem Biest an Fragen stellten. Um nicht alle privaten Dinge zu verraten, haben wir einige Details ausgeklammert oder nur oberflächlich angesprochen. Ich bitte um Verständnis dafür.

Yuki und Karin: Ob Deutschland reif für einen Wirbelsturm wie Mayumi war kann niemand sagen. Aus der Heimat Japan und dem Freundeskreis gerissen, war sie es zumindest nicht. „Ich habe keine bewussten Erinnerungen an die ersten Tage in Deutschland“, verrät sie. „Nur vage Bilder und ein Gefühl der Verlorenheit. Was machst du, wenn du als kleines Mädchen in einem dir völlig fremden Land, so komischen Menschen gegenüber stehst?“ Sie zwinkert bei diesen Worten und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Und dieses Gesicht ist so japanisch, wie aus einem Bilderbuch. Edel, aristokratisch und wunderschön.

Humor ist, neben Disziplin und einem unbeugsamen Willen, Mayumis Markenzeichen. Aber hinter dieser Albernheit steckt oft auch eiskaltes Kalkül. Mit ihrem unvergleichlichen Charme gewinnt sie schnell neue Freundinnen in dem für sie fremden Land. Jungs gehören keine dazu. „Die fand ich schon immer komisch“, sagt sie leise. „Es gibt nur wenige Männer, die einen Platz in meinem Herzen haben.“ Zu diesen Männern gehören ihr Cousin Ken und ihr Vater. Ein Vater, der auch ihr Trainer ist. Und ein ziemlich weiser Mann.

„Meine Eltern haben sich in Deutschland eine Existenz aufgebaut“, erzählt sie. „Mein Vater hat schon in Japan Immobilien verkauft, vermittelt, oder vermietet. Von seinen Eltern hat er mehrere Objekte geerbt. Sie haben uns den Start in eine neue Existenz erleichtert.“ Mayumis eher vage Formulierung kann die Tatsache kaum verbergen, dass ihre Eltern vermögend sind. „Geld hat mir nie viel bedeutet“, wehrt Mayumi ab. „Ich hatte nie große Ansprüche. „Jeans, oder Cargohosen, weite Pullover und Baseballkappen, das war lange mein Stil. Ich brauchte keine goldene Uhr, oder Diamanten als Schmuck. Und Make-Up trugen immer nur die anderen. Ich habe lieber Karate trainiert.“

Bei diesen Worten lächelt sie verschmitzt. Kein Wunder, hat sie doch den 3. Dan im Karate und ist selbst Karate-Lehrerin. „Ich weiß, dass mein Leben eine Kontroverse ist“, sagt sie auf Ausbildung, Sport und Privatleben angesprochen. „Ich war schon als Kind sehr kreativ und habe Haiku und kleine Geschichten geschrieben. Wer mich verträumt Musik hörend in meinem Zimmer sitzen sah, konnte kaum glauben, dass ich von einem Moment auf den nächsten einfach explodiere. Der Grund waren meist Hänseleien von Jungs oder offen vorgetragene Gewalt gegen andere Kinder. Ungerechtigkeit jeglicher Art ist mir ein Gräuel. Aber ich trat auch für Jungs ein, wenn sie Hilfe brauchten.“

Mayumi spricht dabei einen Vorfall an, den sie selbst „Wer die Nachtigall stört“ betitelt hat. Sie selbst sieht sich als Regenbogen-Kriegerin, ganz in der Tradition der alten Samurai. Stolz erzählt sie von ihren Vorfahren und spricht auch Iga an und die mit ihrer Familie verwandten Ninja. „Schwertkunst und Aikijujutsu haben seit Jahrhunderten ihren Platz bei uns. Aber erst mein Großvater, den ich leider nie kennenlernte, hat auch das Goju-Ryu Karate quasi dazu addiert.“ Sie lacht und kickt spielerisch nach unseren Köpfen. Ganz Kind und doch eine hellwache Kriegerin. Aber diesen Unterschied können nur die beiden Interviewerinnen sehen.

Auf BWL und Logik angesprochen winkt sie nur ab. „Ich kann jeden Humor unterdrücken und mich in eine emotionslose Denk- und Kampfmaschine verwandeln“, sagt sie locker. Und wer sie erlebt hat weiß, dass das nicht gelogen ist. Egal ob hochkomplizierte Strategien, oder eine gefährliche Situation, mit ihr an der Seite wird diese jeder überstehen. „BWL war und ist Sicherheit für mich“, erzählt sie weiter. „Disziplin und Formeln mit Kreativität gemischt, haben mich zur Frau Dr. gemacht. Aber nach 3 Jahren als Assistentin war der Spaß vorbei. Ich bin innerlich gestorben, die Vorgaben waren einfach viel zu eng.“

Ihre Selbstständigkeit 2014 schien die logische Konsequenz gewesen zu sein. Und doch ist auch das nur ein weiterer Schritt. „Als Unternehmensberaterin musst du oft Dinge tun, die sich gegen Menschen richten. Du vernichtest Existenzen. Und genau das mache ich nicht!“ Mayumis Augen scheinen zu glühen, als sie diese Worte spricht. Dunkle, kalte Schwärze, die Angst machen kann. Zumindest aber Respekt. Und leider zeigen den viele Menschen nicht, wenn sie eine nur 1,62 Meter große Japanerin vor sich sehen. „Es sind nicht nur Männer, die sich für überlegen halten“, fährt sie fort. „Auch wenn ich mittlerweile Deutsche bin, haben mich manche Menschen wegen meines Aussehens nie akzeptiert. Manchmal kam ich mir wie ein Tier mit zwei Köpfen vor, wenn sie mich angestarrt haben. Im Gegensatz zu den meisten Frauen, hat mich das aber nicht gestört. Starrt mich wer an, starre ich zurück. Und zwinge den Blick zu Boden. Das klappt immer.“ Was wir bestätigen können.

Anders zu sein, hat sich bei Mayumi auch in Sachen Liebe ausgedrückt. „Ich bin nun mal lesbisch“, sagt sie. „Männer haben mich noch nie interessiert. Mein erster Kuss war mit einer Frau. Das ist selbst für Mädels eher selten. Viele Lesben stehen nicht zu sich. Aber woher weiß ein junges Mädchen, dass es auf andere Mädchen steht?“ Sie zwinkert Karin verschwörerisch zu und meint dann „Sag du doch auch mal was dazu.“ Da dies aber nicht mein (Karin) Interview ist, wird nur auf den entsprechen Artikel verwiesen, den jeder selbst nachlesen kann.Und zwar HIER.

„Ich habe mich nie absichtlich geprügelt“, erwidert sie auf die entsprechende Frage. „Mit 7 Jahren hat mich dieser fette Typ einfach umgestoßen und ich bin hart zu Boden gefallen. Außer im Dojo hatte ich bis dahin noch nie Karate, oder Aikido angewandt. Meine Reaktion war instinktiv und dann ging er zu Boden.“ Nachzulesen ist das HIER, wenn es wer lesen mag. „Leider war das nicht der einzige Vorfall. Vielleicht hat mich dieser dumme Streich auch verändert. Oder aber die Wildheit in mir geweckt, die schon vorher in mir war. Zorn, Wut brauchten ein Ventil. Karate hat mich vor Schlimmerem bewahrt.“

Ihre Familie bedeutet Mayumi alles. „Familie ist wichtig!“, sagt sie einmal mehr. Aber als Teenager hat sie nur kurz gezögert und ihre Eltern dann mit dem Coming Out als Lesbe geschockt. „Warum sollte ich das auch verbergen?“, fragt sie. „Wem hätte das helfen sollen? Klar waren sie anfangs nicht begeistert. Aber sie haben es schon lange geahnt. Wenn auch nicht in Worte gefasst. In Japan ignoriert man Homosexualität bei Frauen einfach. Sie ist dort nicht gern gesehen. Wir haben dann lange und oft geredet. Meine Mama hat viel geweint. Klar, sie gab sich die Schuld an etwas, wofür es keine Schuldfrage gibt. Lesbisch wirst du geboren. Du wirst das nicht mal eben so.“

Mayumi engagiert sich seit Jahren für die Rechte lesbischer Frauen. Nicht auf der ganz großen Bühne. Aber auch Kleinvieh macht Mist. Und es gibt genügend Fälle, zwischen Stuttgart und Düsseldorf, bei denen sie Hand angelegt hat. Inklusive Tritten in den Hintern. Zumindest bildlich gesprochen. Worte können die besseren Waffen sein. Dieses selbstbewusste Auftreten gepaart mit Aggressivität, haben ihr den Ruf als Biest eingebracht. Oder Akademikerin mit Samurai-Genen, wie einer ihrer Blog-Leser schrieb.

Auf ihre Pläne und den weiteren Lebensweg angesprochen überlegt Mayumi kurz. „Eine eigene Karate-Schule, die doppelte Staatsbürgerschaft (Japan + Deutschland), 2 Kinder (Mädchen!) und eine tolle Frau an meiner Seite.“ Sie zieht bei diesen Worten Yuki in ihre Arme, die lächelnd nun Karin das weitere Interview überlässt. Was kein Problem ist. Ich kenne die beiden Turteltauben schon lange genug. „Ach ja, eins noch“, fügt Mayumi hinzu. „Ein Buch mit meinen gesammelten Werken (Gedichte) werde ich noch schreiben. Und wenn ich viel Lust habe einen Kriminalroman. Oder Horror …“ An dieser Stelle hält ihr Yuki den Mund zu und sagt energisch „Liebesroman bitte!“ Und Karin Sommer unterschreibt.

Das Interview führten besagte Karin und Mayumis Ehefrau Yuki.

Sex ist nicht verhandelbar

Mein Blogger-Kollege Bernd „The Musicman“, auch Red Skies over Paradise genannt, hat in einer Antwort einen Satz geprägt, der auf Unbehagen bei mir trifft. „Sex ist verhandelbar“, schrieb er salopp und hat das so nie gemeint. Aber was ging diesem Satz voraus und hat die Frau von heute vielleicht weniger Lust?

Ein Fall für Frau Dr. Landar, Sexpertin und Erklärbärin par Excellence. „Unter einer Partnerschaft versteht man eine gleichzeitig sexuelle und soziale Gemeinschaft zwischen zwei Menschen“, heißt es bei Wikipedia. Aber soll das schon alles sein? Hormone treffen auf Pheromone. Biologische Pflicht erfüllt.

Einspruch und harter Schnitt, wie nun Regisseure sagen. Wo bitte bleibt die Liebe? Natürlich ziehen uns andere Menschen (auch) körperlich an. Vor allem, wenn sie ausgezogen sind. Also nicht um Beute zu machen. Aber das habt ihr schon gewusst. Ironie off, jetzt geht’s zur Sache.

Auch Männer haben Gefühle, das war schon immer so. Gefühle, die sich auf wenige Zentimeter konzentrieren. Kleinhirn an Penis: Rammeln!
„Hören Sie doch endlich auf mit Ihrer Männerhetze, Frau Dr. Landar“, höre ich nun männliche Leser stöhnen. „Die kann Mann ja kaum ertragen!“
Aber ertragen muss den Mann die Mehrheit der Frauen. Wörtlich und emotional. Radikale Feministinnen bezeichnen Männer als emotional verkrüppelt, was ziemlich starker Tobak ist. Weiter heißt es: Männer benutzen Frauen als Befriedigung ihrer Lust, um (hormonellen) Druck abzulassen. Und das kommt der Wahrheit schon sehr nahe.

Frauen denken und fühlen anders. Das ist nun mal so, daran führt kein Weg vorbei. Wir gehen in einer liebevollen Partnerschaft auf und bringen uns zu 100 % darin ein. Sex spielt dabei oft die Nebenrolle. Klar wird er gern genommen, wenn alle Faktoren stimmen. Aber verhandelbar ist er nicht!

Sex als Ware? Bei dem Satz werde ich sofort hellwach und ziemlich wild! Nur versuche ich auch die Seite von Mann zu sehen und warum er ist wie er nun mal ist. Ich stelle mir vor, dass meine Frau keinen Sex mehr mit mir will. Lieber schmust sie und wandert mit mir. Reicht mir das als Lesbe aus?

Nun war ich noch nie in dieser Situation. Aber es gibt lesbische Paare, die eine tiefe Liebe verbindet und bei denen Sex so gut wie keine Rolle mehr spielt. Keine dieser Frauen käme nun auf die Idee zu einer (Zwangs)Prostituierten zu gehen, oder die Partnerin zu betrügen. Was ich von Freundinnen weiß: Bekommt Mann lange keinen Sex wird er das tun. Siehe „Die Akte Vanessa.“

„Pauschalaussagen, Klischeedenken!“, höre ich den Einspruch von Mann. Und: „Das muss man differenzierter sehen!“ Wie denn meine Herren?

Ein Fall aus dem Leben und genau so passiert: Eine Kommilitonin, die ich als weitläufige Bekannte sehe, ist ihren Weg als Frau gegangen. Super Abschluss, Blitzkarriere beim Discounter. Heute ist sie Frau Bezirksleiterin. Mann, Heirat, Haus und nach 5 Jahren die Scheidung. Rosenkrieg inklusive. Was ist passiert?
Nicole, wie ich sie nennen mag, hat für den Job gelebt. 16 Stunden Tage, oft todmüde ins Hotel. Am Wochenende wollte sie nur schlafen. Sex hatte sie so gut wie nie. Dafür jede Menge Geld für Autos und neue Computer damit der Göttergatte spielen kann. Der war ja „nur“ Autoschlosser und fühlte sich zurückgesetzt. Druck ließ er bei Ballerspielen und später bei Geliebten ab. Eine bekam ein Kind und prompt hat er Nicole verlassen.
Von Liebe reden wir nicht mehr.

Was hat Nicole falsch gemacht in ihrem Leben? Alles, oder nichts? Sie hat sich verwirklicht und ihrer Familie ein gutes Leben gegeben. Dabei gab sie mehr als nur 100 %! Ihr Mann hat gern genommen, Geld ist offenbar immer gut. Spaß hatte er mit anderen, die  williger für seine Stöße waren. Und schon wird mir wieder schlecht.

Er hat falsch gemacht nicht mit Nicole zu reden. Für richtige Argumente ist Frau sehr empfänglich. Nur auf die Weise ist „Sex verhandelbar.“ Die Nummer „Bück dich, ich will mit dir reden!“, dagegen nicht.

Ich lasse Yuki den Artikel lesen. Sie überlegt kurz, nickt und Schalk blitzt in ihren Mandelaugen.
„Los jetzt“, sagt sie plötzlich. „Ich will geilen, wilden Sex mit dir!“
Lächelnd gehe ich zum Kühlschrank und hole zwei Schoko-Desserts. Das war ein Gaumenorgasmus, was will Frau noch mehr?

Zwei Frauen und ein Baby

„Da da da!“, kräht Kevin fröhlich und spuckt mir seinen Brei ins Gesicht.
Yuki feixt und fliegt mit Handtuch und Lappen herbei.
„Gewöhn dich dran“, sagt sie frech und mach uns sauber.
Ja, wir haben heute Besuch von einem kleinen Wonneproppen. Vanessas kleiner Sohn, den wir nur zu gern hüten.
Übung macht die Mutter aus.

„Bu bu da da na na“, plappert der Kleine munter und zieht an meinen Haaren. Babysprache, die ich noch nicht näher kenne.
Vanessa hat einen Termin, den sie ungestört wahrnehmen muss. Die Zwillinge sind bei ihren Eltern, wir dürfen uns um Kevin kümmern. Auf eigenen Wunsch, den jeder versteht.
Eltern auf Probe sozusagen. Kevin findet das vermutlich gut.

Das Handy klingelt, ein Auftraggeber nervt.
„Die Zahlen, Frau Dr. Landar, die Zahlen!“
Schweren Herzens überlasse ich Yuki die Mutterrolle, was Kevin mit einem Blubbern quittiert.
Nun wird Yuki vollgesabbert. Sind Kinder nicht allerliebst?

Mit flinken Fingern addiere ich Zahlenkolonnen und tippsele einen Text dazu.
Kevin entwischt Yuki kurz, als sie in die Küche geht. Prompt patscht er mit beiden Händchen auf die Tastatur.
DELETE, ENTER … alles noch mal.
Wie war das mit der Geduld?

Ich kitzele den Kleinen, was er zum Quietschen findet. Fröhlich krähend schmatzt er mich ab. Ich brauche dringend frische Sachen.
Die Zeit fliegt, der Morgen geht zu Ende. Das Konzept steht und muss gegen Mittag in Pforzheim sein.
Ich werfe mich in Schale, Hose, Bluse und Jacket. Frau Dr. in Reinkultur und Mama Yuki kommt auch mit.
Zwei Frauen mit Kind, eilen gar geschwind!

Kevin jauchzt, als der V8-Sound an seine Ohren dringt. Der Kleine mag Autos, das steht für mich fest.
Wir haben Glück und kommen ohne Stau durch den Verkehr. Verwirrte Blicke, als wir den Glaspalast betreten.
„Dr. Landar“, sage ich knapp zur Sekretärin. „Ich habe einen Termin.“
Titel machen Leute. Und meiner zieht (noch) immer.

Die Sekretärin telefoniert noch, als eine blonde Frau das Büro betritt. Sie ist schwanger, das ist deutlich zu sehen.
„Beate Finkenau (Name geändert)“, stellt sie sich vor und kann den Blick kaum von Kevin lösen.
Eine stumme Frage liegt in ihren Augen.
„Nein“, sage ich, „das ist leider noch nicht unser Kind. Wir sind nur Mütter für einen Tag.“
Sie lacht und versteht. „Bei mir ist es in 3 Monaten soweit. Dann habe ich lebenslänglich.“
Ein Satz, der mir gefällt.

Die werdende Mutter bittet uns beide wie selbstverständlich nach oben.
„Mischen wir die Männerunde auf“, sagt sie im Scherz, was Kevin mit einem „ja ja ja!“, quittiert.
Ich tausche einen BLick mit Yuki und Elfchen nickt verhalten.
„Alles im Griff“, heißt das. Aber Kevin hat andere Pläne.
Aus heiterem Himmel plärrt er los. Aufregung pur, das Chaos ist groß.

Gelassen betrete ich das Büro des Chefs, der sichtlich nervös auf mich wartet.
Draußen laufen einige Frauen zusammen, die sich alle um Kevin kümmern.
„Lu lu lu wääääh!“, höre ich noch, dann hat die schalldichte Tür Erbarmen mit dem Mann.
Immerhin findet mein Konzept Gefallen. Und mir gefällt der Scheck.
Ob ich den Job doch nicht sausen lasse?

Mit diesem humorvollen Gedanken geht es auf den Gang zurück, wo Kevin der Star in der Runde ist. Lachend und schmusend verzaubert er die Frauen.
Und Beate Finkenau hat eine Brünette im Arm. Ich liebe meine Sinne.
Apropos Frau. Auf dem Weg nach Hause erreicht uns Vanessa per Handy.
„Alles gut!“, vekündet sie.
„Auch mit Jo?“, will ich wissen und Yuki nickt sofort. Die Anwältin hat sich mit Vanessa angefreundet. Die zögert zwar noch, aber ihre Augen haben sie längst verraten.
Vanessa war nie offen lesbisch. Hat aber nie ein Hehl daraus gemacht, wie sie zu Frauen steht.

Leider müssen wir Kevin dann bei seiner Mama abliefern, die er freudig, aber müde begrüßt.
Jo strahlt, wie ich selten einen Menschen habe strahlen sehen. Da läuft was, mit ihr und Vanessa. Und wenn ich nachhelfen muss!
Im verkuppeln war ich schon immer gut. Spontan lade ich beide zum Abendessen ein.
Yuki schmunzelt und Vanessa wird wirklich rot.
Das wird ein Spaß, das kann nur Liebe sein!

Wer Vanessa ist, ihre (Vor)Geschichte, können Interessierte hier nachlesen:

Teil 1 – Lebe deinen Traum 

Teil 2 – Wenn Frauen hassen 

Teil 3 – Die Akte Vanessa