Lichter der Großstadt – Teil 1: Ankunft

Mit „Lichter der Großstadt“ starte ich eine lockere Reihe, die unser Leben in Los Angeles zeigen wird. Locker deshalb, da ich auch über andere Dinge schreibe und immer einen Blick auf Deutschland habe und die Entwicklung dort genau verfolge.

Wir haben schon vor einem Jahr Zeit in Los Angeles verbracht. Darüber gibt es fünf Artikel. Wer sie nicht kennt oder nachlesen mag, dem seien die Links unter diesem Beitrag ans Herz gelegt. Und jetzt viel Spaß beim lesen.

Salopp habe ich vor einem Jahr unsere Einreise in die USA abgehandelt. „Die Einreise ist Routine, wir zeigen die deutschen Pässe vor. Ein kritisch-freundlicher Blick des Beamten. „Welcome to Los Angeles, Welcome to the USA!“ Aber ganz so einfach war es nicht.

Deutsche und JapanerInnen können ohne Visa in die USA reisen. Das klingt gut, ist aber keine Garantie. Wer die Grenze wirklich passieren darf, darüber entscheidet ein Grenzbeamter. Und manchmal verweigert der die Weiterreise. Um Ärger zu vermeiden, hatten wir uns 2015 für ein sogenanntes B2-Visum beworben und es auch bekommen.

Visa – Die Freiheit nehm‘ ich mir

B-Visa ermöglichen den Aufenthalt als Geschäftsreisender (B-1 Business Visitor) oder als Tourist (B-2 Tourist Visa) für bis zu 180 Tage oder für mehrere Einreisen innerhalb eines Jahres. Variierend nach Staatsangehörigkeit, werden diese Visa für bis zu zehn Jahre erteilt.

Natürlich dürfen wir in den USA keiner Tätigkeit nachgehen. Selbst der mit einem warmen Essen entlohnte Auftritt eines Studenten und Hobbymusikers kann zur Verweigerung der Einreise führen. Der Fall hat vor Jahren für Schlagzeilen gesorgt.

Als Millionenschwere Erbin eines gigantischen Finanzimperiums, werde ich natürlich keiner Arbeit nachgehen. Stattdessen werde ich fröhlich Geld ausgeben und fette, amerikanische Autos kaufen! Wo kämen wir da auch sonst hin! Haben alle die Ironie erkannt?

Die Welt (Firmen) retten kann ich auch aus Amerika. Es geht ohnehin meist nur um Zahlen und Konzepte, die ich auch per Mail übermitteln kann. Momentan machen wir das für eine deutsch-japanische Kooperation, die Hilfe bei Sprache und Gepflogenheiten brauchte.

Während Yuki die komplette Korrespondenz erledigt, habe ich der deutschen Chefin „japanisch“ beigebracht. Im Klartext heißt das Regeln und Gesetze zu beachten, die den Geschäftsverkehr verbessern.

Shuttle Service

Tante Makiko holt uns vom Flughafen ab. Sie freut sich uns zu sehen. Müde, aber glücklich, genießen wir ihren Shuttle Service. Los Angeles begrüßt uns mit dem üblichen Stau, der zum Alltag der Millionenstadt gehört. Wir fühlen uns fast heimisch, Stuttgart hat das gleiche Problem.

Natürlich müssen wir Tante Makiko und Onkel Jiro zu Hause besuchen, ein Gästezimmer steht für uns bereit. Sie haben Freunde und Familie eingeladen. „Schaut nur, die beiden Deutschen sind da!“

Natürlich sagen JapanerInnen solche Dinge nicht, aber so habe ich es empfunden. Entsprechend unjapanisch fallen meine Antworten aus, was für ein Schmunzeln bei Elfchen sorgt. Die Gäste sehen das locker, die USA hat sie bereits geprägt. Unhöflich sind bekanntlich nur die anderen. Ich bin immer nett.

Trotz Müdigkeit und Party, ist vor der Flucht ins Bett Gymnastik angesagt. Zwar mault die arme Yuki, aber sie macht tapfer mit. Lebenslanges Training ist wichtig. Wer faul ist, der wird fett. Den Spagat zu machen kommt auch im wahren Leben gut. Im Training ist er unverzichtbar.

„Du hast zugenommen!“, lästert Yuki prompt und zeigt lachend auf meine Oberschenkel, die wirklich etwas kräftiger als ihre sind. Aber das ist nur Spaß und gehört schon fast zu unserer Routine.

„Muskeln, meine Süße“, kommt mein Konter und lässig hebele ich sie aus. „Menno, du bist doof!“, höre ich sofort, als sie auf den Hintern plumpst. Spielerisch beißt sie mir ins Bein. Aber genug ist genug und schon bald versinken wir im Reich der Elfenträume.

Das Geschenk

Neun Stunden Zeitunterschied sind heftig. Es dauert eine gute Woche, um sich zu akklimatisieren. Tante Makiko hat ein Einsehen und weckt uns daher spät. Und nach dem Frühstück, das eigentlich ein Mittagessen ist, überreicht sie uns schmunzelnd einen handgeschriebenen Brief samt Autoschlüssel.

Natürlich stecken unsere Väter und Onkel Jiro dahinter, wer sonst käme auf eine solche Idee. „Liebe Tochter“, lese ich und muss sofort lachen. Nur mein Papa nennt mich so. „Um euch auch im fernen Land mobil zu halten, haben wir euch eine kleine Freude gemacht.“

Yuki schüttelt das hübsche Köpfchen, als sie den Autoschlüssel sieht. „Da hat doch bestimmt auch mein Papa die Hand im Spiel“, sagt sie leise. „Ja“, erwidere ich und deute auf die Unterschriften, wo deutlich sein Name steht. Und der von Wolf!

Ich ahne etwas und flitzeschnell jage ich aus dem Haus. Der 3er BMW ist kein neues Modell, das erkennt mein Kennerauge sofort. Aber er ist rot, was mich sofort strahlen lässt. „Schlüssel!“, verlangt Yuki und nimmt ihn mir aus der Hand. Mein kleines Herz hüpft noch mehr, als ich den sonoren Klang des Auspuffs höre.

„Klappenanlage“, murmele ich und hüpfe auf Yukis Schoß. „Geh weg!“, kreischt sie und versucht mich zu kitzeln. Tante Makiko hält sich die Hand vors Gesicht und lacht. Ich gebe nach, als Elfchen mir einen zweiten Brief vor die Nase hält, den ich brav auf der Beifahrerseite lese. Liebe kann so einfach sein.

Töchter und Väter

„Liebste Töchter“, steht dort nun, „wir wissen, wie sehr ihr Geschwindigkeit liebt. Zwar habt ihr uns noch immer keine Enkel geschenkt, aber vielleicht wird 2017 das dafür entscheidende Jahr. Bis dahin viel Spaß mit dem BMW. Fahrt nicht zu schnell und kommt bald zurück.

Das PS versetzt mich in Entzücken: „Wolf hier“, steht dort. „Der Wagen hat einige PS mehr und ein Sportfahrwerk. Der Motor hat erst 20.000 Meilen auf dem Buckel und ist generalüberholt. Bitte fahrt ihn nicht kaputt.“ Es folgen einige technische Details, auf die ich an dieser Stelle verzichte. Aber sie sind mehr als nett.

„Boah!“, kommt es von Yuki, als sie die Worte hört. „Na warte, wenn ich Papa in die Finger kriege!“ Elfchens Verhältnis zu ihrem Vater ist mindestens so lustig, wie die Wortduelle, die ich mit meinem führe. Noch witziger sind unsere Väter im Duett, die wir locker um den Finger wickeln. Frauen wissen, wie das geht.

Wir verbringen den Tag bei Tante Makiko und melden uns telefonisch bei Heather und Ally an. Die beiden freuen sich auf uns und deutsche Schokolade, die ich gegen jede Regel im Koffer habe. Plus einiger Geschenke. Miss Santa eben. Ho! Ho! Ho!

Am nächsten Tag geht es zuerst in unsere eigene Wohnung. Eigentlich war der Plan sie zu vermieten, aber nun werden wir sie vorerst selbst beziehen. Yuki will mich chauffieren, was ich lächelnd akzeptiere.

„Wehe du rast!“, sage ich und prompt streckt sie mir die Zunge raus. Freeway, wir kommen! Cabrio zu fahren macht wenig Sinn, der Dezember in Los Angeles ist recht kühl. Vermutlich war das der Grund für den normalen BMW, der zumindest genug „Horsepower“ hat. Aber rasen, das machen nur die anderen. Wir kommen auch so ans Ziel.

Das Wetter hält

Aber lieber 19 Grad, als eklige Kälte und Schnee. Und wer braucht schon 40 Grad Hitze im Dezember? Es ist Abend und die Lichter der Großstadt funkeln wie Sterne am Horizont. Los Angeles bei Nacht, hat (s)einen ganz besonderen Reiz.

Die Menschen in Kalifornien leben anders. Leichter und scheinbar oberflächlich. Das mag für viele Bereiche stimmen. Immerhin sitzt die Stadt quasi auf einem Pulverfass. Kleinere Erdbeben sind an der Tagesordnung. Schon lange sagen Experten „The Big One“ voraus.

Permanent daran zu denken bringt niemand weiter. Daher gleiten wir entspannt durch den Verkehr zu dem Appartement-Komplex, in dem unsere Wohnung liegt. Ein Parkplatz ist kein Problem, der ist für uns reserviert.

„Fast wie zu Hause“, sage ich. Nur die neugierige Nachbarin fehlt, die gern die Testwagen bewundert und uns noch immer für Schwestern hält. Wir haben sie nie aufgeklärt. Die Frau ist über Siebzig und hatte nur ihren Mann im Sinn.

Ein älterer Amerikaner nickt uns freundlich zu, als wir das Haus betreten. „Hey there“, höre ich, „are you the new Owners of Apartment B?“ Er heißt Frank und ist eine Art Hausmeister. „Eigentlich ist das nur ein Nebenjob“, gesteht er uns. „Ich war früher Bankdirektor und habe sonst nicht mehr viel zu tun.“

Wir lernen seine Frau Ellie kennen. Beide sind über Siebzig und noch richtig fit. „Wir wohnten früher in Santa Barbara“, erzählt sie uns. „Aber meine Tochter lebt in der Stadt. Sie ist bei der Polizei und hat selbst zwei Töchter.“

Dass die USA und ihre Menschen auch andere Gesichter haben, wird im nächsten Teil beleuchtet. Hier geht es zu den alten Artikeln:

Die Stadt der Engel – Teil 1: Weltreise

Die Stadt der Engel – Teil 2: Atemlos

Die Stadt der Engel – Teil 3: Heilig

Die Stadt der Engel – Teil 4: Rot

Die Stadt der Engel – Teil 5: Elend

Speed-Dating – Wenn Leidenschaft auf Schönheit trifft

Unter Speed-Dating versteht man eine ursprünglich aus den USA stammende Methode, schnell neue Flirt- oder Beziehungspartner, aber auch Geschäftskontakte zu finden. (Quelle Wikipedia) Ich habe ein Speed-Dating der anderen Art. In Stahl gepresste Leidenschaft trifft Mensch. Die Emotionen kochen. Fünf schnelle Frauen, fünf schnelle Autos. Da ist sofort Spaß dabei. Ausgedacht hat sich das Wolf, der Mann für schnelle Runden. Der Hintergrund ist einfach: Ein Vergleichstest der besonderen Art. Gesucht wird der beste Sportwagen für Frauen.

Auch Graf Werner und Dr. Holm, sowie die Nissan-Tuningschmiede sind an diesem Date beteiligt. Irgendwer muss das Ganze finanzieren. Und die haben alle Geld.
Der Test ist Teil eines Seminars, das ich für die Frauen halte. Immer nur BWL ist auch Managerinnen zu trocken. Und menschlich kommt Frau sich durch Spaß viel näher. Es fördert gute Zusammenarbeit.
Neben Yuki ist auch eine lustige Französin dabei, deren Akzent mich an Cyndie Allemann erinnert. Aber Carole hat dunkle Haare und lebt mit Mann und Kind im hohen Norden.
„Isch ‚abe schon loangö keinön schnellön Wagön mähr gefahrön“, erklärt sie fröhlich. „Abör frühör war isch Rallö gefahrön. ‚eute renne isch immör meinör Tochtör ‚inter’ör.“
Sie zeigt uns Bilder und schon ist die Arbeit vergessen. Kinderlachen, was will Frau noch mehr?
Einen Sportwagen zumindest nicht. Carole fährt SUV.

Ellie – Elisabeth – hat grüne Katzenaugen, rote Haare und überall Sommersprossen. Die perfekte Hexe mit Hang zum Zauberstab, wie sie schmunzelnd erzählt.
Gemeint ist natürlich der Schalthebel eines Wagens, den sie in Sommer offen fährt.
„Privat fahre ich Kleinwagen“, sagt sie fast verschämt. „Der hat weniger als 100 PS. Wozu im Alltag rasen? Aber gern oben ohne, das kühlt die heiße Stirn.“
Die Frauen lachen, das Band der Freundschaft zieht sich enger. Sympathie ist wichtig in diesen trüben Tagen.

Simone ist eine kühle Blonde, die uns alle um Längen überragt. Mit 1 Meter 81 ist sie wirklich eine große Frau. Und sie ist Graf Werners Enkelin, das kann sie nicht verhehlen.
„Eigentlich bin ich Leichtathletin“, stellt sie sich vor. „Aber von Opa Werner habe ich die Liebe zu schnellen Autos geerbt. Und nun auch noch die Firma.“
Was untertrieben ist, Simone ist Graf Werners Augenstern. Schon am Telefon war sie sympathisch. Sie hat verstanden und mir zugehört.
Fünf schnelle Frauen, fünfmal geballte Power. Und nun liebe LeserInnen sind die Herren dran.

Für mich steht ein alter Bekannter bereit, der von mir bereits gerittene „Wilde Mann.“
„840 PS hat der Godzilla jetzt“, wird mir von einem Nissan-Techniker gesagt. „Und er hat einige Kilo abgespeckt.“
Das ist leider nötig bei dem GT-R, auch Sportwagen haben oft Übergewicht.
Elfchen bekommt den Audi A1 im Super RS Look. Aus Wettbewerbsrechtlichen Gründen darf ich die Pferdestärken nicht nennen, aber es ist Power pur.
„Miss Ralley“, necke ich sie frech und bekomme prompt die Zunge gezeigt.
Die Frauen lachen. Sie wissen, dass wir verheiratet sind.

Für Carole steht der Ölprinz bereit, der nun endlich standfest ist. 400 Diesel-Turbo-PS treiben ihn voran. Ob der Wagen hält? Die Frisur der Französin bestimmt.
„Isch werdö den Auto nüscht kapütt fa’rön“, verkündet Carole und lacht.
Wolf grinst und zeigt auf mich.
„Die da aber schon“, sagt er und flüchtet, als ich ihm mit einem Kick in den Hintern drohe.
„Rote Karte, hohes Bein!“, ruft er aus der Baracke. Vermutlich geht er Fußball checken.

Auch ein Amerikaner hat sich in die Liga der schnellen Wagen gemogelt.
Als der Mustang GT Shelby an den Start rollt leuchten Ellies Katzenaugen.
Fast werde ich neidisch, als der V8 munter röhrt. Knapp 700 Turbo-PS soll er haben und das ist keine Zauberei.
Nur vom Fahrwerk ist Ellie wenig begeistert.
„Da sind meine Beine besser“, lästert sie.
Und da hat das Mädel recht.

Ein weiteres Mannsbild gibt sich die Ehre. Kein Poser und er hat auch keine Lederhosen an.
Der BMW M5 aus München steht fast bescheiden neben dem Shelby GT. Aber seine aufgeladenen 620 PS lassen nun Simone strahlen.
„Den moag i'“, sagt sie mit bayrischem Akzent und zwinkert. „Aber jeden Tag fahren? Das sollen andere machen.“
Privat fährt Simone Golf. Wenn auch einen GTI. Getunt versteht sich, aber nur dezent.
Schnelle Frauen braucht das Land.

Der Godzilla und der Shelby sind die wahren Konkurrenten. Die anderen Wagen kommen bei dieser Power kaum mit.
Wer will 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h schlagen? Auch der Shelby kann das nicht.
Der GT-R ist eine Rakete und irgendwie aus einer anderen Welt. Aber ausgereizt ist anders. Es gibt Wagen mit über 1000 PS.
Ich prügele den Boliden über Stock und Stein. Das ist Geschwindigkeit, so muss das sein.
Aber pure Kraft bleibt selten Sieger. Auf Dauer hilft nur Bescheidenheit.

Keiner der anderen Wagen erreicht die Werte des GT-R, was keine Überraschung ist. Selbst ich fühle mich mit dem Supercar fast überfordert.
Die Lenkung zerrt an meinen Armen und der Motor schreit mich böse an. Ziemlich entnervt fahre ich zur Messbaracke.
Das ist kein Tuning, wie ich es mag.
Wolf steht bereit, um die Daten zu besprechen. Sein besorgter Blick trifft meine Augen.
„Das Monster ist kein Alltagsauto“, sagt er leise. „Lass mal die anderen Fraun ran.“
„Klar“, sage ich und lache schon wieder. „Her mit den kleinen Fummlerinnen!“
Prompt tippt sich meine Elfe an die Stirn.

Auch Yuki winkt nach nur einer Runde im Godzilla ab. Der GT-R ist nicht ihr Ding.
„Zu groß, zu laut, zu schnell“, ist ihr Fazit. „Das ist kein Auto für eine Frau.“
Unterdessen bin ich den Mustang Shelby gefahren und habe ihn auf Herz und Nieren geprüft. Nur der Sound des V8 hat mich überzeugt, Abstimmung und Fahrwerk sind wenig europäisch.
Der BMW kann alles gleich viel besser, begeistert zerstöre ich fast den ersten Reifensatz. Aber der Bayer fährt sich (für mich!) trotzdem wie auf Schienen. Und das sehen auch die anderen Frauen so.
Wir wechseln munter die Boliden und tauschen uns darüber aus.
„Isch findö dön kleinön Audi sähr süß“, strahlt Carole nach ihrem Date. „Shölby und BMWö mag üsch abör nüscht.“
Dafür mögen wir die lustige Französin, die uns am Ende des Tages alle zu sich nach Hause einlädt.

Der Ölprinz ist der wahre Star des Tages. Die dieseligen Turbo-PS lehren im Alltag weitaus höher motorisierte Wagen das Fürchten.
Selbst Yuki mag den Verwandten des RS6, Erinnerungen an unsere Fahrten kommen auf.
Auch Ellie und Simone finden lobende Worte, präferieren aber den BMW.
Zwei stimmen für den Ölprinz, eine für den A1 und zwei für den BMW.  was unter dem Strich Audi zum Sieger macht.
Wie war das mit den Ringen der Macht?

Leider endet der Tag dann noch sehr spektakulär. Ellie verunglückt mit dem kleinen Audi und muss ins Krankenhaus. Der Wagen ist Schrott, sie hat überlebt.
Achsenbruch und Reifenplatzer bei 210 km/h standen auf keinem Papier.
Die Entwarnung kommt schnell, Ellie geht es gut. Noch im Krankenhaus plant sie das nächste Date. Diesmal ganz klassisch mit Mann.
Nur schnell soll das nicht vonstatten gehen. Mit Geduld kommt Frau auch ans Ziel.
Aber das habe ich schon vor einer Weile für mich erkannt.

Fünf Frauen, fünf schnelle Wagen und ein Wolf. Nicht im Schafspelz, aber immer gut für ein (Speed)Date, der besonderen Art.

 

Mehr über meine erste Begegnung mit dem „Wilden Mann“ gibt es hier zu lesen: Der wilde Mann

Den Ölprinz können Interessierte ebenfalls bei mir entdecken: Der Ölprinz

Die erste Begegnung mit einem Boliden gibt es an dieser Stelle nachzulesen: Mit Vollgas durch die Nacht

Gebt mir ein Z!

„Z“ ist nicht nur der letzte Buchstabe des Alphabets, es wird auch für andere Dinge gern genommen. Die Werbung hat das „Z“ schon längst für sich entdeckt und die japanische Automarke Nissan auch. Unser Ausritt im GT-R trägt Früchte. Zu allererst eine Entschuldigung. Die getunte Variante wies wirklich Fehler auf. Abstimmung und Fahrverhalten waren anders geplant. Die Tücken der Technik spielten leider einen Streich. Als Bonbon wird uns ein neuer Langzeittest in Aussicht gestellt. Aber nur, wenn wir das wirklich wollen. Und das kam so:

Wolf ruft an.
„Guten Morgen meine Süßen“, meldet er sich voll guter Laune. Er darf das zu uns sagen, seine Töchter sind fast so alt wie wir.
„Süßholz gibt’s im Feinkostladen“, lasse ich ihn wissen. „Und die passende Raspel gleich dazu. Also sag an, was Sache ist.“
Sein herzliches Lachen wirkt ansteckend. Der Mann beweist Humor.
„Die Daten für den GT-R kamen gut an“, sagt er und erzählt von dem Problem. „Sie hätten gern einen weiteren Test.“
„Wieder mit diesem Mörderteil?“, frage ich.
„Nein“, erwidert Wolf. „Der ist zur Zeit außen vor. Aber sie haben noch mehr auf Lager. Getestet werden soll ein 370Z.
„Solange man selbst redet, erfährt man nichts“, hat Marie von Ebner-Eschenbach einmal gesagt. Und mir verschlägt es glatt die Sprache.

Wolf interpretiert mein Schweigen falsch.
Yuki sieht mich fragend an. Mein Gesichtsausdruck muss höchste Verzückung gewesen sein.
„Wenn ihr nicht wollt sage ich ab“, meint Wolf.
Aber ich unterbreche ihn schnell.
„Was heißt hier nicht wollen?“, sage ich freudig erregt. „Immer her mit dem Teil!“
„Es soll ein Langzeit Test werden, Mayumi“, gibt Wolf prompt zu bedenken. „Das heißt ihr müsstet nun zwei Wagen fahren. Den Q3 und den Z.“
„Ist an dem Wagen irgendwas besonderes?“, will ich wissen. „Auch so ein Tuningteil, oder Serie?“
„Serie machen nur die anderen“, sagt Wolf und lacht dabei. „Er hat einige Besonderheiten und kommt mit knapp 400 PS. Ach ja und als Roadster. Also oben ohne bei Bedarf.“
Können Kerle nur das Eine denken?

„Und das lässt Männerherzen höher schlagen“, kontere ich ihn aus. „Chauvinist, Macho, Spanner!“
Yuki feixt und Wolf lacht noch mehr.
„Kann ich das als Ja werten?“, will er wissen.
Ich bitte ihn um eine Minute und erzähle Yuki von dem Angebot.
„Für wie lange wäre das?“, fragt sie. „Wir haben nicht unendlich Zeit.“
„Bis Ende August“, erklärt mir Wolf, als ich ihn frage. „So lange „oben ohne“ möglich ist.“
Prognose, Aussicht, Diagnose: Wir haben einen Deal!

Der 370Z ist quasi der kleine Bruder des GT-R. Auch er hat einen V-6 Motor, Hubraum 3,7 Liter. Serie sind 328 PS und 363 Newtonmeter. Unser Wagen hat mehr.
Dafür aber nur 2 Sitze und einen äußerst kleinen Kofferraum. Und das ist weniger, als im Q3. Aber Frau gönnt sich ja sonst nichts.
Das Wetter ist kühl. Zur Sicherheit haben wir warme Jacken und Baseballkappen dabei. Tomboy-Look mit langen Haaren.
Tiefschwarz steht der 370Z in der Morgensonne. Eine freundlich lächelnde Frau davor. Sie ist Model, wie sie uns erzählt und darf später für den Wagen werben.
Ein Fotograf schießt Bilder. Soll er. Von Yuki und mir aber nicht. Das mache ich nachhaltig klar, als er auch uns in Pose setzen will. Sofort ist er beleidigt und wird laut.
Wolf schlichtet und beendet den Disput autoritär. Er ist der Chef, der Fotograf nur Gast.
Manchmal darf auch Mann gern schimpfen. Vor allem, wenn er fast wie ein Vater ist.

Yuki fährt den Q3 nach Hause und ich ihr offen hinterher.
Wir sprechen uns kurz ab und sie packt in Windeseile eine Reisetasche.
Düsseldorf wir kommen! Und das hat einen Grund.
Aufgeregt nimmt Yuki neben mir Platz.
„Lass krachen, Dicke!“, fordert sie mich auf und ich starte schmunzelnd den Motor.
Getunte 400 PS und über 450 Newtownmeter schieben den Wagen brachial nach vorn.
Der Z grollt und faucht, wie sonst nur legendäre Drachen. Und ungehobelt ist er auch.
Leise sein ist anders.

Meine Eltern haben keine Ahnung, dass wir auf dem Weg zu ihnen sind. In letzer Zeit haben wir sie öfters überrascht.
Ursprünglich hatten sie ihr Haus verkaufen wollen, aber der Deal ist in letzter Sekunde geplatzt.
Nun bleiben sie an einem Ort, der seit fast 26 Jahren ihre Heimat ist. Und das hat auch mit dem homophoben Gehabe im Ländle zu tun.
Und auch wir machen uns darüber Gedanken. Davon in Zukunft mehr.
Aber heute leben wir in der Realität. Und genau darüber schreibe ich.
Vorwärts, vorwärts, vorwärts! Unzerstörbar zieh’n wir unsere Bahn!

Dank anderem Fächerkrümmer, 400-Zellen-Sportkatalysatoren und Edelstahl-Abgasanlage ist die Stimme des Z noch tiefer geworden. Und er hält sich nicht zurück.
Die Serie ist bei 250 km/h abgeregelt. Unser Exemplar kann mehr. Nur mag niemand mit weit über 200 km/h offen fahren. Spaß ist anders.
Wir ernten neugierige Blicke von Mann. Ein anderer Z ist neben uns. Aber da steht ein „BMW“ auf der Front. Und der kann dem Nissan kaum das Wasser reichen.
Der Typ versucht zu flirten und mir wird schon wieder schlecht. Mein Fuß zuckt und schon sind wir vorbei.
„Unsere Körper sind der Motor, unser Wille das Benzin“, kommt mir ein Songtext in den Sinn. Dann sind wir auf und davon, der BMW kann uns nicht folgen. Japanpower pur!
Der Makel des 370Z sei, dass er nicht aus Deutschland käme, hat vor Jahr und Tag ein Journalist geschrieben. Aber darüber lache ich nur.
Langsam ist eben anders. Wir streben ungebremst voran.

Weder Audi, Porsche noch BMW können vergleichbares bieten. Vorsprung durch Technik? Eher durch den Preis. Und der ist bei deutschen Autos viel zu hoch.
Nissan kann es besser. Und das ohne ein Billigheimer zu sein.
Und ein Z für ist für uns wirklich anders. Nicht der letzte Buchstabe im Alphabet. Eher ein neuer Anfang, ein Ausflug in die freie Welt der Sportlichkeit.
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“, hat Goethe einst geschrieben. Und das gilt auch für den 370Z, wenn man ihn mit einem Mensch vergleichen mag.
Porsche-Abfangjäger hat eine Autozeitschrift den 370Z einst genannt. Und das ist alles andere, als ein reiner Spruch.
Der Z ist Spaß und Ehrlichkeit in reinster Form. So und nicht anders muss ein Auto sein.
Folgt uns, wenn ihr könnt!

Das Lenkrad rüttelt und zerrt an meinen Armen, aber der Ritt auf der Kanonenkugel ist keine Gefahr. Ausgelassen folgen wir der Spur von 1000 anderen Wagen. Und wenn es zu langsam wird, so gleiten wir lässig vorbei. Immer im Fluß, immer zu einem Lachen bereit. Und immer der Sonne entgegen, immer auf der Straße des Glücks. Mit dem Blick nach vorn und nie zurück. Wir haben längst eine Entscheidung getroffen und auch die wird wieder richtig sein. Fehler machen nur die anderen. Also gebt Yuki das D und auch das (kleine) R. Lasst sie die Nächste im elitären Bunde sein. Aber mir gebt ein(en) Z! Damit die rasante Fahrt durchs Leben niemals endet. Das wünsche ich mir. Und noch so viel mehr. Aber meine Träume werden wahr, das habe ich schon immer gern bewiesen.

Die Rückkehr des (Erl)Königs – Teil 2

Das Biest

Das Biest

Der ehemalige Flugplatz liegt im milden Sonnenschein.
Sonnenbebrillt gehen wir auf eine Baracke zu.
Techniker und andere Boliden stehen dort. Wir werden schon erwartet.
„Hattet ihr Ärger mit der Polizei?“, will der Chef wissen.
Sein Name ist Wolfgang, kurz Wolf genannt.
Ich kenne ihn, er ist ein Mitarbeiter von Yukis Vater und im gleichen Alter.
„Routinekontrolle“, sage ich. „Haben Sie angefragt?“
Wolf nickt und sein Gesicht verfinstert sich.
„Die suchen nach Ärger“, sagt er. „Jemand hat sie auf uns angesetzt. Wir dürfen vorerst keine Autobahn mehr nutzen zum Test.“

Der Audi ist schnell umgerüstet.
Yuki bewundert einen BMW.
„Was ist das für einer?“, will sie wissen. „Den mag ich, der sieht klein und handlich aus.“
Wolf lacht und will sich kaum beruhigen.
„Das ist der M 235i“, sagt er. „Willst du ihn mal fahren?“
Yuki strahlt.
„Darf ich wirklich?“, will sie wissen.
„Na immerhin bis du du doch auch dafür hier“, scherzt Wolf.
Auch Yuki bekommt jetzt Geld fürs testen. Nur fahren will sie meistens nicht.

„Darf Mayumi mit?“, fragt sie und schaut Wolf bittend an.
Er schmilzt. Niemand kann (m)einer Elfe widerstehen.
Wir drehen eine Runde.
Yuki ist ausgelassen. Sie strahlt und jauchzt und mir wird schlecht.
Besorgt bringt mich Yuki zur Toilette.
Mein Kopf dreht sich und mein Bauch spielt verrückt.
„Mistige Tage“, stöhne ich. „Es ist wieder mal soweit.“
Obwohl ich kaum noch Regelschmerzen habe, hat es mich wieder erwischt. Übelste Krämpfe verderben mir den Tag.
Der Grund ist klar, der Stress der letzten Wochen. Ich habe mich übernommen.

Eine Schmerztablette und Tee wirken Wunder. Eine knappe Stunde später bin ich wieder fit.
„Wir können dann“, sage ich zu Wolf. „Mir geht es wieder gut.“
„Bist du dir sicher?“, fragt er. „Ich lasse dich nicht fahren, wenn du nicht auf der Höhe bist.“
Als Antwort setze ich einen Kick direkt vor sein Gesicht und halte den Fuß dort bewegungslos.
„Oha!“, entfährt es ihm. „Die Karate-Queen schlägt wieder zu.“
Wolf weiß von meinem Sport.
Ich lache und setze den Fuß wieder ab.
„Ach was“, wehre ich ab. „Ich wollte nur zeigen, wie gut es mir geht. Und Regelschmerzen kennt so ziemlich jede Frau. Die bringen uns nicht um.“

Der Audi lauert schon und heißt uns knurrend willkommen.
In kaum mehr als drei Sekunden sind wir auf 100 km/h.
Das Gedicht vom Erlkönig fällt mir ein, während der Wagen vehement nach vorne stürmt. Aber ich benutze eigene Worte, was Yuki zum Lachen bringt.

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist Mayumi mit dem Elfenkind;
Der Audi hat die Beiden wohl im Arm,
Er faßt sie sicher, er hält sie warm.

Ach Elfchen, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Spürst Mayumi, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit den vier machtvollen Ringen? –
Oh, Yuki-onna, werden uns die 350 gelingen?. –

„Ihr lieben Kinder, kommt, geht mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich hier;
Manch bunte Blumen sind am Wegesrand,
Meine Mutter gab mir mein rotes Gewand.“

Mayumi, meine Mayumi, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig uns leise verspricht? –
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Elfenkind;
In dürren Blättern säuselt der Wind. –

„Wollt, feine Mädels, ihr mit mir gehn?
Meine VW-Töchter sollen euch warten schön;
Meine VW-Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen euch ein.“

Mayumi, meine Mayumi, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Tochter am düstern Ort? –
Mein Elfchen, mein Elfchen, ich seh es genau:
Es scheint der alte Porsche so grau. –

„Ich liebe euch, mich reizt eure schöne Gestalt“;
säuselt es aus dem Zuffenhausener Fnsterwald.
Mayumi, meine Mayumi, der Porsche fasst sich ein Herz!
Erlkönigs Motor dröhnt mit hundert Hertz!

Mayumi grauset’s, sie raset geschwind,
Der Audi fährt schneller als jeder Wind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
Hinter ihm der Porsche und der ist tot.

Das Problem bei solchen Wagen sind die Reifen. Daher ist bei vielen Modellen schon bei 250 km/h Schluss. Beim Audi sind auch die Reifen nicht von der Stange. Ihr Preis ist utopisch und wird hier nicht genannt. 347 km/h stehen am Ende für uns zu Buche, ein absoluter Bolidenrekord. Wahnsinn pur, Leidenschaft in Stahl gepresst. Der Wagen kann noch schneller, aber das halten die Reifen nicht mehr aus.

Das Team ist ausgelassen und mir gehts wieder richtig gut.
Die Rückkehr des Königs ist gelungen. Machtvoll glänzen seine Ringe. Und das nicht nur unter Erlen. Noch auf dem Flugplatz schreibe ich diese Zeilen, um dann mit meiner Elfe nach Hause zu eilen. Gehabt euch wohl ihr holden Narren und fahrt langsam mit eurem eigenen Karren. Nach Karneval bin ich zurück. Bis dahin genieße ich mein Eheglück.

Ich geb Gas – Ich will Spaß! (Teil 3)

Hand in Hand gehen wir in einen neuen Morgen. Symbolträchtig und in trauter Zweisamkeit. Wie Zuckerguss bedeckt der Schnee das Land. Ein Bild des Friedens.
Der gleiche Frieden ist auch in mir. Hier und jetzt muss ich nicht kämpfen.
Wir reden. Über uns und unser Leben. Über Pläne und Ziele, den Weg zum Glück.
Plötzlich lässt mich Yuki los und wirft Schnee nach mir.
Ausgelassen tollen wir durch die weiße Pracht. Es gibt keine Siegerin. Nach wenigen Minuten sehen wir beide wie eine Yuki-onna aus. Der Spaziergang in der Kälte hat uns gut getan. Wir sollten das viel öfter machen. An der frischen Luft denkt es sich viel besser. Worüber wir geredet haben werde ich in einem anderen Beitrag schreiben, der wieder richtig vernünftig wird. Versprochen!
„Ich habe Hunger“, sagt Yuki. „Wollen wir frühstücken gehen?“

Zurück im Hotel treffen wir auf Graf Werner. Er winkt uns freundlich zu
„Wir gehen Skifahren, kommen Sie mit?“
Aber wir haben andere Pläne.
„Schade“, sagt er und verabschiedet sich. „Und denken Sie daran mich zu besuchen, wenn Sie in Hamburg sind.“
Wir zahlen und fahren los. Durch Winter, Sonne und Schnee. Leben pur. Ich liebe es.
Die Reise reißt ein dickes Loch in unser Budget. Vernunft ist anders.
Wie gut, dass es noch meine Eltern gibt und deren finanzielle Hilfe. Ich nutze sie nie aus, das habe ich nie getan. Aber Geld erleichtert viele Dinge. Und ich bin dankbar dafür.

Ich muss an die Bloggerin Charlotte denken. Sie erlebt täglich Natur pur hier in der Schweiz. Fast bin ich neidisch und muss ihr das unbedingt sagen.
Aber ist das Gras auf der anderen Seite des Meeres nicht immer etwas grüner?
Auf youtube habe ich das Lied von Markus gefunden. „Ich will Spaß, ich will Spaß“, krächzt er aus dem Handy.
Wir müssen lachen. Spaß, den haben wir.
Kugelblitze und Raketen heißt das Album.
Steht Golf R für Rakete? Das werden wir dann sehen.

Wir cruisen durch ein von Kälte erstarrtes Land. Malerisch, verzaubert liegen Wald und Flur. Und majestätisch erheben sich die Berge.
Snow Patrol „Chasing Cars“ läuft im Radio. „Let’s waste time“, höre ich.
Nein, wir verschwenden keine Zeit. Zeit ist ein zu kostbares Gut. Zeit wissen wir immer gut zu nutzen. Wichtig ist, dass wir zusammen sind.
Wir fahren zurück nach Deutschland, verlassen die schöne Schweiz.
Der Golf darf endlich zeigen, was wirklich in ihm steckt. Aber R steht nicht für Rakete, bei 250 km/h ist mit dem Vortrieb Schluss. Und doch hat der Wagen Flair. Aber fast 40.000 Euro ist uns der Spaß nicht wert. Woher sollten wir die auch nehmen?
Manchmal heißt es vernünftig sein.

Warum auch immer kommt mir die Ralleyfahrerin Jutta Kleinschmidt in den Sinn. Sie war eine der Heldinnen meiner Teenagerzeit. Eine starke Frau in einer von Männern dominierten Welt. Und die erste Frau, die jemals die Ralley Paris-Dakkar gewonnen hat. Vielleicht steht beim Golf das R für Ralley. Ich sollte das bei Gelegenheit testen. Lust hätte ich dazu.
Noch einmal denke ich an die Schweiz zurück, an den Winter. Wie schön wäre es in einem fremden Land einfach abzutauchen. Eine Weile nichts tun außer Schreiben.
„Bring doch deine Haikus endlich als Buch raus“, sagt Yuki. „Ich helfe dir dabei. Und deine Texte schauen wir auch alle durch. Die kombinieren wir dann mit deinem Blog zu einem Buch mit Kurzgeschichten.“
Vor Jahren hatte ich diese Idee selbst gehabt, aber lange wieder verworfen. Ich bin keine Schriftstellerin, das bilde ich mir nicht ein.
„Stimmt, du bist doof“, sagt Yuki. „Und jetzt gib endlich Gas. Oder lass mich ans Steuer.“
Natürlich höre ich auf sie. Yuki fährt wirklich gut. Nur anders. Vernunft regiert bei ihr.

Yuki schaut mit dem Handy nach Mails.
„Wir bekommen in den nähsten Wochen einen BWM 235i zum Test“. lässt sie mich wissen. „3 Liter Hubraum, 326 PS, 450 Nm, 250 Spitze. In Rot! Wie gefällt dir das?“
Ich bin sofort begeistert und trete spontan das Gaspedal durch.
Der Golf stürmt los und röhrt vor Freude.
Yuki lacht.
Vernunft ist anders.

Wir suchen auch in Deutschland die Natur und parken den Raketengolf am Waldrand. Fuchs und Hase sagen sich hier gute Nacht. Das mögen wir.
Mein Handy klingelt. Es ist mein Lieblingscousin Ken. Er fragt wie es uns geht und ob wir nicht endlich Kinder wollen.
Ich beschimpfe ihn aus Spaß und höre sein Lachen. Er ist wirklich ein verrückter Kerl.
Als ich ihm vom Golf erzähle will er alles wissen. Ich muss Bilder machen und ihm schicken.
Ken ist völlig aus dem Häuschen, aber als er den Preis des Wagens hört schweigt er betroffen.
Unvernunft hat ihren Preis.

Ken kündigt an im März wieder in Deutschland zu sein. Er hat die Bilder seiner letzten Reise gut verkauft und etwas Geld gemacht.
Ich freue mich. Diesmal werden wir auch zusammen ins Training gehen.
Kaum hat Ken aufgelegt, als das Handy wieder klingelt.
Es ist Ilka, die Juristin. Sie lädt uns für kommendes Wochenende zum Abendessen ein, denn sie hat etwas zu feiern. Der Grund heißt immer noch Amelie.
Auch das freut mich und ich gönne ihr das Glück von Herzen.
Ich starte den Golf und gebe Gas. Im Tiefflug nach Hause. Ein letztes Mal Unvernunft, ein letztes Mal Fahrspaß pur.

„Ich geb Gas – Ich will Spaß!“, hat Markus vor mehr als 30 Jahren gesungen. Manchmal können auch Männer ganz (un)vernünftig sein.

Mit Vollgas durch die Nacht

Ich habe das Glück Beziehungen zur Automobilbranche zu haben. Familienbedingt. Daher darf ich ab und an einen sogenannten Boliden fahren. Das macht mir durchaus Spaß. Nur darüber schreiben darf ich eigentlich nicht. Zumindest wenn es die Marke, technische Details, oder den Motor betrifft. Was bleibt mir also übrig, als von einem Flitzer zu sprechen? In Rot versteht sich! Und wie lange ich von unserer Wohnung bis nach Düsseldorf brauche. Vielleicht könnte ich noch von der Höchstgeschwindigkeit sprechen, die jenseits der 300 km/h liegt. Und das ist richig schnell!

Samstag, 14.Dezember 2013, 2:30 Uhr in der Nacht. Es ist recht kalt, als wir zu dem ausgeliehenen Flitzer gehen.
„Hat der auch eine Sitzheizung?“, will Yuki wissen.
„Logisch“, erwidere ich. „Das Teil hat alle Extras.“
Wir verstauen zwei kleine Reisetaschen im Kofferraum und nehmen Platz. Und über genügend Platz verfügt dieser Bolide wirklich. Zwei kleine Mädels wirken recht verloren darin.
Ich drücke verschiedene Knöpfe am ultraergonomiaschen Ledersitz. Leise summend passt er sich mir an.
Als ich den Motor starte bleibt mir fast die Luft weg.
Yuki schaut mich entgeistert an, als das blubbernde Dröhnen an unsere Ohren dringt.
„Irre!“, sagt sie.
Der Wagen hat kein Schaltgetriebe, sondern eine Automatik. Und Allrad. Und trotzdem verrate ich die Marke nicht.
Xenon Licht zeigt mir den Weg, als ich den Automatikhebel auf S, wie Sport stelle. Wenn schon, dann richtig!
Als ich Gas gebe macht der Wagen einen Satz nach vorn und presst uns in die Sitze.
„Uff“, entfährt es Yuki. „Mein Bauch!“
Ich muss lachen und genieße das Gefühl. Der Bolide schießt die Straße entlang und ich muss mich und das Fahrzeug bremsen. Noch sind wir nicht auf der Autobahn.
„Braucht der viel Benzin?“, will Yuki wissen.
„Ja“, sage ich. „Aber wir müssen das ja nicht zahlen.“
Mit dem Wagen habe ich nämlich eine spezielle Tankkarte bekommen. Extra auf meinen Namen ausgestellt. Volltanken also kein Problem.
Etwas mehr als 400 km liegen vor uns. Die sind mit dem Auto normalerweise nicht unter 4 Stunden zu schaffen. Aber das ist kein normales Auto mehr. Das ist Wahnsinn pur. Mehr als 500 PS, über 300 Spitze. Ob ich die ausfahren kann? Ich bin gespannt.

Es ist wenig Verkehr um diese Zeit. Schnell entwickele ich ein Gefühl für den Boliden, der Kraft satt sein eigen nennt. Vermutlich lassen wir momentan etliche Männerherzen höher schlagen. Was nicht nur an unserem exotischen Aussehen liegt. Diesmal ist es der rote Wagen. Und der ist ultradeutsch.
Auf der Autobahnauffart beginnt der Spaß erst richtig.
Ich trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Mit weit über 200 Sachen schieße ich über den Asphalt. Ein BMW will nicht zur Seite weichen. Mir ist das egal. Ich überhole ihn noch auf der Auffahrt. Schade nur, dass ich das Gesicht des Fahrers nicht sehen kann. Vermutlich wird er seinen Wagen morgen verschrotten vor lauter Frust.
Die Federung des Boliden ist kaum als solche zu bezeichnen. Wie ich weiß, sind daran auch die dicken Reifen schuld. Trotz der kalten Jahreszeit hat der Wagen noch immer den Sommerlook. Ein Risiko. Aber Bußgeld zahlen muss ich nicht.
Yuki ist aufgeregt. Wie eigentlich immer, wenn wir Autos testen. Selbst fahren will sie das rote Technikwunder nicht.
„Mach du“, hat sie gesagt. „Ich schaue nach dem Weg.“
Aber das muss sie nicht. Selbst ohne Navigationsgerät kenne ich den im Schlaf. Aber ich habe es eingeschaltet und freue mich über den Komfort. Warum auch nicht?

Deutschland bei Nacht ist schön, auch wenn wir kaum viel davon sehen. Nur ab und an eine Nebelbank und den bleichen Mond. Und einige andere Wagen. Aber die huschen wie Schatten nach hinten vorbei. Der Tacho zeigt 240. Und da geht noch mehr.
Ökonomisch ist ein Fremdwort für den Wagen. Er ist auch viel zu teuer. Mehr als 100.000 Euro ohne Extras. Superlative pur. Niemand kauft den, hat man mir gesagt. Solche Wagen werden geleased.
Plötzlich tauchen Scheinwerfer im Rückspiegel auf, der sofort automatisch abblendet. Ich schaue nach links. Ein Porsche zieht vorbei. Kölner Nummernschild.
„Oh, oh“, entfährt es Yuki. „Mach das bloß nicht!“
Sie kennt mich eben. Und sie weiß, was jezt geschieht. Der ahnungslose Porschefahrer wird es gleich erleben.
Kickdown! Der Bolide brüllt auf und stürmt los. Blinker links und Lässig am Porsche vorbei. Warum ist nur die Autobahn so schmal geworden?
280 km/h und da geht noch mehr! Angst habe ich keine.
Der Porsche hält dagegen. Soll er, der wird sich noch wundern.
290 km/h.
Yuki hält sich die Augen zu.
300 km/h. Der Porsche ist noch immer neben mir.
Viel mehr kann der Bolide eigentlich nicht. Dieses spezielle Modell dann schon. Bei dem ist nämlich erst bei 320 km/h Schluss. Aber woher soll das der Porschefahrer wissen?
Adrenalin pur, als die Tachonadel auf 310 klettert. 315 … 320.
Der Porsche gibt auf und fällt zurück, verabschiedet sich mit einem kurzen Lichthupensignal.
Ich lache, die Anspannung fällt leicht ab.
Der Verbrauch des Wagens hat die 20 Liter Marke weit überschritten. Auch das eine Superlative.

In dieser Nacht breche ich vermutlich ein Dutzend Gesetze, was ohne Folgen bleibt. Die Radar App im Smartphone warnt uns vor Radarfallen. Alles geht gut. Während die Tanknadel rapide fällt, bleibe ich meist jenseits der 250 km/h.
Wir unterhalten uns, oder hören Musik.
„Weißt du, dass wir verrückt sind“, sagt Yuki. „Wir fahren hier mit Vollgas durch die Nacht, während alle Leute schlafen.“
„Andere düsen mit Vollgas durchs Leben“, erwidere ich. „Wir nur ab und zu.“
Yuki nickt und holt tief Luft. Sie wirkt müde, aber bleibt tapfer wach.
Nach 2 Stunden und 40 Minuten kommen wir an. Der Tank ist fast leer.
Das Haus meiner Eltern liegt im Dunkeln. Sie schlafen und ahnen nichts von ihrem Glück.
Ich habe natürlich meinen Schlüssel. Im Flur ziehen wir die Schuhe aus und schleichen in mein altes Zimmer. Die Heizung läuft. Auf dem Bett liegt ein Blatt Papier.
„Schön, dass ihr da seid“, hat meine Mama geschrieben. „Wir freuen uns auf euch.“
„Deine Mama ist eine solche Petze“, sage ich gespielt empört und Yuki lacht.
„Komm lieber ins Bett“, sagt sie. „Sonst petze ich dich.“
Ich muss lachen und gebe ihr einen Kuss.
Wer das Wort „petzen“ in dem Zusammenhang nicht kennt: Es wird in einigen Teilen Deutschlands statt zwicken gebraucht. Und meine Frau darf selbst das mit mir machen.
Yuki schläft fast sofort in meinen Armen ein. Ich liege noch eine Weile wach. Mit meiner Frau in meinem Kinderzimmer. Zu Hause.
Morgen wird mein Papa mich in sein Dojo zitieren, um meine Fortschritte zu testen. Ich habe ihn vermisst.
Yuki wird bei meiner Mama bleiben und beim kochen helfen. Angeblich kann ich das ja nicht.
Bruder Schlaf nähert sich im roten Flitzer, meine Augen fallen zu.
„Nicht so schnell“, murmele ich. „Ich mag nicht mehr mit Vollgas durch die Nacht.“