Starke Frauen: Alexandra

Starke Frauen: Alexandra

Mein Lied des Tages kommt von einer Sängerin, die schon lange vor meiner Geburt gestorben ist. Gehört habe ich Alexandra zum ersten Mal an einem grauen Herbsttag in Düsseldorf. Nach meiner Erinnerung saß ich mit meiner Mutter in der Küche. Im Radio liefen Oldies, die mich wenig interessierten. Meine Mutter hörte gern deutsche Sender. Sie halfen ihr die deutsche Sprache noch besser zu verstehen. Dann kam Alexandra.

War es der Text, war es ihre Stimme, ich war sofort fasziniert. Meine Mutter sagte mir später, ich hätte andächtig zugehört. Leider wusste sie nicht wer die Sängerin war, das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen. Jahre später lief im Fernsehen eine Dokumentation über Alexandra. Warum ich die Sendung fand, wie sie mich fand, habe ich leider vergessen. Aber da war sie wieder diese einzigartige Stimme und endlich auch ein Bild. Dass Alexandra in Wirklichkeit Doris hieß, hat mich wenig berührt. Ihr Leben schon.

Wenn berühmte Menschen früh sterben, werden sie oft zur Legende. Im Fall von Alexandra finde ich das angemessen, sie hat diesen Platz in der Hall of Fame verdient. „Mein Freund der Baum“, ist nur ein Lied von vielen, aber der Text hat es mir angetan. Vielleicht auch die Persönlichkeit der Sängerin, die sich in einem Interview als kompromisslos bezeichnet hat. Diesen Wesenszug kenne ich nur allzu gut.

Alexandras Leben erscheint mir fremdbestimmt. Ihr brennender Wunsch im Rampenlicht zu stehen, hat sie vermutlich falsche Entscheidungen treffen lassen. Das Leben eines Stars kann einsam sein. Alexandra war eine Getriebene. Von (ihren) Männern, ihren Gefühlen und vom Erfolg. Offenbar hat ihre Seele dabei Schaden genommen. Gelächelt hat sie trotzdem. Mir drängt sich die Frage auf, wer die Frau hinter der Maske gewesen sein mag. War sie stark oder einfach nur verletzlich?

Der Film über Alexandras Leben lässt viele Fragen offen und doch habe ich ihn gern gesehen. Alexandras Lebensfreude, aber auch ihre Melancholie, beides kann ich nachvollziehen. Die Erinnerung an die Sängerin lässt mich lächeln, die Tage meiner Kindheit tauchen wieder vor mir auf. Aber mein Blick geht stets nach vorn und nie zurück.

Während ich schreibe setzt sich Aiko neben mich und lauscht den für sie unbekannten Klängen. „Nicht tot!“, sagt sie plötzlich und schaut mich an. Hat sie verstanden, dass Alexandra durch ihre Lieder unsterblich geworden ist?