Living in America

„Living in America“, hat der Sänger James Brown einst gesungen. Living in America, das gilt auch für mich. Wir haben uns am Wochenende auf die lange Reise gemacht und sind ohne Komplikationen angekommen. Andere hatten weniger Glück.

Im Gefolge haben wir meine Cousine samt Töchtern und auch Ken ist mit dabei. Geld ist unwichtig, wenn es um Hilfe geht. Und die braucht meine Cousine dringend. Tante Makiko hat bereits alles arrangiert und einem guten Psychologen konsultiert. Er ist Japaner und lebt schon sein halbes Leben in den USA. Beste Voraussetzungen also. Das wäre geschafft.

„Und was ist mit den Kindern?“, werden sich einige LeserInnen fragen, „was ist mit ihrem Vater?“ Trennungen laufen in Japan anders ab. Dort gilt die Schuldfrage immer noch. Der Vater hat so gut wie keine Chance, das Sorgerecht für Kinder zu erhalten und meist auch keinerlei Interesse daran. Aber er zahlt sehr oft auch keinen Unterhalt. Stattdessen wird bei der Scheidung eine Einmalzahlung geleistet.

Mit einem Typen wie Ken, ist jede Reise lustig. Abwechselnd bespaßen wir die Mädchen. Die sind total aufgeregt. „Was ist Amerika, wie lange dauert es noch?“ Selbst meine Cousine freut sich. Schon die Reise nach Deutschland tat ihr gut.

Tante Makiko holt uns vom Flughafen ab, wir haben uns viel zu erzählen. In Los Angeles ist noch Sommer, die Sonne lächelt auf uns herab. Der Nissan wartet ungeduldig, endlich kann ich wieder „oben ohne fahren“. Wir werden Ken den BMW überlassen, ab sofort darf er seine große Schwester kutschieren. Das macht er gern, auch für ihn ist die Familie wichtig.

Er freut sich auf Los Angeles und hat viele Ideen, was er dort fotografieren will. Nur von Tai Chi hält er wenig. „Ich werde mir ein richtiges Dojo suchen!“, hat er im Scherz gesagt,„ihr könnt dann weiter euer komisches Ballett tanzen.“ Prompt geht er in Deckung, als ich „Willst du sterben?“, frage. „Gewalt gegen Männer sollte strafbar sein“, sagt er und lacht. Wie auf Kommando kitzeln wir ihn alle.

Wir sind müde, aber glücklich. Deutschland wird zur Erinnerung, Wahlkampf und Dieselgipfel zu Fremdworten reduziert. Die USA kennen andere Probleme. Ally und Heather freuen sich und haben eine kleine Party organisiert. Auch Fan Fan und Feng sind eingeladen.

Neun Stunden Zeitunterschied werfen erneut die Frage auf, wie es mit meinem Blog weitergehen wird. Was werde ich beruflich machen, wie sieht meine Zukunft aus? Auf all das und noch mehr, wird es Antworten geben. Aber das habt ihr bestimmt gewusst.

„Living in America“, hat der Sänger James Brown einst gesungen. Living in America, das gilt auch wieder für mich. Wir haben uns am Wochenende auf die lange Reise gemacht und sind ohne Komplikationen angekommen. Deutschland, es war schön mit dir.

 

Und es war Sommer

Sommer in Deutschland sind anders, Sommer in Deutschland sind oft kalt und nass. Aber der Z brüllt vor Freude, der Wagen hat mich bestimmt vermisst. Der neue Motor hält, 500 PS schieben ihn vehement nach vorn.

Das wird (k)ein Autobericht. Nur ein kurzes Update meiner Aktivitäten. In den letzten Wochen stand Selbstverteidigung auf dem Programm. Zusammen mit Freundinnen, habe ich Seminare gegeben. Vielleicht schreibe ich darüber einen kurzen Bericht, der die Spreu vom Weizen trennen soll.

Leider gibt es in dieser Branche auch Scharlatane, die nur das Geld der Menschen wollen und ihnen falsche Sicherheit verkaufen. Stichwort: Abwehr gegen Messer und Pistolen. Meist blanker Unsinn und lebensgefährlich.

Wir haben auch Wolf besucht, der uns eine so nicht erwartete Offerte macht. Nachdem der Deal mit Amerika steht, die Stuttgarter Firma wieder im finanziellen Aufwind ist, sitzt auch bei Yukis Papa das Geld locker. Und Wolf ist (s)ein gehorsamer Chefingenieur.

„Meine zwei Lieblingsjapanerinnen!“, begrüßt er uns. „Wie viele kennst du noch?“, will ich wissen und er schnauft empört. „Frech wie immer!“, höre ich. „Dabei habe ich tolle Neuigkeiten für euch. Aber wenn ihr sie nicht hören wollt …“

„Du kannst gern einen Tritt ans Schienbein haben“, sage ich ungerührt. Aber das alles ist nur Spaß, wir kennen und respektieren uns. „Es geht um den Z“, sagt Wolf. „Wollt ihr ihn mit nach Los Angeles nehmen?“

Yuki reißt die Augen auf und Japans Sonne strahlt. „Klar“, sage ich, „wieso kommst du erst jetzt mit der Idee?“ Warum Wolf nun wie „Kalt wie Eis“, murmelt, wird nur er wissen. Ich bin bekanntlich hitzig.

Der zeitlich begrenzte Import eines deutschen Autos in die USA ist kein größeres Problem. Ja, es kostet um die 1.200 Dollar, das Auto in die Staaten zu verschiffen. Aber das zahlt die Tuning Schmiede. Ich sage „Ja!“

Das bedeutet Abschied von meinem Schätzchen zu nehmen. Die Reise in die USA ist lang. Der Vorteil der Aktion, das Auto muss nicht umgerüstet werden und darf sogar mit deutschem Kennzeichen weiter gefahren werden. Aber nur für ein Jahr, danach muss es zurück. Wir auch?

Zurück werden auch wir fliegen. Nach Fukuoka und von dort wieder in den Sommer der USA. Wem das nun wieder „zu persönlich“ ist, den kann ich an dieser Stelle beruhigen. Mehr Infos gibt es darüber nicht.

Für diesen Blog bedeutet das vier Wochen Pause. Ich melde mich im September aus Los Angeles. Genießt den deutschen Sommer.

 

30 Days of Summer

Ich bin zurück in Deutschland, aber nicht mehr wirklich angekommen. Dieses Jahr hat Japan mehr als nur Spuren bei mir hinterlassen. Der Kulturschock trifft uns mit brutaler Härte. Elfchen hält die Luft an, als ein unfreundlicher Beamter bei der Wiedereinreise das Wort „Passport!“ knurrt.

„Gibt es ein Problem?“, frage ich freundlich, was den Mann sichtlich verwirrt. Vermutlich sucht er deutsche Laute vergebens, wenn er in fremde Gesichter sieht. Was ich durchaus verstehen kann. Auch in Japan erwarten die Menschen kaum, dass Gajin ihre Sprache sprechen.

Ich finde es gut, wenn Europäer japanisch können. Die wenigsten lernen es perfekt. Aber mir zeigt es die Achtung vor Japan, den Willen sich anzupassen. Auch, wenn die meisten nur Besucher sind.

Kurz ein verwirrter Blick, aber der Mann ist Profi. „Ihre Pässe bitte“, sagt er nun wesentlich freundlicher. Für einen Moment bin ich versucht ihm dem japanischen Pass zu zeigen. Aber schlafende Hunde weckt Frau besser nicht. „Ach Sie sind Deutsche“, murmelt der Beamte. „Na dann noch einen schönen Tag.“

Auf „Sieht man das nicht?“, habe ich verzichtet. Ich bin noch zu friedlich gestimmt. Fragt sich nur, wie lange noch. Mit dem Taxi geht es zu meinem Elternhaus. Wir werden dort nach dem Rechten sehen. Bisher haben sich Nachbarn gekümmert. Ich bedanke mich. Meine Eltern kommen erst nächste Woche.

Der Qashqai bringt uns nach Stuttgart zurück. Vorher haben wir Freundinnen besucht. Erinnerungen an Japan lassen die deutsche Wirklichkeit verschwimmen. In Deutschland fährt man auf der rechten Seite. Und dorthin driften scheinbar Teile des Landes, wenn ich mir das Wahlergebnis von Mecklenburg Vorpommern ansehe.

Aber das wäre nun linke Hetze, die in jedem öffentlichen Raum dieses Landes steht. Und davon habe ich genug. Silke Gajek, ihres Zeichens grüne Spitzenfrau, glaubt gar im Wahlergebnis eine „Demokratiekrise“ zu erkennen. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Ich liefere bei Bedarf gern Fakten, die für viele schwer verdaulich sind.

Die ach so geschmähte AfD ist lediglich das Instrument in einer Zeit, in der sich die Menschen an eine Demokratie erinnern, die dem Land, von einem linken Meinungskartell, quasi gestohlen worden ist. Eingelullt in scheinbare Sicherheit, sitzt Otto Normalbürger auf dem Sofa und trinkt sein grünes Bio-Bier.

Aber das Bier ist schal geworden, die süßen Medienhäppchen wollen nicht mehr so recht schmecken, wenn die Realität ganz anders ist. Aber unser Otto schaut lieber weg. Und zwar so lange, bis er „auf die Fresse“ kriegt. Von Politikern natürlich, was habt ihr denn nun gedacht.

Ich bin zurück in Deutschland und mit dem Ende des Sommers wächst auch die Sehnsucht in mir, die Farbe Rot wieder zu genießen. Die mag ich immer noch. Nur die abgedrehte Frau fast gleichen Namens, ist für mich erledigt.

Erledigt war bekanntlich auch der 370 Z und der ist noch nicht völlig repariert. Wolf erläutert mir die Fakten. Wie gut, dass Frau Fachchinesisch kann. In Kurzform, Motor und Getriebe sind völlig hin.

Nun bin ich gespannt, wann der deutsche Wirtschaftsmotor zu stottern beginnt. Sand im Getriebe gibt es schon. Aber vielleicht wissen es die Tuner in Berlin besser und tauschen nur einige überholte Teile aus. Ich wäre für den Austausch des Steuergeräts.

Aber was genau ist mit dem Z passiert? Autos, werden zwar haltbar, aber nicht für die Ewigkeit gebaut. Und ein Motor hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Im Normalfall erreicht der Besitzer diese nie. Nur wenige Autos bleiben Jahrzehnte beim gleichen Eigentümer.

Meine Gedanken schweifen ab und zurück zur Massenmigration von (Wirtschafts)Flüchtlingen. Wird Deutschland bald nicht mehr den eigenen Bürgern gehören? Am Motor des Nissan, war nur noch der Motorblock original. Ist es in Deutschland bald nur noch der Name?

Aber vielleicht ist das der Geist der neuen Zeit, der neuen Ordnung in der selbst die Autohersteller miteinander kooperieren. Die Karosse wird immer ähnlicher und auch der Motor wird gemeinsam entwickelt.

Am Motor des Nissan ist der Kreuzschliff der Zylinderwände nur noch Geschichte und Haarrisse bahnen sich ebenfalls ihren Weg. „Wir waren mit den 600 PS über der Obergrenze“, sagt Wolf. „Diesmal setzen wir auf bewährte Methoden.“

Apropos Obergrenze. Mir will nicht in den Kopf, warum sich Frau Merkel gegen eine Obergrenze von Migranten stellt. Geht ihr Gutmenschentum so weit, dass sie die eigenen BürgerInnen opfert? Hilfe und das beweisen Japan und andere Staaten, kann auch vor Ort geleistet werden.

Was vor Ort am Motor Deutschland passiert, zeigen die Attentate der letzen Monate und die Ausschreitungen in Bautzen. Das erzwungene Tuning hat klar versagt. Hier läuft nichts mehr rund.

Aufwärts geht es beim Nissaen. Bewährt heißt, dass wieder ein Stillen Kompressor zum Einsatz kommt und die Leistung zwischen 460 und 500 PS liegen wird. Was die Haltbarkeit betrifft gibt es keine Illusionen. Auch dieser Motor wird niemals richtig alt. Aber darum ging es nie. Tuning lebt für den Augenblick. Spaß pur. Nur Normalos fahren Serie.

Unsere Berliner Tuner sind keine Normalos mehr. Frau Merkel und ihre Truppe haben deutlich versagt. Noch hält aufgetragener (Zensur)Kit die Risse zusammen und die eine oder andere Werbekonferenz. Aber schöne Reden täuschen nur so lange, bis der Motorblock uns um die Ohren fliegt.

Über die Kosten der Reparatur des Nissan verliere ich keine Worte. Die sind mit allen Umbaumaßnahmen hoch. Getriebe, geschmiedete Rennkolben und -kupplung, tragen ihren Teil dazu bei. Es wird noch einige Wochen dauern, bis der Z zu neuem Leben erwacht.

Die Kosten für Deutschland werden explodieren und liegen in einem riesigen Milliardenbereich. Es ist nur fraglich, woher das Geld kommen wird. Ich hätte die eine oder andere (Steuer)Idee.

Nur fürchte ich, dass Deutschland nicht aufwachen wird. Otto Normalbürger trinkt weiter Bio-Bier und siecht im Schlaf dahin. Das ist halt so, wenn Rot-Rot-Grüne SockenträgerInnen (in Berlin) die Mehrheit bekommen. Vielleicht wäre eine Allianz von liberal-konservativen, bewährten Tunern besser. Aber dann bitte ohne Frau Merkel.

Die Autohersteller haben diese Allianz bereits. Die Plattform vieler Modelle ist gleich. Und das nicht nur in einem heißen Sommer, der länger als 30 Tage geht. „Bis der Z fertig ist dürft ihr ein Audi A5 Cabriolet fahren“, sagt Wolf und reicht mir den Schlüssel. „Aber den machst du bitte nicht kaputt!“

Was soll Frau dazu noch sagen? Außer dem Sprecher ein japanisches Lächeln und den gezückten Mittelfinger zu präsentieren. Wolf hat nur gelacht. Nur Otto wankelt noch.

Wer den Schaden hat – Oder wie ich lernte ohne Z zu leben

Mittwoch, 13.07.2016, ca. 19:30 Uhr. Ich überhole einen LKW, der Z faucht und das Getriebe kracht. Der sechste Gang ist weg, zerstört und in Einzelteile zerlegt. Mechanische Geräusche lassen die bittere Wahrheit ahnen.

Sich davonfahren, ein beliebter Motorsport. (Dr. Manfred Hinrich) Schnell unterwegs zu sein bestimmt mein Leben. Aber ich behalte stets den Überblick. Strafzettel kassieren nur die anderen. Und aus den Fugen gerät bei mir nichts.

Yuki hält die Luft an, wir kennen die Szene schon. Aber anders als beim Unfall mit dem schnellen Audi [KLICK] können wir weiterfahren. Zwar auf Risiko, das Restgetriebe kann jeden Moment völlig den Geist aufgeben, aber was soll ich sonst machen? Abschleppen lassen? Wo käme Frau denn da hin!

Die nächste Ausfahrt ist meine und gefühlt langsam tuckern wir zurück Hause. „Getriebeschaden“, sage ich leise und Elfchen nickt betrübt. Noch von unterwegs informiere ich Wolf, der schon lange zu Hause ist. Er flucht herzhaft, das liebe ich an ihm und verspricht sich gleich am nächsten Tag zu kümmern.

Auto gut, alles gut;
Auto mobil, alles mobil;
Auto kaputt, alles kaputt! (Manfred Hinrich)

Mobil zu bleiben und nicht auf der Stelle zu verharren, ist ein Problem für manche Menschen. Dabei geht es um kein Auto. Auch der Geist kann träge werden. Und dann sitzen wir satt und (un)zufrieden vor der Glotze und spielen vielleicht noch Pokemon.

Wir parken den Z, ein wehmütiger Blick, dann geht es mit dem Nissan SUV doch noch zum Training. Yuki nimmt die Sache weitaus mehr mit als mich. Ich mag den Z, aber er ist letztlich nur ein Auto. Zum Glück haben wir zwei davon. Und der Pseudo Geländewagen hält.

Am Donnerstag holen die Jungs den Wagen ab. Grinsend versteht sich. „Na, was haste wieder kaputt gemacht?“, kommt die Frage. Mein gezückter Mittelfinger lässt die beiden lachen. Wir kennen uns gut. Die Zeit ist das Problem, erst am Freitag wird man weitersehen.

Wer das Leben an seinen Augen vorbei ziehen sieht, sitzt wahrscheinlich gerade im Auto. (Gerrit Donat) Autos waren und sind für mich Mittel zum Zweck, aber sie bestimmen nicht mein ganzes Leben. Leider sind viele Menschen zu sehr auf eine Sache fixiert. Ihnen fehlt der Blick über den Tellerrand.

Wolfs Anruf erreicht mich gegen Abend. Er wirkt zerknirscht, was nichts Gutes verspricht. „Sorry Mayumi“, höre ich. „Aber ich fürchte das Teil ist total hin. Es ist nicht nur das Getriebe, auch die Kupplung hat was abgekriegt. Und zwei Zylinder zeigen tiefe Riefen. Das wird dauern, der Wagen ist ziemlich Schrott.“

Entsetzen sieht anders aus. Bei mehr als 600 getunten PS, habe ich immer mit einem solchen Crash gerechnet. Also nehme ich recht cool das an, was mir Mann verspricht. „Ich denke wir werden ihn in etwa 1 – 2 Wochen wieder in Schuss haben. Aber wir sollten vielleicht konservativer vorgehen.“

Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen. (Henry Ford) Wie bei schnellen Wagen, ist es manchmal auch das Leben, das entschleunigt werden kann. Bedächtig und mit reiflicher Überlegung kommt jeder an (s)ein Ziel.

Was Wolf sagen will ist klar. Die 600 + PS sind für den Wagen deutlich zu viel. Es werden dann also „nur“ 500 + werden. Völlig ausreichend und noch immer schnell genug, um jedem Porsche das Gruseln zu lehren. Die Autosuggestion geht über den Porsche hinaus. (Manfred Hinrich) Ich habe noch Visionen.

Der Flitzer

Als der (getunte Klein)Wagen im Rückspiegel erscheint bin ich sofort gewarnt. Da will es wieder ein Männlein wissen. 180 km/h zeigt der Tacho. Aber hier ist freie Fahrt. Hier, das ist die Autobahn. Irgendwo in der bunten Republik. Der Z faucht leise. Ein unterschätzter Drachen. Der kann Feuer speien und noch viel mehr.

Elfchen hat den Drängler auch gesehen. „Bitte kein Rennen“, sagt sie mir. Ich winke ab. Nach rasen steht mir nicht der Sinn. Aber eine Lektion sollte der Flitzer lernen. Wir kennen die Strecke. Sie ist seit Wochen tägliche Routine. Und wir wissen, wo ein Blitzer steht.

Der Z hat Ausbaustufe 3 erreicht. Statt Kompressor befeuern nun 2 Turbos den Motor. 550 PS + macht das in der Summe. Nur fliegen ist schöner, der Z fühlt sich auch am Boden wohl. Umgebaut hat den Wagen die wölfische Bande. Ihr Grinsen hat mich angesteckt. Der Virus von Geschwindigkeit und Kraft.

„Da geht noch mehr“, hat Wolf stolz verkündet, als er die handgeschmiedeten Rennkolben eingesetzt hat. „600 PS + ist das nächste Ziel. Du bist doch mit dabei?“ Die Frage ist rhetorisch, ich habe bekanntlich Benzin im Blut. Und Elfchen kommt immer mit.

Im normalen Leben ist mir das Wort „Bi“ suspekt. Ich bin lesbisch und das straight. Kommt ihr noch mit? Aber in Autos machen 2 Turbolader Sinn. Der erste nimmt die Anfahrschwäche, Nummer 2 gibt den enormen Schub. Mein Schub ist die Liebe, die Lebenslust. Und Yuki, meine Elfe. Ohne sie wäre ich nur halb so schnell.

„Blitzer in 2,5 (Kilometer)“, lässt mich Yuki wissen. „Du geht jetzt besser vom Gas.“ Ich nicke und strahle sie an. Das dynamische Duo auf Tour. Die Überholspur haben wir schon lange besetzt. In Sachen Liebe, die wir seit Jahren langsam nutzen. Dafür hält sie länger, als bei den Sprintern. Bei uns ist der Weg das Ziel.

Der Z atmet aus. Widerwillig zwar, aber er gehorcht. Die Tachonadel fällt auf schlappe 120 km/h. Mehr geht an der Stelle nicht. Die Polizei ist gnadenlos. Hinter uns droht eine Faust zum Himmel. Lichthupe und Blinker links. Ich muss unwillkürlich lachen. Kein Wunder, dass Mann nicht länger lebt. Bei all der Aufregung, die er immer hat.

Die Blitzer-App schlägt Alarm, wir sind jetzt mitten im Geschehen. Ruckartig ziehe ich auf die freie, rechte Spur … und bremse den Wagen ab. Der Flitzer ist kurz verdattert, das ist deutlich zu sehen. Dann tritt er durch. Oder besser dreht. Hoch. Und die Radarfalle klickt. Das wird teuer, lieber Flitzer-Mann.

Für heute sind wir am Etappenziel einer Reise angekommen, die noch lange nicht zu Ende ist. Bald mehr von „The Beauty and the Beast.“

Wen die Vorgeschichte des Nissan 370Z interessiert, der sollte HIER KLICKEN.

 

Japaner und der liebe Dialekt

Nachdem ich bei den spöttischen Weltmeisterschaften in Witzelen, die Titel für feinen Humor und beißenden Spott gewonnen habe, steht mein Telefon kaum noch still. Selbst die Herren Hinz und Kunz wollen ein Selfie mit mir machen. Und die EMMA natürlich auch.

Als bekannteste Auslandsjapanerin der Welt, ist das kein Wunder. Auch DSDS hat schon angefragt. Klar, wenn man so hübsch und talentiert ist wie ich. Das weiß auch der Bohlen. Nur ist bei mir nix zu holen. Das deutsch-japanische Internetradio „Kirschblüte“, hat mich dann doch zu einem Interview verführt, was in nachfolgendem Artikel resultiert.

„Guten Tag, Frau Dr. Landar“, begrüßt mich der Reporter in mittelprächtigem Japanisch und verbeugt sich vor mir.
Skeptisch schaue ich ihn an. Das habe ich schon besser gesehen.
„Wir freuen uns Sie in unserer heutigen Sendung begrüßen zu dürfen“, fährt er leicht verlegen fort und rückt seine Nerd-Brille zurecht. „Wie Sie wissen machen wir eine Reportage über Japan und stellen auch die Frage, warum Japaner so wenig Englisch sprechen. Sie als Multilinguistische Expressionistin können uns bestimmt darüber Auskunft geben.“
Das schreit sofort nach meinem Widerspruch. Dem Typen werde ich was husten!

Ich stelle mich in Pose, wie es Jackie Chan kaum besser kann.
„You’ve gotta be fucking kidding me!“, erwidere ich in breitem US-Slang. „Are you fucking serious about that?“
„Ich meinte doch auch all die anderen Japaner“, beeilt sich der Reporter zu sagen. „Ihr Englisch ist wirklich toll. Und ohne jeden Dialekt!“
„Schleimer“, entfährt es mir prompt und seine Gesichtszüge entgleisen. Das hat er nun davon.
Und der deutsche Sendeleiter schwitzt.

„Japaner verlieren nicht gern ihr Gesicht“, erkläre ich. „Und sie vermeiden Fehler, wenn es nur irgendwie geht. Europäer sehen das als schüchtern an, aber es ist einfach Teil japanischer Tradition. Stellen Sie sich nur vor, dass sie Japanisch lernen und  es im Hörfunk der Welt präsentieren sollen. Würden Sie das tun?“
„Aber ich bin doch Japaner!“, sagt der Mann verlegen. „Nur leider nicht so berühmt wie Sie.“
Ich mustere den Kerl kritisch. Für mich sieht der wenig japanisch aus, er ist eindeutig aus Hawai.
Wie war das mit den Vorurteilen?

„Na wenn Sie schon alles wissen, was wollen Sie dann von mir?“, entrüste ich mich gekonnt. „Dann könnte ich auch Sie interviewen und nach ihrem Englisch fragen. Aber Sie sind ja in Amerika geboren, also zählt das wieder nicht.“
„Also eigentlich stammt meine Familie aus Osaka“, wirft der Reporter ein. „Nur mein Vater ist Amerikaner.“
Was man auch deutlich sieht.

„Manche Japaner können nicht mal richtig japanisch“, sinniere ich und wieder wird der Kerl ganz blass.
Ja, das war richtig böse von mir. Wobei ich gestehem muss, dass Japaner gern über andere Japaner lästern. Wir klassifizieren uns und haben sogar Vorurteile. Wenn sich Japaner treffen regiert meist die Förmlichkeit. Keiner der beiden mag einen Fehler machen. Es wird versucht sich ein Bild des Gegenüber zu machen, indem man auf Sprache, Herkunft und Alter achtet. Nur gelästert wird nie. Das darf nur ich.

Ganz witzig spielt auch die Blutgruppe in Japan eine große Rolle. Egal ob A, B, AB, oder 0, jeder Blutgruppe werden Eigenarten zugeschrieben. Das ist fast so wie bei den Sternzeichen, nur lange nicht so detailliert. Japaner unterscheiden auch, ob jemand in Japan geboren ist und dort lebt. Und auch ich bin abgestempelt, als Auslandsjapanerin. Was mich wenig stört und nur noch interessanter macht.

„Japan als Insel hat es doppelt schwer in Kontakt mit Ausländern zu kommen“, sage ich. „Die jahrhundertelange Abgeschiedenheit, die Shogun-Diktatur, sie haben die Öffnung Japans lange verhindert. Und selbst heute gibt es wenig Gelegenheit, die englische Sprache umfassend zu üben. Außerdem ist sie für den normalen Japaner sehr schwer.“
Der Reporter nickt, das kann er nachvollziehen. „Japanisch selbst ist auch nicht einfach“, gesteht er mir. „Ich habe es erst als Teenager richtig gelernt, da meine Eltern in Deutschland lebten und ich spät zurück nach Japan kam. Auch mein Englisch ist nicht so besonders gut.“
Milde gestimmt nicke ich. Nun wird so einiges klar.

„Ein großes Problem für Japaner sind auch die Buchstaben „R“ und „L“, fahre ich mit der Erklärung fort. „Angeblich können Japaner diese nicht sprechen, was totaler Humbug ist. Wie Sie wissen gibt es diese Laute in der japanischen Sprache nicht. Nur einen Mischlaut, der so ähnlich klingt. Woher also soll der Japaner nun wissen, wie er Christina Aguilera ausspechen soll?“
Der Reporter nickt, das hat er verstanden.
„Chlistina Aguirela“, versucht er sich und scheitert.
Selbst der Sendeleiter lacht. Kein Wunder, der ist aus Franken.

„In meinem neuen Buch „Gebt mir ein(e) R!“, gehe ich näher auf die Problematik ein“, erkläre ich und freue mich wie ein Schnitzel, als der Sendeleiter die Augen verdreht.
Weiß der etwa, dass die BWM S 1000 R ein Motorrad ist? Immerhin kennen sich Franken mit den rollenden R gut aus.
Zumindest der Reporter ist begeistert, als er durch die weiß-blauen Seiten blättert.
„Plivat fahle ich ja Cablioret“, gesteht er mir in „broken English“, wie einst Frau Faithfull krächzte. Und das bevor sie zum „L“ für Lucy Jordan kam.
Aber um (die) Rolling Stones geht es heute nicht. Die fallen nur dem Sendeleiter vom Herz, als ich endlich gehe.
Was der Typ nur immer hat?

Im roten Z gehts zurück nach Hause. Und dort habe ich (m)eine sprachlose Elfe geküsst. Liebe hat ihren eigenen Dialekt.

Wenn der Porsche zweimal hupt

Es gibt Tage da weiß ich, dass Dinge passieren. Meist mir. Obwohl ich die Friedlichkeit in Person bin.
Meist habe ich Ärger mit Mann, der gern die Wildsau im Blumenbeet imitiert. Grunzen inklusive.
In der Regel sind Klischees daneben und taugen auch nicht wirklich viel. Aber bei manchen Autofahrern ist oft das Gegenteil der Fall.
Platz da, jetzt komm ich!

Mittwoch, 11:30 Uhr, wir fahren in einen Elektronik-Konzern. Der Name ist egal, aber blöd ist anders und Experten gibt es überall.
Die Radar-App im Handy piept, ich habe den Kasten schon gesehen. Brav tuckert der Z mit 50 km/h.
Schnell sein ist anders. Ich komme auch so ans Ziel.
Die Entdeckung der Langsamkeit.

Ein schwarzer Porsche aus Essen fährt (zu) dicht auf. Ich kann das genervte (Rot)Gesicht des Fahrers sehen.
„Da wills wieder einer wissen“, sage ich knapp und Yuki nickt. Sei lieb, sagen ihre Augen.
Ich biege ab und es folgt ein Hupkonzert des Porsche. Auch den Vogel zeigt mir der Mann.
Sein 911er schießt davon und muss prompt bremsen. Stuttgarter Verkehr schließt rasen aus.
Wenn der Porsche zweimal hupt.

Als wir am Ziel sind habe ich den Vorfall schon vergessen. Wir steigen aus und plötzlich hält ein Porsche an.
Das Rotgesicht aus dem Pott. Warum nur immer mir?
„Sie da!“, bellt der Typ auch prompt. „wo haben Sie den Führerschein gemacht?“
Ein BLick zu Yuki, die Rollen sind verteilt. Wir spielen japanische Touristen.
Manche Worte sind nicht einfach zu verstehen.

„Was will der Kerl denn?“, fragt mich Yuki auf japanisch. „Ist der irgendwie doof?“
„Ja, clever ist anders“, erwidere ich und mustere die 1,75 Meter Kugel auf zwei kurzen Beinen. Und eine Rolex trägt er auch.
„Na ist ja mal wieder typisch!“, poltert der Pottler. „Sprechen kein Wort deutsch und fahren so einen Wagen! Oder habt ihr den geklaut?“
Wir lächeln den Typ an, was ihn noch mehr in Rage bringt.
„Sind die alle so da oben?“, will Yuki von mir wissen. „Wenn ja, lass uns in Stuttgart bleiben.“
Der Typ ist keine Perle aus dem Revier.

„Das sage ich Ihnen!“, tobt der Wüterich, „Sie haben mich behindert!“
„Der ist echt behindert“, kommentiert Yuki trocken und mustert ihn von Kopf bis Fuß.
Ich schenke dem Kerl mein süßestes Lächeln und eine Verbeugung mache ich auch.
Noch vor einigen Jahren hätte ich anders reagiert. Aggressiver, wilder. Heute macht es mir Spaß, das Frauchen zu spielen.
Biest incognito. Beware!

Unser Gegenüber tobt noch weiter und verfällt zunehmend in heimischen Dialekt. Einige Stuttgarter bleiben stehen und schütteln den Kopf.
Wir amüsieren uns prächtig und sprechen weiter japanisch, bis ich dem Spiel ein Ende mache.
Angst haben bekanntlich nur die anderen. Dieser Kugelblitz macht sie mir nicht.
„Hömma du Erdmänneken“, sage ich mit eisiger Stimme, „getz is hier abba Schicht im Schacht!“
Sein Mund klappt nach unten, ich kann fast die Mandeln sehen.
Und Goldzähne hat er auch.

Yukis japanische Disziplin hält keine weitere Sekunde, ihr Elfenlachen spornt mich erst richtig an.
„Machma n Kopp zu“, fahre ich fort. „Getz hasse Muffensausen, wie? Dat hasse nich gedacht, wonnich?“
Ich muss keinen Ton mehr sagen. Herr Kugelblitz zieht ziemlich belämmert ab.
Auch Japanerinnen können Dialekt. Ich hoffe er hat euch geschmeckt.

Diese Anekdote ist am Mittwoch, den 01.April genau so passiert. Aber Scherze sind anders und die Realität hat oft einen seltsamen Humor.

Adel verpflichtet

Dieser Beitrag ist einige Monate alt. Und eigentlich wollte ich ihn nicht bringen. Das Original hätte Graf Werner geoutet und ich mich um Kopf und Kragen geschrieben. Das galt es zu vermeiden. Auch eine weitere „Rote Karte“, die Yuki mir symbolisch zeigte. Also habe ich einge Passagen gestrichen und den kompletten zweiten Teil. Er war zu verräterisch. Hier also nun (m)eine kleine Geschichte, wie ich zu meinem Job als Unternehmensberaterin kam.

Ob es den Zufall wirklich gibt, haben schon viele Menschen bezweifelt. Viele nennen es Schicksal, wenn der Zufall ihr Leben verändert. Ich glaube weder an den Zufall noch an Schicksal. Nur an mich selbst. Aber die Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen wird alles verändern. Sayonara Uni, willkommen Rest meines Lebens.

Graf Werner lässt bitten, schmunzelnd führt er uns in den Salon.
„Das freut mich jetzt wirklich Sie beide wiederzusehen“, sagt er.
Von Düsseldorf aus sind wir nach Norden gefahren. Gut motorisiert mit dem 370Z und wie immmer voller Tatendrang.
Hamburg präsentiert sich diesig und ich wähle Graf Werners Nummer.
Der Termin steht schon seit einigen Tagen. Aber unangemeldet mag ich nicht.
„Meine Frau spricht oft von dem Urlaub“, lässt er uns wissen. „Sie wird sich riesig freuen.“
Japan zu Gast bei Freunden.

Bei Tee und Gebäck vergeht die Zeit im Flug. Graf Werner will den Z gern sehen.
„Denk an deine Bandscheibe“, mahnt seine Frau.
Aber der alte Unternehmer lacht.
Yuki unterhält sich weiter mit ihr, während ich den Grafen zum Nissan führe.
„Der sieht chic aus“, lobt er das Design. „Nur komme ich kaum dort rein.“
Aber der Sitz passt wie angegossen.

Fauchend erwacht der Z zum Leben und Graf Werners Augen leuchten.
„Serie ist das nicht“, stellt er mit geschultem Ohr fest.
„Nein“, erwidere ich. „Dieses Schätzchen hat über 400 PS.“
Wir rollen die Einfahrt zu Graf Werners Villa entlang und er lotst mich zur Autobahn.
„Wunderbar!“, entfährt es ihm immer wieder. „Dieses Gefühl habe ich lange vermisst.“
Freiheit kann so einfach sein.

Wir fachsimpeln über Autos, Beruf und Sport.
„Ich habe auf der Uni mal geboxt“, lässt er mich wissen. „Und Sie wollen Ihre Kunst wirklich in Vollzeit lehren?“
„Davon werde ich kaum leben können“, erwidere ich. „Aber ich habe noch andere Ideen. Nur Angestellte mag ich keine mehr sein.“
„Mit Ihren Kenntnissen könnten Sie viel Geld verdienen“, meint der Graf. „Vor allem durch ihren Titel.“
Titel, Thesen, Temperamente.

Er zwinkert mir verschwörerisch zu.
„Sie glauben kaum, wie wichtig Titel sind“, fährt er fort. „Obwohl der Adel in Deutschland offiziell abgeschafft ist, interessiert das niemanden. Sie werden als Graf ganz anders behandelt. Mir hat es den Weg geebnet und vieles deutlich erleichtert. Und irgendwann verdient sich das Geld ganz von allein.“
Understatement pur, der Mann war schon immer Multimillionär.
Aber über Geld redet man/n in diesen Kreisen nicht.

„Ein Freund von mir hat eine marode Firma gekauft“, sagt er. „Dem Inhaber fehlte es an Kapital, aber sein Produkt ist Spitze. Nun sucht er Werbestrategen und Unternehmensberater. Hätten Sie Interesse?“
Eigentlich habe ich mit BWL abgeschlossen. Aber Unternehmensberater sind durchaus kreativ. Und das traue ich mir zu.
„Warum nicht“, sage ich. „Eine Herausforderung ist es auf jeden Fall.“
Selbstbewusstsein pur. Scheitern werden nur die anderen.

Graf Werner strahlt und nickt.
„Ich mag ihren frischen Geist“, sagt er und greift zum Handy. „Wir fahren jetzt bei Fritz vorbei.“
Fritz, das ist Dr. Friedrich Holm (Name geändert), der beste Freund des alten Grafen. Und zigmal so reich wie er.
„Lassen Sie sich bloß nicht übervorteilen von dem alten Knaben“, sagt der Graf. „Der liebt es nur zu feilschen. Geld ist ihm egal.“
Wissen ist oft unbezahlbar.

Ich informiere Yuki, dass es länger dauert und erzähle ihr von dem Angebot des Grafen.
„Ja, mach“, sagt sie sofort begeistert. „Ich trinke dann noch eine Tasse Tee und schaue mir die Villa an. So eine kaufen wir dann auch, wenn wir gemachte Leute sind.“
Yuki-Humor und ich muss lachen.
Koffein brauche ich keins, jetzt gilt es einen klaren Kopf zu haben.
Logik sei mein Gast.

Dr. Holm ist sympathisch, aber skeptisch. Ein Gentleman der alten Schule. Frauen gegenüber reserviert, zeigt er mir dann doch die Bilanzen.
Graf Werner schmunzelt, als meine Blicke über die Zahlen fliegen.
Hochkonzentriert erkenne ich sofort einige Posten, die nach Streichung schreien.
BWL ist so einfach, wieso sieht Mann das nicht?
Dr. Holm prüft nach und stimmt mir zu.
Ippon! Der Punkt geht klar an mich.

„Sie haben den Job“, sagt Dr. Holm spontan und nennt mir eine Summe, für die er mich engagieren will.
Fast unmerklich schüttelt Graf Werner den Kopf und bedeutet mir mit den Fingern eine andere Zahl.
Dr. Holm schluckt, als ich sie ihm nenne und greift sich theatralisch ans Herz.
„Sie wollen einen alten Mann ruinieren“, sagt er und kann sich ein Lachen kaum verkneifen. „Aber Ihr Auftreten gefällt mir, also abgemacht.“
Die Zeche zahlen immer die anderen. Und Adel verpflichtet … nur die Besten.
Und zu denen gehöre ich.

Für Interessierte, die nicht alle Hintergründe kennen, hier die Links zur Historie:

Wie ich Graf Werner traf: Teil 1Teil 2Teil 3

Meine Selbstständigkeit: Ich, mein Selbst und das ständig

Yukis Rote Karte an mich: Eine Frau sieht Rot

Unverhofft kommt oft

Es ist Samstag, 25.Oktober. Wochenende, Hochzeitstag. Ich verwüste die Küche und Yuki hält sich entsetzt die Augen zu. Aber ich habe mir nun mal in den Kopf gesetzt zu kochen. Auch, weil ich das wirklich kann. Gut, auf Kleinigkeiten, wie Ordnung halten, wird dann nicht geachtet. Aufräumen kann Frau immer noch. Yuki und ich streiten nie. Nur in der Küche versteht sie keinen Spaß, die bleibt meist ihr Revier. Ich darf dann auch alle fünf Minuten mit ihr rechnen, mit neugierigen Blicken und einem frechen Kommentar. Aber das Essen schmeckt ihr doch.

Schön wie die Wange glühet
Am Hochzeitstag der Braut.
(Aus „Heidelieder“, von Hoffmann von Fallersleben)

Ich habe ein Gespür für Situationen. Und an diesem Tag liegt etwas in der Luft. Es ist zu still, das Telefon bleibt tot. Haben die Freunde uns vergessen? Und auch meine Eltern schweigen. Normal ist anders. Dann klingelt es Sturm an unserer Tür. Noch im Flur höre ich eine bekannte Stimme rufen.
„Aufmachen, Barbie-Cousinchen, der beste aller Kens ist da!“
Fassungslos schließe ich meinen Lieblings-Cousin in die Arme, der über beide Backen grinst.
„Überraschung!“, ruft er immer wieder und Yuki bekommt auch einen familiären Kuss.
Der verrückte Kerl hat sich Urlaub genommen, um uns zu besuchen. Als Selbstständiger für ihn kein Problem.

An jede fernste Türe
muss der Wanderer klopfen,
bis er zur eigenen gelangt,
durch alle äußeren Welten muss man ziehn,
zuletzt zum Allerheiligsten zu kommen.
(Rabindranath Thakur, „Die Zeit, die meine Reise braucht“)

Irgendwie ist mir die Sache nicht geheuer. Ich kenne Ken und bei Lügen war er niemals gut. Etwas verbirgt er noch vor mir.
Es sind keine zwanzig Minuten vergangen, Kens Bestechung mit Schokolade hat wenig eingebracht, als es erneut bei uns klingelt.
Linda samt Frau und einer ganze Horde Mädels stürmt unser Heim. Sie wirken wenig überrascht, als sie Ken bemerken.
Und wieso grinst der so? Dem Typ trete ich gleich ans Bein!
Auch Yukis Eltern geben sich die Ehre, nur meine bleiben unsichtbar.
Und das kommt mir sehr unjapanisch vor.

In des Ozeanes Ferne,
Nur von Träumen überbrückt,
Unerreichbar wie die Sterne,
Schienest du der Welt entrückt.

Eine Mythe, eine Sage,
Klang dein Name unsrem Ohr,
Und ein Rätsel, eine Frage,
War verriegelt uns dein Thor.
(Josephine von Knorr, „Japan“)

Linda improvisiert lässig eine Party, Essen und Getränke hat sie mitgebracht.
Mein Schwiegervater fühlt sich sichtlich wohl mit all den Frauen. Dass die lesbisch sind interessiert ihn nicht. Prompt hält er eine seiner Reden und alles lauscht gebannt.
Und reden kann der Mann! Er ist ein Großmeister mit seinen Worten, ein Rhetoriker der besonderen Art.
„Ken!“, rufe ich nach meinem Cousin, der sich erfolglos zu verstecken sucht. „Was ist hier los?“, will ich wissen. „Wo sind meine Eltern hin?“
Aber mein Cousin hält sich den Mund zu und wehrt mit der anderen Hand schnell ab.
„Ich weiß von nichts, mich darfst du auf keinen Fall fragen“, nuschelt er. „Ich habe versprochen …“
Ein Versprecher der besonderen Art.

Heil Dir, geliebtes Paar! Du hast errungen,
Was inenschlich schön nur Wenigen gelungen,
Und reich beglückt des Himmels Huld erfahren.
(Rudolf von Reibisch, „Hochzeitsgedicht“)

Als das Handy klingelt denke ich an meine Eltern. Aber es ist nur Wolf, der uns ebenfalls gratuliert. Übergangslos erzählt er mir von einem Test, den wir am Wochenende machen. Die Details klingen wirklich gut, ich werde bei Gelegenheit berichten. „Und Mayumi“, fügt er noch hinzu. „Du solltest in fünf Minuten aus dem Fenster schauen.“ Dann lacht er und legt auf. Aber warum ich schauen soll, das verschweigt er mir, der Wicht!

Wieder klingelt das Handy und mein Vater ist am Rohr.
„Tochter“, verkündet er, „alles Gute zu eurem ersten Hochzeitstag! Und wenn du die Güte hättest deinen alten Eltern die Tür zu öffnen?“
Yukis Schrei reißt mich vom Handy weg. Ich fliege durchs Zimmer und neben sie ans Fensterle.
„Da, da … schau doch nur!“, stammelt sie voller Freude und deutet auf einen roten Flitzewagen.
Die Runde ist verstummt, ich blicke in erwartungsvolle Gesichter.
„Ihr habt mich alle verladen“, sage ich gespielt eisig. „Das schreit nach fürchterlicher Rache!“
Warum lachen die nun alle? Sehe ich etwa so wenig gefährlich aus?

Es gibt kein halten mehr für mich, im Sauseschritt geht es die Treppe herab. Schon stehe ich vor Tür. Und mit mir, die ganze Bande.
Rot, breit und böse fauchend rollt der Roadster auf mich zu. Am Steuer … meine Mutter! Und mein Papa nebenan.
„Alles Liebe für euch“, wünschen meine Eltern. „Das da“, sie deuten auf den Wagen, „ist euer Geschenk zum ersten Hochzeitstag.“
„Und wir alle natürlich“, verkündet Ken nun ohne Lüge und mit Stolz. „Wir haben das von langer Hand geplant.“
Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.

Durch das große Weltgetriebe
Klingt ein hoher Gotteslaut:
Elternliebe, Elternliebe!—
Selig, wer ihr stets vertraut!
(Karl Hermann Schauenburg, „Die besten Eltern“)

Ein Zeitsprung, der Samstag ist Geschichte. Es ist der Sonntag nach der improvisierten Feier.
Ja, die war lustig, laut und schrill. Alle meine Lieben um mich versammelt. Was will Frau noch mehr in diesem Leben?
Ken wird bei meinen Schwiegereltern wohnen. Die haben Platz und mögen den Kerl.
Und einen neuen Kerl habe ich auch, oder besser wir. Unser neuer Z, der wieder auf die Firma von Yukis Vater läuft. Ein Testwagen der besonderen Art. Langsam sind jetzt nur die anderen, dieser Nissan ist teuflisch schnell. Und auch, wenn ich schon längst die Langsamkeit für mich entdeckte, dieser rote Z ist immer eine Sünde wert.
Unverhofft kommt eben oft.

Es kummt offt über Nacht, was sonst kam kaum auffs Jahr;
Es brachte heut ein Kind, die gestern Braut noch war.
(Friedrich von Logau, „Unverhofft kummt offt“)