Gedanken einer Ausländerin: Wen(n) die Heimat ruft

Vor einigen Tagen habe ich ein Haiku veröffentlicht, das mit der Zeile „Wen die Heimat ruft“ geendet hat. Heimat, das war für mich lange auch Deutschland. Heimat ist in diesen Tagen erneut ein Wort, das, nach Definition der Linken, die sogenannte „Rechte Szene“ für sich vereinnahmt hat.

(K)Eine Heimat?

Für Horst Seehofer, noch Parteichef der CSU und Bundesinnenminister, hat seine noch Freundin Angela I., ein „Heimatministerium“ geschaffen. Das ist ein letzter Gefallen für einen Mann, der schon längst auf dem Abstellgleis der Geschichte steht. Immerhin hat Seehofer, auch Drehofer genannt, den Kanzlerinnensturz vermieden. Die Macht dazu hat er immer gehabt.

Ein solches Ministerium zu schaffen ist taktisch klug. Den deutschen Schlafschafen wird suggeriert, dass die Regierung alles richtig macht und sich um die „deutsche Heimat“ kümmert. Aber wie kümmert man sich um das Wohlbefinden einer Nation, deren Bürger nur „zufällig“ in Deutschland leben? Das hat man den Deutschen jahrzehntelang so beigebracht.

„Heimatliebe ist kein Verbrechen!“, haben sogenannte Rechte skandiert, was von sogenannten Linken gern mit „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda!“ beantwortet wird. Beide haben recht und reden aneinander vorbei. Miteinander für die eigene Heimat einzustehen, wäre die wesentlich bessere Idee.

(M)Eine Heimat!

Vor allem im Westen Deutschlands leben viele Menschen, die niemals eine Identität hatten. Einige Linke verbreiten ganz offen Hass gegen alles Deutsche, wie die Parole „Bomber Harris do it again!“ deutlich zeigt. Diese offene Verhöhnung der Opfer Dresdens, hat kein juristisches Nachspiel für die Verantwortlichen gehabt.

Wenn ich bei den GRÜNEN von meinen beiden Heimatländern sprach, hat man (Frau) mich oft merkwürdig angesehen. Schon damals war mir klar, dass diese Truppe keine Heimat kennt. Aber wie komme ich ausgerechnet heute darauf? Das liegt an dem Tatort „Sonnenwende“, auf den mich eine Freundin aufmerksam gemacht hat. Ein farbloses Polizisten-Duo ermittelt dort gegen „Bio-Nazis“, was Kopfschütteln bei mir ausgelöst hat.

Dabei ging es weniger um die schauspielerische Leistung der beiden Protagonisten, vielmehr um die Botschaft, die dieser Film transportiert. Kurz und knapp lautete sie: Heimat ist Rechts! Dümmer geht es nimmer.

Das Unwort

„Heimatliebe klingt nach Kitsch, Patriotismus nach Rechtsradikalismus. Also lassen sich mit beiden Empfindungen viele lieber nicht in Verbindung bringen“, hat Professor Werner Patzelt in einem Vortrag gesagt. Seine Aussage bringt es auf den Punkt und zeigt das eingeimpfte Problem vieler Deutscher, die mit der Verachtung der eigenen Identität und Heimat, einen riesengroßen Fehler begehen.

„Dennoch mögen gar nicht wenige lange schon in unserem Land Lebende ihre Heimat und empfinden, selbst wenn sie das nicht so nennen, sehr wohl patriotisch. Das erkennt man leicht, wenn der tatsächliche Bedeutungsgehalt von Heimatliebe und Patriotismus freilegt wird. Irgendwie klaffen dort Sein und Bewusstsein auseinander. Dies ist aber aus zwei Gründen wenig wünschenswert: Erstens überlässt man Heimatliebe und Patriotismus sowohl dem Begriff als auch der Sache nach einstweilen den Rechten, ja Rechtsradikalen, die sich das alles – wie immer wieder Wahlplakate der NPD zeigten – sehr gerne aneignen.“ Soweit Professor Patzelt.

Heimatliebe, die Liebe zur eigenen Nation, Stolz auf die eigene Kultur zu sein, ist für die meisten Völker der Normalzustand. Die Studentenbewegung, deren Erben die heutigen GRÜNEN, Teile der SPD und LINKEN sind, verleugnen das seit Jahren. Das wäre kein Problem, wenn sie damit aufhörten uns diese Botschaft auch in Form eines Tatorts zu verkaufen.

Die Provokation

Dazu noch einmal Professor Patzelt: „Es tut unserem Land aber nicht gut, so starke Empfindungen wie Heimatliebe und Patriotismus kampflos der politischen Rechten zu überlassen, welche sie schon einmal, und nachwirkend bis heute, diskreditiert hat. Zweitens braucht gerade ein Einwanderungsland, zu dem das unsere geworden ist, eine zusammenhaltende Bindekraft, die über repressiv erzwungenen Gesetzesgehorsam klar hinausgeht.

Es scheint, dass gerade die Heimatliebe und der aufgeklärte Patriotismus unsere multiethnische und multikulturelle Gesellschaft zusammenhalten können, weil es bei diesen zwei Empfindungen viel weniger um die jeweilige Herkunft als vielmehr um eine gute gemeinsame Zukunft geht. Diesen nicht ganz unprovo­kativen Gedankengang zu plausibilisieren ist der Zweck des Vortrags.“

Die von den meisten (Pseudo)Linken beschworene Integration von Ausländern führt sich selbst ad absurdum, wenn eine Nation weder eine Identität noch eine Liebe zur eigenen Heimat kennt. Womit soll sich der sich der Neuankömmling identifizieren, worin sich integrieren? Also bleibt man einfach unter sich und schon ist die nächste Parallelgesellschaft geschaffen.

Zurück zur Heimat

Viele Nachkommen der in die USA ausgewanderten Deutschen sind noch heute stolz auf ihre Wurzeln. Auch wenn sie lediglich eine Bierzelt-Kultur pflegen, worüber man sich in Deutschland gern lustig macht. Aber wo ist das Problem? Die unterschiedlichen Dialekte, Trachten, Bräuche, all das kann und sollte man Heimat nennen. Und die Verbundenheit mit den Menschen, die wir als Nachbarn kennen.

Der US-Amerikaner hatte lediglich den „Wilden Westen.“ Das ist so ziemlich alles an Geschichte, was diese Nation vorweisen kann. Daraus hat man den totalen Mythos gemacht und Filme über Billy the Kid und Wyatt Earp gedreht. Aber Deutsche schauen wie gelähmt auf jene 12 Jahre ihrer Geschichte, die dieses Land seit 1945 prägen. Die „Erbschuld“ hat ihnen den Stolz genommen.

Was wäre, wenn Deutsche endlich wieder stolz auf sich und ihre Geschichte sein könnten und nicht nur auf die gewonnen Fußball-Weltmeisterschaften? Ein gesunder Patriotismus, wie man ihn von anderen Nationen kennt, wäre das endgültige Aus für radikale Parteien wie die NPD. Aber das haben die Linken nie begriffen.

16 Kommentare zu “Gedanken einer Ausländerin: Wen(n) die Heimat ruft

  1. zwei Anmerkungen, mit Verlaub:
    „stolz“ auf die Heimat zu sein, halte ich für Quatsch. Wieso kann ich stolz auf etwas sein, zu dem ich nichts beigetragen habe, außer dass ich dort geboren wurde? „Stolz“ ist rückwärtsgewandt, und da gibt es für uns Deutsche nun mal einen Riegel, der sich „Auschwitz“ und „Buchenwald“ nennt. Die Heimat zu lieben ist hingegen gut, da Liebe das Wohl und die Zukunft des Geliebten im Auge hat.
    die zweite Anmerkung: warum muss die 68Generation für alle Absurditäten herhalten? Nicht wir Kriegskinder haben die Verbrechen begangen, die wir benannten. Hätten wir sie nicht benennen sollen? Sollten wir schweigen zur Rekonstruktion Deutschlands mit demselben Denken, das zu seiner Zerstörung führte? Wohlverstandene Liebe zur Heimat geht nicht ohne Ehrlichkeit. – Japan hat da übrigens eine entsprechende Geschichte, und wäre klug beraten, der Wiederbelebung von Gedankengut, das zur Katastrophe führte, äußerst kritisch gegenüber zu stehen.
    Fazit: Liebe zur Heimat, ja. Stolz auf die Heimat: nein.

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    • Was GRÜNE und Linke nie verstanden haben, nicht ein Land trägt Schuld, es waren Menschen. Diese für ihre Taten zu bestrafen, war ein gutes Ziel. Darüber sind sie dann hinaus geschossen. Das Resultat ist eine kranke BRD.

      „Stolz“ ist rückwärtsgewandt, und da gibt es für uns Deutsche nun mal einen Riegel, der sich „Auschwitz“ und „Buchenwald“ nennt.“

      Der Riegel gilt nur für jene, die stets im Gestern leben. Mit genau solchen Aussagen werden NPD-Aufmärsche wieder hoffähig gemacht. Diese Typen leben nur noch durch genau diese Fokussierung, warum versteht man das nicht? Nimmt man ihnen diesen Raum, werden sie verschwinden.

      Stolz ist nie rückwärts gewandt. Das magst du so empfinden, das respektiere ich. In Japan und ganz Asien verliert der sein Gesicht, der diese Regel missachtet und andere Meinungen für Unsinn hält.

      Was wäre, wenn dein Vater ein berühmter Mann gewesen wäre? Hättest du dann keinen Grund stolz auf ihn zu sein? Nehmen wir weiter an, er hätte vielleicht aus Not oder aus Habgier jemand ermordet. Er würde immer noch dein Vater sein und die Scham über einen Gefängnisaufenthalt zur Sühne seiner Tat, wäre irgendwann vergessen. Spätestens nach einer für Kinder schnell erfahrenen „Heldentat“, wäre der Stolz auf ihn wieder da. Natürlich auch die Liebe.

      Genau so verhält es sich mit einem Land und seiner Geschichte. Reduzieren Menschen diese auf einige dunkle Jahre, werde ich ihre Meinung natürlich respektieren. Teilen werde ich sie nicht. Wenn diese Menschen aber dafür sorgen, dass völlig Unschuldige nun auch unter einem Schuldkomplex leiden müssen, würde ich zum Besuch eines Psychologen raten. Da und nicht in verantwortliche Positionen gehören viele der GRÜNEN und LINKEN hin, die Deutschland und seine Menschen seit Jahren in Geiselhaft genommen haben.

      Sie sind auch für die Antifa verantwortlich, die, mit hehren Zielen gegründet, eine Truppe von bezahlten Schlägern geworden ist. Die Beweise dafür sieht man fast täglich, wenn sie, als Merkelsche Sturmtruppen, auf Gegendemonstrationen stehen und „Deutschland verrecke!“ brüllen.

      Die Veränderung Deutschlands durch offene Grenzen zu erzwingen, ist Selbstmord auf Raten. Wenn sich diese Menschen wirklich so sehr hassen, sollten sie Seppuku begehen. Ich helfe gern dabei mit, den Kopf abzutrennen. Bildlich gesprochen versteht sich.

      „– Japan hat da übrigens eine entsprechende Geschichte, und wäre klug beraten, der Wiederbelebung von Gedankengut, das zur Katastrophe führte, äußerst kritisch gegenüber zu stehen.“

      Ich kenne, wenn auch nicht aus eigenem Erleben, die deutsche und die japanische Geschichte sehr gut. Beide Länder, die Menschen, haben schrecklich für das gebüßt, was einige wenige ihnen eingebrockt haben. Um der Geschichte aber gerecht zu werden, müsste man alle Faktoren benennen, die zum Weltenbrand führten. Vor allem aber die Regierungen jener Nationen, die eine Mitverantwortung daran tragen.

      Die Japaner haben lange schon verstanden, dass der Blick nach vorne geht, die Vergangenheit aber nie vergessen. Wir empfinden keine Schuld, der Kaiser hat sich vor vielen Jahren im Namen Japans entschuldigt. Das hast du bestimmt nur übersehen.

      Die Liebe zur Heimat, die Liebe zum eigenen Volk, die Rückbesinnung auf seine ganze Geschichte und Traditionen, sollte Pflichtfach für alle Deutschen sein. Ein gesunder Patriotismus hat nichts mit Nationalismus zu tun.

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    • Den ersten Absatz kann ich gerade nicht ganz nachvollziehen. Wenn du in Deutschland erwerbstätig bist oder warst, hast du doch automatisch für Deutschland etwas beigetragen (und durch deine steuerlichen Abgaben natürlich auch 😉 ).

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    • Ihre Ansicht – man dürfe einerseits nicht stolz auf seine Heimat sein, da man angeblich selbst nichts zur Heimat beigetragen habe, man müsse sich jedoch andererseits als Deutscher in eine Art moralische Sippenhaft begeben – halte ich, mit Verlaub, für eine verzerrte Sichtweise. Ihre Äußerungen erinnern mich an frühere Schuldzuweisungen meiner Religionslehrer, die uns Kindern ernsthaft eine sogenannten Erbsünde zu Last legen wollten. Würde man auf solche Leute hören, dürften sich die Menschen nur eingeschränkt bzw. auf Bewährung ihres Lebens erfreuen.
      Übrigens sollte man gesunden Stolz keinesfalls mit Hochmut oder Überheblichkeit verwechseln.
      Darüber hinaus bin ich davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Deutschen tatsächlich etwas zur Gestaltung der eigenen Heimat beiträgt!

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  2. Ja, was wäre wenn, aber ich habe den Moment von Nationalstolz noch nie selber erlebt, allerdings war ich auch noch nie stolz auf mich selbst, also kann es ja noch kommen. 25 Prozent der Amerikaner sind Deutschen Ursprungs und ich frage mich manchmal, wer für den beispiellosen Patriotismus der Amis verantwortlich ist, andererseits interessieren mich die Menschen dort nicht wirklich, auch wenn ich mit Einigen befreundet bin.

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    • Ein Besuch in Japan, einige Wochen in unserer Kultur, wird auch dir die Augen öffnen und du wirst stolz auf dich sein … wenn du die ersten Sätze fehlerfrei japanisch sprichst.

      Der amerikanische Patriotismus ist hausgemacht und wurde vielleicht von deutschen und britischen Generälen importiert. Davon gab es dort eine Menge.

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      • In Japan könnte ich es sicher eine Weile aushalten, aber du überschätzt mein Gefühl stolz zu sein, denn mir reicht es immer Glück zu empfinden 😉 Liebe Grüße ins Elfenheim!

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      • Der Begriff „Stolz“ ist in Deutschland leider negativ besetzt. Diese Diskussion hatten wir schon, oder? Ich zumindest bin stolz darauf dich zu kennen. Darf ich das? 😀

        Grüße ins kühle Deutschland, wir hatten heute 29 Grad!

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      • Klar, du darfst doch fast alles und Stolz wurde uns von Haus aus aberzogen. Auf andere Menschen oder Lebewesen kann ich stolz sein, aber Freude ist ein wunderbares Gefühl und ich freue mich sehr über unsere Freundschaft!

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  3. „Stolz“ ist meiner Meinung nach etwas Persönliches. „Ich bin stolz, Deutsche zu sein“ hört sich in meinen Ohren total falsch an. Ich habe keinen Grund dafür, keine Leistung dafür erbracht.
    Ich kann (nach Leistungen) auf mich stolz sein oder auch auf Andere – aber nicht pauschal auf ein Land. Wie schon oben erwähnt, zähle ich den Zufall, hier geboren zu sein, nicht als Leistung auf die man stolz sein könnte.

    Ich bin jedoch froh, hier geboren zu sein. Ich mag Deutschland. Und liebe meine Heimat, die ich jedoch deutlich regionaler sehe. Ich bin ein Meerkind aus dem Norden. Berge finde ich (auf Postkarten) schön – habe aber nicht die geringste Verbindung damit. Geschweige denn, dass ich stolz darauf sein könnte, dass sie zu Deutschland gehören.

    Stolz bin ich widerum auf die Menschen, die – um ein Beispiel zu nennen – damals um die Gleichberechtigung gekämpft haben. Glücklich bin ich, in diesem Land als Frau alle Türen offen stehen stehen zu haben. Und da könnte man noch so viel anführen.

    Ich schäme mich aber auch nicht auf Grund der deutschen Vergangenheit für mein Land. Ja, das war mehr als schrecklich – aber lange vor meiner Zeit. Von Erbsünden halte ich nichts. Wir – die Deutschen – müssen lernen, mit dem Thema offen umzugehen. Um daraus zu lernen und der Vergangenheit die Macht zu nehmen. Es soll, bitte nicht mißverstehen, nicht vergessen werden. Das darf es nie, im Gegenteil! Aber genauso, wie ich es falsch finde auf ein ganzes Land stolz zu sein, finde ich es falsch, ein ganzes Land mit der Vergangenheit zu knebeln.

    „Links außen“ und „rechts außen“ sind für mich tatsächlich langsam zum gleichen Schlag geworden. An den Haaren herbeigezogene Gründe um zu randalieren und größtmöglichen Schaden anzurichten. Für mich die beste Lösung wäre wie früher eine Gefängnisinsel. Dort können die sich gegenseitig die Köppe einschlagen und der Rest von Deutschland könnte langsam zielgerichtet die Zukunft anpacken.

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    • Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.

      Du kennst bestimmt die Redewendung „Stolz wie ein Spanier!“ zu sein. Als Japanerin, mit meinen 30 Jahren Lebenszeit in Deutschland, tendiere ich zum patriotischen Nationalstolz, der Liebe zum eigenen Land / Volk. Das liegt bei uns im Blut. Trotzdem kann ich deine Meinung nachvollziehen, da ich immer gern beide Seiten sehe. Das ist bei politischen Themen oft schwierig und sorgt für Missverständnisse bei anderen. „Wie kannst du nur mit denen reden?“, wird gefragt. Ich kann, ich werde. Das ist gelebte Demokratie.

      JapanerInnen sehen ihre Heimat als Gesamtes. Wobei wir schon unterscheiden, ob wir im Norden oder Süden leben. Wir machen uns auch durchaus darüber lustig, wenn jemand „Dialekt“ spricht. Diese kleinen Spitzen kenne ich nur zu gut. Du bestimmt auch.

      „Ich schäme mich aber auch nicht auf Grund der deutschen Vergangenheit für mein Land. Ja, das war mehr als schrecklich – aber lange vor meiner Zeit. Von Erbsünden halte ich nichts.“

      Japan hätte fast ein ähnliches Schicksal wie Deutschland erfahren. Der Weitsicht oder Strategie des amerikanischen Generals Douglas MacArthur ist es zu verdanken, dass die Monarchie in Japan erhalten blieb. JapanerInnen sehen den Kaiser als Vater, der zwar keine wirkliche Macht mehr hat, aber dessen Äußerungen trotzdem Gewicht haben.

      Der Kaiser hat sich schon vor vielen Jahren bei China für die Kriegsverbrechen entschuldigt. Also der Vater für die Taten der Kinder. Das macht diese Taten niemals ungeschehen, aber es war eine Geste. Leider ist der kommunistischen Regierung Chinas der Sinn für Tradition abhanden gekommen. Durch diese Entschuldigung, durch die Rolle des Kaisers, ist dem japanischen Volk die Schuldfrage erspart geblieben, um es in einfachen Worten auszudrücken. Es würde den Rahmen dieser Antwort sprengen, wenn ich das im Detail erkläre. Du verstehst hoffentlich richtig.

      „Wir – die Deutschen – müssen lernen, mit dem Thema offen umzugehen. Um daraus zu lernen und der Vergangenheit die Macht zu nehmen. Es soll, bitte nicht mißverstehen, nicht vergessen werden. Das darf es nie, im Gegenteil! Aber genauso, wie ich es falsch finde auf ein ganzes Land stolz zu sein, finde ich es falsch, ein ganzes Land mit der Vergangenheit zu knebeln.“

      Genau das ist der Punkt! Die Studentenbewegung, die ich durchaus verstehen kann, hat sich gegen die Altnazis aufgelehnt. Kennt man deren Durchmarsch in die Behörden und Ämter der BRD, ist das nachvollziehbar. Aber auch eine „Gefängnisstrafe“ ist irgendwann zu Ende und der nun Vorbestrafte fängt ein neues Leben an. Die Linken, oder Teile davon, sehen das anders. Sie wollen nach verbüßter Haftstrafe noch lebenslange Sicherheitsverwahrung. Und an genau dieser Stelle beginnt ihr Denkfehler.

      Sicherheitsverwahrung mag im Fall eines Mörders in Ausnahmefällen der richtige Weg sein. Aber in diesem Fall richten sie die Enkel und Urenkel, die Nichten und Neffen, quasi jeden Angehörigen dieses schon lange verstorbenen Verbrechers. Und genau das ist falsch! Wir müssen diese Nachkommen selbst entscheiden lassen, wie sie leben möchten. Ohne jemals den Blick auf diese dunklen Jahre zu vergessen. Neofaschisten, wenn wir sie so nennen wollen, nähren sich an diesem Schuldkomplex. Sie haben über viele Jahrzehnte das Wort Heimat und Patriotismus negativ besetzt. Das müssen wir alle ihnen endlich nehmen.

      „Links außen“ und „rechts außen“ sind für mich tatsächlich langsam zum gleichen Schlag geworden. An den Haaren herbeigezogene Gründe um zu randalieren und größtmöglichen Schaden anzurichten. Für mich die beste Lösung wäre wie früher eine Gefängnisinsel. Dort können die sich gegenseitig die Köppe einschlagen und der Rest von Deutschland könnte langsam zielgerichtet die Zukunft anpacken.“

      Ein anderer Blogger, dessen Beiträge ich sehr schätze, hat das sehr schön ausgedrückt. Er schrieb: Die Neoliberalen wie die Neofaschisten gehören in einen Sack. Ich lasse offen, was dann geschehen soll.

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      • „Wie kannst Du nur mit denen reden?“

        Wir müssen reden. Diskutieren. Die (wahren) Beweggründe derer herausfinden und auch unsere eigenen Argumente anbringen. Und eventuell auch widerlegen lassen.

        Meine Mutter hat damals als Kind, wenn ich (zu) sehr von meiner Meinung überzeugt war, die Diskussion umgedreht. Ich musste nun Argumente für die Gegenseite suchen und somit die „Gegner“ verteidigen. Was habe ich es Anfangs gehasst, für sinnlos erachtet, hatte ich doch in meiner Jugend die Weisheit mit großen Löffeln inhaliert…. Nach und nach lernte ich jedoch dadurch, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Und das man vor allem erkennen muss, was die wahren Beweggründe sind. Zumeist bei Extremen irgendeine Angst oder adoptierte Lügen, die man dann – manchmal – mit logischen Argumenten auflösen kann.

        Deutschland ist noch in seiner Vergangenheit gefangen. Eine solche Entschuldigung samt Neuanfang wäre hilfreich gewesen, damit man offen abschließen kann.
        Da es das nicht gab, wird jede Auseinandersetzung im Keim erstickt. Die Rechten setzen auf wilde Lügen und Halbwahrheiten und haben so mit ihrer Bauernfängerei Erfolg. Der Rest scheut sich vor einer offenen Diskussion und versucht den rechten Brand mit dem Mäntelchen des Schweigens und Phrasen zu ersticken um die Masse bei Laune zu halten. Was dabei rauskommt, sieht man grade. Nur die wirklichen Probleme lösen – dafür ist keiner da.
        Wir bewegen uns auf einem politischen Minenfeld. Weltweit und auch in Deutschland. Das kann so nicht gutgehen….

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      • Bei meinem Deutschlandbesuch vor einigen Wochen stand auch die Leipziger Buchmesse auf dem Programm. Dort habe ich es durch einen Zufall geschafft und einige Mitglieder der „verfeindeten Lager“ zu einem Gespräch animiert. Wobei das vermutlich „Normale“ waren.

        Was ist die Wahrheit? Es gibt immer mehrere Arten der Wahrheit: Deine, meine und „die Wahrheit.“ Ich mag es gern eine andere Wahrheit / Meinung zu hören und kann die auch so lange akzeptieren, wie sie einigermaßen logisch ist. Blinden Hass / Aktionismus lehne ich ab. Leidenschaftlich für eine Sache einzustehen, im Rahmen eines Diskurses, hat eine andere Qualität.

        Das Problem in Deutschland, Gegenargumente werden fast immer persönlich genommen. Statt eine andere Meinung zu akzeptieren wird alles unternommen, um sie zu unterdrücken. Genau das erleben wir zur Zeit in Deutschland. Trillerpfeifen werden zum Teil gegen ganz normale BürgerInnen eingesetzt, die einfach nur Angst haben.

        Warum geht keiner dieser angeblich so gebildeten Antifa-VertreterInnen ans Mikrofon und setzt sich sachlich-kritisch mit den DemonstrantInnen auseinander? Weil die Antifa a. für den Aufmarsch bezalt wird, b. nur aus Chaoten besteht, die einfach nur auf Randale aus sind, oder c. beides?

        „Deutschland ist noch in seiner Vergangenheit gefangen. Eine solche Entschuldigung samt Neuanfang wäre hilfreich gewesen, damit man offen abschließen kann.“

        Vielleicht steht Deutschland vor der historischen Chance genau das zu tun. Leider gibt es Kräfte aus beiden politischen Lagern, die den momentanen Zustand des Landes für ihre Zwecke ausnutzen möchten, bzw. erst geschaffen haben.

        „Die Rechten setzen auf wilde Lügen und Halbwahrheiten und haben so mit ihrer Bauernfängerei Erfolg.“

        Wir müssen aber auch klar sehen, dass den Medien und den Politikern dabei eine besondere Rolle zukommt. Viel zu oft verkaufen sie uns ebenfalls nur Halbwahrheiten. Siehe die Diskussion um die Essener Tafel. Empörung auf breiter Front, als man dort die Notbremse zog. Verschleiert haben die Empörten damit, warum solche Tafeln in einem reichen Land wie Deutschland nötig sind. Das ist Munition für jeden, der seine „Waffe“ argumentativ laden will.

        Die Riege um Frau Merkel, eigentlich sehr viele der im Bundestag (abwesenden) Abgeordneten, sie alle wirken oft eher mittelmäßig begabt. Und das ist noch harmlos ausgedrückt.

        „Wir bewegen uns auf einem politischen Minenfeld. Weltweit und auch in Deutschland. Das kann so nicht gutgehen….“

        Man könnte das mit dem hegemonialen Zyklus erklären, bzw. der Hegemonietheorie. Aufstieg eines Hegemons (evtl. durch Krieg), Dominanz, Phase des Friedens, Machterhaltung durch Soft Power (Beeinflussung der Bevölkerung durch die Medien), Abstieg und Aufstieg eines neuen Hegemons durch Krieg / Chaos etc., um es ganz grob auszudrücken. Danach beginnt der Zyklus von vorn.

        Was wir dagegen tun können? Als Einzelne kaum etwas. Eine „Gruppe“ kann mehr erreichen. Lasst uns reden, dass müssen und werden „wir“ schaffen.

        Grüße aus Fukuoka

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