„Winter, das ist wie eine Endzeit. Ohne das Wissen um den Frühling stirbt der Mensch.“
Die Reise nach Sapporo dauert zwei Stunden. Gut gelaunt kommen wir in der Partnerstadt von München an. Vom Herbst in den Winter, auf Japans nördlichster Halbinsel ist es kalt. Natürlich sind wir gerüstet, Yuki hat an alles gedacht. „Sich Schneefest machen“, nennt sie das und lacht, als wir uns in dicke Jacken hüllen. Der Mietwagen ist wintertauglich, ein Subaru mit Allradantrieb muss es sein.
Bild: Sapporo, Airport.
Nach dem Stress der letzten Wochen wollten wir allein sein. Zeit füreinander zu haben ist uns schon immer sehr wichtig. Was viele nicht verstehen, wie wir Beruf und Privates trennen. „Ihr seid doch ständig zusammen!“ Wo ist das Problem?
Yuki und ich beruflich sind ein eingespieltes Team und voll auf die jeweilige Aufgabe konzentriert. Aber wir wissen beide, wie wichtig Abstand vom Alltag ist.
Bild: Winter in Japan (Sapporo)
Diesmal führt uns die Reise in einen Winter, der einzigartig ist. Japan in dieser Jahreszeit zu erleben, ist völlig neu für uns. Aber wir haben diese Chance bekommen und nutzen sie. Wer weiß wo wir das nächste Jahr (er)leben.
Vor dem Sapporo Tourist Center erwartet uns ein Ninja, der allerlei Faxen macht. Der junge Mann imitiert irgendwelche Fantasiegebärden, die er vermutlich in einem Film gesehen hat. Das muss ich natürlich genauer wissen und bleibe kurz stehen.
Ninja
„Original Ninja Kleidung!“, nuschelt er durch seine Maske, „ganz billig und nur hier bei uns!“ Wieder imitiert er etwas, das ihn bedrohlich aussehen lassen soll. Soll ich ihn blamieren?
„Untersteh dich!“, flüstert Yuki und zieht mich weiter. „Lass ihm doch den Spaß.“ Den haben dann einige Amerikaner, die begeistert von seinem Auftritt sind. Vermutlich kaufen sie nun „echte Ninja Kleidung“, um damit zu Hause anzugeben.
Prompt fällt mir Großvater Satoshi ein. Wie es ihm wohl geht? Ich werde ihn anrufen und vielleicht klappt auch noch ein kurzer Besuch. Ob es den Jungen interessiert hätte, dass ich echte „Ninja“ in meiner Familie habe? Aber eigentlich heißen die Shinobi, das hat nur mal wieder keiner gewusst.
Es weihnachtet sehr
Sapporo hat einen deutschen Weihnachtsmarkt, der gut besucht und mit allerlei Köstlichkeiten überladen ist. Wir begegnen KoereanerInnen, die überall in Japan anzutreffen sind. Es gibt keine Vorurteile, aber oft lustige Neckereien. Sapporo im Winter ist schön, Japan hat Weihnachten für sich entdeckt.
„Fast wie in Deutschland“, sagt Yuki und schmiegt sich in meinen Arm. „Ja, aber hier sind zu viele Japaner“, erwidere ich auf Deutsch, was mir ein lachendes „Du bist unmöglich!“ von ihr einbringt. Wie gut dass Frau Spaß versteht.
Zwei junge Japaner suchen auffällig oft Blickkontakt zu einer Gruppe junger Mädchen. Sie sind angetrunken und plappern dummes Zeug. Als wir uns zu den Teenagern gesellen, drehen die Männer ab. Sehe ich so bedrohlich aus?
Die drei Mädchen entpuppen sich als in den USA lebende Japanerinnen, die Verwandte in Sapporo besuchen. „Wir sind Schwestern“, sagen sie und lachen. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.
Sie entschuldigen sich für ihr holpriges Japanisch. „Zu Hause sprechen wir fast nur noch Englisch!“ Wir erzählen von Deutschland und sie hören begeistert zu. Sie winken zum Abschied, als ihre Eltern kommen.
(Nicht barfuß!) Im Park
Ein Tag später, der Onuma Quasi-National Park wartet schon auf uns. Auch dort treffen wir auf ein Sammelsurium an Menschen. Mandarin, Englisch, Koreanisch, Deutsch identifiziere ich locker. Wir schweigen und lächeln auf japanisch.
Ich könnte viel erzählen, wie ich etwa die Inari traf. Aber für die meisten Menschen war dort nur ein Fuchs zu sehen. Natürlich weiß ich das alles viel besser. Immerhin bin ich mit der „Yuki-onna“ liiert. Aber das habt ihr schon gewusst.
Die folgenden Bilder sind auf dem Weg durch den Park entstanden. Und wir haben wirklich ein Mädel mit kurzem Rock gesehen! Das ist so typisch japanisch, wie der Gang zum Frauenarzt im Winter.
Ich habe darauf verzichtet Bilder von Menschen zu machen. Wer in dieser Einsamkeit unterwegs ist, der bleibt gern privat. Auch wir. Das ist unser Elfenwinter, von dem ich lediglich Schnappschüsse teile.
Die wenigen Tage vergehen wie im Flug. Aber wir haben neue Kraft und Ruhe mitgenommen. Japan, ich gewöhne mich an dich. Im Traum erscheint mir wieder die Inari und stupst mich mit ihrer feuchten Nase an. Ich folge ihr und Yuki kommt mit.
Liebe Mayumi, liebe Yuki, ich habe mich sehr über die Bilder und Erlebnisse gefreut und Menschen fehlen mir auf den Bilder nicht 😉 Ich werde mir noch öfter die Aufnahmen berachten und denken, „Ach wie schön, fotografieren kann sie also auch.! 🙂 Beste Grüße ins verschneite Elfenheim!
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Alle JapanerInnen werden mit dem „Klick Gen“ geboren. Aber das hast du bestimmt gewusst. 😀 😛
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Nööö, ich weiß auch nicht alles, aber fast hätte ich heute einen coolen japanischen Studenten fotografiert. Er hatte Monsterkopfhörer auf, hautenge und viel zu kurze Jogginghosen, knallbunte Socken, lässige Sneakers und eine Turmfrisur wie ein Igel 🙂 Hab mich dann doch nicht getraut zu fragen, aber es wäre ein schöner Gruß aus der Heimat in die Heimat gewesen!
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Woher wusstest du, dass er Japaner ist? 😀
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Er war einfach der Prototyp eines Japaners 😉
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Und wenn es ein Koreaner war? 😛
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Ich weiß ja, dass ich bei dir sicher sein muss, sonst hätte ich es nicht so vorwitzig geschrieben 😀 Er war sogar ziemlich groß, schätzungsweise 185 cm 😉
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Und das macht ihn natürlich zum Japaner. Ist klar. 🙂
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Ha Ha Ha, nein, aber das fand ich schon klasse, sind die Japaner doch eher keine Riesen, aber jetzt hoffe ich ihn, doch noch mal in der Nähe der Uni zu treffen und dann frage ich nach seiner genauen Herkunft 😉
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🙂
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Ihr habt dort ja ganz viel Schnee. Wunderschön! 🙂 Auf den Fotos sieht der japanische Weihnachtsmarkt wirklich aus, wie einer von hier. Ich glaube mal hoffnungsvoll daran, dass es auch hier bald wieder schneien wird.
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Schau vielleicht mal im Netz nach „Sapporo Christmas Market.“ So kamen wir doch auf die Idee. Wir sind wieder zurück in Fukuoka und werden gleich wilde Kerle und Mädchen ver … trainieren. 😀
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Viel Spass dabei! 😉
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Den hatten wir 🙂
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Wunderschöner Bericht, danke…
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Danke dir fürs lesen.
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