Über das Wort „Heimat“ scheiden sich die Geister. Heimat, das schreiben sogar Philosophen, sei nur ein Gefühl. Aber ist das wirklich so? Sind wir, die wir in einem Land mit Tradition und Geschichte leben, nicht auch nur heimatlos?
Wikipedia definiert Heimat auf diese Weise: „Der Begriff Heimat verweist zumeist auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er auf den Ort angewendet, in den ein Mensch hineingeboren wird und in dem die frühesten Sozialisationserlebnisse stattfinden, die zunächst Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und Weltauffassungen prägen.“
Ich bin in Japan geboren und habe dort meine ersten Jahre verbracht. Eine Erinnerung daran fehlt mir leider. Ich war damals einfach noch zu klein. Und doch ist Japan auf ewig meine Heimat, wie es auch Deutschland für mich ist. Ein Widerspruch, ein Spagat?
Vergessen wir mich für eine Weile und schauen uns einen beliebig Deutsche an. Geboren vielleicht in Frankfurt oder Magdeburg. Nennen wir unseren Charakter Franziska. Die weibliche Form liegt mir mehr. Franzi(ska) wächst in einem geborgenen Umfeld auf, sie geht zur Schule und macht auch Abitur.
Danach studiert sie in London und Paris, arbeitet in New York und kommt Mitte Dreißig wieder in Frankfurt an. Dort verliebt sie sich und bekommt zwei Kinder.
Wo ist die Heimat für diese Frau? Ist sie vielleicht nur eine Weltbürgerin, die nirgendwo und überall zu Hause ist, oder doch eine heimatverbundene Person, die sich nach ihrem Deutschland sehnt.
Bei Franzi kann ich nur spekulieren, aber bei meiner Person weiß ich es genau. Deutschland ist Heimat für mich, ich mag dieses Land. Ich mag auch seine Menschen. Deutschland ist mehr als ein vages Gefühl für mich. Hier bin ich aufgewachsen, hier bin ich zu Hause.
Die Traditionen und Kultur Deutschlands haben mich schon immer interessiert. Auch die Geschichte, die einzigartig ist. Gleiches gilt für Japan, das ich ebenfalls als Heimat sehe.
Für welches der beiden Länder mein Herz im Kriegsfall schlüge, hat man mich vor Jahren gefragt. „Für beide“, habe ich damals gesagt und stehe dazu noch immer.
„Deutschland und Japan würden niemals Krieg gegeneinander führen. Aber miteinander sind sie stark.“ Prompt hat man(n) damals die Nazikeule ausgepackt und mich als „Spinnerin“ tituliert. So ist das eben, wenn man(n) keine Argumente und kein Gefühl für Heimat hat.
Die TAZ hat vor einer Weile auch über das Phänomen Heimat geschrieben und kam, ganz in linker Tradition, zu dem Schluss, dass Heimat ein Wort der „rechten Szene“ sei.
Dumm nur, Heimat, ahd. heimuoti, ist ein urdeutsches Wort und keine Erfindung irgendwelcher Nazis. Ich habe damals den Kopf geschüttelt und hätte dem Schreiberling gern einige Takte gesagt. Aber vermutlich war er staatenlos und ist im Weltall aufgewachsen.
Am ehesten ist Heimat für mich ein kleines Dorf am Rande der Lüneburger Heide, aber generell ist es dort wo meine geliebten Menschen sind. Ich lebe gerne in Deutschland und mag auch jedes Wetter. Alleine wegen der Sonne oder irgendwelcher anderer Vorteile würde ich nie wegziehen. Italien liebe ich, Japan fasziniert mich und Argentinien weckt sehnsucht in mir.
LikeGefällt 2 Personen
Heimat ist dort, wo meine Elfe ist. Also habe ich sie eingepackt … 😀
Ich habe halb Europa und die Welt gesehen. Als Kind war ich mit meinen Eltern in Kanada. China, Korea, leider viel zu kurz, und nun die USA. Wo ich dann wieder lande, das muss man sehen. Meine Eltern verfolgen die Entwicklung in Deutschland mit einiger Sorge. Sie haben keine Angst, aber vieles gefällt ihnen nicht. Aber sie sind zu sehr Japaner, um es anzusprechen. Das mache dann ich.
Hast du Japan jemals besucht?
LikeGefällt 1 Person
Leider war ich noch nicht in Japan und Argentinien, aber dort werde ich noch hinreisen, mit viel Zeit im Gepäck und meine Elfe nehme ich natürlich mit 😉
LikeGefällt 2 Personen
Unbedingt die beste Reisezeit für Japan beachten. Du willst dort nicht im Sommer hin. Entweder es regnet oder es ist brütend heiß! Oder beides 😀
LikeGefällt 1 Person
Für mich ist Heimat eine Verbindung aus Raum und Menschen. Würden aus Köln plötzlich alle Menschen verschwinden, die mir wichtig sind (Familie, Freunde und Bekannte), würde das Heimatgefühl womöglich schrumpfen.
Wenn ich länger in einem anderen Land war, fühle ich mich bei der Rückkehr nach Köln immer so, als ob ich nach Hause komme. Das spricht für mich auch für ein Heimatgefühl. 😀
Zum Beispiel Franziska: Sie kehrt zurück nach Frankfurt (zu ihren Wurzeln). Wenn sie mit ihrem Partner, ihrer Partnerin, ihrem Ehemann oder ihrer Lebenspartnerin zusammen mit den Kindern beispielsweise in ein Haus zieht, wird das ihre Heimat werden (Verbindung aus Raum und Menschen). Dennoch wird sie sich vielleicht in ihrem Familienanwesen, indem sie aufgewachsen ist, auch immer noch heimisch fühlen. Das spricht vielleicht wiederum dafür, dass Menschen nicht unbedingt nur eine Heimat haben.
LikeGefällt 1 Person
Fremde Heimat, habe ich Japan vor Jahren genannt. Die Sprache verstand ich, die Menschen nicht. Das dauerte mehrere Sommer und viel Geduld meiner Eltern und Verwandten. Klein Mayumi hat sich sehr wenig japanisch benommen. 😀
In den USA werde ich nicht nur Deutschland als Heimat vermissen. Wir pendeln ständig zwischen Düsseldorf und Stuttgart. Beide Städte sind Heimat für mich. Wobei vermissen mehr impliziert, als ich wirklich empfinde. Das geht so:
Yuki da? Check!
Rest: Gut!
😀 😀 😀
LikeGefällt 1 Person
Bei mir ist es seit einem dreiviertel Jahr ja so:
Yi Man nur am Wochenende in Köln …Check!
Ich bin froh, wenn die Wohnungen der Elbphilharmonie endlich fertig sind.😅
LikeGefällt 1 Person
Home is where I lay down my head… 😉
LikeGefällt 1 Person
Liebe Mayumi, Heimat kann sooo viel bedeuten: – die Sprache, die Menschen, das Land, das Dorf, das Haus, die Liebe, die Arbeit – oder auch einfach nur ein Gefühl. Ich kann nicht ohne.
Alles Liebe,
Michael
LikeGefällt 1 Person
Du hast das Gefühl „Heimat“ gut in Worte gefasst. Dank dafür.
LikeLike