Queer zu sein, hat sich in Filmen langsam durchgesetzt. Scheinbar. Fast. Immer mehr Produktionen outen sich. Ja, es gibt sogar den „Schwulen Kommissar.“ Dumm nur, dass der Polizeiruf 110 nun ohne den Darsteller weitermachen muss. Der hat die Mitarbeit gekündigt. Zu Recht, weil dieses filmische Coming Out blanker Unsinn war.
Und schon sind wir beim Umgang mit Lesben, oder Schwulen im deutschen Film. Da fehlt noch ein Riesenschritt zur Normalität. Vor einigen Jahren gab es eine Reihe tragischer Lesbenfilme im Kino. Happy End oft Fehlanzeige. „Die Lesbe“ musste immer sterben. Und das hat mich meist wütend gemacht.
Der Tatort „Einmal wirklich sterben“, wollte alles besser machen. Oder sollte. Also fast. Zwei der dienstältesten und in Ehren ergrauten Urgesteine des Tatorts, haben bayrisch-launig durch die Szenen geführt. Machos, wie sie im Buche stehen und alles andere, als mein Fall.
Der Plot war so schwach und wirr, dass Yuki schon bald das hübsche Näschen rümpfte. Gemeinsam schreiben wir nun diesen Verriss. Denn mehr kann man zu diesem Filmchen nicht sagen, das, in Sachen Frau und Lesbe, völlig daneben ist.
Emma, die als Kind ihren Vater mit Pistole sieht, Emma, die das Massaker an Mutter und Bruder nur traumatisiert überlebt, diese Emma ist danach so schwer gestört, dass sie nun lesbisch ist. Das ist Schwachsinn pur und das übliche Klischee.
Die versteckte Botschaft: lesbisch ist krank! Immer wieder gibt in Filmen es die „gestörte“ Lesbe, die unter Depressionen leidet. Normalität sieht wirklich anders aus. Auch eine Karate-Schule, deren Inhaberin sich in Emma verliebt. Warum und wann bleibt der Film schuldig. Es werden weiter Klischees bedient.
Auch in Sachen Kampfsport, von dem die Macher keine große Ahnng haben. In einer Szene kickt die Leiterin der Schule gegen Kommissar 1 und wird von Kommissar 2 sofort und problemlos gestoppt. Schon hier habe ich tief Luft geholt und Elfchen den Kopf geschüttelt.
Fairerweise muss man dazu sagen, dass die Schwarzgurtträgerin nur etwas demonstrieren wollte. Der normale Zuschauer versteht das wieder nicht. Die Botschaft: Karate taugt nichts, wenn Frau das macht. Aber selbst bei körperlicher Überlegenheit von Mann, hätte der sie niemals so leicht überwältigen können.
Ich vermute, Drehbuchautor und Regisseur waren von so viel Frauenpower überwältigt und haben die schnell stoppen müssen. Trotzdem schmeckt die Szene bitter. Noch bitterer wird es, als die vorher so toughe Lesbe zur weinerlichen Witzfigur mutiert. Von einem Moment auf den anderen, ist sie ein hilfloses Frauchen. Sorry, liebe Filmemacher, das glaubt euch kein Mensch!
Noch unglaubhafter jene Szene, wenn sie den Revolver zeigt und sich wieder ohne jede Gegenwehr in den Polizeigriff nehmen lässt. Von zwei ach so tollen Supermännern. Das ist Quatsch, das ist Unsinn, das ist einfach nur dumm gemacht. Voh Selbstverteidigung hatten die Filmemacher keine Ahnung. Punkt!
Was mich dann richtig erboste: die Karate-Lehrerin rettet die Geliebte, schießt dabei versehentlich deren Vater an und erschießt dann dessen herbeieilende Geliebte. Einfach so, als habe sie das schon immer gemacht. Später gab es noch etwas Sex zu sehen. Also nach den Mord. Wir aber wollten gern abschalten bei diesem Müll.
Emma, die Schauspielerin Anna Drexler, tut sich ebenfalls schwer mit diesem Skript. Halbwegs kriegt sie die Kurve, aber wie hätte sie es besser machen können. Nur ihr Filmtod war so völlig sinnlos und überflüssig, wie der ganze Film.
Aber dieser Tatort kam aus Bayern. Dort müssen Lesben offenbar noch immer Gestörte und Mörderinnen sein. Und das ist Schnee von vorvorgestern. Da warte ich lieber auf Filme mit Ulrike Folkerts. Auch, wenn die keine lesbische Kommissarin spielen darf, oder will.
Ich fand den Tatort eigentlich ganz gut. Nd musste auch dabei an Dich denken. Mir war klar, dass Du das anders sehen würdest. Ich habs genommen al sdas was es ist: seichte Unterhaltung an einem sowieso schon schwierigen Tag. LG Ulrike
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Einen Tatort sehen viele Menschen. Und nehmen was sie sehen, als Wahrheit hin. Dabei geht es weniger um Karate, die Darstellung von Frauen ist meist ebenso daneben. Egal, ob nun lesbisch, oder nicht.
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Tatorte haben wir schon sehr lange „aufgegeben“… 😉
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Die mit Ulrike Folkerts sind bei uns Pflicht. 🙂
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😀
Das erinnert mich (VORSICHT: STIEG LARSSON-BUCHSPOILER!!!)
…
…
…
an Steig Larssons „sanfte“ Medien- und Gesellschaftskritik in „Vergebung“; da mutiert die als Zeugin gesuchte (und eigentlich bisexuelle) Lisbeth ziemlisch schnell für Presse und Polizei zur männerhassenden und -mordenden Kampflesbe. Ahrg.
Normalität in Bezug auf das „Queerige Volk“ (das klingt schön, oder? 😀 ) wir es wohl erst dann geben, wenn eine Lesbe/ein Schwuler in einem Film auftaucht und … einfach mal kein Wort darüber verloren wird.
BTW, liebes Biest: Gibt es eigentlich Lesben-Witz? *Duckundweg*
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Ich kenne die Millenium-Trilogie mit Noomi Rapace, als Lisbeth. Sie hat die Rolle perfekt gespielt. Selten sah ich solche Augen, außer bei mir.
Männer verstehen oft nicht, was bisexuell bedeutet und was lesbisch ist. Sie scheren alles über einen Kamm, besonders die Schmuddelpresse. Kampflesbe, oder Dyke klingt gleich so viel besser und diskriminiert auch so wunderbar.
Ja, Lesben-Witze gibt es. Und auch welche über Blonde. Die sind mindestens genau so doof.
Trifft ein Playboy auf eine Lesbe. „Hey Baby“, säuselt er, wollen wir nicht beide das gleiche?“ Die Lesbe nickt und meint dann „Klar, reißen wir ein paar scharfe Weiber auf!“
Na Baby, hast du gelacht?
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Nee, nicht gelacht. Ich kenn auch keine Hetenwitze … Gibt es die wenigstens? 😀
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Gibt es bestimmt. Als Trauerspiel. 😛
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„Warum dauernd trauern? Schaut Euch diese Frau an!“ – „Schande, dazu bist Du imstande? …“
Danke für den Fettes Brot-Ohrwurm, ahrg, den hab ich jetzt wieder ta-ge-lang!
„… und Du Hengst denkst längst an ne andere!“ 😉
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Ich denke immer an die eine. Meine. 🙂
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„Die Eine, die Eine oder keine, für keine andere Frau ging‘ ich lieber in den Bau, keiner ander’n Frau trau ich mehr über den Weg, es gibt keine and’re Frau, mit der ich mich lieber schlafen leg'“ *schiefaberfröhlichrap*
– Grüße von der Firma, 😀
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Hyper, hyper, hyper? 🙂
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Eins meiner Lieblingsbücher ist „Irgendwas geht immer“ von Dawn French. Ich habe selten ein Buch gelesen, in dem Homosexualität so selbstverständlich und einfach kein besonderes Thema war, abgesehen davon ist das Buch einfach echt witzig und ich finde das Lesen lohnt sich auf jeden Fall 😉
Hoffe insgeheim auch noch auf eine Verfilmung…♥
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Einen schönen Montag wünsche ich ich sehe wie es ist und jeder ist wie er ist.Wünsche dir eine gute Woche lieber Gruß Gislinde
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Dir auch eine schöne Woche, liebe Gislinde.
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ganz ehrlich, ich kanns weder bei den falsch gepolten Männer, noch bei den Frauen verstehen, ich kann Menschen, die so sind respektieren, aber von verstehen bin ich weit entfernt.
Liebe Grüsse zentao
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Du hältst mich also für falsch gepolt? Interessant. Danke für dieses Coming Out.
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nandalya: wer doch traurig, wenn eine karate-expertin keinen mann ohne karate.kenntnisse überwältigen könnte!habe von einer bekannten gehört, dass ihre 16-jährige cousine im judo-training erwachsene männer wirft, dazu ist dieser sport doch wohl gedacht!
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Klassisches Karate und Judo dienen nur der Selbstverteidigung. Die eigentliche Philosophie dahinter kommt leider viel zu kurz.
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ich selber habe eine körperbehinderung, habe ratschlag erhalten, kampfkunst zu lernen, was sagen sie als expertin, käme wohl auf versuch an!?
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Das kommt auf die Art der Behinderung an und auf die eigene Zielsetzung. Grundsätztlich halte ich Sport für wichtig. Ja, ein Versuch kann niemals schaden.
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es soll jetzt nicht falsch verstanden werden, aber als mann habe ich das gefühl, dass eine kampfkunst-vorführung bei frauen einfach besser aussieht! da ist der ganze körper im schwung, kann dies sein?
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Das liegt vermutlich im Auge des Betrachters. Bei Frauen wirkt es eleganter, Männer sind dynamisch-kraftvoller.
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nandalya, ja, kann natürlich sein! vieleicht liegt es auch daran, dass ich als unbeteiligter laie einfach nur erstaunt bin, was eine hübsche zarte dame mit einem angreifer machen kann, ich kenne mich da ja nicht so aus!
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Das sind wirklich sehr überholte Darstellungen von Lesben, die mich total nerven. Es gibt so viele Lesbenfilme, in denen die Lesben sich am Schluss umbringen, weil die Geliebte mit einem Mann zusammen kommt oder in denen sie sterben müssen, weil sie als Mörderinnen in dem jeweiligen Film dargestellt werden. Das ist so fernab von der Realität, dass diese Darstellungen für mich total skurril wirken. Vielleicht sollten sich solche Regisseure mal mehr mit der Realität auseinandersetzen. Ich wäre ihnen dafür auf jeden Fall sehr dankbar!
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Punkt! 🙂
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