Dieser Beitrag ist einige Monate alt. Und eigentlich wollte ich ihn nicht bringen. Das Original hätte Graf Werner geoutet und ich mich um Kopf und Kragen geschrieben. Das galt es zu vermeiden. Auch eine weitere „Rote Karte“, die Yuki mir symbolisch zeigte. Also habe ich einge Passagen gestrichen und den kompletten zweiten Teil. Er war zu verräterisch. Hier also nun (m)eine kleine Geschichte, wie ich zu meinem Job als Unternehmensberaterin kam.
Ob es den Zufall wirklich gibt, haben schon viele Menschen bezweifelt. Viele nennen es Schicksal, wenn der Zufall ihr Leben verändert. Ich glaube weder an den Zufall noch an Schicksal. Nur an mich selbst. Aber die Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen wird alles verändern. Sayonara Uni, willkommen Rest meines Lebens.
Graf Werner lässt bitten, schmunzelnd führt er uns in den Salon.
„Das freut mich jetzt wirklich Sie beide wiederzusehen“, sagt er.
Von Düsseldorf aus sind wir nach Norden gefahren. Gut motorisiert mit dem 370Z und wie immmer voller Tatendrang.
Hamburg präsentiert sich diesig und ich wähle Graf Werners Nummer.
Der Termin steht schon seit einigen Tagen. Aber unangemeldet mag ich nicht.
„Meine Frau spricht oft von dem Urlaub“, lässt er uns wissen. „Sie wird sich riesig freuen.“
Japan zu Gast bei Freunden.
Bei Tee und Gebäck vergeht die Zeit im Flug. Graf Werner will den Z gern sehen.
„Denk an deine Bandscheibe“, mahnt seine Frau.
Aber der alte Unternehmer lacht.
Yuki unterhält sich weiter mit ihr, während ich den Grafen zum Nissan führe.
„Der sieht chic aus“, lobt er das Design. „Nur komme ich kaum dort rein.“
Aber der Sitz passt wie angegossen.
Fauchend erwacht der Z zum Leben und Graf Werners Augen leuchten.
„Serie ist das nicht“, stellt er mit geschultem Ohr fest.
„Nein“, erwidere ich. „Dieses Schätzchen hat über 400 PS.“
Wir rollen die Einfahrt zu Graf Werners Villa entlang und er lotst mich zur Autobahn.
„Wunderbar!“, entfährt es ihm immer wieder. „Dieses Gefühl habe ich lange vermisst.“
Freiheit kann so einfach sein.
Wir fachsimpeln über Autos, Beruf und Sport.
„Ich habe auf der Uni mal geboxt“, lässt er mich wissen. „Und Sie wollen Ihre Kunst wirklich in Vollzeit lehren?“
„Davon werde ich kaum leben können“, erwidere ich. „Aber ich habe noch andere Ideen. Nur Angestellte mag ich keine mehr sein.“
„Mit Ihren Kenntnissen könnten Sie viel Geld verdienen“, meint der Graf. „Vor allem durch ihren Titel.“
Titel, Thesen, Temperamente.
Er zwinkert mir verschwörerisch zu.
„Sie glauben kaum, wie wichtig Titel sind“, fährt er fort. „Obwohl der Adel in Deutschland offiziell abgeschafft ist, interessiert das niemanden. Sie werden als Graf ganz anders behandelt. Mir hat es den Weg geebnet und vieles deutlich erleichtert. Und irgendwann verdient sich das Geld ganz von allein.“
Understatement pur, der Mann war schon immer Multimillionär.
Aber über Geld redet man/n in diesen Kreisen nicht.
„Ein Freund von mir hat eine marode Firma gekauft“, sagt er. „Dem Inhaber fehlte es an Kapital, aber sein Produkt ist Spitze. Nun sucht er Werbestrategen und Unternehmensberater. Hätten Sie Interesse?“
Eigentlich habe ich mit BWL abgeschlossen. Aber Unternehmensberater sind durchaus kreativ. Und das traue ich mir zu.
„Warum nicht“, sage ich. „Eine Herausforderung ist es auf jeden Fall.“
Selbstbewusstsein pur. Scheitern werden nur die anderen.
Graf Werner strahlt und nickt.
„Ich mag ihren frischen Geist“, sagt er und greift zum Handy. „Wir fahren jetzt bei Fritz vorbei.“
Fritz, das ist Dr. Friedrich Holm (Name geändert), der beste Freund des alten Grafen. Und zigmal so reich wie er.
„Lassen Sie sich bloß nicht übervorteilen von dem alten Knaben“, sagt der Graf. „Der liebt es nur zu feilschen. Geld ist ihm egal.“
Wissen ist oft unbezahlbar.
Ich informiere Yuki, dass es länger dauert und erzähle ihr von dem Angebot des Grafen.
„Ja, mach“, sagt sie sofort begeistert. „Ich trinke dann noch eine Tasse Tee und schaue mir die Villa an. So eine kaufen wir dann auch, wenn wir gemachte Leute sind.“
Yuki-Humor und ich muss lachen.
Koffein brauche ich keins, jetzt gilt es einen klaren Kopf zu haben.
Logik sei mein Gast.
Dr. Holm ist sympathisch, aber skeptisch. Ein Gentleman der alten Schule. Frauen gegenüber reserviert, zeigt er mir dann doch die Bilanzen.
Graf Werner schmunzelt, als meine Blicke über die Zahlen fliegen.
Hochkonzentriert erkenne ich sofort einige Posten, die nach Streichung schreien.
BWL ist so einfach, wieso sieht Mann das nicht?
Dr. Holm prüft nach und stimmt mir zu.
Ippon! Der Punkt geht klar an mich.
„Sie haben den Job“, sagt Dr. Holm spontan und nennt mir eine Summe, für die er mich engagieren will.
Fast unmerklich schüttelt Graf Werner den Kopf und bedeutet mir mit den Fingern eine andere Zahl.
Dr. Holm schluckt, als ich sie ihm nenne und greift sich theatralisch ans Herz.
„Sie wollen einen alten Mann ruinieren“, sagt er und kann sich ein Lachen kaum verkneifen. „Aber Ihr Auftreten gefällt mir, also abgemacht.“
Die Zeche zahlen immer die anderen. Und Adel verpflichtet … nur die Besten.
Und zu denen gehöre ich.
Für Interessierte, die nicht alle Hintergründe kennen, hier die Links zur Historie:
Wie ich Graf Werner traf: Teil 1 – Teil 2 – Teil 3
Meine Selbstständigkeit: Ich, mein Selbst und das ständig
Yukis Rote Karte an mich: Eine Frau sieht Rot
Gratuliere! 🙂
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Danke dir! Der Auftrag liegt aber schon eine Weile zurück und die Firma ist gerettet.
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Ich bin sicher, du hast schon neue Aufträge am Wickel. 😉
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Ja, habe ich. 🙂
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Ich drücke Dir die Daumen, dass Du weiterhin so lukrative Aufträge bekommst! 🙂
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Dankeschön Molly 🙂 Der Graf und Dr. Holm hatten mich bereits wieder gebucht, wir waren deshalb auch schon wieder auf Achse. Und Ideen für neue Sachen habe ich auch. Verständlicherweise, werde ich die aber nicht 1:1 bloggen.
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Es tut gut. Deine Geschichten zu lesen. Du bist so selbstbewusst, Du machst dein Ding! Wunderbar!
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Ich bin was ich bin und das ist alles was ich bin 🙂
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Was ein toller Satz!
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Danke dir
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Wirklich toller Satz. Gefällt mir, ich glaube dir, dass du bei den Unternehmern ankommst. Die waren auch mal so wie du und sehen das. Das gefällt ihnen und kommt an.
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Alphas wie wir 😉
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Prima! Ich liebe deine Geschichten!
Und ob Zufall oder Schicksal.. an was auch immer man glaubt.. Das Leben bietet uns Möglichkeiten. Zuzugreifen, liegt aber an uns selbst. Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer das bestreitet und von sich wegschiebt, macht es sich leicht. 😉
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Ich schiebe nie. Nur dich 😛 Und das gern … mit sanfter Hand.
Ich hätte die Story nicht ohne „Graf Werners“ Okay gebracht. Sie ist unverfänglich, niemand kann auf die wahren Menschen, oder Firmen schließen.
Und ja, manchmal treffen wir solche Menschen und eine neue Möglichkeit entsteht. Zögern? Das machen nur die anderen. Ich gebe Gas! Kommste mit? 😀
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Wer zögert, gibt den Zweifeln ja auch Raum zum Wachsen. 😉
Wenn ich nicht freiwillig mitkommen würde, würdest du mich ziehen oder schubsen. :p Aber es tut gut, dass du das manchmal machst, ich schätze das sehr. 🙂
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Schön zu lesen, daß es euch beiden gut geht. Und daß Ehrlichkeit und Einsatz belohnt wird. Nicht vom Schicksal, nicht durch Zufall, sondern durch eigenes Senden und Empfangen. So ist auch mein Lebensmotto und auch mir wird gerade eine Hand gereicht, die neue Pforten aufschließt. Von Deinem Mut und Elan schneide ich mir hier und jetzt ein Portiönchen ab, meine Liebe. Danke dafür und Herzensgrüße, Deine Käthe, natürlich auch an Yuki.
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Über Mut schreibe ich die Tage noch. Mut als philosophischer Aspekt. Grüße zurück. Geschrieben mit Mandelaugenlächeln, aber ohne Adel 😉
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Mandelaugenlächeln, hach, ich danke Dir für diesen Schöngedanken. Es ist so einfach, jemanden zum Zurücklächeln zu bringen. Liebgrüße, Deine Käthe.
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Glück kommt denen zu, die lachen.
🙂
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Graf Werner kennengelernt zu haben war schon ein echter Glücksfall. Und du bist offensichtlich gut darin, eine Gelegenheit auch richtig zu packen. Beste Voraussetzungen, dass ihr eines Tages doch noch eure Villa kriegt 😉
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Das lag alles an meinem Mandelaugenlächeln 😉
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