Ringe, Macht und Winterspiele

Es ist Sonntagabend. Der Film ist zu Ende und nachdenklich spiele ich mit meinem Ehering.
Yuki schaut mich fragend an.
„Was ist denn?“, will sie wissen.
Wir haben „Der Herr der Ringe geschaut. Und wieder hat uns dieses Meisterwerk verzaubert.
„Ist es nicht seltsam, dass immer wieder Ringe ein Symbol von Macht und Stärke sind?“, frage ich. „Momentan ist doch auch wieder die Ringzeit angebrochen. Aber nicht die der Neun und auch nicht die der Drei. Fünf farbige Ringe beherrschen  die Welt.“
„Ja, stimmt“, erwidert Yuki. „Und das finde ich super. Auch, wenn die Olympischen Spiele einen homophoben Schatten haben.“
„Leider“, stimme ich ihr zu.
Die Medien waren voll von Russlands Anti-Homo-Politik. Und die kann und soll niemand gut heißen.

Einen Tag später haben wir Grund zum Jubel, Maria Höfl-Riesch holt Olympiagold.
Ich bin keine Freundin russischer Politik. Aber für Yuki und mich steht der Sport im Vordergrund. Und der ist richtig gut! Unsere Freundinnen und wir selbst sind regelrecht aus dem Häuschen, wenn wir uns die deutsche Goldbilanz anschauen. Aber wirklich begeistert, hat uns wieder einen Tag später, der Goldsprung von Carina Vogt. Da kommt diese fast unbekannte Springerin und fliegt allen anderen einfach davon. Und das ist für uns die wahre Sensation. Eine absolute Meisterleistung von Frau.
Vielleicht werden sich manche LeserInnen etwas wundern. Zwei in Japan geborene Mädels jubeln für Deutschland und nicht für die favorisierte Japanerin Sara Takanashi.
Aber wo ist das Problem?
Wir sind Deutsche, daran führt kein Weg vorbei. Wir werden keine japanische Flagge aus dem Schrank holen. Und Sara Takanashi kennen wir nicht.

„Vielleicht trägt Carina auch einen Ring der Macht“, scherze ich, während mir die Tränen in den Augen stehen.
Yuki lacht und wischt sich übers Gesicht.
„Ich dachte den hast du“, sagt sie frech. „Immerhin hast du mich doch verhext.“
„Überhaupt nicht wahr!“, protestiere ich. „Du und nur du allein hast doch deinen Zauber spielen lassen. Vermutlich bist du die in Japan wiedergeborene Galadriel.“
„Nee, ist klar“, sagt Yuki und fasst mir an die Stirn.
„Fieber, ich wusste es. Los, ab ins Bett!“
Diesmal werfe ich ein Kissen nach ihr.

6 Kommentare zu “Ringe, Macht und Winterspiele

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