Wer mit dem Feuer spielt

„Lass uns Freunde bleiben“, sagen vor allem Frauen oft bei Trennungen. Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob das nur eine Floskel ist. In vielen Fällen funktioniert das einfach nicht. Die Gefühle sind einfach noch zu frisch. Trauer, Wut, Hoffnung, verletzte Eitelkeit, Hass. Wir alle können auf ehemalige Partner blicken. Ich habe mit keiner Ex heute noch Kontakt. Nicht etwa aus Angst. Aber worüber sollte ich mit ihr sprechen? Schöne Erinnerungen teilen, verflossene Stunden? Wozu? Es gab immer einen Grund für die Trennung. Und daran hat sich nichts geändert. Vielleicht war es lediglich eine Affäre. Ohne Tiefe, ohne Bedeutung. Es passte in eben jenem Moment, jenen Stunden. Mehr war da nicht.

Ich kann schon den Aufschrei hören, die Widersprüche, die Gegenargumente. Fein. Aber es sind nicht meine Argumente. Ich empfinde anders. Und „Sex mit der Ex?“ Schon überhaupt nicht. Als Teenager und in meinen frühen Zwanzigern, hatte ich einige Beziehungen. Locker meist. Nicht alle meine Freundinnen waren reine Lesben und ich kein Kind von Traurigkeit.
Natürlich können manche Frauen Sex und Liebe trennen. Sie sind da nicht viel anders, als Männer. Ich kenne so einige Lesben, die kreuz und quer Spaß haben und auch vor Beziehungen nicht halt machen. Auch Yuki und ich sind Ziel dieser Begierde, die Mädels blitzen aber immer ab. Und ich kann da durchaus drastisch werden. So schön kann keine Schwester sein, dass ich dafür meine Ehe riskiere.

Nun sagen Wissenschaftler der Universität von Arizona, dass Sex mit der / dem Ex hälfe, die Trennung besser zu verarbeiten. Befragt wurden 137 frisch getrennte, aber noch verheiratete Paare. Für mich wenig erstaunlich ging es den Menschen am besten, die die Trennung vollkommen akzeptierten. Überraschend für mich stellten die Forscher fest, dass wer noch Sex mit dem Ex-Partner habe glücklicher als jene Menschen sei, die eine Freundschaft aufrecht hielten. Aber wie bei allen Studien, die ich nicht gefälscht habe, können das nur Einzelfälle sein. Laut der Studie liege ich also nicht völlig daneben. Und meine Frau denkt ebenso.

Ich habe mich bei Trennungen bisher nie schlecht, oder schuldig gefühlt. Das lag aber auch an der Art und Weise. Streit, Hass? Nein. Es war vorbei, wenn es vorbei war. Wann das der Fall war, habe immer ich entschieden. Das Bedürfnis in Kontakt zu bleiben empfand ich nicht. Auch, wenn es sich dabei lediglich um mein Leben, meine Lösung handelt, ist die nicht verkehrt. Wer mit dem Feuer spielt, kommt leicht darin um. Vor allem mit dem Feuer von Gefühlen. Die Leidenschaft, die Begierde entfacht vielleicht Flammen, die außer Kontrolle geraten. Und schöne Erinnerungen sollte genau das bleiben.

Wir haben uns sogar darüber unterhalten, wie wir bei einer Trennung reagieren würden. Und zugegeben war das ein sehr emotionales und schwieriges Thema. Auch, wenn ich normal sehr (selbst)sicher bin, eine Trennung von Yuki würde ich vermutlich nur schwer verkraften. Gut, das stand und steht nicht zur Debatte. Wir werden auch in 50 Jahren noch zusammen sein. Aber nur, wenn ich endlich kochen lerne, sagt Yuki und lacht. Ihre Meinung zu einer Trennung ist weniger spaßig. „Das wäre mein Tod“, hat sie gesagt. „Vielleicht sterbe ich nicht sofort, aber jeden Tag ein bisschen mehr.“ Daher wird das einzige Feuer mit dem ich jemals spiele, das des Gasbackofens sein.

50 Kommentare zu “Wer mit dem Feuer spielt

  1. Meine Erfahrung ist, dass manche Menschen (Frau und Mann) gut mit ihren jeweiligen Exen im Kontakt bleiben. Andere haben überhaupt keinen Kontakt mehr. Ich zähle mich zur letzteren Gruppe. Es hat sich einfach nicht ergeben.

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  2. Keiner von meinen EX-Partnern ist weiterhin ein guter Freund geblieben, aber zu ein paar habe ich heute noch einen flüchtigen Kontakt. Zum letzten Ex ist der Kontakt vollkommen weg, er hat meine Trennung nicht wirklich gut aufgenommen und wollte nicht so wirklich loslassen, deshalb blieb nur der eine Weg: absolut null Kontakt. Vom Sex mit dem Ex halte ich nichts, bin sogar der Meinung, dass sich die Trennung so eher schwieriger gestaltet.

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  3. Tja, und wieder ist die Knobloch’sche die Einpruchschreierin. Sex mit dem Ex fetzt nämlich ungemein. Allerdings nur wenn man sich vergeben hat. Und wenn der Ex eine neue Liebe findet und man noch als Freundin fungieren kann (selbstverständlich ab dem Punkt ohne Beglückerei), bis hin zur Trauzeugin, ist es überaus famos. Wie gesagt: man muß sich vergeben können. Auch die Verletzungen.

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  4. Völlig d’accord, liebe nandalya. Ich glaube nicht mal an funktionierende, tatsächlich rein freundschaftlich ambitionierte Beziehung zwischen Mann und Frau, Ex oder nicht. Es sei denn, mein weiterer Lebensweg beweist mir irgendwann das Gegenteil.

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  5. Hmm… Ich habe auch zu keinem einzigen Ex mehr Kontakt, und ich will auch keinen. Nicht, weil da zu viele Gefühle noch mitspielen, eher im Gegenteil – ich habe ihnen nichts mehr zu sagen und gehe davon aus, dass sie mir auch nichts mehr zu sagen haben. Da wäre eine „Freundschaft“ reiner Krampf. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es funktioniert – wenn die Beziehung in beiderseitigem Einvernehmen und ohne Streit zu Ende geht, aber die Partner noch gemeinsame Interessen teilen, warum nicht? Es muss dafür halt alles stimmen, und das ist mir persönlich einfach noch nicht passiert. Ich kenne allerdings Leute, bei denen das anders lief, und ich denke, wenn’s klappt, kann so eine Freundschaft eine echte Bereicherung sein.

    Sex mit dem Ex wäre mir viel zu gefährlich. Was, wenn einer von beiden das als Beweis doch noch bestehenden Interesses wertet und dann nicht loslassen kann? Das hilft doch keinem.

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  6. Ich vertrete auch die Meinung, dass man sich gänzlich trennen sollte. Den Satz „lass uns Freunde bleiben“ hörte ich oft aus männlichem Mund, als ich mich trennte. Von mir würde ein solcher Satz nie kommen. Ex ist Lateinisch und heißt „aus“ 😉 Direkt nach einer Trennung funktioniert es ohnehin nicht, wenn einer von beiden verletzt ist. Wenn einige Zeit ins Land gezogen ist, könnte es funktionieren. Ich würde eine Freundschaft trotzdem nicht mehr in Angriff nehmen.

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  7. Wahre Worte, sprichst mir aus der Seele. Mein Ex und ich, wir haben bei der Trennung gesagt wir wollen voneinander hören, wir würden sich doch füreinander interessieren, wir sollten doch Freunde bleiben! Das kam zwar eher von seiner Seite, aber ich wollte das auch irgendwie (wenn auch mit der ihn-zurückbekommen-Hoffnung). Als ich dann näher darüber nachdachte konnte ich mir durchaus vorstellen, befreundet zu sein. Wir hatten/haben den selben Freundeskreis, es erschien also nur logisch wieder miteinander auszukommen. Jetzt, ein halbes Jahr später, blicke ich den Tatsachen ins Gesicht: was wie Freunde schien, war nur Bekanntschaft, die können bekanntlich schnell verloren gehen. Freizeitlich liefen wir uns auch niemals über den Weg – ein Zeichen, dass uns einfach nie wirklich etwas Verbunden hat außerhalb unserer Beziehung. Nun gut – fehlt aber der gemeinsame Bezug, ist auch kein Verlangen mehr da, befreundet zu sein. Er interessiert mich kein bisschen mehr, eine Freundschaft wäre bloß absurd.
    Ich kenne niemanden, die nach der Trennung eine Freundschaft aufbauen konnten. Ich denke aber, dass es funktionieren kann, wenn die Phase der Abspaltung noch IN der Beziehung so lange dauert, dass man sowieso nurmehr Freunde war. Aber eben diese längere Phase ist wichtig, in der man einige Zeit leben sollte ohne sich zu trennen. (nur eine Theorie!)
    Mit einigen Ex Freunden habe ich Kontakt, hin und wieder. Wir frischen da schon Erinnerungen auf, tauschen uns aus, reden darüber warum es nicht funktioniert hat und was sehr schön war. Das funktioniert aber auch nur, weil zwischen damals uns jetzt Jahre liegen. Es ist eine schöne Erfahrung, und spannend darüber zu reden und zu wissen dass von keiner Seite mehr Gefühle im Spiel sind.

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    • Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich mag es sehr andere Sichtweisen zu sehen und Erfahrungen zu lesen. Selbst wenn ich meine Ex-Freundinnen sehen wollte: Die leben einige hundert Kilometer weg 😉

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  8. Ein Satz den ich sofort wenn er anstimmt zu sabotieren versuche.
    und das obwohl ich geschätzt mit 95% der vergangenen noch guten bis sehr guten Kontakt habe.

    Ich hab zu dem Thema bereits vor einiger Zeit auch mal was vertextet und meine Grundaussage war jene, dass es sich ergeben wird wenn beide das möchten. Vor allem erspart man sich jede Menge Frust wenn man die Erwartungen aus dem Satz nicht mit ins danach übernimmt.

    In wie weit man an einer weiteren Freundschaft interessiert ist muss jeder für sich selbst klären. Und selbst das braucht manchmal Zeit.

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  9. Lass uns Freunde bleiben ist ein Satz, der bei Trennungen fein säuberlich in seinem Kästchen bleiben muss – es gibt nichts Unpassenderes. Denn sich trennen und gleichzeitig Freunde bleiben geht höchstens, wenn man sich so weit aueinandergelebt hat, dass man den anderen vermissen würde, wie ein liebgewonnenes Möbelstück, das ich häufig brauche. Ich pflege zu keinem meiner Ex-Partner eine tiefere Freundschaft, da die Trennung meist auf Gründen basierte, die auch einer Freundschaft abträglich sind. Ich finde, man sollte sich auf jeden Fall anständig trennen, so dass man sich noch in die Augen schauen kann, wenn man sich in der Stadt zufällig über den Weg läuft. Und sollte sich dann doch noch mal eine Freundschaft entwickeln, ohne Druck, Versprechen und Krampf, dann ist das ja ok so.

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  10. Ich kann auch nicht kochen. Dafür muss ich dann andere Sachen im Haushalt machen. 🙂 Da ich vor Yi Man erst eine richtige Beziehung hatte (Liebeleien zähle ich nicht dazu), muss auch ich feststellen, dass ich keinen Kontakt zu meiner Ex habe. Ich weiß aber nicht, ob ich so etwas grundsätzlich aus Prinzip ausschließen würde. Du scheinst dies bezüglich recht kompromisslos zu sein. 😉

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    • Dass ich nicht kochen kann, ist pure Ironie und wird von Yuki gern benutzt, um mich zu ärgern. Wir können das beide sehr gut. 🙂
      Vor Yuki gab es Freundinnen, die wie Schatten durch mein Leben glitten. Das mag kalt und herzlos klingen, aber die absolut tiefen Gefühle hatte ich für diese Frauen nicht. Ich habe sie gemocht und wir waren so lange zusammen, bis ich es beendet habe. Punkt.
      Kompromisslosigkeit ist einer meiner Wesenszüge. Aber nicht in allen Dingen.

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